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V IV1 herauSgesunden, daß für Koffce und Tabakbau die Insel Luzon sehr gut geeignet ist und daß amerikanischer Unternehmungsgeist Millionen Sie- vinn au» der Insel schlagen kann. Freilich das verrottete, dünkelhafte und despotische Spanien hat ja schon lauge nichts mehr aus der Insel machen können und statt Kultur hat dir un gerechte spanische Verwaltung nur Aufstände und Zerstörungskriege in ihren Kolonien großgezogrn. Bon dem Standpunkte allgemeinen Kulturfort- schritte- kann man in dieser Entwickelung der Dinge nicht- Nachtheilige- für die Menschheit erblicken. Und für die Weltmacht-Politik Amerika entstehen ja nun auch solche große und schwere Aufgaben und Pflichten, daß es mit der fried lichen Verwaltung Amerikas ohne Heer und ohne Flotte auch vorbei ist, und Amerika bald eben solche Lasten tragen muß, wie die anderen Großmächte. Tritt diese Umwandlung in den Bereinigten Staaten ein, wird da- Heer ver vierfacht und die Flotte verdreifacht, so hat Amerika an Menschenkräften und Geldkapital soviel für den Sicherheitsdienst festzulegen, daß eS dadurch auch einen guten Theil seines Wirth- schaftlichen UebergewichtS verliert. Durch poli tische Maßregeln läßt sich diese naturgesetzliche Entwickelung in den Bereinigten Staaten aber auch gar nicht mehr aushalten und selbst die amerikanischen Blätter der gemäßigsten Rich tung geben dies zu. So schreibt die angesehene New-Aorker Handelszeitung zu der Frage: Jetzt schon, wo vorerst nur die amerikanische Flagge auf den eroberten Gebieten gehißt worden ist, zeigt sich ein rühriger Unternehmungsgeist da, wo bisher Grabesstille waltete, und eS ist nur eine Frage der Zeit, Kuba, Portorico und die Philippinen, sowie die bereits aanectirten Sand- wichs-Jnseln in blühende Gemeinweisen um- zuwandeln. Aber die Nothwendigkeit, die neuen Kolonien zu schützen, wird die Bereinigten Staaten dazu drängen, sich aus einem flotten losen und heerlosen Lande zu einer See- und HrereSmacht ersten Ranges emporzuarbeiten Diese Umwandlung wird vollständig neue Situa tionen schaffen. Unser Gemeinwesen war seit dem Momente seines Bestandes traditionell nur fried lichen Arbeiten hingegeben, Heer und Flotte, sowie Küstenbefestigungen erschien dem Bolle und den regierenden Kreisen al« ein LuxuS, den man sorgfältig vermeiden müsse. Der Krieg mit Spanien hat den Bereinigten Staaten plötzlich die Augen geöffnet und sie über die Gefahren aufgeklärt, welche einem Lande drohen, welches in einem blinden Sicherheitsgefühl nicht aN die Möglichkeit eines Kampfes mit einer Großmacht denkt. DaS wir im Handumdrehen eine Noth, flotte und ein Nothheer herangezaubert haben, ist ohne Zweifel eine Leistung ersten Range«. Aber verläßlich ist eine solche Zauberei nicht, wenn dieses Land in einen Konflikt mit einer Macht ersten Ranges verwickelt werden wird. Ein wohlausgebildetes Heer und eine mächtige Flotte allein werden die Bereinigten Staaten vor Niederlagen bewahren können, wenn es einer auswärtigen Macht ersten Ranges einfallen sollte, einen Streit vom Zaune zu brechen. Selbst in dem Falle einer Allianz mit England würden die Bereinigten Staaten nur eine Statisten rolle übernehmen können, wenn sie nicht «in achtunggebietendes Heer und eine kampffähige Flotte besitzen werden. Es ist daher eine un abweisbare Forderung, welche sich aus der neu geschaffenen Lage ergirbt, Heer und Flotte auf die Höhe derjenigen anderen Staaten zu bringen. Politische Wcltschlw. Die kaiserlichen Majestäten sind nun mehr aus ihrer bisherigen Sommervillegiatur Schloß WilhrlmShöhe bei Kassel nach dem Neuen Palais bei Potsdam zurückgekehrt und zwar die Kaiserin bereit- am Freitag früh, der Kaiser am gleichen Tage Abends. Der gemeinschaftliche Aufenthalt der Majestäten im Neuen Palais dürfte di- zum Beginn der diesjährigen Herbst- manüver-Reisen des Kaisers keine größere Unter brechung mehr erleiden. Armee-Inspekteur Generalfeldmarschall Prinz Georg von Sachsen hat seine Truppenbesichtig, ungen beim 5. und 6. preußischen Armeekorps beendigt und ist am Sonnabend von Posen nach Dresden zurückgekehrt. Dir noch immer andauernde sommerliche Stille in der inneren Politik ist in allerdings gerade nicht allzu geräuschvoller Weise durch die erste Nachwahl zum neuen Reichstag unterbrochen worden. Dieselbe vollzog sich im Wahlkreise Krenznach-Simmekti und war durch da» Ableben de- langjährigen nationalliberalen Ler- Der fckchstflye Erzähler. Getto ». treter» de» letzteren, Prof. vr. v. Cuny-Berlin, nothwendig geworden. Als Ersatzmann vr. v._ Euny'S hatten die Nationalliberalrn brn Mar burger Professor vr. Paasche kandidirt, den bis herigen, aber bei den diesjährigen Neuwahlen „durchgefallenen-, Reichstagsabgeordneten für Meiningen I, und vr. Paasche ist denn auch mit 8283 von im Ganzen abgegebenen 8763 Stimmen zum neuen Reichstagsabgeordneten für Kreuznach - Simmern gewählt worden. Die Nationalliberalen haben demnach diesen Wahlkreis in der Nachwahl behauptet, und zwar gleich im ersten Wahlgange, was allerdings nur dadurch möglich war, daß die EentrumSpartei, die im ge nannten Wahlkreise eine ziemlich bedeutende An zahl von Anhängern besitzt, sich an der Nachwahl sehr lau brtheiligte. 3m sozialdemokratischen Lager herrscht über die angeregte Betheiligung der „Genossen" an den bevorstehenden Neuwahlen zum preußischen Landtage nach wie vor Uneinigkeit. So beschloß eine in Kiel startgefundrne sozialdemokratische Versammlung, daß die Sozialdemokraten SchleS- wig-Holstein'S an den Landtagswahlen nicht theilnehmen sollten, während bekanntlich von sozialdemokratischen Vereinigungen in anderen Gegenden Preußens den „Genossen" die thun- lichste Theilnahme an den Landtagswahlen empfohlen worden ist. Die großen Herbstmanöver der deutschen Flotte nehmen ihren Fortgang. In den letzten Tagen der vergangenen Woche führten die Ost-Flotte und die West-Flotte u. A. Nachtmanöver gegen einander bei Neufahrwasser aus. Leider mußte die Manöverflotte einen Unfall verzeichnen, indem eine Jolle von derselben, besetzt mit einem Offi zier und 12 Mann bei Cranz kenterte; ein Ober matrose und 2 Matrosen kamen in den Wellen um. Die Mannschaft des augenblicklich in dem spanischen KriegShafen Corunna ankernden deutschen Schulschiffes „Nixe" leistete bei einem dort auSgebrochenen großen Brande wirksame Hilfe. Infolgedessen beauftragte die spanische Regierung den Marineminister, den deutschen Seeleuten den Dank Spanien« auSzu- sprechen. In der inneren Politik Oesterreichs steht abermals eine wichtige Entscheidung vor der Thür. Es handelt sich um die endliche Er neuerung des wirthschaftlichen Ausgleichs zwischen Oesterreich und Ungarn, worüber schon in den letzten Tagen eingehende Verhandlungen zwischen den zuständigen österreichischen und ungarischen Ministern in Pest stattgefunden haben, doch ist eS hierbei noch zu keinen endgiltigen Beschlüssen gekommen. Dieselben dürften vielmehr jetzt zu Wien gefaßt werden, wo am Sonnabend der ungarische Ministerpräsident Baron Banffy und der ungarisch- Finanzminister vr. v. Lucacs ein getroffen sind, auch Kaiser Franz Josef ist in Hinblick auf die zu erwartende Entscheidung, die ja in ihrem letzten Theile von ihm selber ge fällt werden muß, von Ischl nach Wien zurück gekehrt. Zwischen dem Staatsoberhaupte Frank- re ichS und dem Czaren hat wieder einmal ein freundschaftlicher Telegrammwechsel stattgefunden. Am Freitag war ein Jahr verflossen, daß Kaiser Nicolaus und seine Gemahlin dem Präsidenten Faure an Bord des Panzers „Pothuan" iu Kronstadt einen Besuch abstatteten, bei dem der Czar und der Präsident die bekannten Toaste mit einander wechselten. Anläßlich der Wieder kehr diese« TageS richtete Herr Faure eine in lebhaften Worten desselben gedenkende Depesche an den Czaren, die von letzterem sofort in ver bindlichster Form erwidert wurde. U. A. betont der Kaiser in seiner telegraphischen Erwiderung, wie eS ihm und der Kaiserin zur besonderen Freude gereiche, sich in Gedanken in jene historischen Augenblicke zurückzuversetzen, deren Erinnerung niemals zu erlöschen vermöge. Die kaiserliche Depesche schließt: „Mir ist eS besonders ange nehm, Ihnen bei dieser Gelegenheit den Ausdruck der wärmsten und unwandelbaren Wünsche zu erneuern, die Wir nicht aufhören, für Sie und da» befreundete Frankreich zu hegen." Also nur da« „befreundete," nicht da» „verbündete" Frankreich? Da werden die Ruffenschwärmer jenseits der Vogesen wohl nur eine süßsauere Miene zu dem neuesten Tzarrntelegramm an Htrrn Faure machens In der französischen Bevölkerung selber bekommt man allmählich die ewige Esterhacy-Piequart-Geschichte überdrüssta. In verschiedenen Generalräthen ist wiederholt der Wunsch nach Beendigung der ganzen Dreysuß-Campagne geäußert worden. — Der Regerfürst Samory, der kriegerisch« Gegner der Franzosen in Westafrika, hat sein« Lager. WO». Plätze am Congo verlassen und sich, di da» Hinterland in der Richtung auf die Republik Liberia geflüchtet. Papst Leo XIII. scheint sich von seinem jüngste« Unwohlsein in der Thal vollständig erholt zu haben. Laut einer römischen Meldung fährt er trotz der Anstrengungen des langen Empfange» am 21. d. M. fort, bei ausgezeich neter Gesundheit die lausenden Geschäfte zu er ledigen. Am Freitag empfing der Papst ver schiedene Prälaten, so den Substituten de» Staatssekretär-, Monsignore Tripepi, und den Assessor der Inquisition»-Congregation, Mon signore Generari. Der spanische Ministerrath hat sich am Freitag bi» aus Weitere» vertagt, vermuth- lich fleht er nunmehr da» Vaterland für gerettet an. Ministerpräsident Sagasta äußerte, al» er das Palais verließ, die Regierung beschäftige sich gegenwärtig mit der Lage der spanischen Truppen in Manila. ES empfehle sich, sie nach den BisayaS-Jnsrln zu bringen, hierzu sei aber die Zustimmung der Bereinigten Staaten er forderlich. Unterdessen ist eS in einem Dorfe bei Cavite infolge eines Mißverständnisses zu einem blutigen Gefechte zwischen amerikanischen Soldaten und den Einwohnern gekommen, wobei die Amerikaner 2 Todte und 4 Verwundete hatten, während von den Eingeborenen 4 ge- tödtet und mehrere verwundet wurden. Die Rücksendungen der spanischen Soldaten in Santiago auf Cuba nach der Heimath gehen weiter. General Toral, der frühere Oberst« kommandirrnde diese» Platzes, meldete nach Madrid, daß General Linares mit 2000 weiteren zum Rücktransport in die Heimath bestimmten spanischen Soldaten Santiago verlassen habe. Die amerikanischen Commissare für die in Paris zu führenden Friedensver handlungen mit Spanien sind endgiltig ernannt worden, eS sind dies der bisherige Staatssekretär Day, die Senatoren Davis und Frye, Richter White und WhitrlawreigS. Die amerikanischen FriebenSkommissare wollen in Bezug auf die Philippinen die Abtretung der wichtigsten Insel derselben, Luzon, verlangen, „aber nur dieser", wie es in der betreffende» New-Aorker Depesche heißt; nun, das ist indeß doch gerade genug, nachdem die Amerikaner ja schon Porto Rico und, wenn sie wollen, auch Cuba einstecken dürfen. Im militärischen Ber« waltungSsystem der Amerikaner scheint auch jetzt noch Manches faul zu sein. Die von Cuba zurückgezogenen amerikanischen Truppen langen in ziemlich verwahrlostem Zustande in den AuS- schiffungShäfen an, ) auch beginnen unter ihnen Krankheiten zu grassiren, da ihnen faulige» Trinkwasser und verdorbene Lebensmittel ge liefert werden, eS heißt darum, daß Präsident Mac Kinley vom Kriegsminister Alger verlange, er solle seine Demission geben. General Roca, der neugewählte Präsident von Argentinien, hat bei einem kaufmännischen Bankett in Buenos Aires seiner Ueberzeugung von einer friedlichen Regelung der chilenisch argentinischen Grenzfrage Ausdruck verliehen. Durch Kaiserlichen Armeebefehl ist, wie eine Berliner Lokalkorrespondenz vernommen haben will, angeordnet worden, daß die französischen Rangbezeichnungen „Premier-Lieutenant" und „Sekond-Lieutenant" beseitigt und durch die Nennungen „Ober-Lieutenant" und „Unter-Lieute nant" ersetzt werden, wie dies in Oesterreich stet üblich war. : u! u. Die Truppenthei le sind angewiesen worden, bei der Auswahl der in da« Manöver mit- zunehmenden Mannschaften auf das Sorgfältigste zu verfahren und Leute, die auf Grund der in den« Garnisonen 'gemachten Erfahrungen oder der vor dem AuSmarsch vorzunehmenden ärztlichen Untersuchungen al» schwächlich und nicht ganz widerstandsfähig gu bezeichnen find, bei den Varnison-ArbeitSkommandoS zu belassen. Recht liebenswürdig äußerte- sich in einer Unterredung, die der amerikanische Botschaster am 16. August den Berliner Bertretern der autorisierten Presse gewährte, Aber da» Ver hältnis Deutschland» zu den Bereinigten Staaten und bemerkte: „So weit ich sehe, ist die Lage zwischen Deutschland und den Bereinigten Staaten fortdauernd zufriedenstellend. . Während de» ganzen Kriege» hat die deutsche Regierung un» gegenüber offen uud ehrlich gehandelt, un weit entfernt , emi^ Beranlafsang zu einer Le- U-s- WW «Ms?' Regierung Anerkennung verdient. WaS di« Ab sendung deutscher Streitkräfte nach den Philippiaea