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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 26.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190901264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19090126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19090126
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-26
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Monat
1909-01
-
Jahr
1909
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namens ihrer politischen Freund« die Zustimmung zu den neuen Vorschlägen erklärt hatten, nimmt LtaatSminister Ur, Gras v. Hohenthal da» Wort und führt au», der Vorredner habe ganz richtig darauf hingewiesen, daß der vorliegende Entwurf der, so Gott woll«, auch in dieser Kammer möglichst einstimmige Annahme finden werde, ein« t«ilw«ise Entziehung der Vorteil« für d«n Mittelstand bring«, die durch die Eoentualvorlage ihm zugedacht g«wes«n seien. ES sei sür di« Regierung außerordentlich schmerzlich gewesen, daß e» nicht möglich gewesen sei. sür den Mittelstand, der die Regierung in her ganzen Kampagne unterstützt habe, mehr zu erreichen. Die Regierung glaube zwar, daß der vorliegende Entwurf auch für den Mittelstand ganz «rbebliche Vorteile bringe. (Zwischenruf: Sehr richtig!) Gleichwohl wäre e» der Regierung lieber gewesen, wenn e» hätte ermöglicht werden können, diese Vorteile sür den Mittelstand zu verstärken und zu erhöhen. In der WahtrechtSsrage müßten aber Alle Resignation üben. Niemand könne alle» da» durchsetzen, wa» er wolle. Das gelte auch sür die Regierung. Er würde unverantwortlich gehandelt haben, wenn er im letzten Augenblicke di« Ganze Sache hätte scheitern laste». Er bitte deshalb den vorliegenden Antrag Enke (die Einkommengrenze von 1600 auf 9S0 M. oder im Falle der Ablehnung diese» Vorschlages, aus 1200 M. herad- zusetzen) abzulehnen und den DeputationSantrag anzunehmen. Abg. Günther iFreis.) verwirft die neue Vorlage und bezweifelt ihr ver fassungsmäßige» Zustandekommen, da die erste Deputation der I. Kammer «inen Initiativantrag geschaffen habe, der in zwei aufeinandersolgenden Landtagen von den Ständen angenommen werden muffe. Er beantrage, die Jnlegralerneuerung der Kammer alle 4 Jahre vorzunehmen und für Plauen 2 Abgeordnete anstatt einen vorzusehen. Staatsminister vr. Graf v. Hohenthal wendet sich gegen die Ausführungen de» Vorredner«. Er, der Minister, habe sich stet» immer nur gegen ein plutokraiische» nicht aber gegen ein Pluralwahlsystem ausgesprochen. Es sei seine Sache, zu ermessen, ob die Wendung, die die Ang.Iegenheit jetzt genommen habe, dem Willen des König» entspreche. Jedenfalls bringe das vorliegende Gesetz große Vor teile. Die von dem Adg. Günther eingebrachten Anträge stoben nicht die genügende Unterstützung. Auch der Antrag E cke, sür den di« Abg. Ulrich und Enk« warm eintreten, findet nur eine Unterstützung von 9 Stimmen und ist damit gesallen. Hieraus führt Abg Langhammer (Natl.) aus: Die Wahlrechlssrag« wäre schon seit Monaten geklärt, wenn die Regierung beim Vortegen des sogenannten Kompromisses dasselbe Entgegenkommen gezeigt hätte, wie gegenüber der Deputation der l. Kammer. Abg Zimmermann (Refp) sicht in dem Gesche keinen großen Fortschritt, will aber dafür stimmen, weil zur Zeit nichts Besseres zu erreichen sei. Das Gesetz würde erst dann eine Resorm sein, wenn die Verhältniswahl und die Wahlpflicht hinzukäme Die Abg. Be hrenS (Kons) und Edler v Quersurth (Kons.) sprechen sich zu Gunsten der Vorlage aus. Adg. Müller- Leipzig (Natl.) erklärt, gegen daS Gesetz stimmen zu wollen. Staatsminist.r vr. Gras v. Hohenthal betont, er habe seinerzeit nicht aus den Kompromiß eingehen können, weil mit ihm di« neue Wahlkreiseinteilung zusammenhing. Abg. Brückner (Freikons) stellt fest daß das vorliegende Ergebnis die Arbeit beider Kammern darslelle. Hierauf wird ein Antrag aus Schluß der De batte angenommen. Nach einer Reihe persönlicher Bemerkungen und den Schlußworten der beiden Berichterstatter, nimmt die Kammer einstimmig den Antrag an, ihre Beschlüsse vom I. und 2. Dezember vorigen JahreS fallen zu lasten. Hierauf wird der vorliegende Gesitzentwurf über die Wahl reform in der von der ersten Kammer beschlossenen Fassung in namentltcher Abstimmung mit 72 gegen 6 Stimmen angenomen. Dagegen stimmen die drei Nationallibcralen Müller Hirschselde, Müller-Leipzig und Zöphel und die beiden Freisinnigen Günther und Roch. Krank sind 4 Aogeordnete Dürr (Kons ), Kretzschmar (Natl.), Bär (Freis.) und Goldstein iSoz). DaS Mandat deS verstorbenen Abg. Goltzich ist erledigt. Das Ergebnis der Abstimmung wird im Hause mit lautem B ifall ausgenommen. Es folgt die Schlußberatung über die Petition de» Vorstandes des B zirksverbandes Sächsischer Bauinnungen und des Vorstandes des Dresdner Architekten- Vereins, betreffend die Auslegung der 88 6 und 7 de» allgemeinen Bau- gesetzeS sür das Königreich Sachsen. Die Petition wird der Regierung zur Kenntnisnahme überwiesen. E» wird sodann nochmals über die Petition, betreffend die Erbauung einer Eisenbahn durch da- Bahratal verhandelt, über bie abweichende Beschlüsse beider Kammern vorliegen. Das HauS beschloß wiederum, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Nächste Sitzung Montag II Uhr vorm. Gefferttliche Sitzung des Hemeinderats Schönheide vom 15. Januar I9v9. Nachdem die Mitglieder des Kollegium-, insbesondere die neu einge tretenen Herren durch den Vorsitzenden begrüßt worden sind, erfolgt 1) die Wahl und Konstituierung der Aueschüffe aus die Jahre W09 und 1910 noch den schrisilichen Vorschlägen d>S Veifaffunpsoukschustes, worauf 2) die Wahl von 12 GemeindeiarSmiigliedern sür den Schulvorstand mittelst Stimmzetteln geschieht Sodann nimmt 3) der Gemeinderat KenniniS von a einem gegenüber der Gemeinde geltend gemachten Schadenanspruch, b. einem Gesuch um Gewährung öffentlicher Armenunterstlltzung, o. der dem Rathauswrit Rudolph erteilten Erlaubnis zur Abhaltung von Vereinstanzvergnügungen auf solange, al» sür den ab gebrannten Gambrinussaal kein Ersatz geschaffen ist, <i. dem Stande der KosteneistattungSsache sür den im Oderdorfe auSgeführten Schleusenbau. Nach den Ergebnissen der Wahlen zu Punkt I setzen sich die Aus schüsse wie folgt zusammen: Armenausschuß. Der Gemeindevorstand, Vorsitzender, Hr Gemeinderatsmitgl. Heriel, „ „ Mayer, „ ,, Poller, „ „ Schädlich. BauauSschuß. Hr. Genieindeäliester Schurig, Vors.» „ GemeinderatSmitgl. Berger, „ „ Baumann, ,, » Kolbe, „ ,, Seidel. NachschätzungSauSschuß. Der Gemeindevorstand. Vo> sitzender, Hr. Gemeindeällester Lenk, „ ,, Tuchscherer, „ Gemeinderatsmitgl. Fischer, „ „ Seidel, „ Oberförster Hoffmann, „ Echuhmachermstr. Winkelmann. Finanz, u. RechnungsauSsebuß. Hr. Gemeind»ältester Tuchscherer, Vors. „ „ Lenk, „ Gemeinderatsmitgl Baumann, „ Oichctz, « „ G. Oschatz Ausschuß für die Gewerblich« Fortbildungsschule Der Gemeindevorstand, Vo,sitzender. Hr. Gemeindeältester Schurig stellv. Voi sitzender, „ Gemeinderatsmitgl. Kleinhempel, „ „ Männel, „ Schuldirektor Grohmann. Sparkassenausschuß. Der Gemeind» Vorstand, Voi sitzender, Hr. Gemeind» ältester Lenk, stellv. Vors-, „ GemeinderaiSmitgl. Flemming, „ „ W Oschatz, „ Kaufmann Rudolf Baumann, „ Fabrikdirektor Rudolf Lenk, „ Steuerrezeplor Männel. Ausschuß für die VolkS- bibliothek. Der Gemeindevorstand, Vo> sitzender, Hr. Gemeindeällester, Schurig, „ ,, Lenk, „ Schuldirektor Grohmann, „ Pfarrer Wolf, „ Lehrer Hennig. Verfassungsausschuß. Der Gemeindevol stand, Vorsitzender, De drei Gemeind,ältesten. OrtSgesundheitSauSschuß. Der Gemeindevorsland Vorsitzender, Hr. Gemeinde atSmitgl. M »her, „ „ Kolbe, „ „ Leiftner, „ „ Siockburger. Zu Punkt 3 wurden al» Mitglieder des Schulvorstande» gewählt die urren Baumann, Berger. Flemming, Haupt. Kleinhempel, Kolbe, Lenk, lustov Oschatz, Walter Oschatz, Schurig, Seidel und Tuchscherer. Vorn Aar und Meuchen. Die Geschichte einer Jugendliebe. Von Fritz Skowronnrk. (8. Fortsetzung.) Im drittem Semester bereits war er erster Char gierter seiner Verbindung und als Raufbold bei allen anderen Studenten verrufen. Auch die Mitglieder sei ner eigenen Verbindung fürchteten sich vor ihm, denn er sah stets epnst, beinahe düster aus, selbst bei der Kneiptafel. Nur ivenn er sehr viel getrunken hatte, kam eine wilde Lustigkeit über ihn. Im Kolleg sah man ihn fast nie, dagegen erteilte er seine Nachhilfe stunden mit -großer Pünktlichkeit und Sorgfalt. Und da seine Schüler alle gute Fortschritte machten, hatte er nie Mangel an gut zahlenden Stundengängern. Zu Weihnachten war er für einige Tage nach Haus gekommen. Zu Ostern und in den nächsten großen Ferien blieb er in Königsberg. Die Eltern waren über seinen Lebenswandel sehr betrübt. Als er schließlich ihre Briefe nicht mehr beantwortete, fuhr die Mutter zu ihm, -um ihm energische Vorwürfe zu machen. Er ließ sie sprechen, ohne sich zu verteidigen, und erwider te zum Schluß nur, er hätte ja erfüllt, was sie wollten, er wäre ja beim Studium geblieben Daß er in Saus und Braus l-ebe, wolle er gar nicht in Abrede stellen — sie mußten wohl auch wissen, wie es in ihm aussähe -; übrigens habe er weder Schulden gemacht, noch vop ihnen Geld verlangt. Beim Abschied, als er in den Augen der Mutter den Gram und die Seelenangst las, wurde er weich, faßte sie um und flüsterte ihr ins Ohr: „Hab keine Angst, Mutter, um deinen Bär, ich werde austoben und mich durchringen. Aber nach Hause komme ich nicht eher, als bis Czecha unter der Haube ist. Macht denn der Priester noch gar keine An stalten ?" Die Mutter streichelte ihm den Kops. „Hat das so tief gesessen, mein Junge?" Er nickte nur schweigend. Plötzlich brach er los: „Das dumme Frauenzimmer verdient es gar nicht, daß ich mich so grünte. Ueberspannt ist sie, ihre Liebe bringt sie meiner Zukunft zum Opfer. Sag mal, Mutter, hast du danach gefragt, als der Vater um dich warb und all deine vornehmen Verwandten darüber Zetermor- dio schrieen, daß du einen simplen Haideläufer hei raten wolltest? Nein, du hast neun Jahre für deine Liebe gekämpft. Das hatte ich auch von ihr erwartet, aber nicht dieses schwächliche Verkriechen hinter aller lei Rücksichten." „Sie hat vielleicht gefürchtet, daß du als Student verbummeln wirst, siind du gibst ihr ja jetzt recht." Verblüfft sah Hans die Mutter an. „Du bist sehr geschickt, Mutter, und ich will dir offen eingestehen, daß der Hieb gesessen hat. Aber ebenso wirst du wis sen, daß ich andernfalls wie ein Pferd gearbeitet hätte, um schnell vorwärts zu kommen. Na, dazu ist es ja auch jetzt noch nicht zu spät. Also: fahr ruhig nach Hau se und sag dem Vater, daß die Sturm- und Drang periode bei mir vorüber ist!" Und der Bär hielt Wort. Seine Bundesbrüder merkten bald, daß in ihm eine Wandlung vorgegangen sein mußte. Er suchte keine Kontrahagen mehr, von der Kneipe ging er nach Schluß des offiziellen Teils fort, und am Schluß des Semesters überraschte er sie mit der Ankündigung, daß er keine Charge mehr an nehmen, sondern inaktiv werden wolle. Es gab eine erregte Szene. Man warf ihm vor, daß er die Flinte ins Korn werfe. Nach studentischer Anschauung könne er mit vier Semestern nicht inaktiv werden. Hans antwortete damit, daß er seinen Austritt ankündigte. Die beiden Hauptschreier, die ihn in nicht einwands freier Weise angegriffen hatten, ersuchte er sehr höflich um Genugtuung, trat mit ihnen am nächsten Tage auf die Mensur an und verabreichte jedem einen gehöri gen Denkzettel. Czechas Lebenslauf hatte sich in dieser Zeit viel stiller abgespielt. Sie war sehr ernst geworden und in sich gekehrt; was in ihr vorging, ahnte niemand. Kein Mensch wußte, daß sie sich mit den schlimmsten Selbstvorwürfen peinigte. Wenn sie so still, über ihre Arbeit gebeugt, dasaß, hörte sie manchmal die letzten Worte, die Hans ihr mit so bitterem Ton zugerufen, in sich wiederklingen. Und je länger sie grübelte, de sto mehr schien es ihr, als ob er recht gehabt hätte, als er sich so brüsk von ihr trennte. Wer dankte ihr denn für das großherzige Opfer? Niemand, nicht ein mal seine Eltern. Der Verkehr zwischen ihr und dem Forsthause hatte ganz aufgehört; ihre Dienste wurden dort nicht mehr beansprucht. War es denn ein Verbrechen gewesen, daß sie den Jugendgespielen liebte? „Nein, aber eine Dummheit," schrie es in ihr, „daß ich nicht festhielt, was mir ge hörte, seine Liebe." Auf Umwegen hörte sie, wie toll es Hans auf der Universität trieb, und eine Art von Schüldbewußtsein stieg in ihr auf. Er suchte sich zu betäuben, um das Vergessen zu finden. Wenn er unter sank in dem Strudel, sie hatte ihn hineingestoßen. An der Hand ihrer Liebe, mit dem festen Ziel vor Augen, hätte er sich durchgerungen. Was hätte es geschadet, wenn er, bloß um bald heiraten zu können, das Stu dium aufgegeben und einen anderen Beruf ergriffen hätte? — Das wäre immer noch besser gewesen, als wenn er verbummelte. Als sie von seiner völligen Umkehr hörte, atmete sie auf. Nun war wenigstens diese Last von ihr genom men. Manchmal drängte es sie, ihm zu schreiben, ihm dafür zu danken. — Ja, aber mit welchem Recht. . .? Zwischen ihr und Gustav hatte sich ein eigentüm liches Verhältnis herausgebildet. Wie ein zweiter Tog- genburger harrte er mit rührender Treue auf die weni gen Momente, wo er sie treffen und mit einigen Worten begrüßen konnte. Einmal war sie auf vieles Bitten für einige Tage zu seiner Schwester, der Frau Reiner» nähen gegangen. Da war er täglich nach Schluß der Schule gekommen, hatte still bei ihr gesessen und sie abends nach Hause begleitet. Von da an kam er fast jeden Sonntag am Nachmittag und brachte ihr ein Sträußchen oder eine andere Kleinigkeit, die sie, ohne unhöflich zu sein, nicht ablehnen konnte. Mit der Zeit hatte sie sich an ihren stillen Gast, der so selbstlos und unermüdlich um sie warb, gewöhnt. Manchmal sprachen sie auch von Hans, von seinem wilden Leben. Und da rührte es sie, daß Gustav nicht schlecht von ihm sprach. Im Gegenteil, er entschuldigte ihn und meinte, er würde sich wohl durchringen und ruhiger werden. Eines Tages kam dann der Augenblick, den Czecha lange befürchtet hatte. Gustav hatte stumm am Fen ster gesessen. Aber sie sah es ihm an, wie es in ihm ar beitete, sie wußte, was er sagen wollte. In solchen Augenblicken ist es, als wenn die Gedanken des einen sich auch ohne das Wort dem andern mitteilen. Und richtig — er begann damit, daß er nun schon zwei Jahre geduldig gewartet und ihr Zeit gelassen, die erste Neigung zu vergessen. Er verlange ja gar nicht so viel Liebe, wie sie Hans entgegengebracht, er sei schon damit zufrieden, wenn sie ihm nur gestatte, um ihre Zuneigung zu werben. Aber sie müsse ihm wenig stens das Recht dazu geben. Tausendmal hatte Czecha sich überlegt, was sie da rauf antworten wollte. Doch gegenüber dieser demü tigen, entsagungsvollen Liebe versagten alle ihre Grün de. Sie schüttelte nur leise den Kopf .... „Gustav . . . was soll ich darauf erwidern? Ich habe dich lieb wie einen Bruder, ich achte dich mehr wie jeden Menschen, du tust mir so entsetzlich leid, daß du dein Herz an mich gehängt hast . . . aber ich kann nicht ..." „Nicht einmal aus Mitleid willst du mich nehmen?" „Nein, Gustav, das wäre eine Lüge... ich kann nicht mit einer solchen Lüge im Herzen deine Frau werden . . . ." „Du liebst ihn also noch . . . . ?" „Ja, Gustav. . . und wenn er heute kommt und die Hand nach mir ausstreckt, dann müßte ich ihm um den Hals fliegen . . . ." (Fortsetzung folgt.) Vermischte ^Nachrichten. Berlin, 23. Januar. Das Militärluft schiff unternahm heute mit dem Prinzen Heinrich u. dessen Adjutant, sowie dem Major Groß an Bord un ter Führung des Majors von Sperling und des Ober ingenieurs Basenach gegen einen fünf Meter starken Ostwind einen Aufstieg. Das Luftschiff nahm die Rich tung nach Berlin und fuhr über Charlottenburg zurück nach Tegel, wo es glatt landete. — Potsdam, 23. Januar. Ein starkesFern- beben, dessen Herd anscheinend in Asien zu suchen ist, wurde heute morgen 3 Uhr 5 t Minuten 55 Sekun den an den seismischen Instrumenten des Geodätischen Instituts beobachtet. Die Entfernung des Erdbeben herdes beträgt 3000- 4000 Kilometer. Messina, 25. Januar. Sonnabend abend 7 Uhr 30 Minuten wurde hier eine sehr starke Erders schütter ung wahrgenommen, die acht Sekunden an hielt und auch an Bord der Schiffe gefühlt wurde. Die Barackenbauten am Lande gerieten ins Wanken. Die Bevölkerung ist lebhaft beunruhigt. Reggio, 25. Januar. Sonnabend nachmittag um 2 Uhr wurde hier eine Erderschütterung ver spürt, um 4 Uhr 25 Minuten trat eine starke Erderschüt terung ein, welche mit dumpfem, donnerähnlichem Ge räusch verbunden war. Um 7 Uhr 20 Minuten abends ereignete sich abermals ein leichter Erdstoß, dem 7 Uhr 24 Minuten ein sehr heftiger Stoß von kurzer Dauer folgte, der an Stärke dem am 28. Dezember gleich kam. Mehrere bereits beschädigte Mauern stürz ten ein. Der Bevölkerung bemächtigte sich großer Schrecken» - Siena, 23. Januar. Hier sind heute früh 3 Uhr 55 Minuten die Ausläufer eines wellenförmigen Erdbebens ersten Grades, das sein Zentrum in größerer Entfernung haben muß, verspürt worden. — London, 23. Januar. Heute früh ereignete sich in Tottenham, einem der nördlichen Viertel von London, ein sehr ungewöhnlicher Vorgang. Zwei Ausländer, deren Nationalität noch nicht feststeht, ließen ein Automobil, in welchem zwei Angestellte einer Kautschukfabrik mit dem Wochenlohn für die Arbeiter saßen, halten, verwundeten die beiden Insassen durch Revolverjchüsse und bemächtigten sich des Geldes. Mit diesem sprangen sie auf einen gerade vorbeifahrenden Straßenbahnwagen, dessen Führer sie durch einen vor gehaltenen Revolver zwangen, die größte Geschwindig keit einzuschalten. Während der Fahrt gaben sie dann auf den Wagenführer und die Passagiere Schüsse ab, durch welche einige Personen verwundet wurden. In zwischen hatten viele Polizeibeamte die Verfolgung auf Fahrrädern und in Automobilen ausgenommen. Als die beiden Räuber schließlich keine Rettung mehr sahen und nachdem sie noch mehrmals auf ihre Verfolger geschossen hatten, töteten sie sich selbst. Am Geburtstage des Kaisers bläßt das Trompeterkorps des 1. Garde-Dragvnerregiments Kö nigin Viktoria von Großbritannien und Irland mor gens um 8 Uhr von der Kuppel der Schloßkapelle nach jeder Himmelsrichtung einen Choral. Zu gleicher Zeit führt das Musikkorps des 4. Garde-Regiments z. F. mit den Spielleuten der 2. Garde-Jnfanterie-Brigade das große Wecken aus. Die festlichen Veranstaltungen der Truppenteile zur Feier des Geburtstages des Ober sten Kriegsherrn haben mit einigen Bällen und The ateraufführungen schon begonnen. Die letzten finden erst am 10. Februar statt. Sie müssen sich über eine so lange Zeit erstrecken, weil es in Berlin an Sälen fehlt. Der Kriegerbund, der Kriegerverband und die Kameradschaftliche Vereinigung veranstalten ihre Fest gottesdienste am Geburtstagabend um 6 Uhr in der Hof- und Domkirche, in der Kaiser Wilhelm-Gedächtnis kirche und in der Petrikirche. Die Festpredigten halten Hofprediger Kritzinger, Divisionspfarrer Großmann und Superintendent Krüger. Lhemnitzer Marktpreise am 23. Januar 1909. Weizen, fremde Sorten l l Mk. 18 Pf. bi» ,2 Rk.so Pf. pro 50 Kilo - sächsischer. I» . w . . 10 . 2S - - Roggen, niederl sächs.. 8 . 50 - - 8 . 7b - . . preußischer. 8 - KO - - 8 . 7S - . . hiesiger. 8 . W - - 8 . 80 - - « fremder. 8 . 70 - - 8 .80. . Braugerste, fremd«. ro . — - . 11 . 78 . . sächsische. 8 . 50 - . 10 - — » » Futtergerste 7 . 20 . . 7 . 35 . . Haser, sächsischer 8 - 2b . . 8 . 50 - - Kocherbsen >1 . — - - N . 50. . . Mahl- u. Futtererbsen 8 . btt . . ,tt . 25 . . Heu 3 . 50 . . 3 . 8tt . . < gebündelte» 3 . 70 . . 4 .10.. Strotz, Flegel orusch » Maschinendrusch 2 . 80 - . 3 . 20 . . Langstrotz . Maschinendrusch l . 80 . . 2 . ro . . Krummstrotz l . so . - 1 . 90 . . Kartoffeln, inländisch« 8 . 25 . - 3 . 50 . . Butler 2 . s> . . 2 . 70 . . 1 HirLtvnaäriäten aus ^lbönbrid». Mittwoch, den 27. Jauuar 1909, abend» 8 Uhr: vibelstund», Pastor Böltger.
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