Volltext Seite (XML)
spätesten« wobei die „New-Uort Times" soweit geht, ' Deutschland den Anschluß an die geplant« eng* lisch-amerikanische Allianz zu empfehlen, über welch' absurde« Projekt indessen wohl nicht «eiter gesprochen zu «erden braucht, Deutschland wird sich hüten, den ihm rosfevrrwandten Völkern jen seits des EanalS und jenseits de«, atlantischen Ozeans die Kastanien au« dem Feuer zu holen! Wa» jedoch die Stellung der UnionSregierung zu dem von Mr. Chamberlain befürworteten Vorschlag eines förmlichen Bündnisses der beider seitigen Staaten anbrlangt, so dürfte man sich in Washington wohl sagen, daß dieBortheile einer solchen Allianz schwerlich auf Seiten Nord- amerikaS liegen würden. Dieselben würden ledig lich vielmehr England zu Gute kommen, welche» dann mit einem Schlage aus seiner politischen Jsolirthrit heraus wäre und nun gestützt auf den Bund mit dem mächtigen amerikanischen Vetter, seinen egoistischen Plänen im ruropäschen Orient, wie in Asien und Afrika die Zügel schießen lasten könnte. DaS wird man gewiß auch in den Washing toner Regierungskreisen erwägen, und sich hierbei sagen, daß ein Bund mit England die nord amerikanische Union nothwendig in einen bedenk lichen Gegensatz zu den anderen europäischen Großmächten bringen müßte, vor Allem zu Ruß land und Frankreich. Die DankeeS sind aber . nicht nur im geschäftlichen Leben gerissene und praktische Leute, sondern auch in der Politik, sie wissen, daß ihnen die etwaige Gegnerschaft Ruß- ' lapds und Frankreichs durch eine noch so dicke Freundschaft mit England noch lange nicht auf- gewogen werden könnte und werden sich darum zweifellos hüten, den Engländern mit dem von letzteren gewünschten Bündniß ernstlich „auf den Leim" zu gehen. Selbst wenn Nordamerika schein bar in die dargebotene Hand John Bulls ein schlagen sollte, so wäre dies doch nicht als ein schlaues Manöver, denn im jetzigen Augen blick, wo der Krieg der Union mit Spanien in seinem AuSgange noch keineswegs absolut sicher zu beurtheilen ist, erhält die Sache Amerikas durch die Sympathien des englischen Vetters allerdings ein gewisses Relief, und eine wohl wollende Neutralität Englands für sich kann „Onkel Sam" in dem Kampfe mit Spanien ja recht gut gebrauchen. Sich nun aber deshalb England ernstlich zu verpflichten und ihm in dessen weitschauenden Plänen in Asien und Afrika Vorschub zu leisten, dazu wird man amerikanischerseits wenig Neigung verspüren, darüber kann schon jetzt kaum ein Zweifel be stehen. Russischerseits wird denn auch zum Ueberfluß den Amerikanern durch einen Artikel in der „Nowoje Wremja" zu verstehen gegeben, daß Rußland etwaige Abmachungen zwischen England und Nordamerika speziell wegen der Philippinen nicht stillschweigend hinnehmen, sondern dann auf die Seite Spaniens treten würde; als selbst verständlich hätte eS nachher zu gelten, daß Frankreich auf Seiten Rußlands stünde. Offen bar hat man jedoch in Washington keine Lust, sich England zu Liebe in einen Krieg mit Ruß land und Frankreich zu stürzen, und so wird denn der praktische Amerikaner, sobald nur erst der Krieg mit Spanien zu Ende ist, vermuthlich das gegenwärtige Kokettiren mit seinem englischen Blutsverwandten wieder aufgeben und dann wird auch nach dem englisch-amerikanischen Allianz projekt kein Hahn mehr krähen. Darum kann man auch die pessimistischen Betrachtungen, welche das letztere in französischen Blättern wachgerufen hat, auf sich beruhen lassen; England wird sich hüten, im Vertrauen aus Nordamerika Rußland in Ost- asien den Krieg zu erklären und gleichzeitig in Afrika einen Angriff aus den dortigen Kolonial besitz Frankreich zu unternehmen. Deutsches Reich. Bischofswerda, 20. Mai. Wiederum ist von ruchlosen Händen an den vom hiesigen Ge- birgSverein aufgestellten Bänken in unserer herrlichen Stadtwaldung gemeiner Frevel verübt worden. Wer ein solche» rohe» Subjekt so zur Anzeige bringt, daß dasselbe gerichtlich bestraft werden kann, erhält vom hiesigen Gebirgsverein eine Belohnung bi- zu 30 Mark. — (Rückfahrkarten zu Pfingsten.) Di« Geltungsdauer der Rückfahrkarten von sonst lütterer Dauer wird zum Pfingstfest wie folgt verlängert: vom 3. Tage vor bi» zum 8. Tage einschließlich nach dem ersten Feiertage. ES be rechtigen also die am2S.Mai und den folgenden Tagen gelüsten Rückfahrkarten von sonst kürzerer S.Jpat. letzt«r«M Tage mW 12 Uhr Mitternacht die Rückfahrt angetreten sein und darf nach Ablauf dieses» Tage» nicht mehr unterbrach«! werden. Dies« Vergünstigung tritt auch im Verkehr mit den apßerpreußischen Verwaltungen ein. Rur auf i süddeutschen (baierifchen, württembergischen, badischen, elsaß- lothringischen und pfälzischen) Bahnen wrrden die Rückfahrkarten de» direkten Verkehr» mit preußischen Staatsbahnen lediglich bi» zum Ab lauf de» zehnten Tage» zur Rückfahrt zugelaffen. Die Geltungsdauer der Rückfahrkarten im direkten Verkehr mit österreichischen Stationen erlischt um 12 Uhr Mitternacht de» letzten Tage» der Geltungsdauer. — Der diesjährige WalpurgiS-Land« tag wird in diesem Jahr, wie da» landständische Direktorium der Oberlausitz mittheilt, am 2b. Mai in Bautzen abgehaltrn. — Der königlich sächsische MiiitärvereinS- bund gewährte zum Doppelseste Sr. Majestät de» Königs an 130 bedrängte Kameraden zu sammen 1675 Mk. Unterstützungen. O Goldbach, 18. Mai. (Goldene Hochzeit.) Bei voller Geiste»- und Körper frische beging am Dienstag der GutSauSzügler Herr August Petsche! mit seiner Ehefrau im Kreise ihrer Kinder und KindrSkinder das Fest de» goldenen Ehejubiläum» und sind dem Jubel paar große Ehrungen und zahlreiche Ehrengaben und Gratulationen vyn nah und fern zugegangen. Möge dem rüstigen Jubelpaar ein noch recht heiterer, sonniger Lebensabend beschieden sein! i Großharthau. Aw HimmelfahrtStage besuchte der Männergesangverein zu RennerSdorf aus dem schönen Wesenitzthale kommend den Nitzschmann'schen Gasthof. Die Sänger erfreuten die Anwesenden durch verschiedene Lieder. Auch in diesem Vereine wird das deutsche Lied be sonders gut gepflegt. Ein flottes Tänzchen hielt die Anwesenden bis in späte Stunde in fröhlichster Stimmung zusammen. * Neukirch, 19. Mai. In der bisher üb lichen Weise wurde auch die diesjährige Eröff nungsfeier des Genesungsheims für Kinder „Bethlehemstift" am Baltenberge abgehalten und ein auserlesener Kreis von Mitgliedern des Bethlehem-Vereins, wie Herr AmtShauptmann vr. Hempel-Bautzen, Herr Oberstaatsanwalt vr. Genzel-Bautzen, Herr Kammerherr v. Bülow, Herr Rechtsanwalt Sachse-Bautzen, die Herren Fabrikbesitzer Hoffmann-GerSdorf und Kommerzien- rath Großmann - Bischofswerda, Herr Apotheker Menzner - Bautzen u. A. m. nebst Freunden deS Vereins nahmen daran theil. Nach einer Be grüßung durch den Vorsitzenden, Herrn von Criegern-Spremberg, hielt Herr Konsistorialrath v. v. d. Trenck-Neukirch eine herzliche Ansprache. Als erste Quote siftd 30 Pfleglinge ausgenommen worden. Die ärztlichen Funktionen hat in dankenswerthester Weise wieder Herr vr. msä. v. Einsiedel - Neukirch übernommen. Gott lasse auch in diesem Jahre seine segnende Hand auf dem christlichen Genesungsheim ruhen. — Am HimmelfahrtStage unternahm der evangelische JünglingSverein einen Ausflug nach der Hoh- waldschänke, um sich mit dem Bruderverein von Neustadt zu treffen. Gesucht wird möglichst bald ein Schulvikar gegen jährlich 1000 Mk. Gehalt und freie Woh nung oder WohnungSgeld. Meldungen mit Bei fügung der Zeugnisse an den königlichen Bezirks schulinspektor Bach in Löbau. Radeberg, 18. Mai. Nachdem der bis herige DiakonuS zu Göda, Johann Zieschang, Nachfolger des bekannten Pastor vr. Jmmisch geworden, ist das erledigte Diakonat dem Dia konuS Damaschke in Kittlitz übertragen worden. Pirna, 18. Mai. Die berüchtigten spanischen Schatzgräber überschwemmen jetzt die hiesige Gegend mit ihren Schwindelbriesen. Die Briefe rühren bekanntlich von einem angeblich in einem Gefängniß in Madrid schmachtenden Mann her, der in der Nähe der Wohnung deS jeweiligen Adressaten einen Schatz vergraben haben will, der mit dem Adressaten getheilt werden soll, wenn er zunächst zur Hebung de» Schatze» eine größere Summe beisteuert. Selbstverständlich beruhen alle An gaben aus Schwindel, und e» ist dem Absender nur darum zu thun, Dumme um Geld zu prellen. Schandau, 18. Mai. Unser Kurbad leitet seit Neujahr Herr vr. meä. Schulze, während al» Badewirth und Nachfolger de» Herrn Max Kanzler Herr Drefsel fungirt. Leip,ia, 18. Mai. Anläßlich de« VOjähr. Jubiläum» der Eröffnung de» ersten deutschen Parlament» wurde dem hochverdienten Leiter jener Versammlung, RrichSgericht-prästdent a. D. vr. bön SiaM, von den MWH lebenden „ölten Fronkfurtrrv" vou der Erbkaiserpartei folgende Adresse übersandt: ' hochverehrt« Herr Präsident! Den unterreichncten ,alten von der «rbkaiserpartet ist „ Bedürftckß, dem dvjähftgen Jubiläum der Eröffnung de» erst« deutschen Parlament» . ... gewinnen. Der in lodung zu ein« in Frankfurt al« am SW« de« Parlament« Folge zu geb«, dürfte dir Mehrzahl von UN« durch ihr hohe« Nlkr verhindert sein. Dagegen glaub« wir unsere fortwährend« Zusammengehörigkeit und dir wigeschwächte Erinnerung an unser ehemalige« gemeinsame» Wirken nicht bester br- thättaen zu können, al« indem wir Ihnen, unter deff« trefflicher Leitung wir einst die Verfassung vom 27. Mär, 1S4V zu Stande bracht«, in herzlicher Verehrung ein« kollegialen «ruß entbiet«. Längst ist der Unmuth darüber, daß r» un» nicht vergönnt war. die von «n» geschaffene Verfassung auch in» Leb« zu sührey, der stolz« Freude gewichen, baß die Einigung de» geliebt« Baterlande» in anderer, aber verwandter Form seitdem dennoch zur Lhat- sache geworden ist. Je mehr wir die der Erreichung diese» Ziele» sich entgrgmstellmdm Schwierigkeit« selbst erfahr« hab«, üm so Heller bebt sich au» d« groß« Ereignissen, die wir dann zu erleb« da» Glück haft«, da» Bild unsere» herrlich« Kaiser» Wilhelm hervor, an deff« stark« und einsichtigen Will« Erfolg und Sieg stch knüpft«. Weiter aber verbindet sich heute mit dem Be wußtsein, daß wir seinerzeit nach bestem Vermögen in redlicher mühevoller Arbeit da» damals Unerreichbare augestrrbt hab«, die Bewunderung der genialen staats männischen Kunst, der e», umerstützt von dem Heldrn- muthe unsere» Volke», gelungen ist, da» Reich zu gründen und Deutschland zu Macht und Größe zu erheb«. Von solch« Erinnerung« und Gefühlen beseelt, gestatt« wir un», hochgeehrter Herr Präsident, die Bitte, in unser aller Namm dem Fürst« BiSmarck die Versicherung treuer Anhänglichkeit und ehrfurchtsvoller Dankbarkeit übermitteln zu wollen. Backhaus. Biedermann. Haym. Jordan. Meier. Meviffm. Schorui. Schrader. Schultze." Wer will da» Reichstagswahlrecht ändern? Herr Singer erklärte am Freitag in einer Berliner „Volksversammlung": „DaS jetzige Wahlrecht genügt der Sozialdemokratie durchaus nicht. Sic ist der Ansicht, daß die 21jährigen Reichsbürger, die gut genug zum „Kanonenfutter" sind und ihre Bürgerpflichten genau erfüllen müssen, daS Recht haben, an der Gesetzgebung theil zu nehmen." Wie man auch hier sieht, gehen alle Bestrebungen, daS Wahl recht zu verändern, von der radikalen Linken aus, die nicht aushört, an diesem Punkt der Reichsverfassung zu rütteln. Man denke sich die 21jährigen Rekruten als — Wähler! * Berlin, IS. Mai. Die Ratifikationen deS am 6. März in Peking unterzeichneten deutsch chinesischen Vertrages, betr. die Kiaytschou-Bucht, sind heute dem Auswärtigen Amte zwischen dem Staatssekretär v. Bülow und dem chinesischen Gesandten ausgewechselt worden. Der Vorstände-Verband der evangelischen Jungfrauenvereine Deutschlands, der die stattliche Zahl von über 700 Jungfrauenvereine» umschließt, wird seine diesjährige Jahreskonferenz am 9. und 10. Juni in Frankfurt a. M. halten. Der Werth einer guten Parteiorga nisation wird im sozialdemokratischen „Vor wärts" folgendermaßen veranschaulicht: „Wir unterschätzen gewiß nicht den Werth einer ge dankenreichen, zündenden, begeisternden Rede. Allein ein gut verthrilteS, das heißt allen Wählern zugänglich gemachtes Flugblatt ist besser als die beste Rede, die günstigsten Falles nur von einem vergleichsweise kleinen Thrile der Wähler gehört werden kann. DaS sagt Jedem der gesunde Menschenverstand. Die Bertheilung der Flugblätter ist aber Sache der Organisation." — Möchte man diese an den sozialdemokratischen Anhang gerichteten Worte allerwärt« beachten. * Hamburg, 19. Mai. Hier vorliegende zuverlässige Nachrichten lauten, daß der Zustand des Fürsten BiSmarck unverändert und eine neue Erkrankung nicht eingetreten ist. Die Anwesen heit des Prof. Schweninger ist durch den all wöchentlichen Besuch beim Fürsten herbeigeführt. „Wir sind eS schon gewohnt", sagen die „Hamburger Nachrichten" zu der die mißliche Lage England» vor aller Welt darlegenden Rede Chamberlain», „daß Engländer sowohl wie Amerikaner sich jedesmal der germanischen oder, wie sie sagen, teutonischen Betterschaft mit un» erinnern, wenn ihnen die starken Arme de» deutschen Michels im Handgemenge mit Fremden von Nutzen sein können; aber er ist ein Zeichen von völliger Verkennung unserer deutschen Politik, wenn die Herren in Birmingham und New-Aork sich einbilden, wir würden bei dem von ihnen in Aussicht gestellten Weltkonflikt zu ihren Gunsten auch nur den kleinen Finger aufheben." Kiel, 18. Mai. Die dänisch« Galeafse „Margarete" kam bei der Ausfahrt au» de« Kaiser-Wilhelm-Kanal bei Holtenau ia da» - Schußfeld eine» Panzerschiffes, welche« Torpedo schießübungen abhielt, und wurde von eme» ab geschossenen Torpedo unter Wasser getktffm. ' ! -fi^