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» 10 Dr» » I»00 Mittwoch, »en SS. Januar 1899, MttagS IS Uhr, soll in Großharthau (Versammlungsort: Gastwirthschaft von Lehmann dasrlbst) L »«I» gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Bischofswerda, den 23. Januar 1899. Der Gerichtsvollzieher de« König!. Amtsgerichts dasrlbst. Eanpe WzmsteiMU: MsMn Amtchrstmin. Den 28. und 39 Januar 1899 sollen versteigert werden, als: Sonnabend, den 28. Januar, Vormittags 11 Uhr, in der Hohwaldschänke an der Neustadt-Steinigtwolmsdorfer Straße: 6 rm ficht. Rutzfcheite, 40 rm hrt. u. 44 rm wch. Brennscheite, 116 rm hrt. u. 323 rm wch. Brrnnknüppel, 40 rm hrt. u. 324 rm wch. Arfte, 14,80 Wllhdrt. hrt. Brewnreifig. Kahlschlag: 26, Durchforstungen: 7, 14, 41, 46, 47, 67, Unterholznutzungen: 19—23. Montag, de« 36. Jannar, Vormittags 10 Uhr, im Hotel „Amtshof" in Neustadt: 471 wch. Stämme, 12—51 om strk., 1939 hrt. u. 7219 wch. Klötzer, 7—80 om strk., 2045 wch. Derbftangen, i. g. Lg., 8—15 om strk., 11,860 wch. Reisstangen, i. g. L., 4—7 em strk., 1500 wch. Weinpfähle, 2—5 om strk. Kahlschlag: 26, Durchforstungen: 14, 41, 46, 47, 103. Kgl. Forstrciilamt Schandau und Kgl. Forstrevicrvcrwaltnng Neustadt zu Langdiirkersdors, am 18. Januar 1899. Brückner. Heilmann. Die unproduktiven Heeresausgaben. Einige seltsame und gleißende Hoffnungen, vermischt mit theil« naiven, theilS tollen Wün schen, erfüllen jetzt die Welt. Man hält die Abschaffung deS Krieges und der großen Heere, sowie die Bürgschaft des ewigen Friedens für eine leicht zu erreichende Sache, wenn die Herren Diplomaten und Staatslenker der verschiedenen Länder nur Feder und Tinte in entsprechende Bewegung setzen und den ewigen Friedensvertrag unterzeichnen wollten. In einer Zeit, in welcher man gesehen hat, daß ein alter europäischer Kulturstaat, das stolze Spanien, in Folge seiner elenden Flotten- und HeereSverhältniffe zu einer Macht vierten Ranges von einer über eine tüchtige Seemacht und ein leidliches Landheer verfügenden Republik, den Bereinigten Staaten von Nordamerika, herabgedrückt wurde, muß diese Ausfassung von der Einrichtung des ewigen Friedens und der Abschaffung der Mittel der Baterlandsvertheidigung unbegreifbar erscheinen. Oder giebt eS vielleicht einen ernsten Politiker, der dir Behauptung auszustellen wagt, daß Deutschland ohne ein starkes Heer und ohne die alle Männerkräste in den Dienst des Vaterlandes stellende allgemeine Wehrpflicht von der Uneinig keit zur Einigkeit, von der Ohnmacht zur Macht gelangen konnte!? Oder wollen wir in Deutsch land die zum Himmel schreiende Dummheit be gehen und durch Herabsetzung unseres Heeres unsere Freiheit, unsere Macht, unser Ansehen innere und äußere Entwickelung gefährden!? — WaS soll eS ferner heißen, wenn die Sozial demagogen in ihrer der Menge schmeichelnden Art und Weise von der unerschwinglichen Höhe der unproduktiven, das heißt dec nicht« ein bringenden Heeresausgaben reden!? — Trotz der wachsenden Heeresausgaben ist das deutsche Reich seit 28 Jahren in einer fortschreitenden Entwickelung begriffen, die ohne Gleichen in der deutschen Geschichte basteht und die Bewunderung und den Neid fast aller Völker der Erde hrrvorruft. Unsere gewaltige Heeresmacht hat also unsere Entwickelung auf allen Gebieten des menschlichen Schaffens nicht gehemmt, sondern gefördert, indem sie dieselbe beschützte. Als Preußens Macht und Herrlichkeit in Folge seines morsch und schwach gewordenen Heeres im Jahre 1806 gegen den übermüthigen Corsen Napoleon Bonaparte bei Jena und Auerstäüt zusammenbrach, und Preußen und Deutschland einem Trümmerhaufen glich, da stockte alle» Leben und alle Entwickelung der deutschen Nation, und dieser elende Zustand schuf den nationalen Grimm und Opfermuth, aus denen ein mächtige» Heer hervorging, welche» Napo leon» Fremdherrschaft zerbrach und den Deutschen die Freiheit zurückgab. Wegen de» Mangels eine großen und tüchtigen Heere» mußte man aber damals im deutschen Reiche auf allen Gebieten wieder von vorn anfangen, und um wieder produktiv zu werden, brauchte man in erster Linie ein starke» Heer. Wenn man also von un produktiven Heeresausgaben im politischen Sinne spricht, so ist dies eben eins jener Kunststückchen der demagogischen Verdrehung, denn Heer und Kriegsflotte bilden das Eiserne Band, das den ganzen Staat zusammenhält. Gerecht und national kann übrigens die Frage der Landes- vertheidigung doch nur durch die allgemeine Wehrpflicht gelöst werden und diese muß ein großes, starkes Herr entwickeln, wenn sie keine papierene Einrichtung bleiben soll. Politische Wcltschau. Der Kaiser wohnte letzter Tage der Vor stellung der neuen Schnellfeuer-Kanone bei, welche auf seine Bestellung als Geschenk für den Sultan von der Krupp'schen Fabrik angefertigt worden ist. Kommerzienrath Krupp, welcher bei der Vorführung des Geschützes zugegen war, hatte hierauf die Ehre, vom Kaiser in eine längere Unterredung gezogen zu werden. Am Freitag Vormittag empfing der Monarch den Staats sekretär des Auswärtigen v. Bülow zu einem längeren Vortrag und hatte Nachmittags eine Besprechung mit dem englischen Botschafter. Vielleicht, daß eS sich bei beiden Vorgängen um den englisch-egyptischen Sudanvertrag gehan delt hat. Im Reichstage hat bei dem Titel „Staats sekretär" des Etats des Reichsamtes des Inneren eine ausgedehnte sozialpolitische Debatte eingesetzt, durch welche nicht nur die DonnerStagSsitzung, sondern auch die Freitagssitzung vollständig aus gefüllt wurde. Die Freitagsdebatte griff viel fach auf die Themata der Diskussion der vor angegangenen Sitzung — Stand der Sozial reform, Arbeiter-Organisation, Wirksamkeit der Fabrikinspektoren usw. — zurück und wurde vom Abg. v. Stumm (ReichSp.) eröffnet. Dieser her vorragende Industrielle stellte sich in seiner Rede durchaus auf den Boden der Sozialpolitik der Regierung und sprach sich dabei namentlich für den verschärften gesetzlichen Schutz Arbeitswilliger gegenüber den Bedrohungen seitens streikender Arbeiter aus. Der Sozialdemokrat Zubeil, der nächste Redner, bezeichnete die vom Vorredner mitgetheilten Beispiele von Arbeiter-TerroriSmuS als Uebertreibungen und brachte im Uebrigen Klagen über zu ausgedehnte Arbeitszeit speziell in der Ziegelei-Industrie, über zu große Aus nutzung der Kinderarbeit usw. vor. Große Heiterkeit erregte eS im Hause, al» Vizepräsident v. Frege im „AmtSeiser" den vom Abg. Zubeil gebrauchten Ausdruck „Schreckgespenst* zur Be zeichnung de» angekündigten Gesetzentwürfe« über den Schutz Arbeitswilliger für unparlamrntarisch erklärte. Staatssekretär Graf PosadowSky stellte die Darlegungen Zubeil« über die Verhältnisse der Ziegeleiarbeiter richtig, worauf der national liberale Abgeordnete Freiherr Hehl v. Herrns heim der sozialdemokratischen Partei di« Leviten wegen ihre» unehrlichen und widerspruchsvollen Verhalten» in ihrer Stellungnahme zu den arbeiterfreundlichen Gesetzen wie zu den gesetz geberischen Maßnahmen zur Stärkung des Mittel standes las. Daneben erklärte er, daß Abg. Basfermann in seiner Rede bei der allgemeinen Etatsberathung den sozialpolitischen Standpunkt der nationalliberalen Partei durchaus richtig ge kennzeichnet habe. Der CentrumSabgeordnete Hitze hatte unter theilweiser Polemisirung gegen die Ausführungen der Abgeordneten v. Stumm und v. Heyl Verschiedenes in der Ausführung der sozialpolitischen Gesetze zu bemängeln, noch mehr donnerte und polterte Abg. Singer, daS eigentliche Haupt der sozialdemokratischen Partei, gegen die Herren v. Stumm und v. Heyl. Den Beschluß in der Rednerreihe vom Freitag machte der freisinnige Abgeordnete vr. Zwick, welcher hauptsächlich die übermäßige Kinderarbeit be kämpfte. Auch am Sonnabend setzte der Reichs tag diese ziemlich einförmige Debatte noch fort. — Im Reichstage ist endlich die umgearbeitete Novelle zum Jnvaliditäts- und Altersversiche rungsgesetz ringegangen. Die Budgekommisfion des Reichstages berieth. und genehmigte am Freitag die Einnahmen und die ordentlichen Ausgaben des Etats der ReichS- eisenbahnverwaltung. In der Debatte wurden zahlreiche „Eisenbahnwünsche" wie „Eisen bahnbeschwerden" laut. Der preußische Eisen bahnminister Thielen gab die Erklärung ab, daß die Bahnsteig- (Perron-) Sperre, die sich in Preußen gut bewährt habe, nächstens auch in den Reichslanden eingeführt werden solle. Die Schließung sämmtlicher politischer Studentenvereine auf den preußischen Uni versitäten ist durch Ministerialversügung an geordnet worden, von welcher Maßnahme zunächst die zwei in Breslau bestehenden Vereine der ge dachten Art betroffen wurden. Die preußische Regierung scheint zu der Ueberzeugung gelangt zu sein, daß in den polnischen Studentenvereinew politische Agitation in national-polnischem Sinne: betrieben worden ist, sonst würde sie wohl nicht in so scharfer Weise gegen dieselben vorgehen. Der Landgerichtspräsident vr. WySzomirSkr. in Beuthen O./S. ist zum Rath am Reichs gericht ernannt worden. Da der neue ReichS- grrichtSrath erst 1872 zum Gerichtsassessor er nannt wurde, so kann er auf eine verhältniß- mäßig rasche Beamtenlaufbahn zurückblicken. Der erneute Zusammenschluß der deutschen Oppositionsparteien im österreichischen Ab geordnetenhause soll im dortigen Polenklub großen Eindruck gemacht haben. E» heißt, ein flußreiche polnische Politiker hätten zur Ein leitung von Kompromißverhandlungen der Rechten mit der Opposition gerathen. Bon solchem Entgegenkommen scheint man ezechischerseit» freilich nicht- wissen zu wollen, wie die soeben versandte Mittheilung deS Ezrchenklub» beweist, in welcher den Oppositionsparteien ihre Ob struktion vorgeworfen und zum unbedingten Zu sammenhalten der Parteien der Rechten ausge- fordert wird. — In Prag kam e» am Freitag.