Volltext Seite (XML)
FrMit E BörwWu Wer Männer einem sozialistischen Kousuuwrrrine beigetreteu. Sachsen» Militärvereinsbund hat nun durch den Bezirk»« vorstWr an diese Männer die Aufforderung gerichtet, den Austritt ihrer Frauen au» dem Konsumverein Herbrizuführen oder selbst au» dem Milstärverein zu scheiden. Chemnitz, 21. Oft. Bon einem tragischen Geschick wurde gestern Abend in der siebenten Stund« der Stadtverordnete Theodor Wagner, ein allgemein beliebter Mann, ereilt. Gesund und munter war er in die Stadtverordneten« Sitzung gekommen, al» er plötzlich von einem Unwohlsein befallen wurde. Er verließ die Sitzung, um sich nach Hause zu begeben, wurde aber im Hausflur de» Rathhausr» von einem Schlaganfall betroffen, dem er trotz sofortiger ärztlicher Hilfe eine» Stadtverordneten nach kurzer Zeit erlag. Die Stadtverordnrlrnsitzung wurde sofort aufgehoben. Buchholz, 21. Okt. Die gegenwärtig hier stattfindenden Erhebungen, wie stark die Bethrilig« ung an einer elektrischen Centrale durch Entnahme von Kraft sein werde, gehen einem recht günstigen Abschluß entgegen, da in wenigen Togen bereits gegen 1000 Lampen gezeichnet worben sind. Kein Straßenbau »JnsprktionSbezirk Sachsens hat so viele Straßen wie der Plauensche Bezirk. Ihre Länge beträgt zusammen über 335 Kilometer. Die Bezirke ordnen sich nach der Kilometerzahl ihrer Straßen in folgender Ordnung: Plauen 335, Annabrrg 311, Döbeln 286, Grimma 285, Zwickau 283, Pirna 283, Bautzen 276, Dresden 272, Chemnitz 266, Leipzig 239, Meißen 222, Zittau 212, Schwarzenberg 192, Freiberg 177 km. Im Ganzen sind in Sachsen 3647 km Staats straßen vorhanden. Die unter Staatsverwaltung stehenden Eisenbahnen stehen ihnen an Länge nicht mehr sehr nach: sie hatten 1897 bereits eine Länge von 3031 km erreicht. *»* Das 50jährige Bürgrrjubiläum feierte der Privatmann Burkhardt in Dresden. — Des« gleichen feierte die Verlagsbuchhandlung von Bänsch dort da» 50jährige Bestehen. — Das 60jährige Ehejubiläum feierte Privat»» Dietrich in Grüna. — Die Edmundsklamm ist 1897 von 60,000 Personen besucht worden. — Zum Bau eines deutschen jKurhouses für Lungenkranke in Davos sind im vergangenen Jahre 10,600 FrkS. eingegangen. Der Baufond hat nun die Summe von 140,000 FrcS. erreicht. Zur Unterhaltung rc. sind 100,000 Frcs. vorhanden. Zur voll ständigen Durchführung des Planes fehlen noch 80,000 FrcS. Mit dem Kaiser in Jerusalem. An Bord der „Mitternachtsonnc", den IS. Oktober 1898. Ich stehe wieder am Bugspriet unsres Schiffes, sehe hinaus in die weite Ferne, ringsum nichts als Himmel und Meer, sehe hinein in die tief blauen Fluthen, freue mich des wunderbaren Wellenspiels und Farbenwechsels und athme tief ein die weichen warmen Lüfte, die uns entgegen wehn. Wie ganz anders ist das Bild des Meeres doch heut als gestern! Die schlimmsten Befürchtungen, die man schon am Sonntag Abend bei dem wehenden Sirokko für unsere Seefahrt aussprechen hörte, wurden noch weit übertroffen. Schon in früher Morgenstunde prasselte der Regen aus das Glasdach, das den Hof unsers Hotels bedeckt, der Sturm heulte während der Nacht, warf Thüren und Fenster donnernd und klirrend zu und verscheuchte den Schlaf, und ganz ergreifend war das Gebet, das Herr Geheimer Kirchenrath v. Pank aus Leipzig vor unserm Aufbruch nn untern großen Saal unsers Gast hofs hielt, in dem die Reisegefährten zur An dacht versammelt waren: Christ Kyrie, bleib bei uns auf der See. In strömendem Regen wurden wir mit Sack und Pack durch die Hotel wagen zum Hafenplatz gefahren, eingebootet und zu unserm Schiff gebracht. Nun hatte man Zeit, sich das ganze Schiff anzusehen; es ist kein besonders schönes Schiff, aber auch kein „alter Kahn", wie der Concnrrenz-Neid es genannt hat, obwohl cS immerhin zu bedauern ist, daß die „offizielle Festfahrt zur Einweihung der deutschen evangelischen Erlöserkirche in Jerusalem" auf einem englischen Schiffe gemacht werden muß. Unsre Cabine Nr. 109 ist, wie alle Cabinen, eng und heiß, sie hat aber den Bortheil, wie alle Cabinen auf diesem Schiff, daß die 3 Betten nicht über einander, sondern nebeneinander stehen. Ich Heile den engen Raum und alle die Un bequemlichkeiten desselben mit 2 sehr lieben Amts brüdern, Herrn Superintendent Müller au» WaKerShausen und Superintendent Tillich au» Schönfließ. Um 10 Uhr sollte das Schiff ab gehe», eS wurde etwa '/,l Uhr. ehe die Anker gelichtet wurden. Wir versammelten unS in diesem feierlichen Augenblick auf dem Vorderdeck vor der Kapitänskajüte und sangen mit einander: „Allein Gott in der Höh sei Ehr" und bei der Abfahrt: „Deutschland, Deutschland über Alles." Auch die neben uns liegende „Bayern", ein schönes Schiff des Norddeutschen Lloyd ließ von ihrer Kapelle patriotische Lieder und evangelische Choräle blasen. Mit Hüten und Taschentüchern wurde uns noch ein letztes „Lebewohl" znge- rufen. Und nun ging's hinein in Sturm und Braus! Zwar hellte sich der Himmel auf, die Sonne kam hervor, aber desto stärker wehte der Wind, die Wellen bedeckten bald das ganze Vordertheil des Schiffs — da wurde das Zeichen zum Essen gegeben. Wan setzte sich im schwülen Speisesaal zu Tisch, aber, als man kaum die Suppe gegessen hatte, standen die Meisten wieder aus — die Seekrankheit meldete sich. Nur wenige tapfere Männer hielten an unserem Tische aus, die Anderen verschwanden in ihre Cabinen. Großartig war nun der Anblick der empörten Wellen. Aus dem ticfdunkelblauen Meere er hoben sich die Wassermassen wie Mauern, immer näher rückten sic heran, verjüngten sich immer mehr, je höher sie stiegen, krönten sich mit einem weißleuchtenoen Kamme und überschütteten das Schiff und die, die darauf saßen und nicht in die Cajüten oder Säle geflohen waren. Wir ge nossen dieses großartige Schauspiel bis zum Abendbrot, Abend 6 Uhr, bei welchem von 202 Personen nur 32 erschienen waren, von denen auch noch Etliche die Flucht ergriffen. Auch nach dem Abendbrot setzten wir uns wieder auf das Verdeck, in der Nähe der Kapitänskajüte. Der Sturm wehte mit ungeschwächter Kraft aus Süd-Südwest und faßte das Schiff von der Seite, so daß es nicht nur von hinten, son dern von rechts nach links schwankte und des halb so viele Passagiere seekrank machte. Leider hat das unfreundliche Wetter auch noch einige ernstere Opfer gefordert. Eine unsrer Mit reisenden, die Frau des Militär-Oberpfarrers C., wurde von einem gewaltigen Windstoß, unter dessen Gewalt sich das ganze Schiff tief zur Seite neigte, sammt ihren: Stuhl so an die Seiten wand geschleudert, daß sie eine lange tiefe Wunde im Knie davon getragen hat und wahrscheinlich die Reise nicht fortsetzen kann, d'. h. von Alexandrien aus wieder mit einem andern Schiff zurückkehren muß, eine andere vornehme Dame fiel sich den Arm ans, den sie nun voraussichtlich lange Zeit im Bunde tragen muß, ein Herr vertrat sich den Fuß, was schlimmer sein soll, als ein Beinbruch, abgesehen noch von kleineren Kontusionen, die viele Andere davongetragen haben. Um so dankbarer müssen Diejenigen sein, die Wenigen, muß ich hinzufügen, die überhaupt nickt seekrank werden und ans diese Weise nicht blos vor solchen Unfällen bewahrt bleiben, sondern auch das schöne Vorrecht haben, Andern in solcher Lage Samaritcrdienste zu leisten, was ich auch nach Kräften gethan habe. Auch heut bei schönstem Sonnenschein und ruhiger See liegen noch Biele seekrank in ihren heißen Cabinen, denn heiß ist'S hier in den Cabinen auch im Monat Oktober. Wir hatten heut morgen vorne am Bugspriet bei noch ganz bedecktem Himmel 18« Wärme. Da wird es zu Mittag im Sonnenschein heiß und noch heißer in den engen Cabinen des eisernen Dampfschiffes, das mit 3500 Pferdekräften in der Stunde 12 englische Meilen, das sind 3 deutsche Meilen, zurücklegt. Morgen Mittwoch, den 19. Oktober, früh 8 Uhr, sollen in Messina unsre kranken Passa giere an das Land gesetzt werden. Auch Briefschaften werden mit an s Land genommen. Da benütze ich schnell die Gelegen« heit, wieder einen Gruß in die Heimath zu senden. Die nächste Meldung wird wohl erst von afrikanischem Grund und Boden aus geschehen. Im Schatten der Pyramiden von Gizeh in Egypten hoffe ich, so Gott will, den nächsten Brief schreiben zu können. Nachrichten aus der Heimath kann ich dort noch nicht erwarten, wohl aber in Jerusalem. Möchten cs nur gute Botschaften sein, dort wo die frohe Botschaft zuerst erklungen ist: Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Gott gebe eS. . B e r milch t r z . — (Die Biographie de- König- Albert auf einer Postkarte.) Wie aus PetrrSburg geschrieben wird, hat der dortige Hof kalligraph Professor Sindt die ausführlich« Bio graphie de» König« Albert von Sachsen ja 16,000 Zeilen auf eine Postkarte geschrieben und diese Karte dem König eingeschickt. — Bau einer weiteren evangelischen Kirch« in Jerusalem. Wie erst jetzt bekannt wird, hat der Zentralvorstand de» Gustav Adolf-Ber- ein» dem Kaiser die Summe von 30,000 Mark für kirchliche Zwecke in Palästina zur freien Ver fügung gestellt. Bon diesem Telde soll in Jeru- salem eine weitere evangelische Kirche gebaut «erden, für die der Kaiser bei seinem Aufenthalte dort den passenden Ort aussuchen wird. Auch haben der Kaiser und die Kaiserin die Spendung einer größeren Summe al» Beihülfe zu den Bau« kosten zugesagt. — Berlin, 21. Otkbr. Das Schwurgericht sprach die unverehelichte Ella Goltz, sowie die Wittwe Eichler frei, welche beide anaeklagt waren, dem verstorbenen Oberfaktor der Reichsdruckerei, Grünenthal, nach Verübung der Münzfälschung und des Diebstahls geholfen zu haben, sich der Bestrafung zu entziehen und die Borthrile des Verbrechen- zu sichern. — AuS OrtelSburg wird gemeldet: In dem Königlichen Forstgarten bemerkten zwei preußische Forstbeamte, daß mehrere russische Offiziere auf preußischem Gebiet jagten. Der Aufforderung der beiden Förster, die Gewehre abzugeben, wurde nicht stattgegeben, die Offiziere verhöhnten vielmehr die beiden Beamten. Nach dem diese ihre Aufforderung mehrmals vergeblich wiederholt hatten, schossen sie und verletzten einen der Offiziere. Der andere ergriff die Flucht und nahm den verwundeten Kameraden mit. Hinter dem Grenzgraben angelangt, befahlen sie den russischen Grenzsoldaten, auf die beiden Förster zu schießen. Die Soldaten thaten dir» auch, aber trafen nicht. — (Etwas von einem Vielfraß.) Kürzlich verzehrte ein junger Maurer in Rehau in einer Wirthschaft Nachts ein GanS- viertel; trotzdem dies nicht klein war, verspürte der Maurer mehr Appetit und vertilgte noch einen Sauerbraten und dann noch rin „Gehacktes", woraus er sagte, „solch' GehacktS esset ich noch wie Biet'." Hierauf kam es zwischen ihm, einem Anderen und dem Wirth zu einer Wette, , um Vertilgung von acht Portionen Gehackte». Trotzdem der Wirth, weil er ja selbst bedacht war, die Wette zu gewinnen, die Portionen reichlich machte, vertilgte der Vielfraß dennoch sechs. — Barel, 22. Oktober. Der „Gemein nützige" meldet: Auf dem Geleise der von Neuenburg nach Bockhorn führenden Eisenbahn fand man heute Morgen eine Eisenbahnschiene und mehrere Schwellen quer über die Schienen gelegt. Da» Hinderniß wurde vom Eisenbahn wärter rechtzeitig bemerkt, sodaß der um 6*/« Uhr fällige Zug rechtzeitig zum Halten gebracht werden konnte. Die Gendarmerie ist in voller Thätigkeit. — Petersburg, 22. Oktober. Der im europäischen Rußland mit Ausnahme der Krim und des Kaukasus gefallene Schnee hält sich. Fast allenthalben hat der Schlittenverkehr be gonnen. Auf der Wolga ist die Schifffahrt theilweise eingestellt. Die Ostseehäfen sind voll kommen zugänglich. —* London, 22. Oktober. Der Fischer- schooner „Kittivake" traf heute in Hüll mit 16 Mann des am Donnerstag in der Nordsee ge scheiterten deutschen Dampfer» „Esthland" ein, welcher in Blyth Kohlen geladen hatte. — Schießversuche auf Panzerplatte». Einen glänzenden Beweis, für die Widerstands fähigkeit der modernen Panzerplatten hat «ine Probe-Beschirßung einer 11,7 Zoll dicken, nach dem Krupp«Harvey Verfahren hergrstellten Panzerplatte geliefert. Der Versuch wurde in England vorgenommen und zwar in Gegenwart zahlreicher höherer Marin«- und Artillerie-Offi ziere. E» sollt« festgestellt wrrden, ob di« Blatte die von der englischen Admiralität festgesetzten Bedingungen für Material, da» in der englischen Marine vrrwendet wird, auch thatsächlich erfüllt. E» wurden drei der berühmten Holtzerschen „panzerdurchschlagenden" Geschosse auf dieProbe- platte abgrfeuert, von denen jede» rin Gewicht von 720 Pfund hatte und zwar au» einer 13-Zoll-Kanone. Durch die furchtbare Gewalt de» Anprall» wurden alle drei Geschosse total deformirt, die Platte blieb aber unversehrt, «llerding» zeigten die Stellen, an denen die Ge«