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Liegnitz, 24. Septbr. In dem Prozesse -egen 33 wegen Bethriligung an den hiesigen Straßrnkrawallen im Juni diese» Jahre» An geklagte fand heute die Verhandlung statt. Bon den Anggflagten wurden 30 zu Gefängnißstrafen von einem Monat bi» zu drei Jahren und einer »u SO Mark Geldstrafe verurtheilt. Zwei wurden freigrsprochen. Würzburg, 21. September. Prinz Max von Sachsen, zur Zeit Kooperator in Eichstädt, ist hier eingetroffen und hat im ehemaligen -ierungtzmePchest selber. Die Abgeordnete), der flovenisch-kroatischen Gruppe de» Abgeordneten hause» haben in einer zu Laibach avgehaltenrn Bersammlung beschloffen, au» der Regierung»- Mehrheit au»zuscheiden, eine Politik der freien Hand zu verfolgen, den Kampf um die nationale Gleichberechtigung «eiterzuführen und gegen den Ausgleich mit Ungarn zu stimme»; mit diesen Beschlüssen erscheint der Weiterbestand der Re- gierungSmrhrhrit ernstlich gefährdet. Im ungar. Abgeordnetenhaus« ist rin Vorstoß der Opposition - gegen die Regierung zurückgewirsen worden, da» Hau» lehnte einen von der Unabhängigkeit»partei gestellten Mißtrauen»antrag gegen da» Mini sterium Banffy nach einer energischen Bertheidig- ungSrrde de» Ministerpräsidenten Baron Banffy ab. Die schweizerische BundeSrrgierung hat den fremden Anarchisten da» Asylrecht, infolge der Blutthat von Genf gekündigt. Bislang wurden 38 Anarchisten au» der Schweiz aus- gewiesen; daneben sind vom BundeSrathe ver schiedene scharfe Beschlüsse behufs Ueberwachung de- Treibens der übrigen noch auf eidgenössischem Boden aufhältlichen Anarchisten gefaßt worden. Der französische Hexenkessel wirft immer tollere Blasen auf seiner Oberfläche. Hierzu gehört auch das von Frau Paulmier, Gattin de» Deputirten für Calvados, im MedaktionSlocal der Pariser „Lanterne" aus geführte Revolverattentat. Frau Paulmier feuerte daselbst zwei Revolverschüsse auf den Redakteur Olivier ab, die denselben lebensgefähr lich verwundeten. Nach ihrer eigenen Erklärung wollte aber die Attentäterin den Chefredakteur des genannten Sozialistenblattes, den Abgeord neten Millerand, treffen, weil derselbe durch einen Artikel in der „Lanterne", der einen die Dreyius - Affaire behandelnden Bries PaulmierS an den Kriegsminister zum Gegenstand hatte, diesen Abgeordneten beleidigt haben soll. Man ^icht, welche immer seltsamere Blüthen die ganze DreyfuS-Geschichte treibt; unglückseliger Weise war aber weder Millerand noch Olivier der Verfasser deS fraglichen Artikels, sondern ein gewisser Turrot. Zwischen England und Frankreich ist in der Faschoda - Angelegenheit ein vollständiges Uebereinkommen erzielt worden, wie wenigstens „Daily Mail" versichert. In Nordamerika fühlt man sich immer mehr als angehende Colonialmacht; Präsident Mac Kinley will dem Congreß die Errichtung eines besonderen Colonialministeriums Vorschlägen. — Die Jankers halten den Zeitpunkt für ge kommen, auch ihren Antheil an der chinesischen Beute zu nehmen. ES hat sich eine amerikanische Gesellschaft zur Erschließung Chinas gebildet, welche in diesem Lande zahlreiche wirthschaftliche Projekte verfolgt; eine größere Anzahl von Ingenieuren gedachter Gesellschaft ging bereits nach China ab. In China ist die oberste Regierungsgewalt abermals an die Kaiserin-Mutter Tsu-Hßi über gegangen, ein Ereigniß, dessen politische Folgen sich noch gar nicht übersehen lassen. Der bis herige Kaiser Tsai-tien soll obgedankt haben, wie die eine Version wissen will, nach anderen An gaben jedoch wäre er ermordet worden. An die Wahrheit des letzteren sensationellen Gerüchtes glauben die chinesischen Beamten in Shanghai, anderseits jedoch veröffentlichen die „Times" «ine Pekinger Depesche, welche versichert, der Kaiser und alle hohen Staatsbeamten hätten am Freitag der Kaiserin-Mutter gehuldigt, e» sei Alles in Peking ruhig. Nachrichten auS englischer Quelle behaupten, Rußland habe beim Sturze deS von Peking nach Shanghai geflohenen BeratherS deS bisherigen Kaiser-, Uangyumei, die Hände mit im Spiel gehabt, infolgedessen zimmern sich die Engländer sofort die Noth- Wendigkeit eine» Schutze» ihrer Interessen in China zurecht. Wie verlautet, beabsichtigt der Admiral des britischen Geschwader» in Ostasien eine Streitmacht in Taku zu landen, e» scheinen demnach noch weitere aufregende Ereignisse in China bevorzustrhrn. Mutterhaus der Töchter vvrn göttlichrch Erlöser Wohnung genommen. Wie verlautet, verbleibt der Prinz drei Monate studienhalber und zweck» Promovirung zum Doktor hier. Ein BiSmarckverehrer zu Annaberg in Sachsen hat sich wegen de» jüngsjrn Auf treten» und mehrerer Aeußrrungen Busche» an einen der berufensten Kenner de» Fürsten Bis marck um Auskunft gewandt. Er hat such von dem befratzten Gewährsmann, der mit dem Ein siedler von FriedrichSruh in jahrzehntelanger enger Verbindung gestanden und dessen volle» Vertrauen genossen hat, da- er nun freilich nicht mißbraucht, wie Busch, einen ausführlichen Be scheid erhalten. Da- Schreiben lautet: „Lieber Freund! Busch hat ohne Erlaubniß de» Fürsten da» Abschiedsgesuch veröffentlicht er: er hat e» lesen dürfen, wie ich r» lesen durfte, sicher aber unter* derselben Cautel, unter der mir die Lektüre ge stattet wurde, daß ich keine Abschrift nehmen sollte, da der Fürst sich de» Rechte», da» Stück zu publicieren, begeben habe, indem er da- Ge such Sr. Majestät auslieferte. Die ganze Familie hat Busch» Handlungsweise einstimmig verurtheilt und verabscheut seine gegenwärtigen Indiskretionen. Ganz ausgeschlossen ist, daß der Fürst Busch» Schrift durchgesehen habe: die „Leipz. Neuesten Nachr." haben konstatiert, daß in dem M. (Manuskript) nicht eine einzige Korrektur von BiSmorckS Hand zu sehen sei. Das war Schwindel des Korresp. der Rassischen oder ein Mißoerständniß. Der Fürst war ein Edelmann von dem Scheitel bis zur Zehe: seiner vornehmen DenkungSweise waren derartige Indiskretionen fremd; er glaubte immer an die Ehrlichkeit und Verschwiegenheit seiner Gäste und fand sich bei den meisten betrogen. Mit herzlichem Gruße" folgt Namensunterschrift. Die deutschen Po st unterbeamten wollen sich auch in diesem Jahre mit einer Petition an den Reichstag wenden, um ihre Lage zu verbessern. Es wird u. A. gewünscht: Die Beseitigung der WohnungSnoth durch Be reitstellung außerordentlicher Etatsmittel die Er weiterung der Laufbahn der Postunterbeamten durch Erschließung besser dotierter Stellen an befähigte Kräfte, Anrechnung der Militärzeit bei Militäranwärtern als Diätariat, Fortgewährung der Javalidenpension an im Unterbeamtendienste daß die drei Direktoren de» JüfvznuntsteripnG für di« Revision, die dreiKaffationSgerichtäräch» dagegen gestimmt hätten — Der Deputierte Paulmier sandte Millrrand eine Düellfprderuotz» — Heute wurden mit dem Porträt des Herzog» von Orleans versehene Plakat« angeschlagen^ welche nach Art der Buchhändler-Anzeigen dm Ankündigung enthalten; „Demnächst erscheint — der Herzog von Orleans." Pari», 24. Septbr. Die in der Revision»« frage im Justizministerium zusammengetretene Kommission spaltete sich in zwei gleiche Parteien und sprach sich mit drei gegen drei Stimme« gegen die Revision au». Die Regierung ist jedoch der Ansicht, daß diese Stimmengleichheit ihre volle Aktionsfreiheit, zugleich aber auch volle ver« antwortlichkeit für die Entscheidung kaffe und vertagte die Entscheidung auf Montag. Damit der Ministerrath dann vollständig sei, werden die Minister Biger au» Orleans und Brytral au» Marseille telegraphisch für Montag zuruckberusen werden. Die auch nach Bischofswerda gedrungenen Gerüchte von in Pari» vorgekommenen Unruhen und Straßenexzessen sind gänzlich unbe gründet; e» herrscht vollkommene Ruhe, nicht die geringste Störung ist porgekommen. * Petersburg, 25. Septbr. Eia Trle- gramm der „Petertzburgokya Wjedomosti" au» Wladiwostok vom 24. meldet: Prinz Heinrich von Preußen ist aus ChaborowSk hierher zurück gekehrt. Der Prinz sei sichtlich befriedigt durch den dortigen Empfang und von der Jagd, an der er theilgenommen hat. Die letztere war außerordentlich interessant; dem Prinzen kamen an einem Tage über 300 Hirsche zum Schuß. Der Prinz »ahm nur 3 davon aufs Korn und erlegte sie, stellte jedoch dann da» Schießen ein und erfreute sich den ganzen Tag an dem An blick der traulichen Thiere. Am 24. fand bei dem Prinzen großer Empfang an Bord der „Deutschland" statt. Odessa, 24. Septbr. 25 Offiziere und 707 Mann sind gestern zur Verstärkung der aus Kreta stehenden russische» Truppen an Bord deS TranSportdampferS „Kiew" dorthin abge gangen. angestellte Militärinvaliden, Reform des Straf verfahrens und Zubilligung deS Prädikats „Herr" an Unterbeamte bei Zustellung amtlicher Schriftstücke. Wien, 24. Septbr. Die „Pol. Korresp." meldet ans Rom: Alle Kabinette haben ihre prinzipielle Zustimmung zu der italienische An regung bezüglich der Bekämpfung de« Anarchis mus kundgegeben. Demnach wird ein formeller Antrag zur Abhaltung einer internationalen Konferenz alsbald gestellt werden. Bern, F4. Septbr. Die Namen der vom BundeSrathe ausgewiesenen Anarchisten werden voraussichtlich erst in einigen Tagen veröffentlicht werden. Unter den AuSgewiesenen befinden sich Personen, die erst ermittelt und verhaftet werden müssen, bevor ihre Ausweisung bewerkstelligt werden kann. Die Listen sind den Kanton regierungen mit den erforderlichen Anordnungen über die Ausführung der Ausweisung zugegangen. * Rom, 25. Septbr. Wie auS Tarent gemeldet wird, fand dafelbst gestern anläßlich des daselbst am 22. d. M. erfolgten Stapellauf der „Puglia" ein Feuerwerk statt. Dabei erfolgte eine Explosion einer Kiste mit Feuerwerkskörpern, durch welche 2 Personen getödtet und 7 ver wundet wurden. Pari», 24. September. Die meisten Blätter bestätigen, daß die Schlußfolgerungen der Kom mission de» Justizministerium» günstig für die Revision de» Prozesse» DreyiuS lauten. Clrmen- ceau erzählt in der „Aurorr", Henry habe, al» er die Fälschung eingestand, den Namen einer hochstehenden Persönlichkeit genannt, welche die Fälschung gekannt habe. Wenige Stunden später sei ein Offizier zu Henry geschickt worden, der ihm die Wahl zwischen Degrrdatiün, Zuchthaus und Pension für seine Frau stellte. Dir „Aurore" behauptet, die Untersuchung gegen Picquart beruhe auf dem von Henry zusammen, gestellten Material. Pari», 24. September. Dir Revision»- Kommission sprach sich mit 3 gegen 3 Stimmen gegen die Revision au». Die Reaierungbrhält sich die Aktionsfreiheit vor und trifft am Montag ihre Entscheidung. Pari», 24. September. In Betreff de» Gutachten» der RevistonSkommifston verlautet, Sachsen. * Dresden, 25. Sept. Se. Maj. der König traf heute Abend von Breslau wieder in der Billa zu Strehlen ein. — Heute ward im städtischen AuSstellungSpalaste die Ausstellung gewerblicher Unterrichtsanstalten deS Königreichs Sachsen er öffnet, die sich bis zum Abend zahlreichen Be suches erfreute. Unter den Besuchern befand sich der Staatsminister v. Metsch. 259 Schulen haben in großer Reichhaltigkeit ausgestellt. Ihre Majestät die Königin hat sich Sonn abend Vormittag 7 Uhr 41 Min. nach Pots dam begeben, um Ihre königliche Hoheit die Prinzessin Karl Anton von Hohenzollern zu be suchen. Ihre Majestät traf 12 Uhr 55 Min. in Potsdam auf dem Bahnhose ein. Zum Em- pfange waren Prinz Anton von Hohenzollern und die Gräfin von Flandern anwesend. Die hohen Herrschaften bestiegen hieraus einen ge schlossenen Wagen und fuhren nach der Villa de» Prinzen Karl Anton. Mit Genehmigung Sr. Majestät ist dem Schlosser Theodor Gündel in Cainsdorf nach erlangter Volljährigkeit die Erlaubniß zum Tragen der ihm für die von ihm am 24. Juli 1894 unter eigener Lebensgefahr bewirkte Rettung eine» Schlosser» vom Tode de» Er trinken» in der Mulde verliehenen silbernen Lebensrettungsmedaille am weißen Bande ertheilt worden. Bischofswerda, 25. Septbr. In An betracht der Herbstferirn der Schulen machen wir unser« Leser darauf aufmerksam, da» jetzt dir genußreichste und beste Zeit ist, Wanderungen durch unser« schöne Umgebung zu unternehmen. Wir haben r» ja glücklicherweise nicht nöthig, weite Reisen zu unternehmen, um un» an Natur- eindrücken zu erfreuen. Die Umgebung von Bischofswerda bietet dank unserer städtischen Be hörde und der verschiedenen gemeinnützigen Vereine, die durch Wegebauten un» di« wald reiche Uwgebung BifchofSwerdq», sowie dsrberr- lichsten und schönsten Paukte de» Meißarr; Hoch lande» und dir Lausitz zugänglich gemocht habe», für jeden Naturfreund vollkowmea LnWM> stellende». Wo» Vie jetzige Zeit stir dieWnW