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Lag «sehe und die Stellung, die die Polizei, zu ihm und seine« Hause emnehme, könne sie darau» ersehen, daß der Kaiser sie in sein Han» eio-elade« habe. Der Kaiser betrachte ihr Fest al» da» seinige. In schwerer Zeit begründet, habe die Polizei den Erwartungen der ver gangenen preußische« Könige voll entsprochen. Der Kaiser wünsche, daß die vorzügliche Repu tation der Berliner Schutzmannschast auch ferner dem Torp» erhalten bleibe. Al» brave, tüchtige Soldaten, brave, zuverlässige Schutzleute, den Bürgern Berather, Helfer, Retter, und den Ver brechern ein Schrecken, seid ihr ein starker Ar«, den Ich brauche, Gehorsam zu erzwingen, wenn e» nothwendig ist. Und da wir unsere Kraft au» dem Ehristenthum nehmen, versammelten wir un» heute vor Gotte» Altar. Ich wünsche, daß ihr in demselben Geiste und in treuer selbstauf opferung-voller Hingabe in eurem Berufe au»- haltet wie bisher, dann wird der Lohn der An erkennung niemals verweigert werden. Darauf sprach der Polizeipräsident dem Kaiser den Dank der Schutzmannschaft für die erwiesene Gnade und Ehre au», erneuerte da» Gelübde unver brüchlicher Treue und schloß mit einem drei maligen Hoch aus den Kaiser. Darauf wurden die Ordensverleihungen verliehen. Der Kaiser zog sodann die Neudekorirten vor die Front und sprach jeden einzelnen an. Der Polizeipräsident erhielt da» Bild» iß de» Kaiser» in Oel. Der Feier sahen vom Fenster au» die Kaiserin, die jüngsten Prinzen und die Prinzessin zu. Berlin, 14. Juni. Dem „Reichsanzeiger" nach fand gestern Nachmittag im Reichsamte des Innern eine Sitzung de» Kuratoriums der Reichs bank statt, wob« der Stellvertreter des Reichs kanzlers, Graf PosadowSly, den Vorsitz führte. Ferner wohnten der Sitzung bei der Reichsbank präsident vr.Koch, der Bicepräsident deS StaatS- ministeriumS vr. v. Miquel, Staatssekretär von Thielmann und der königlich württembergische Ministerialdirektor Fischer.—Der „ Reichsanzeiger " veröffentlicht das Gesetz, betreffend die elektrischen Maßeinheiten. Für die Reise nach Jerusalem wird der Kaiser ein eigenes Barackenlager mitnehmen. Dieses besteht auS drei Zeltbaracken. Eine ent hält Schlafgemach und Toilettenzimmer, die andere bildet den Speisesaal und die dritte dient als WirthschaftSraum. Ein ähnliches Baracken lager soll für die Kaiserin hrrgerichtet werden. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist von seinen Reisen nach Paris und Schillings fürst am Montag Abend wieder in Berlin ein getroffen. Der Staatssekretär Graf Posadowsky wird am 18. d. M. einen größeren Urlaub an treten, den er in Tyrot zuzubringen gedenkt. Entweder am gleichen Tage oder doch an einem der nächstfolgenden Tage beabsichtigt auch der Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums, Finanzminister vr. v. Miquel, mit Urlaub die Reichshauptstadt zu verlassen, um eine sechs wöchige Cur in EmS zu gebrauchen. Die in der Wahlbewegung so vielfach agitatorisch verwerthete Behauptung des bis herigen Reichstagsabgeordneten Müller-Fulda, eS sei in einem Bundesstaate ein Gesetzentwurf über die Abänderung des bestehenden Reichstag»- Wahlrechtes in Ausarbeitung begriffen, hat den Chefredakteur Tippel in Schweidnitz veranlaßt, sich an sämmtliche Bundesregierungen mit dem Ersuchen um Auskunft in dieser Angelegenheit zu wenden.' Bislang sind nun dem genannten Herrn Antworten zugegangen von den Regie rungen von Baiern, Sachsen, Mecklenburg- Schwerin, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg- Gotha und Anhalt. In diesen Rückäußerungen der aufgezählten Regierungen wird allenthalben bestimmt verneint, daß ein Gesetzentwurf wegen Abänderung de» jetzigen Reichstagswahlrechte» vor bereitet werde. Die Antwort des kgl. sächsischen GesammtministeriumS (gezeichnet Schurig) lautet: „Auf Ihre Eingabe vom 1. Juni d. I. wird Ihnen mitgrtheilt, daß von der königlich sächsischen Regierung ein Gesetzentwurf zur Be seitigung oder Aenderung de» verfassungsmäßigen Wahlrechtes zum Reichstage weder auSgearbeitet worden ist, noch vorbereitet wird". Der Präsi dent de» königlich baierischen Staatsministerium», Freiherr v. Crailsheim, theilt mit: „Unter Be zugnahme auf das offizielle Dementi, welche» einer hierher einschlägigen Notiz schon vor einigen Tagen entgegeugestellt worden ist, kann ich Euer Wohlgeboren die bestimmte Versicherung geben, daß die Nachricht, e» befinde sich aus Seite der baierischen Regierung ein Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung de» geltenden Reich»- tagSwahlrechte», in Vorbereitung, vollständig ans ErsiMwg ruht*.' - EMTl . fügt ihrer Antwort noch hinzu, daß ihr auch »mr eine« solchen Entwürfe Stelle nicht» bekannt sei. Der ne«« Reichstag tember zu einer kurzen Tagung rioberufen werden um seine Zustimmung zu« deutsch - englische» Handelsverträge zu geben. Im Ganzen sind in den 397 Wahlkreise» Deutschland» 1417 Kandidaten ausgestellt. Angesicht» der anhebenden Wahle» zum neuen Reichstag dürste ein Rückblick auf die Ergebnisse der Reich»tag»wahleu. von 1893 zeitgemäß sein. E» wurden ge wählt 96 CentrumSmitglieder, 72 Eonservative, 53 Nationalliberale, 44 Sozialdemokraten, 28 Freiconservative, 24 Freisinnige der volk-partei lichen Richtung, 19 Polen, 16 Antisemiten, 13^ Mitglieder der freisinnigen Bereinigung, 11 süd deutsche Demokrateit, 8 Elsässer, also Abgeord nete au» Elsaß-Lothringen, welche sich keiner der bestehenden altdeutschen Parteien «»geschlossen^ haben. 7 Welfen, 3 baierische Bauernbündler, 1 Däne — Johannsen —, 1 „Particularist" — Sigl-München — und ein „Liberaler" schlechthin, nämlich Röstcke - Dessau, zusammen 397 Abgeordnete. Durch die verschiedenen seit Abschluß der Stichwahlen von 1893 vorge nommenen Nachwahlen zum Reichstage brachten indessen politischer Zusammensetzung insofern eine Veränderung hervor, al» die beiden eonservative» Fraktionen zusammen hierbei zehn Mandate an. andere Parteien abgeben mußten. Zu der au» englischer Quelle stammende» Meldung, Deutschland beabsichtige, im Mittelländischen Meere Kohleustationen- zu erwerben, und zwar auf den Balearen und an der marokkanischen Küste, liegt von zuständiger Berliner Stelle noch keine Aeußerung vor. Jedenfalls muß die erwähnte Nachricht einst weilen mit Reserve ausgenommen werden, obwohl der Wunsch Deutschlands, Kohlenstatiönen im Mittelländischen Meere zu besitzen, gewiß sehr begreiflich erscheinen würde. O e st e r r e i ch. Die Quotenkrage in Oesterreich-Ungarn^ nämlich die Frage, wie künftig der Prozentsatz der Beiträge Oesterreichs und Ungarn zu den gemeinsamen Ausgaben zu bemessen sei, scheint vor ihrer vorläufigen Entscheidung zu stehen. Nach einer Wiener Meldung hat die österreichische Qustendeputation beschlossen, ihren bisherigen Standpunkt, wonach die Quote nach dem Schlüffel der Bevölkerungsziffer zu bestimmen sei, aufzu geben, und einen anderen Schlüssel auf Grund lage der Steuerleistung aufzustellen. Im An schluß hieran ist die fernere Wiener Meldung zu verzeichnen, der Vorschlag der österreichischen Quotendeputation gehe dahin, die österreichische Quote auf 62'/, Prozent und die ungarische Quote auf 37^/, Proz. festzusetzen. Ob uuga« rischerseits dieser Vorschlag Annahme finden wird, das ist allerdings noch fraglich, da, wie verlautet,die ungarischeQuotendeputation höchsten» 36 Prozent als Beitrag Ungarn» zugestehnr will; bisher betrug die österreichische Quote 69, die ungarische Quote 31 Prozent. In Wien soll am Sonntag ein außerordentlicher Minister rath unter persönlichem Vorsitz des Kaisers statt gefunden haben, um eine Klärung der inneren Lage herbeizuführen. — In Balmy Ujvaro» (Südungarn) fand, einem Gerücht zufolge, ein Ueberfall der fremden Arbeiter durch einheimische Arbeiter statt, die einschreitende Gendarmerie mußte von der Schußwaffe Gebrauch machen, wobei eine Person getödtet und drei verwundet worden sein sollen. Graf Badeni ist geisteskrank. Seit Wochen bereit» circulieren Nachrichten über das Befinden de» gewesenen Ministerpräsidenten. Bald sollte Graf Badeni unheilbarem Wahnsinn verfallen, bald sollte an all dem Gerede kein wahre» Wörtchen sein, denn Graf Badeni sei erst vor vierzehn Tagen beim Kaiser in Audienz erschienen. Nun kommt aber au» Lemberg eine Nachricht, die von den Wiener Blättern al» sehr vertrauen-werth bezeichnet wird und Einzelheiten mitthrilt. Bekanntlich hatte Graf Badeni nach seinem Sturze vom 28. November 1897 am 3. Dezember Wien verlassen. Seit Metternich» Entlastung war der Rücktritt eine» Regierungs chef» in Oesterreich niemals unter ähnlichen auf regenden und außerordentlichen Umständen «fotzt. Tieferschüttert von deu Ereignisten begab sich Sraf Badeni zuerst auf die Besitzung seiner jungverheiratheten Tochter Wanda und trat hier auf eine mehrwöchentliche Au»land»reise au. I» Pari« war er Zeuge der heftigen DtehfuS» Personen ist diese Krankheit amtlich fest- -estellt. Der Arischer, der da» trichinöse Fleisch verkauft hat, ist bereit» ermittelt; er behaupttt, daß da« Fleisch vorschriftsmäßig untersucht sei und ebenso sagt der Fleischbeschauer, daß er keines Trichinen in dem betreffenden Schwein habe finden können. In de« noch Vorgefundenen Rest hat man Trichinen in großer Zahl entdeckt. Leider dürften auch andere Ortschaften noch in Mitleidenschaft gezogeu werden, da nicht alle» Fleisch in Planitz verkauft ist. So werden bereit» verdächtige Erkrankungen au» Stenn gemeldet. Auerbach. Die Einweisung de» Herrn Pastor vr. Kober al» Superintendent der wieder errichteten Ephor« Auerbach findet am 3. Juli in der hiesigen Hauvtkirche durch einen der Herren Konsistorialräthe au» Dresden statt. Rautenkranz. Große Freude wurde einer 77jährigen armen Frau hiesigen Ott» dadurch bereitet, daß ihr durch Vermittelung de» Herrn Gemrindevorstand» Benedict außer einer fort laufenden Altersrente die Summe von 700 Mk. al» Nachzahlung von der Versicherungsanstalt für da» Königreich Sachsen bewilligt wurde. *,* Do» SOjährige Ehejubiläum feierte Herr Privatier Rudolph in Riesa. — Zum 50jährigen Brunnenjubiläum in Bad Elster haben die sächsischen Majestäten ihr Erscheinen zum 25. Juni zugesagt. — Ein ungenannter Wohlthäter in Halle hat dem dortigen Waisenhause 10,000 Mark zur Errichtung einer Freistelle zum Geschenk gemacht. — Die Gemeinde Meinershagen, welche ihrem Lehrer, der dort 50 Jahre amtirte, bei seinem Abgänge 1880 au» eigenen Mitteln 1000 Mk. Pension gewährte, hat ihm jetzt ein Ehrengeschenk von 1000 Mk. übermitteln lassen und außerdem erhöhte die Regierung seine Pension jährlich um 200 Mark. — Heuer sind eS 100 Jahre, al» in Rußland im Staate eine geord nete Forstkultur eingrführt wurde, welche dem Staate reiche Einnahmen einbrachte und dem Volke die Abgaben verminderte. — DaS letzte Gewitter hat in KrumhermerSdorf bei Zschopau einen Schaden von 100,000 Mk. angerichtet. — Im vorigen Jahre starb der Gastwirth Zeitz in Hallenser kinderlos und hinterließ seiner Wittwe ein Vermögen von 1 Million Mark. Nun ist sie auch ohne Erben gestorben und der preußische Staat tritt da- Erbe an. — AuS dem Hafen zu Havanna sind in einem einzigen Jahre 124,624 Lx Tabak, 741,821 Tabakblätter, über 156,5 Mill/ Cigarren und über 48 Mill. Packetchen Cigaretten ausgeführt worden. Der Kaiser hat ausdrücklich alle besonderen Feierlichkeiten anläßlich seines zehnjährigen Regie rungsjubiläum» abgelehnt. Voraussichtlich findet daher an diesem Mittwoch lediglich ein Trauer- gotteSdienst zum Gedenken des hochseligen Kaiser» Friedrich III. statt, und zwar im Mausoleum der Potsdamer Friedenskirche, der letzten Ruhe stätte de» unvergeßlichen Herrschers. Den 16. Juni dürste der Kaiser in Potsdam im Kreise de» Osfizierkorp» de» 1. Garde-Regiment» z. F. zubringen, für den Abend ist ein kleines Diner mit den Ministern und Staatssekretären in Aussicht genommen. Berlin, 13. Juni. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Allerhöchste Kabinettsordre, wonach der Kaiser der Schutzmannschaft von Berlin zur dauernden Erinnerung an ihr 50jähr. Jubiläum und in Anerkennung der von ihr ge leisteten treuen Dienste eine Helmzier mit der Aufschrift „In Treue fest" zwischen den Jahres zahlen 1848—1898 verlieh und auch dem Polizeipräsidenten von Berlin die Anlegung der Helmzier gestattet. Zugleich will der Kaiser aus diesem Anlaß dem Polizeipräsidium als Zeichen seines Wohlwollen» sein Bildniß in Oel gemalt verleihen. Berlin, 13. Juni. Die hiesige Schutz mannschaft beging heute die Frier de» 50jähr. Bestehen» durch einen Festakt mit Gottesdienst im Hofe de» königlichen Schlosse», wobei der Kaiser die Schutzmannschast zur besonderen Aus zeichnung befohlen hatte. Am Nachmittag war eia Festesten für da» Polizeipräsidium, für die Polizeioffiziere und «ngeladenen Gäste im Kaiser hofe. Die Wachtmeister und Schutzmänner be gehen die Feier, nach Hauptmannschaften ge« ordnet, in den nächsten Tagen unter Theilnahme ihrer Familienangehörigen im Schloßhofe. Um 11 Uhr erschien der Kaiser und ritt die Front der Mannschaften ab. Nach dem FestgotteS- dienste hielt der Kaiser eine Ansprache. Er der Schutzmannschast an ihrem Ehrentage —«wünsch« au». Wie hoch der Kaiser, den