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«GS. - - Mit so vielen Part«« kann aber der Bolkswille in seiner Mehrheit -ar nicht groß und einheitlich zum Ausdrucke komm«, zumal Hehrere Partei« Programme ausstellten, die nur gewissen Polls« und verufskreisen nach dem Mundy mrfaßt stad und sofort bei anderen Beruf-Kast« Anstoß erregen müssen. Golchen Erfchrinnnay, gegpi. über ist es am Platze, daß daraus hingewiesen wird, daß dir grüßte Verirrung in der Politik das Herauskehren persönlicher Interessen und die besondere Wahrnehmung der wirthschaftlichen Interessen einzelner Berufe ist, denn dadurch werden die verschiedenen Bevölkerungsklassen gegen einander aufgehetzt und der Weg zu einer allge meinen Wohlfahrtspolitik erschwert. Politische Wellschm. Ein bedeutsamer Gedenktag für das deutsche Volk ist mit dem 18. Juni des gegen wärtigen Jahres herangekommen, der zehnjährige Todestag Kaiser Friedrichs IÜ. und hiermit anderseits der Tag, an welchem sein Sohn und Nachfolger in der deutschen Kaiser- und preu ßischen König-Würde, Wilhelm II., da- erste Jahrzehnt seiner Regierung vollendete. Nochmals steigt daher im Herzen jede« deutschen Patrioten an diesem Mittwoch die wehmüthige Erinnerung an den edlen „Frühlingskaiser-, an den ruhm umstrahlten hochsürstlichen Sieger von Weißen burg und Wörth empor, dem eS beschieden war, nur wenige Monde den von ihm miterkämpsten Thron des neuen Reiches zu zieren, um dann von einem tückischen Leiden dahingerafft zu werden. Aber zugleich wendet sich der geistige Blick seinem kraftvollen Nachfolger zu, der in so schwerer Zeit die Zügel der Regierung ergreifen maßte, und schaut nochmals aus das zurück, was Preußen und Deutschland dem ersten Jahrzehnt der Regierung Kaiser Wilhelm II. verdankt. Und da kann nur mit stolzer Genugthuung des HerrscherwoltenS des erlauchten Monarchen ge dacht werden, denn dasselbe ist dem deutschen Baterlande und Volke ersichtlich nur zum Heil geworden. Nach außen hat eS der kaiserliche Herr verstanden, Deutschland den Frieden zu er halten, seine angesehene und einflußreiche Stel lung unter den maßgebenden Staaten Europas, die Ehre und Würde des deutschen Namens im AuSlande zu wahren und dessen Glanz durch die Mehrung des deutschen ColonialbesttzeS, dies mal im fernen Osten Asiens, zu erhöhen. Diese erfolgreichen Bemühungen wurden allerdings wesentlich durch die Stärkung der Wehrkraft Deutschlands zu Land und zur See unterstützt, welche unter der bisherig« Regierung Kaiser Wilhelms II. erreicht wurde und die der Stimme Deutschlands im Konzert der europäischen Mächte ein erhöhte» Gewicht verleiht. Nach innen jedoch charakteristren eine ganze Reihe hervorragender Reformen und Fortschritte auf den verschiedensten Gebieten unseres öffentlichen Lebens, da» erste Jahrzehnt seiner Regierung, unter welchen Re- formen wohl das Zustandekommen eines einheit lichen Rechtes für ganz Deutschland al» eine der bemerkenSwrrthesten Errungenschaften der letzten zehn Jahre verzeichnet werden darf. Daneben verdankt unser deutsches Vaterland dem ersten Jahrzehnt der Regierung unseres Kaisers einen mächtigen wirthschaftlichen Aufschwung, alle Stände erfreuen sich seiner gleichen Fürsorge und nicht zum wenigsten bringt er auch der Arbeiter schaft sein thatkräftigeS wohlwollende» Interesse entgegen. Alle wahren Vaterlandsfreunde, gleich viel, welcher politischen Partei und welchem Stand sie auch angehören mögen, vereinigen sich daher am Tage de» zehnjährigen RegirrungSjubiläumS des Kaisers und König» Wilhelm II. im Geiste in den innigsten Wünschen für den erlauchten Schirmherr«, de» Reiche» — möge ihm noch eine fernere gesegnete und lange Regierung be schirden sein! Einen Tag nach dem Regierungsjubiläum des Kaiser» werden nun die wahlberechtigten deutschen Bürger an die Urne treten, um da» neue Reichsparlament für die nächsten fünf Jahre zu küren. Die diesmalige Wahlbeweaung hat im Allgemeinen ein recht unerfreuliche» Bild weitgehender Zersplitterung und gegenseitiger Be fehdung unter den bürgerlichen Parteien gewährt, und die von der Reichsregierung fast noch in letzter Stunde durch den bekannten „Wahlbrief- de» Staatssekretär» Grafen PosadowSch ausgegebene Parole de» Zusammenschlusses aller auf dem Boden der heutigen Staat»- und Gesellschafts ordnung stehenden Parteien gegenüber der Sozialdemokratie im Wahlkampfe wird schwerlich noch eine größere Wirkung ausüb«. Alle, denen eins ruhige und gedeihliche Fortentwickelung der Der sttzßfa« SrMt«. Witts ». inneren Verhältnisse des Reiche» am Herz« steckt, können daher lediglich hoff« und wünschen, daß der Ausfall der vor der Thür stehend« Reichstagswahlen die vesorgniffe nicht rechtfertigen möge, mit den« man der Wahlentscheidung in Erwägung der diesmal obwaltenden leidig« Verhältnisse entgegen sehen maß. Ick d« Ausgang der Vahlbewegung spielen noch immer verschiedene Affären hinein. U. A. machen die angeblichen unsauberen Ge schäfte, welche der Vorstand de» Bundes der Londwirthe mit den rheinisch-westfälischen Thomas- Phosphatfabrik« entrirt haben sollte, von sich reden. Die BundeSleitüng hat nun inzwischen eine öffentliche Erklärung ergehen lassen, in welcher die gegen sie erhobmen Anschuldigungen al» ein wohldurchdachter BeileumdungSsrldzug wider den Vorstand de» Bunde» charakteristrt werden, während die Angaben über die erwähnten Geschäftspraktiken desselben in verschiedenen links liberalen Preßorganen aufrecht erhalten werden. lieber verschiedene, für da» kommende Jahr geplante militärische Veränderungen und hiermit zusammenhängende Forderungen weiß da» „Brrl. Tgbl." zu berichten. Darnach sollen eine durchgreifende Reorganisation der Feldartillerie, die Errichtung einer besonderen Meldereiter- EScadron in Gestalt von Jägern zu Pferde für jedes ArmeecorpS, eine Reform der Pionier truppen und andere Umgestaltungen, sowie die Errichtung weiterer Armeecorps geplant sein. Als solche werden genannt ein zweites sächsisches, ein drittes baierischeS und ein neues preußisches ArmeecorpS; vorerst bleibt indeß abzuwarten, waS eS mit diesen militärischen Plänen auf sich hat. Der Bundesrath hielt am Freitag eine Plenarsitzung ab, in welcher eine besonders reich haltige Tagesordnung zur Erledigung gelangte, welcher Umstand den Schluß als gerechtfertigt erscheinen lassen dürfte, daß dies die letzte Sitzung des BundeSratheS in dessen jetziger Session gewesen ist. Prinz Alexander von Hohenlohe- SchillingSfürst, der eine Sohn des Reichs kanzlers und bisheriger ReichStagSabgeordneter für den elsässischen Wahlkreis Hagenau, ist zum Bezirkspräsidenten deS Ober-Elsaß ernannt worden. In Brüssel ist eine internationale Con- ferenz zusammengetreten, welche eine Verständig ung über die Abschaffung der Zuckerexport prämien herbeiführen soll. Die am Freitag ab- gehaltene Sitzung der Conferenz galt nur vor bereitenden Arbeiten. Für diesen Dienstag sind die Conferenztheilnrhmer zur Tafel bei König Leopold geladen. Das Regierungsprogramm, mit welchem das neue italienische Cabinett vor das Par lament bei dessen Wiedereröffnung am 16. Juni zu treten gedenkt, wird in finanzieller Beziehung den Grundsatz strengster Sparsamkeit verkünden, wie daS Regierungsorgan „Opinione" mitzu- theilen weiß. Unter den Reformvorschlägen des Regierungsprogrammes werden sich nach Mel dungen römischer Blätter auch solche in Betreff der preßgesetzlichen Bestimmungen befinden, da neben soll eine Verschärfung der vereinsgesetzlichen Bestimmungen geplant sein. Die Engländer haben an ihrem neuen chinesischen Colonialbesitz Wei-Hai-Wei noch nicht genug, China ist daher von ihnen zu einer weiteren Landabtretung genöthigt worden. Es handelt sich bei derselben um eine Erweiterung des englischen Gebietes bei Hongkong, laut dem am 9. Juni in Peking unterzeichneten englisch chinesischen Abkommen weist das abgetretene Areal einen Flächeninhalt von 200 (englischen?) Quadratmeilen aus. Dasselbe ist in der üblichen Form auf;99 Jahre an England „verpachtet worden. In der Freitagssitzung deS englischen Unter hauses kam die Frage der Vermittelung des Friedens zwischen Spanien und Nordamerika aufs Tapet. Der Finanzminister Balfour er klärte, die englische Regierung würde gern eine solche Vermittlerrolle übernehmen, ein derartiger Schritt könne aber nur grthan werden, wenn billige Aussicht aus eine günstige Aufnahme des selben von beiden Parteien und auf Erzielung eine» Einvernehmen» vorhanden sei. Leider könne nicht gesagt werden, daß bei Spanien und Nordamerika eine solche Geneigtheit bestände. In den Meldungen über den sPani sch- amerikanischen Krieg machen sich immer wieder Widersprüche bemerklich. Da» gilt auch von der amerikanischen Trupprnexpedition nach Euba. Soeben war aus Washington gemeldet worden, das nach Euba bestimmte Expedition-- corps f« in der Stärke von 27,000 Manu auf 2S Transportschiffen von Tampa endstW gangen- da wstd am 10. Juni abermals au» Washington depefchirt.v die Transportschiffe mit den Landungstruppen ack Bord befänden sich noch in dem genannt« Hafen, demnach ist mit den Exptditlonstzupprn noch immer nicht Alle» in Ordnung. Weder ützer die Lage auf den Philip- pinen noch über die kriegerisch« Ereignisse bei Santiago d« Cuba waren bi» Ende voriger Woche neuere Nachricht« von Belang eingelaufm, die Gerüchte über die angebliche Tapitulation der spanischen Garnison von Manila sind bislang ebenso unbestätigt geblieben wie diejenigen von der behaupteten Besetzung der Fort» von Santiago durch die Amerikaner, freilich ist r» aber nicht mehr zweifelhaft, daß die Dinge dort wie hier faul für die Spanier stehen. Bon Admiral Sampson empfing da» Washingtoner Marine departement die Meldung, die amerikanisch« Kriegsschiffe „Jankee- und „Marblehead" hätten Besitz von der äußeren Bucht von TuarttanamoS„ unweit Santiago, genommen. Bon spanischer Seite wird die Nachricht über die Zerstörung. deS Torpedoschiffes „Terror" durch da» ameri kanische Kriegsschiff „Origon" als unbegründet bezeichnet. Auch Japan will sich sein«Antheil an d« chinesischen Beute sichern. Die chinesische Re gierung erhielt von der japanischen eine Mittheilung,, wonach gewisse Landstriche in China als aus schließlich für Japan bestimmte Niederlassungs orte gefordert werden. Außerdem verlangt Japan von China eine Entschädigung von 18,000 Psd. Sterl. für die bei den Unruhen in Schaschi dem. japanischen Eigenthum zugefügten Schäden. Berlin, 11. Juni. Der „Nordd. Allg.. Ztg." nach verläßt der Reichskanzler Fürst- Hohenlohe morgen Paris und kehrt am Montag nach Berlin zurück. Die Unehrlichkeit der sozialdemokratisch« KampfeSweise bei der jetzigen Wahlbewegung wird auch in der „Leipziger Zeitung" gerügt. Das Thema zu erschöpfen, sagte sie, würde ganze Bücher erfordern. Keine Partei darf mit solchem. Erfolge auf daS kurze Gedächtniß ihrer Wähler massen rechnen, wie die Umsturzpartei, keiner wird eS daher so leicht gemacht, in der Wahl bewegung sich Lügen zu strafe«, ohne ihrem An sehen bei den urtheilslosen Massen zu schaden. Ganz besonders gilt dies von dem Bestreben der sozialistischen Agitatoren, in Wahlzeiten die Stimmen deS kleinen Bürger- und Bauernstandes zu gewinnen und zu diesem Zwecke die sozial revolutionären Endziele der Partei zu verhüllen. Da ist die Sozialdemokratie auf einmal die friedlichste aller Parteien, da weiß sie nicht» mehr von gewaltsamem Umsturz, sondern hat sich wieder einmal „gemausert", da wünscht man nur, „daß der Bauer nicht ruinirt wird, sein Auskommen findet und seine Kinder versorgen kann", da erwartet man den Umschwung nur, wie Herr Bebel in der Reichstagssitzung vom 27. April d. I. zur Abwechselung wieder einmal erklärte, von der „gegenwärtigen kapitalistischen Produktionsweise"; nur „aus legalem Wege" sucht mau da „die Macht zu erlangen". Madrid, 11. Juni. Die öffentliche Meinung mißbilligt da» Vorgehen der fremden Presse zu Gunsten deS Friedens. Die Generale sind der Ansicht, Spanien könne zwei Jahre den Krieg, aushalten. Die Regierung empfing keine auf den Frieden bezügliche Vorschläge der Mächte, würde aber einen solchen ablehn«. Die Re gierung sei entschlossen, den Krieg bis aus'» Aeußerste zu führen. — Nach hierher gelangten Meldungen brach da» gelbe Fieber auf dem Geschwader de» Admirals Sampson aus. * Madrid, 11. Juni. Eine amtliche Depesche meldet: Die spanischen Schiffe „Conde Benadito", „Nueva Eipana" und „Ligera" lief« au» dem Hafen von Havanna aus, um daS keine, den Hafen blockireude amerikanische Geschwader anzu greifen. Dieses wich einem Kampfe aus und zog sich zurück. — Eine zweite Depesche besagt, elf amerikanische Handelsschiffe sei« vor San tiago angrkomm«, wie man glaube, mit den zur Landung bestimmt« Truppen an Bord. Es seien Vorkehrung« getroffen, um einen Landungs versuch zurückzuschlagen. * Petersburg, 12. Juni. Di« „Nowoje Wremja" bespricht die jüngsten Auslassungen englischer Staatsmänner und weist di« von SSquith angeregte englisch-russische Korporation zurück. Was drn von Chamberlain erwähnten.» Anschluß England» an den Dreibund zum Zwecke der ZurÜckerlangung des dominirenden Einfluss«» auf Ehina angehe, so wäre, das thaffächÜW»