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Arbeiten. Hans wanderte an jedem Morgen vergnügt zum Gymnasium und kam noch vergnügter nach Hause. Die Arbeiten hatten ihm keine Schwierigkeiten geboten. Er befolgte auch den Rat der Lehrer, sich nicht durch „Ochsen" die Frische zu rauben; er wanderte in den Wald oder fuhr im Kahn auf den See. Ebenso hielt er es in der Zeit bis zum mündlichen Examen. Er nahm wohl seine Bücher vor, aber abends kam er zeitig aus seiner Bude und forderte die Eltern zu ei nem gemütlichen Spielchen aus. Die Mutter machte beim erstenmal Einwendungen. Er schüttelte lachend den Kops. „Ich werde vom Mündlichen dispensiert." „Und wenn du nicht dispensiert wirst." „Dann werde ich antworten: Was in den Büchern drin steht, weiß ich; mehr können die „Schuster" nicht fragen." Am Tage des mündlichen Examens kam er lustig pfeifend die Treppe herunter, präsentierte sich den El tern in dem neuen Frackanzug und küßte sie herzlich zum Abschied. „Ich hoffe, die Sache wird programmatisch ver laufen. Wenn ihr mir den Wagen nachschickt, könnt ihr in einer guten Stunde die rote Mütze im Hause haben. Ich weiß nur nicht, ob ich eine bekomme." Die jüngeren Brüder, die mit ihm gehen wollten, lächelten verständnisinnig. Sie trugen ja wohlverpackt ein reichgesticktes Cerevis bei sich, ein Geschenk von Czecha, woran sie schon wochenlang nachts gearbeitet hatte. Das Examen verlief wirklich so, wie Hans erwar tet hatte. Als die Abiturienten sich im Konferenzzim mer versammelt hatten, hielt der Schulrat eine kleine Ansprache, worin er seiner Freude Ausdruck gab, daß alle zwölf Examinanden auf Grund ihrer schriftlichen Arbeiten zur mündlichen Prüfung zugelassen seien. Zur ganz besonderen Freude gereiche es ihm, daß er dreien, Hans Neureuter, Emil Daumlehner und Josef Fabian, infolge ihrer guten schriftlichen Leistungen das Münd liche erlassen könnte. Mit einem herzlichen Glück wunsch für ihren Lebensweg entließ er die Dispen sierten. Draußen vor dem Gymnasium standen Hunderte von Menschen, nicht nur Gymnasiasten, sondern auch Bewohner der Stadt. Es war eine schöne Sitte, den Abiturienten einen Albertus, das goldene oder silberne Medaillonbild des Stifters der ostpreußischen Univer sität, als Nadel gefaßt zu schenken. Man gab ihnen damit nicht nur ein Zeichen der Anerkennung, sondern auch einen Notgroschen, denn jeder Albertus wurde zum vollen Metallwert von jedem Goldwarengeschäft angenommen. Als Hans barhäuptig die Treppe hinuntersprang, stürmten seine Brüder auf ihn zu. Der eine setzte ihm das rote Cerevis auf, die anderen steckten ihm Alber- tusse in die Rockklappen. „Bon mir! Von Mutter, von Vater! Von Onkel Karl!" rc. Je weiter er ging, de sto mehr Albertusse siedelten sich auf seinem Frack an. Seine vielen Privatschüler, alle die Familien, denen er mal im Auftrage der Eltern ein Gericht Fische oder einen Weihnachtsbaum gebracht, bezeugten ihm auf diese Weise ihren Dank. Längst war die Brust bedeckt, dann kamen die Weste und das Cerevis an die Reihe und schließlich die Aermel. So etwas hatte man noch nicht gesehen! Nun rasselte ein Wagen heran. Der Vater war selbst gekommen, seinen Aeltesten abzuholen. Er hatte die dunkelgrüne Staatsuniform mit goldenen Knöpfen, die nur bei ganz außergewöhnlichen Anlässen getragen wurde, angelegt und den hohen Hut mit dem fächer förmigen Gemsbart aufgesetzt. Mit freudigem Stolz schloß er den Sohn in seine Arme. (Fortsetzung folgt.) Kermiflüte AackriLlen. - Zum Kircheneinsturz bei Sitten wird noch gemeldet: Das Gewölbe der Kirche in Nax stürzte auf eine Länge von 12 Metern ein. Die Ursache des Einsturzes ist noch nicht ermittelt. Es werden Ver mutungen laut, daß ein Erdbeben den Einsturz verur sacht habe. Da aber der Einsturz nach dem Einläuten erfolgte, so ist es auch nicht ausgeschlossen, daß die ourch das Läuten verursachten Erschütterungen das Gewölbe zum Einsturz gebracht haben. Vor kurzem sind an der Kirche erhebliche Erweiterungsbauten vorgenommen worden, wodurch vielleicht die Festigkeit des Gewölbes gelitten hat. Bei dem Eintritt der Einsturzkatastrophe in Nax war die Kirche dicht gefüllt. Staub und Schutt bedeckten das, Kirchengestühl, aus dem das Wehklagen Verwundeter und Sterbender ertönte. Man zählte nach den ersten Aufräumungsarbeiten 42 Tote und über 70 Verwundete. Mehrere Verletzte sind in hoffnungslosem Zustand, so daß die Zahl der Toten sich noch vermehren wird. Von den Toten stammen 19 aus der Ortschaft Nax, 11 aus Vernamiöge. In beiden Orten ist kaum eine Familie, die nicht mehr oder weniger schwer be troffen wurde. DasSchicksalderFrauvonSchoenebeck. Das Verfahren gegen Frau von Schoenebeck, die sich gegen wärtig in einem rheinischen Sanatorium befindet, dürfte in kurzer Zeit eingestellt werden. Frau v. Schoenebeck hat frei willig ihre Zustimmung zu der Aufnahme in ein Sanatorium gegeben: sie lebt dort sehr zurückgezogen und wird ihrem Zustande gemäß behandelt. Damit dürfte die Allensteiner Offizierslragödie ihren Abschluß gefunden haben. — Gerhart Hauptmanns Geburtshaus in Flammen. Aus Waldenburg in Schlesien wird gemeldet, daß das Geburtshaus Gerhart Hauptmanns, das „Hotel zur Krone" in Bad Salzbrunn niederge brannt ist. — Verzweiflungstat eines Stellenlo sen. Eine Familientragödie hat sich in Geestemünde abgespielt. Der aus Hamburg stammende Buchhalter Peters vergiftete nachts seine Frau, seine 4 jährige Tochter und sich selbst durch Leuchtgas. Peters hat die Tat aus Verzweiflung verübt, weil er seit dem 1. Januar außer Stellung war. — Sven Hedin ist nunmehr von seiner fünften zen- tralasiatiichen Forschungsreise, die er, wie erinnerlich sein wird, im Oktober >905 antrat, glücklich in Petersburg ange kommen. Der schwedische Forscher hat in Tibet ausgiebige Goldfelder entdeckt; er führt reiche Kollektionen von Minera lien mit sich. Die Schwester Sven Sedins war ihm aus Stockholm bis Moskau entgegengereist. Zwickauer Biehmarktsbericht vom 11. Januar 1909. Zum Berkaus standen: S3Z Großvieh (Ochsen, Bullen, Kühe, Färsen, Stiere und Rinder!, 80 Kälber, 366 Schafe und Hammel und »92 Schweine. Die Preise verstehen sich bei Rindern und Schasen für 50 l-8 Schlachtgewicht, bei Kälbern für 80 lex Lebendgewicht und bei Schweinen für 50 les Lebendgewicht mit 20 pCt. Tara per Stück —. Le zahlt wurden: Ochsen: ») vollüeischige, auSgemästete höchsten Schlacht' werte« bis zu 8 Jahren 72—75, b) junge fleischige nicht auSgemästete und ältere auSgemästete 57-70, o) mäßig genährte, junge, gut genährte älter« 82 , ä) gering genährte jeden Alters . Bullen: ») vollfleischige höchsten SchlachtwerteS 65 , l>) mäßig genährte junge und gut genährt« ältere 63 , e) gering genährte . Kühe und Färsen (Stier« und Rindert: ss vollfleischige auSgemästete Färsen, Stiere und Rinder höch sten SchlachtwerteS 72 —, b) vollfleischige auSgemästete Kühe höchste!' SchlachtwerteS bis zu 7 Jahren 68—70, et ältere auSgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Färsen 64—68, ci) mäßig genährt« Kühe und Färsen 63 56 e) gering genährte Kühe und Färsen 40—45 Mk Bezahlt wurde für I Pfund: Kälber: st feinste Mast- (Vollmast) und beste Saugkälber 52-54 b) mittler« Mast- und gute Saugkälber 48—50 o) geringe Saugkälber 45 , ä) ältere gering genährte Kälber (Freisert . Schafe: a) Mastlämmer und jüngere Masthammel 68 - 70. d) ältere Masthammel 6L—66, c) mäßig genährte Hammel und Schaf« (Merzschase) . Schweine: «) vollfleischige der feineren Raffen und deren Kreuzungen im Alter bis zu 1'/, Jahren 71—73, d) fleischige 68 -70 o) gering entwickelte, sowie Sauen 82 -65 Pfg. für I Pfd. Oesterreichische Ochsen . Tendenz: langsam. AUttrilungen des Königs. Liandesamts -Likenllock vom 8. bis mit 12. Januar l90». Aufgebote: u. hiesige: Der HauSmann Oswald Felix Siegel hier m:t der Stickerin Elsa Thecla Unger hier. Der Kaufmann Franz Paul Vogel hier mit der Dori- Hüttner hier. t> auswärtige: Der Fleischer Ernst Paul Ullmann in Bockau mit d«r WirtschastSaehilfin Paula Marie Riedel in Hund-Hübel. Eheschließungen: «Nr 4) Der Maschinensticker Ernst Emil Meuer hier mit der Maschinengehilfin Marie Johanne Hahn hier. Geburten: (Nr. 5 II) Friedrich August, S. de- Maschinenstickers Lurt Friedrich Hertling hier. Hans Paul, S de« Musterzeichners Ernst Paul Uhlinann hier. Irma Elfriede, T. de« HauSmann» Ernst Richard Walther hier. Gerta Louise, T. desselben. Herta, T. de- Handarbeiter- Max Walter Siegel hier. Han« Walter, S de« Oekonomiegehilsen Ernst Albrecht Hiyinann hier. Hierüber I uneheliche Geburt in Wildenthal. Sterbefälle: (Nr. 3-9) Margaretha Katharina verw. Mühlmann ged. Braun hier, 76 I. SO T. Der Straßenarbeiter Christian Friedrich Staab hier, 70 I. 9 M >9 T. Der Handarbeiter August Hermann Staab, hier 60 I. ll M. 24 T. Hans Walter Tuchscheerer, S. des MühlenarbeiterS Ernst Albert Tuchscheerer hier, 23 T. Christiane Wilhelmine verw. Fiedler geb. DitteS hier, »6 I 5 M. >3 T. Der Gastwirt Gustav Adolf Berthel hier, 50 I 7 M. 26 T. Hierüber 1 unehel. Totgeburt hier. Wettervorhersage für den >4 Januar >909. Südwestwinde, wolkig, kälter, kein erheblicher Nieder- schlag. Neueste Nachrichten. Wien, 12. Januar. Eine Konstantinopeler Meldung des Wiener K. K. Telegr.-Korresp.-Bureaus stellt fest, daß durch die gemeldete offizielle Mitteilung des Großwefirs betreffend dieAnnahmedesöster- reichisch-ungarischen Angebotes eine prinzi pielle Basis für die weiteren Verhandlungen festge legt worden ist. Wie verlautet, wird der Großwesir morgen der Kammer von dem Beschluß des Kabinetts Mitteilung machen und ein Vertrauensvotum ver langen. — Prag, 12. Januar. Die Prager Stadtgemeinde hat, der Meldung eines Privatkorrespondenten zufolge, an alle Mieter in den ihr gehörigen Häusern ein Zirkular gerichtet, in welchem sie deutsche Tafeln an den Fassaden und auf den Korridoren verbietet. Denjenigen, welche die deutschen Tafeln nicht entfernen, soll beim nächsten Termin gekündigt werden. — Messina, 12. Januar. Der Herzog von Conn«ught ist an Bord des Panzerkreuzers „Abu- kir" hier eingetroffen und machte einen Rundgang durch die Trümmerstätten. — Messina, 12. Januar. Handel und Wandel treten in den zertrümmerten Stätten bereits wieder deutlich rn Erscheinung. Die Ausfuhr von Zitronen und Apfel sinen ist wieder im Gange. Verkaufsläden sind pro visorisch eingerichtet. An mehreren Stellen sind in mitten der Trümmer Speiseanstalten für das Publi kum eröffnet. — Madrid, 12. Januar. Die Kammer bewilligte heute 200 000 Pesetas für die Opfer des Erdbebens in Süditalien. — London, 12. Januar. Der internationa le Luftschiffahrtskongreß hielt heute seine Schlußsitzung ab. Es wurde die Stiftung von Preisen im Gesamtwerte von 1200000 Francs für Flugma- schineu und lenkbare Luftschiffe beschlossen. — Konstantinopel, 12. Januar. Die Deputierten kammer bewilligte 200000 Francs für die Opfer der Kata strophe auf Sizilien und Kalabrien. Washington, 12. Januar. (Auf deutsch-at lantischem Kabel.) Senator Hopkins hat eine Gesetzes vorlage eingebracht, durch welche die Regierung er mächtigt werden soll, für den Bau eines Panama kanals bis zum Betrage von 500 Millionen Dollars Bonds auszugeben. — Peking, 12. Januar. Bei den mehrwöchigen Vergleichsoersuchen zwischen den Krupp schen und Creuzot- schen Feldgeschützen zeigten sich die Geschütze der deutschen Firma überlegen. 4«truf. Zur Linderung der entsetzlichen Not, welche Südilatien betroffen hat, ist rasche und allseitige Hilfe erforderlich. Die Vereine vom Roten Kreuz in Sachsen, unter dem Ehrenvorsttz Sr. Königt. Koyeil 'Prinz Johann Georg wenden sich auch an den oft bekundeten opferwilligen Sinn der Einwohner von Eibenstock und bitten dringend um Mitunterstützung. Gaben nimmt der Vorstand des z. H. von Fran Lkvrtvl, Wvkulstr. 4, gern entgegen. Glycerin- Schweselmilchscise ä 35 Pf. aus der König!. Bayer. Hof- Parfümerie-Fabrik E. D. Wunder lich, Nürnberg, mit großem Erfolg eingeführt seil 1863, von Aerzten em pfohlen gegen Haulausschläge aller Art, Hauljucken, Flechten, Grind, Schuppen, Frostbeulen, Schwrißfüße, Haarausfall. ivondrrlichs vcrdrff. Lrrrsrife 35 Pfg., Trrrschwrftlsrift 50 Pfg. g. s,vdw»vu, Lidenftock. Für 1. April ». o. wird eine 1. Etage von 6 Zimmer« und Zubehör, zu Wohn- und Geschäftszwecken passend, zu mieten gesucht; oder auch tzaklles parterre und KakVetage. Von wem, zu erfragen in der Exped. d. Bl. Klavierstimmer aus -uervach i. M. ist hier. Gefl. Aufträge an Herrn Stadtmusikdirektor Titlet und in der Geschäftsstelle die- 'eS Blattes. Eisbahn wieder sahrbar. Unter Oderanlsiobt des XZI. Illinistoriums dos Innern. OlLuLSllcks Lrkolga. LlLasixss Looorar. Mnöelnclmle. Mielrreslrckule lmö Kerüclmle. * klwt»886nä8 kautm. unä vi886N8obaftIieb6 ^twdildunx. — ck« nacb ^Iter unä Vorbildung kann da» lit» «ul' S ver»« kl««I. VVoKvn «rlanxt rvorden. ?ro8p. troi. Fachschule für Handmaschineustickkrei Schneeberg. Die Schule bildet Sticker für die Handmaschinenstickerei aus. Die Aufzunehmenden sollen nicht unter 16 und nicht über 30 Jahre alt sein. Kursuoda««» 8 Wochen. Schulgeld 28 Mk., von diesem werden 10 Mk. nach regulatiogemäß beendetem Kursus wieder zurückgezahlt. 5Mk. sind bei der Anmeldung einzuzahlen. Regulative sind bei der Direktion zu entnehmen, wo auch die Anmeldung zu bewirken ist. Sch«eeöer-, den 7. Januar 1909. VV« Direktion. Ursprungs-Zeugnisse U Ein in dortiger Gegend stehendes, vorzügliches ist anderweit zu vermieten oder bei voller Garantie zu verkaufen. ck s^lkl« Zwickau, Musikhaus, Bahnhosstr. 6. DaS von Herrn Ur. 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