In diese Maschine wurde eine Aufschlämmung von Ton-Dieselöl gegeben. Sollten die Tonteilchen negativ geladen sein, so müßten sie sich, wenn die Walze positiv geladen wird, an dieser abscheiden. Es wurde zwischen Walze und Netz eine Spannung von 800 Volt angelegt. Dabei war ein Stromfluß von etwa 47 mA festzustellen. Vor der Aufladung der Walze bildete sich auf dieser ein mechanischer Niederschlag von großen Teilchen. Wurde die Walze positiv aufgeladen, so blieben diese an ihr haften. Es war aber keine weitere An reicherung von Tonpartikeln festzustellen. Wurde die Walze negativ aufgeladen, ver schwand in sehr kurzer Zeit der mechanische Niederschlag aus groben Teilchen. Es setzte sich eine bei günstiger Beleuchtung gerade noch erkennbare Schicht feiner Tonpartikel ab, die, wenn die Walze wieder umgepolt wur de, sofort verschwand. Es könnte nun den Anschein erwecken, daß die großen Tonteilchen negativ und die kleinen positiv aufgeladen sind. Eine solche Schlußfolgerung würde den bisherigen Erfahrungen widersprechen. Es scheint daher angebracht, nach einer anderen Erklä rung zu suchen. Dabei bietet sich folgende Lösung: Die Mischung Ton-Dieselöl ist, wie gezeigt wurde, lyophil, d. h., die Tonteilchen haben sich mit einer Flüssigkeitshülle umgeben. Diese Hülle weist nach dem CoHN’schen Gesetz eine den Tonteilchen entgegenge setzte Ladung auf (Abb. 27). Die nach außen wirkende Gesamtladung resultiert aus diesen beiden Teilladungen. Gesetzt den Fall, das Tonteilchen sei negativ aufgeladen, so wird bei einem Partikel, das eine große Masse besitzt, die negative La dung gegenüber der positiven des Solvathüllchens überwiegen. Bei Partikeln mit einer kleinen Masse gewinnt die Lyosphäre einen großen Einfluß, und die Gesamtladung wird positiv erscheinen. Damit könnte die Tatsache erklärt werden, daß die groben Teilchen eine negative, die feineren dagegen eine positive Ladung zu tragen schei nen. Der elektroosmotische Versuch zeigte, daß die Tonpartikel nur eine sehr schwache Ladung tragen können. Es liegt daher der Schluß nahe, daß das Ausfällen hauptsäch lich durch die Entfernung der Lyosphäre erfolgt. Die vorhandenen Ladungen dürften nicht in der Lage sein, die Teilchen weiterhin in Schwebe zu halten. Diese Meinung wird durch die folgenden Versuche noch be stärkt. Abb. 26. Elektroosmosemaschine nach Schwerin [55] Abb. 27. Vermutliche Verteilung der elektr. Ladung auf den Tonteilchen