einer lyophilen grobdispersen Aufschlämmung durch eine lyophobe Mischung vor. Zur Klärung dieser Vorgänge sind einige kolloidchemische Betrachtungen erforder lich. Es ist allgemein bekannt, daß ein lyophiles Kolloid auf 2 Arten stabilisiert sein kann: a) durch die Solvathülle, b) durch die Solvathülle und durch elektrische Aufladung. Um eine Fällreaktion herbeizuführen, müssen sowohl die Solvathülle entfernt, als auch die Teilchenladung — wenn eine vorhanden ist und diese allein imstande sein sollte, die Teilchen in Schwebe zu halten ■— neutralisiert werden. Die Fällreaktionen bei lyophilen Kolloiden sind dadurch wesentlich komplizierter und unübersichtlicher, als das bei lyophoben der Fall ist. Folgende Tatsachen mögen das noch veranschaulichen [54]. Bei der gegenseitigen Einwirkung verschiedener lyophiler Kolloide aufeinander wurde beobachtet, daß beim Zusammengießen von 2 lyophilen Solen entgegengesetzter Teilchenladung in manchen Fällen eine Koagulation erfolgte und in anderen Fällen nicht. Beim Zusammengießen lyophiler Sole gleicher Teilchenladung erfolgte wiederum in einigen Fällen Koagulation und in anderen Fällen nicht. Beim Zusammentreffen von lyophoben und lyophilen Kolloiden sind, durch den Einfluß des Solvathüllchens bedingt, die Verhältnisse genau so kompliziert. Aus dem Gesagten geht hervor, daß man die Koagulation der Dieselöl-Tonmischung nicht unbedingt auf eine unterschiedliche Aufladung von Dieselöl und Wasser zurück führen muß. Es ist noch nicht einmal erwiesen, daß die Teilchen eine Ladung tragen. Zwei Deutungen scheinen als Erklärung in Betracht zu kommen: a) eine elektrische Aufladung der Teilchen ist nicht vorhanden. In diesem Fall käme die Koagulation dadurch zustande, daß das Wasser die Ölhüllen, die sich um die Tonteilchen gebildet haben, verdrängt. Damit ist die stabilisierende Lyosphäre be seitigt. Es erfolgt Koagulation. b) Nach dem CoEHN’schen Gesetz lädt sich in einem aus zwei Nichtleitern bestehenden dispersen System der Bestandteil mit der höheren Dielektrizitätskonstante positiv auf [55]. Aus der Literatur ist bekannt, daß in Öl emulgiertes Wasser eine positive Ladung aufweist [56]. Besitzt der Ton eine geringere Dielektrizitätskonstante als das Öl, so wird er negativ aufgeladen sein. Das Wasser müßte in diesem Falle zuerst die stabilisierende Flüssigkeitshülle verdrängen und dann die Ladung der Tonteilchen neutralisieren. Unter Umständen würde es auch schon genügen, die Lyosphäre zu entfernen, nämlich dann, wenn die Teilchenladung nicht groß genug ist, die einzelnen Partikel in Schwebe zu halten. Um die Ladung der Tonteilchen nachzuweisen, wurde ein Versuch mit der Elektro osmosemaschine nach SCHWERIN unternommen (Abb. 26). Die Einrichtung besteht im Prinzip aus einem Trog, in dem sich eine Walze dreht. Unter der Walze ist ein Messing netz befestigt. Zwei Rührer sorgen für eine Durchmischung. Die Walze und das Netz können wahlweise positiv oder negativ geschaltet werden.