Volltext Seite (XML)
verwalteten türkischen Provinzen Bosnien und Herze gowina annektierte, da war's mit der „allgemeinen" Freundschaft aus, und die ist bis heute nicht wieder ge kommen. Und wenn auch neue Jnteressen-Gruppierun- gcn versucht sind, in Wahrheit traut einer dem anderen nicht mehr recht, alle denken sie, der gute Freund will sich möglichst unbeaufsichtigt im Rohr seine Pfeisen allein schneiden. Der Dreibund besteht weiter; aber Fürst Bülow hat den Ausdruck gebraucht, Italien habe kein Interesse, sich von ihm zu trennen. Oesterreich- Ungarn bleibt unser Freund; trotzdem müssen wir es aussprechen, daß die inneren Nationalitäten-Zwistig- keiten uns keine Freude bereiten können, und stärker wird die habsburgische Monarchie dabei sicher nicht. England und Frankreich stehen zu uns im bekannten, keineswegs immer lieblichen Verhältnis, namentlich die Ausgaben für die zahlreichen wechselseitigen Besuche zwischen London und Deutschland haben wirklich nicht die wünschenswerten Zinsen ergeben. Man kann da nur von der Zeit Erfolg und Einsicht erwarten und einstweilen alle Versuche zur Galopp-Versöhnung auf sich beruhen lassen. Mit den Franzosen sind wir doch über alle Marokko Angelegenheiten, über die Aner kennung des neuen Sultans Mulay Hafid, über die Behandlung der Deserteur-Affaire von Casablanca zu einem Einvernehmen gekommen. Abgeschlossen sind auch Vereinbarungen über die Wahrung des Besitz standes in der Nord und Ostsee. Wenn es nach den Reden auf dem interparlamentarischen Friedens- und Presse-Kongreß, die im Herbst in Berlin tagten, ge gangen wäre, dann müßte zum Jahreswechsel poli tischer Sonnenschein die ganze weite Welt bestrahlen. Aber was der Champagner feurig ausjprechen ließ, das hat zu bald wieder die nüchterne Wahrheit der Tatsachen korrigiert. Jedenfalls ist das richtig, daß wir heute weniger „eingekreist", wie sonst, sind. Ruß land hat sich nicht umgarnen lassen, alle haben mit sich selbst schließlich genug zu tun. (Schluß folgt.) ZUM GrdöeSerr in Atatten. Rom, 31. Dezember. Die Erdstöße in ganz Kala brien dauern noch an. Strömender Regen vermehrt das ungeheure Elend. Professor Palazzo, der Direktor des römischen meteorologischen Observatoriums, ver gleicht das Erdbeben mit einem Schüttelfrost der Erde. Das römische Observatorium verzeichnete während des Erdbebens fünfhundert Stöße. London, 31. Dezbr. Aus Rom wird gemeldet: Eine furchtbare Nachwirkung der Katastrophe sind die Scheiterhaufen von Leichen. Die schnelle Verwesung erfüllte die Luft mit gefährlichen Ansteckungsstoff, und so ordneten die Behörden die eilige Verbrennung der Toten an. Man suchte die Leichen zusammen und schich tete sie zu großen Haufen auf. Zuerst mußten Aerzte jeden einzelnen Körper untersuchen, um fcstzustellen, ob das Leben tatsächlich erloschen sei. Allerdings wur de diese Vorsichtsmaßregel in vielen dringenden Fällen unterlassen und schon jetzt wird behauptet, daß eine Anzahl Verletzter bei lebendigem Leibe verbrannt wor den sei. Palermo, 31. Dezbr. Hier herrscht die furcht bare Besorgnis vor einer Epidemie, die unvermeidlich scheint, da ein Meer von Schlamm Tausende und aber Tausende von Leichen in Messina umschließt und vor läufig keine Aussicht besteht, die Leichenbergung zu versuchen. Der Wind treibt auf weite Strecken hin die beklemmenden Ausdünstungen des Leichenfeldes. Rom, 31. Dezember. Die Bevölkerung in der gan zen Unglücksgegend hungert. Die Namen aller zer störten Städte, Ortschaften und Dörfer aufzuzählen, ist unmöglich. Die ganze blühende Gegend um die Meerenge von Messina ist ein Friedhof. Berlin, 31. Dezember. Vom königlichen Geodä tischen Institute in Potsdam wurde dem „B. T." mitge-. teilt: „Am gestrigen Tage sowohl wie heute hat der Seismometer kein Beben angezeigt. Wenn heute in Ka labrien wiederum Beben signalisiert worden sind, so wird es sich hierbei vielleicht nur um Erschütterungen zweiten Grades handeln, die auf eine Entfernung bis Potsdam nicht mehr vom Seismometer registriert wer den. Am ersten Tage dagegen zeigte das Seismometer Ausschläge bis zu 25 Zentimeter. Berlin, 31. Dezember. Ein Komitee für die Hilfsaktion in Italien ist bereits konstituiert. Eine Zeichnung der Berliner Banken soll, wie verlautet, fürs erste 40—60000 Mark ergeben haben. Berlin, 31. Dezember. In der nächsten Sitzung des Berliner Magistrats wird ein Antrag eingebracht werden, für die Hinterbliebenen der Verunglückten in Messina eine größere Summe - wie verlautet, 20000 Mark — zu bewilligen. Weitere Erdbebennachrichten melden: Der deutsche Kaiser hat an den Präfekten von Pa lermo ein in bewegten Worten gehaltenes Beileids telegramm gerichtet. König Viktor Emanuel und Mi nisterpräsident Giolitti dankten in herzlichster Werse; auch zwischen der Kaiserin und der Königin von Italien hat ein Telegramm-Wechsel stattgefunden. — Privat- Telegramme beziffern die Zahl der getöteten Deutschen auf über 500; gewisse Nachrichten werden aber erst in einigen Tagen zu erlangen sein. — Die Bestattung der Leichen macht jetzt etwas schnellere Fortschritte, da die Hilfsmannschaften schon nach Tausenden zählen. Die Bevölkerung zeigt immer noch viel Apathie, auch die Lebensmittel-Versorgung ist noch nicht völlig zu reichend. Wie die Städte, sind auch die umliegenden Dörfer in grauenhafter Weise mitgenommen, von vie len Häusern sieht man keine Spur mehr. Nahe dem Meere, das die in wahnsinniger Angst Flüchtenden zu erreichen strebten, liegen gleichfalls Hunderte von Lei chen; die Menschen sind dort von den Wellen ertränkt. — Der Berliner Magistrat bewilligte als Erdbeben spende 50000 Mark. Andere große deutsche Städte wer- den diesem Beispiele in entsprechender Weise folgen. — In den verheerten Orten schreitet die Verwesung der Leichen in unheimlicher Schnelle fort; man geht deshalb dazu über, sie in Massen zu verbrennen. Die Bevölkerung protestiert dagegen und muß deshalb mit Gewalt zurückgehalten werden. Ueberall ruhen sämt liche Gewerbe, es wird kein Brod mehr gebacken, es werden keine Lebensmittel mehr verkauft. Wo die Hun gernden irgendwelche Nahrung vermuten, holen sie sich dieselbe mit Gewalt und lassen sich auch durch die Waffen der Wachtmannschaften nicht zurückhalten. Die Meeres fluten werfen noch fortwährend Leichen ans Land, der ganze Bahndamm ist damit bedeckt. Die tatkräftigeren Elemente, die sich aufzurafsen beginnen, zeigen viel Opferfrcudigkeit; oft halbnackt arbeiten sie in den Trümmern ihrer vernichteten Häuser, um noch ver schüttete Angehörige herauszuziehen. Eltern haben un tereinander mit aller Kraft der Verzweiflung gerungen, um einander ein Stück Brod für die hungernden Kinder abzujagen. Auch an Trinkwasser herrscht ein außer ordentlicher Mangel, denn fast alle Brunnen sind ver siegt ; an anderen Stellen haben sich wieder tiefe Spal ten geöffnet, aus denen ungenießbares Wasser hervor quillt. Tagesgeschichte. Deutschland. In sehr ernster und feierlicher Weise nahm die kaiserliche Familie im Neuen Palais zu Potsdam vom alten Jahre Abschied: Die Majestäten und ihre Kinder empfingen am Vormittage des Sil vestertages im Sterbezimmer Kaiser Friedrichs das heilige Abendmahl. Abends waren die hohen Herr schaften im engeren Kreise vereint. Am Neujahrstage selbst fanden im Berliner Schlosse die Beglückwünschung durch die anwesenden Fürstlichkeiten und sodann Gottes dienst und Gratulations-Cour statt. Bei der folgen den Parole-Ausgabe im Zeughaus ward der übliche Neujahrssalut abgegeben. Es herrschte trübes Winter weiter mit Schneefällen. — Der Kaiser hat die Novelle zur Einschrän kung der Frauenarbeit vollzogen. Einzelne Be stimmungen dieser Gesetzesnovelle treten erst nach Jahr und Tag in Kraft; es lag jedoch daran, die Abmachungen der internationalen Berner Konvention rechtzeitig zur Ausführung zu bringen. Wie erinnerlich, ist der Reichstag in der Einschränkung der Frauenarbeit nicht unerheblich über die Vorschläge der Regierung hinaus gegangen. Gleichwohl hat der Bundesrat dem Gesetz entwurf in der vom Reichstage beschlossenen Fas sung zugestimmt und der Kaiser hat es unmittelbar vor dem Jahreswechsel vollzogen. — Die Reklamesteuer, ein Teil des Steuer programms der Regierung, wurde anfänglich von einem großen Teile des Publikums, auch von vielen Reichs tagsabgeordneten, für ganz angebracht gehalten. In zwischen hat sich aber ein bedeutender Umschwung in den Anschauungen vollzogen, nachdem von einem aus den beteiligten Kreisen gebildeten Ausschuß zur Be kämpfung dieser Steuer der Nachweis geführt worden ist, daß sie ungerecht, unsozial und zwecklos ist. Man kann sich in der Tal als billig denkender Mensch der Einsicht nicht verschließen, daß die Jnseratensteuer einen unberechtigten Eingriff in das Erwerbsleben darstellt. Es gibt viele Geschäfte, vei denen der Jnseratenetat ein Vielfaches ve» Reingewinns darstellt. Wenn z. B. bei einer Jnseratenausgabe von 50000 Mark ein Rein gewinn von 10000 Mark erzielt wird, so bedeutet eine Steuer von 10»/odie Wegnahme des halben Reinge winnes. — Durch die Beilagensteuer werden besonders mittlere und kleinere, sowie alle Versandgeschäfte schwer getroffen, weil diese fast ausschließlich auf Reklame durch Zeitungsbeilagen angewiesen sind. Ein solches Ge schäft, daß bei 6000 Mark Verdienst 20 000 Mark für Beilagen ausgibt, ist keine Seltenheit: es müßte 4000 Mark, d. h. -/z des Verdienstes, an Steuern zahlen. Ganz ungeheuerlich würde auch die bisher am freund lichsten beurteilte Plakatsteuer wirken. Eine bekannte Firma der Lebensmittelbranche muß 125000 Mark jähr lich Steuern zahlen, oder aber ein Kapital von 500000 Mark fallen lassen. Kleine Schilder, deren Herstellung 3*/» Pfg- kostet, würden jährlich 60 Pfg. Steuern er fordern! Die ganze blühende Plakat-, Schilder- und Lack-Industrie würde vernichtet, zahllose Künstler, Zeichner, Maler würden brotlos werden, die graphische Industrie würde schwersten Schaden erleiden. Dem ver hältnismäßig niedrigen Steuerertrage würden also un verhältnismäßig hohe Schädigungen gegenüberstehen. Mit Rücksicht auf diese unwiderleglichen Tatsachen dürf te es die Pflicht des Reichstages sein, diese Steuer ab zulehnen und andere, gerechtere zu finden. Wird er diese Pflicht erfüllen? — Venezuela. Der neue Präsident von Venezuela, General Gomez, der dem Regiment seines Vorgängers Castro ein Ende gemacht hat, stammt ur sprünglich, wie in Berichtigung von falschen Meldungen gesagt werden muß, aus denselben Volkskreisen, Ca stro war Viehhändler, Gomez war Viehtreiber, und demgemäß ist auch ihre Bildung. Dann wurden beide Spekulanten. Gomez hat beim Biehhandel kolossale Summen verdient und sich durch seine wucherischen Marktpreise oft die Erbitterung der Bevölkerung zu gezogen. Am Ende waren dann beide Revolutionäre und Generale und schöpften im Besitze der Macht ganz gehörig das Fett von der Suppe. Persönlich soll Gomez ein sehr entschlossener Mann sein, und so hat er die rechte Gelegenheit, Castro zu verdrängen, benutzt. Be sondere staatsmännische Fähigkeiten besitzt er nicht, und so hängt sein Verbleiben von seinem Glück ab Lokale m»d sächsische Nachrichte«. — Eibenstock. An nichts gewöhnt sich der Mensch schneller, wie an vollzogene Tatsachen. Vorgestern war Silvester, gestern das Neujahrs-Erwachen zuweilen mit Empfindungen, als ob auch in unseren Gegenden ein kleines Erdbeben veranstaltet sei. Dann der bürger liche Empfang der NeujahrMiLatulanten und allmälige l.emck«sbibliotk»st X I 2 9 i Wiedererlangung der vollen Frische, und heute —, ja da wird schon stark wieder mit dem gerechnet, was in der kommenden Woche geschehen soll. Ist der morgige Sonntag vorüber und stecken wir erst wieder bis über beide Ohren in der gewohnten Tätigkeit, dann wird noch ein paar Male „Prosit Neujahr" gesagt, aber darauf ist das neue Jahr auch gleich das alte, und nur die umlaufenden Rechnungen erinnern noch an das wirk lich alte, das nicht aus dem Kontobuch des Daseins bis her gestrichene. Die Winterszeit hat um den Jahres wechsel ihr volles Recht, aber der rauhe Gast hatte sich zu mürrisch gezeigt; die scharfe Kälte hatte vie lerlei Beschwerden hervorgerufen und alle, die ohne hin unter mangelnder Beschäftigung seufzten, hatten doppelt zu dulden. Mit dem neuen Jahr ist es ver schiedentlich aber doch schon etwas milder geworden, und so wollen wir hoffen, daß die bevorstehenden Wo chen zu solchen werden, die nicht zu harte Lasten auf bürden. Das verflossene Jahr hat ja in dieser Be ziehung genug gelehrt. Mit der kommenden Woche enden nun auch die Ferien der Schuljugend; die schönen Ferientage sind doch gar zu schnell dahin entschwunden. Es geht in das längste und ernsteste Quartal des Schul jahres hinein, denn vor der großen Versetzung da heißt's vorwärts streben! Aber gilt das nicht für's ganze Leben? Mögen in den nahen Faschingswvchen Geige und Flöte noch so lieblich klingen, vorwärts ist doch die Parole! - Eibenstock. Am Mittwoch, den 3l>. Dez. fand die diesjährige Hauptversammlung des Turnvereins statt. Anwesend waren 75 stimmberechtigte Mitglieder. Die Tagesordnung bestand in a) Berichten, d) Wahlen, o) Steu ern und Einirittsgeld, ä) Anträge Die Berichte lagen ge druckt vor und gaben ein erfreuliches Bild über das rege Vereinsleben. Um die Kosten der Drucklegung zu bestreiten, sollen die Berichte zu 10 Pfg. an Mitglieder und Interessenten abgegeben werden. Die Rechnung auf 1907 wurde richtig gesprochen. Die Wahlen ergaben Wiederwahl des Vorsitzenden und des Turnwarts. Neugewählt wurde als 2. Schriftführer HanS Albert Für den Turnrat wurden gewählt die Herren Kempe, C. Meyer, E. Meyer, E. Siegel, Stölzel, Remus, Heymann, P. Baumann, E. Müller, Spitzner u. Gläß. Zu Rechnungsprüfern für 1908 werden gewählt H. Flemmig, H. Seidel, C. Meyer. Sämtliche Gewählte nehmen die Wahl an. Die nächsten Punkte der Tagesordnung wurden gemäß der Anträge des Turnrates erledigt. Eine Sammlung für die Unterstützungskasse ergab 7 M. 50 Pfg. Möge auch das neue Jahr für den Verein ein erfolgbringendes sein! — Eibenstock. Die Handelskammer Plauen ist bei dem Königlichen Ministerium dahin vorstellig geworden, daß die sächsische Regierung bei der Beratung im Bundesrate gegen das vom Reichstag beschlossene Verbot der Mitgabe von Heimarbeit an Fabrikarbeiterinnen nach Fabrikschluß stimme oder doch wenigstens dahin wirke, daß der BundeSrat die Ermächtigung erhält, Ausnahmen von dem Verbote für die Saison- und Modeindustrien zuzulassen. — Dresden, 30. Dezember. Die Gesetzgebungs deputation der 1. Kammer hat heute ihre 1. Lesung des Wahlgesetzentwurfes beendet und zwar mit dem Ergebnis, daß das Wahlgesetz in der Fassung, wie eS die 2. Kammer zum Beschluß erhoben hat, abgelehnt worden ist. Dagegen sind sowohl der ursprüngliche Regierungsentwurf (Dekret 12) als auch der Eventualvorschlag der Regierung beide in ver änderter Gestalt und außerdem 2 anderweite aus der Mitte der 1. Kammer heroorgegangene Anträge soweit durchberaten worden, daß die endgültige Entschließung in einer 2. Lesung in der ersten Hälfte des Januar erwartet werden darf. - Dresden, 30. Dezember. Ein Veteran der sächsischen Armee. Seine Exzellenz der Herr General der Infanterie z D. Alban von Montbs kann am 1. Januar 1909 auf den Tag zurückblicken, an dem er vor 70 Jahren in die sächsische Armee eintrat. General v. Montbö ist am 6. März 1821 in Dresden geboren und feiert somit demnächst seinen 88. Geburtstag. Er besuchte in Dresden die damalige Militärbildungsanstalt und trat am l. Januar 1839 bei der 10. Kompagnie des damaligen Leib-Jnfanterie-RegimentS als Portepeejunker ein. 1848 kämpfte er mit gegen die Aufstän dischen und nahm an den Feldzügen 1866 und 1870,71 teil. — Leipzig, 30. Dezember. Der in Chemnitz geborene Klempner Max Dietrich war vom dortigen Landgericht wegen Betrugs und Unterschlagung zu 1 Jahr 2 Monate Gefäng nis verurteilt. Der Angeklagte hatte durch Vorspiegelung falscher Angaben einen Mann veranlaßt, ihm größere Summen für ein Geschäft zu geben. Dann hatte er eine Maschine, die er zur Benutzung erhalten hatte, verkauft und den Betrag verbraucht. Nur gegen die Strafe, soweit sie die Unterschlagung betraf, hatte derjAngeklagte Revision ein gelegt. Da« Reichsgericht konnte aber keinen Rechtsirrtum in dem Urteil finden und hat die Revision verworfen. — Leipzig, 31. Dezember. Infolge der wiederholten Erdbeben in Mitteldeutschland, besonders in Sachsen dürften sich viele die Frage vorgelegt haben, ob diese Erderschütterungen nicht doch einmal Leben und Eigentum gefährdende Senkungen und Einstürze der Erdoberfläche nach sich ziehen könnten. Die Königliche Erdbebenwarte in Leip zig ist um ein Urteil in dieser Richtung ersucht worden und hat eine ziemlich beruhigende Antwort gegeben, in der sie sagt: .Einer nervösen Beunruhigung der Bevölkerung von Erdbebengebieten ist nicht zu steuern, wie eS die Geschichte aller derartigen seismischen Ereignisse beweist. Bestimmte Versicherungen über die Ungefährlichkeit der stärkeren vogt ländischen Beben lassen sich selbstverständlich nicht geben. Da« eine aber steht fest, daß noch kein einzige» der zahlreichen Erdbeben de» Vogtland«» während der letzten Jahrhunderte Schaden an menschlichen Bauten angrrichtet hat.' — Döbeln, 30. Dezember. Bei der heute stattgehabten Ersatzwahl zur 2. Kammer wurde für den verstorbenen Abgeordneten de» 9. städtischen Wahlkreise» vr. Rühlmann wiederum der Kandidat der Nationalliberalen Fabrikbesitzer vr. Konrad N t e h a m m e r-Waldheim mit 53 Stimmen gewählt. Auf den sozialdemokratischen Kandidaten Mehnert- Chemnitz entfielen 22 Stimmen. Von 79 Wahlmännern beteiligten sich 7b an der Wahl. — Chemnitz, 3l. Dezember. Den .Chemnitzer N. N.' zufolge ist der ehemalige Direktor der Sächsischen Ma schinenfabrik v. Ecklin, dem die bei der Gesellschaft vor gekommenen Aktienfälschungen zur Last gelegt werden, in Alexandrien verhaftet worden. Der Verhaftete hat sich über 2 Jahre unter falschem Namen in Chemnitz aufgehalten und