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Die Einweihung der Kirche ist auf 31. Oktober festaestellt. Danach müssen wir un» richten. E» vnrv wohl auch fo gut sein, wenn ich auch noch mal» bedauere, da» heilige Land auch die-mal nicht in seinem .Brautschmuck-, dem jungen Grün und den Blüthen de» Frühling», sehen zu können. dringlichste gewarnt. Direktoren holländischer Spezialitäteulokale niedrigster Ordnung suchen in letzter Zeit durch Inserate in deutschen Blätter», sowie durch besonder« Agenten junge Mädchen al» „Chansonetten", „Sängerinnen- und der gleichen nach Amsterdam zu locken. Bereit» m Chantant» beschäftigt gewesenen Mädchen werde» 100 Franken monatliche Gage, sogenannte Lehr mädchen 50 Franken bei freier Kost und Gratis« verheißrn. Di« holländischen Tingeltangel trag« einen durchaus zweideutigen Charakter. — Zürich, 1s. Juli. Der hiesigen Polizei ist«» gelungen, einen von der kaiserlichen StaatS- anwaltschaft in Straßburg i. S. steckbrieflich ver folgten Mädchenhändler Namen» Brenneisen sestzunehmen, gerade al» er mit einem Trupp junger Mädchen die Reise nach Südamerika an treten wollte. Der verhaftete ist den deutsch« Behörden überliefert worden. — Bern, 1V. Juli. Gegen Ende de» laufen den Monat» wird, wenn die WittrrungSverhält- nisse kein neue» Hinderniß bereiten, die Gornm- gratbahn eröffnet werden. E» ist die höchste Bergbahn in Europa, 3030 w. (Rigi 1750 w, Pilatus 2066 m, Brirnzerrothhorn 2252 m.) Die Linie hat von Zermatt, 1607 w, bi» auf den Gornergrat über Riffelalp eine Länge von 7 km. Sie ist nach dem Abtschen Zahnrad systeme gebaut und wird mittel» der au» dem Findeleu-Tletscherbach gewonnenen Kraft elektrisch betrieben. Der Bau wurde im Mai de» Jahre» 1896 begonnen. Bemerkenswerth ist, daß von etwa 2700 w an fast alle Arbeiter, nicht nur die zähen Italiener, sondern auch die Einge borenen, von der sogenannten Bergkrankheit be fallen wurden, sobald sie eine Anzahl Stunden in dieser Höhe zugebracht hatten, so daß man zu einem häufigen Schichtenwechsel greifen mußte. — Dem weltberühmten Geigenmacher, dem „Vater der deutschen Geige-, Jakob Stainer, wurde am 10. Juli im Wallfahrtsorte Absam in der Nähe von Innsbruck rin würdige» Denk mal gesetzt. Jakob Stainer wurde am 14. Juli 1621 al» Sohn armer Bauersleute in Absam geboren und lenkte schon als kleiner Hüterjunge durch die geschickte Anfertigung von „Schwegel- pseisen" und anderen musikalischen Holzinstru menten die Aufmerksamkeit auf sich. Bald aber verlegte er sich ausschließlich aus den Geigenbau, der ihn weltberühmt machte. Die Stainer-Geigen waren Überall gesucht und theuer bezahlt. Im Jahre 1658 wurde der Künstler wegen seiner hervorragenden Leistungen im Geigenbau und Teigenspiel von dem durch seine außerordentliche Kunstlirbe und reiche Hofhaltung berühmten Erz herzog Ferdinand Karl zum „erzfürstlichen Diener" ernannt und durfte somit den Titel führen: „Ehrsamer und fürnehmer Herr". Stainer gerieth aber trotz seiner für die da malige Zeit verhältnißmäßig guten Einnahmen bald in Schulden, wozu nicht wenig der Umstand beigetragen haben mag, daß er unbedachterweise in Wucherhände gerathen war und nicht mehr wußte wie er für seine Familie, Frau und neun Kinder, da» tägliche Brot schaffen sollte. Ein Linzer Wucherer saß ihm beständig auf den Fersen und der Graf Fugger ließ ihm im Jahre 1677 einen Zahlungsauftrag über 450 Gulden zukommen, zahlbar sofort an da» Psandhausamt Hall. In dieser Noth richtete Stainer ein Bittgesuch an den Kaiser, da» aber rundweg abgeschlagen wurde. Sein Gönner Erzherzog Ferdinand Karl war gestorben, der Nachfolger, der Bruder Ferdinand», Sigi»mund Franz, folgte diese» nach kaum drei Jahren seine» Regierungsantritte», und so hatte Stainer jeden Halt nach oben hin verloren. Wegen der unbeglichenen Schuldforderungen, be sonder» aber weil Stainer in den Verdacht ge rieth, an der damals lutherischen Bewegung in Tyrol Antheil genommen zu haben, mußte der arme Künstler monatelang im Kerker schmachten, den er dann al» gebrochener Mann verließ. Sein eigene» und das Elend seiner Familie machten ihn wahnsinnig. — Madrid, 15. Juli. Der „Diario de Murcia- bringt eine entsetzliche Enthüllung: Im Findelhause zu Murcia sind von 155 Kindrm 133 verhungert, weil die Provinzialverwaltuaa so verrottet ist, daß sie da» Institut ohne Mitt« zur Beschaffung von Ammen und Nahrungs mitteln ließ. Die Nachlässigkeit und Gleichgiltig- Kit, die Verrottung in allen Berwaltung»zweigrn scheint in dem heutigen Spanien «ine unheilbare Krankheit zu sein. — (Vorsichtsmaßregeln aufOcean- Kampfern.) Anläßlich de» Unterganae» der „Bourgogne" wird der „Rat.-Ztg." geschrieben: „Ich hatte selbst leider einmal Gelegenheit, einen großen Schiffsunfall mitzumachrn «ad Zaoodäa,d. h. unter der Bringung de» Jacobus: so Gott will und wir leben und nicht durch Krankheit abgehalten werden, in meiner Eigenschaft al» Dorsitzender des Sächsischen Jerusalemsoerein», de» Zweigverein» der Gustav - Adolf - Stiftung und de» evangelischen Bunde» in Bischofswerda und de» BischofSwerda-Neukircher Missionsvereins zur Thrilnahme an dieser Festfahrt in vorge schriebener Weise angemeldet. Wie im Jahre 1894 von meiner mit der Orientalischen Gesell schaft in Leipzig unternommenen Reise nach dem häligen Lande, Ägypten und Griechenland, sowie von der im vergangenen Jahre nach Italien unternommenen Reise, so denke ich auch in diesem Jahre, so Gott will, allen lieben Freunden und dazu darf ich ja wohl, Gott sei Dank, die ganze Kirchgemeinde rechnen, öffentlich in dies« Blättern Bericht erstatten. Vielleicht bat Herr Redacteur May die Güte, diese Berichte dann später wieder zusammen als ein besonderes Büchlein herauS- zugeben, wie er die früheren Berichte unter den Titeln: „Nach Jerusalem- und „Nach Rom- be sonders zusammengestellt hat.*) Die Gemeinde hat dann eine bleibende Erinnerung an diese Reisen ihres ersten Pfarrer» und Seelsorgers, die gewiß auch nicht ohne einen bleibenden Ge winn nicht bloS für die Kenntniß des heiligen Landes und das Berständniß der heiligen Schrift, sondern auch für ihr inneres Leben bleiben wird. Vor der Hand gilt es nun wieder fleißig zu studiren und alle freie Zeit zusammen zu nehmen, um wohl vorbereitet dort im heiligen Lande zu erscheinen und Alles mit offenen, verständnißvollen Augen zu sehen und dann mit dem Griffel des Geistes abzuzeichncn und niederzuschreiben. Be sonders gilt das von den Theilen des Landes, die ich bei unserer ersten Reise noch nicht kennen gelernt habe, so besonders von der Fahrt nach dem Tobten Meere und dem Ausflug nach dem See Genezareth. Vielleicht findet sich Ge legenheit schon vor der Abreise Einiges von den Früchten dieser Vorstudien den Gemeindegliedern in diesen Blättern mitzutheilen, was dann das Berständniß der nachfolgenden Schilderungen wesentlich erleichtern wird. Heut nur ein Wort über die Jahreszeit, in welcher die Reise unternommen wird. Ich hätte gewünscht, daß die Einweihung der Erlöserkirche erst im Frühjahr des kommenden Jahres statt gefunden hätte, denn das Frühjahr ist die einzige Jahreszeit, in welcher das heilige Land noch Etwas von seinem alten Glanze zeigt. Da wird nach der Regenzeit, dem „Spatregen" im März und April, das ganze Land mit einem bunten Teppich von Gräsern, Blumen und Blüthen überzogen. Von Anfang Mai bis Ende Oktober ist der Himmel fast ununterbrochen wolkenlos. Im Mai giebt es bis weilen noch einige Gewitter und lerse Regenschauer. Gegen den Sommer hin zeigen sich in den Bergen noch Nebel, aber im Hochsommer verschwinden sie ganz und die Luft ist in der Regel von wunderbarer Klarheit. In Folge des Regen mangels verliert aber alsdann das Land seine Schönheit. Der Boden ist dann nur noch mit tiefem Staub und dürren Kräuterstengeln bedeckt. Alles GraS ist verbrannt. So haben wir das Land bereits im Jahre 1894 gesehen. Gegen Ende Oktober beginnen Wolken aufzusteigen und die Regenzeit kündigt sich bis weilen mit einigen Gewittern an. Dieser erste Regen heißt im alten Testament der Frühregen (5. Moses 11, 14. Joel 2, 23). Das auSaedorrte Erd reich wird dadurch soweit gelockert, daß der Lapdmann pflügen kann. Der Südwest- und Südwind bringt die Regenschauer, die gewöhn lich einen oder mehrere Tage anhalten, in den Zwischenräumen aver führt der Nordwestwind einige Tage schönsten mildesten Wetters herbei. Der November wird öfters zum sogen. Altweiber sommer, aber die Natur ist dann fast ganz aus- storben. In de« Anfang dieser Regenzeit dürsten wir bei unserem Aufenthalte in Jerusalem vom 25.—31. Oktober wohl kommen und von der Schönheit des Landes im Frühjahr dürften wir auch bei unserem Ausflug nach Galiläa und den See Genezaretb Nichts zu sehen bekommen. Immerhin ist die mittlere Wärme in Jerusalem während des Monats Oktober noch 16 ° k, im November noch immer 12 « am See Gene zareth aber, der 208 w unter der Meeresfläche veS Mittelländischen Meeres liegt, ist eS auch im November noch viel wärmer. Da ist es gut, daß wir nicht früher ankommen. Denn im Hoch-Sommer ist dort die Hitze nach Aussage der Geographen geradezu fürchterlich. ES bleibt un« ja aber überhaupt gar keine Wahl übrig. ! ») L«m Wunsch« werd« gern nachtommrn. May. vermischtes. — BreSlau, 15. Juli. Auf dem Schieß plätze Lam»dorf bei Neiße sind bei einer Schieß- Übung ein Hauptmann und sech» Soldaten schwer verletzt worden. Dem Hauptmanne wurde eia Bein weggerissen. — Nürnberg, 16. Juli. Heute früh wurden in der Sandgrube eine» Neubaue» zwei seit gestern Abend vermißte dreijährige Knaben todt aufgefunden. Die Kinder sind beim Spiele in die Grube gerathen und durch abstürzende» Erdreich verschüttet worden. — Der Kameruner Reichsschullehrer Betz hat sich in einem Stuttgarter Hotel erschossen. Betz, der bereit» sieben Jahre hindurch seine Kraft dem Kolonialdienst gewidmet hatte, stand erst im 32. Lebensjahre und ist dadurch in weiteren Kreisen bekannt geworden, daß er ein Werk über die Duallasprache herauSgab, die er vollständig beherrschte. Der Grund der That ist offenbar in plötzlich ausgetretener Geiste», störung zu suchen. — Die Hamburger Schlächterinnung theilt mit, daß in den ersten 6 Monate» de» laufenden Jahres dem Reich»gesundheitSamte von der Ham- burger Behörde 173 Fälle mitgethrilt worden sind, bei denen in amerikanischen Fleischwaaren Trichinen gefunden wurden, obwohl rin ameri kanisches Zeugniß über Trichinenfreihrit vorlag. Die Untersuchung wird drüben also recht lieder lich auSgeführt. — (Massenerkrankungen beim 31. Infanterie-Regiment.) Hamburg, 16. Juli. Wie der „Hamburgische Correspondent- au» Altona meldet, erkranken am Donnerstag bei dem 3. Bataillon des 31. Infanterie-Regi ment« nach dem Mittagessen 70 Soldaten und gestern eine noch größere Anzahl, sodaß gestern Abend sich 165 Mann im Lazareth befanden. Die Erkrankungsursache konnte bisher nicht fest gestellt werden; das Befinden der Kranken ist nicht Besorgniß erregend. Ein Todesfall ist nicht vorgrkommen, nur hohes Fieber ist eingetreten. Die Untersuchung der Speisereste und de» AuS- wurfe« ist im Sange. Man hat festgestellt, daß diejenigen Soldaten, die am stärksten gegessen haben, am schwersten erkrankt sind. — Altona, 16. Juli. Ueber die Erkrankungen von 165 Soldaten de» 3. Bataillons de» in Altona liegenden 31. Infanterie-Regiments unter Brr- giftungSsymptomen erfährt der „Hamburgische Correspondent" noch Folgendes: Neue Erkrank ungen sind nicht vorgekommen. Trotz der Schwere der Erkrankungen ist die Nacht gut verlausen: für fämmtliche in Frage kommende Soldaten ist jede Lebensgefahr ausgeschlossen. Die Ursache der Erkrankungen konnte bis heute Morgen noch nicht festgefiellt werden. — (Vermischte Nachrichten.) Ein Rad fahrer, der au» Berlin stammen soll, hat in Tegernsee eine gräßliche Verwundung erlitten. Mitten im Orte wurde er von einem großen Hunde angefallen; bei dem Versuche, auSzuviegen, verlor er die Balance und stürzte so unglücklich mit dem Kopfe auf einen Staketenzaun, daß ihm die Spitze eine« Stabes den Unterkiefer zerriß und in die Mundhöhle'eindrang. — Sein Kind erdrückt hat in Marburg ein dem Trunk er gebener Tagelöhner Namens Becker. Als eine» Abends seine Frau nach Hause kam und in der Wiege nach ihrem halbjährigen Söhnchen sah, fand sie dieselbe leer. In seinem Bett aber lag sinnlos betrunken der Ehemann und unter ihm die Leiche de» Kinde». Becker, der da» schreiende Kind zu sich genommen und dann erdrückt hat, ist verhaftet worden. — Zu Tode getanzt hat sich am vorvergangenrn Sonntag Abend in der BereinShalle in Bremen der 19 Jahre alte Mechaniker Karl Brück au» Pest. Um etwa 10'/, Uhr brach er während de» Tanze» plötz lich zusammen. — In Pest hat sich der Medi- ziner Koloman Ghvzy, Neffe de» früheren Finanz minister», angeblich infolge eine» amerikanischen Duell» mit einem in Berlin -arnisonirenden Offizier vergiftet. — Die Frau eine» Hamburger Kistenmacher» ist unter dem Verdachte der Engel- machrrei verhaftet worden, von 33 Kostkindern, die sie in Pflege hatte, find 26 gestorben. -- vor holländischen Mädchenhändlern wird in verschiedenen Artisteublättern auf» ein