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35 Vermcintlichc Eisschliffe der Felsen, selbst in größten Höhen, können bei genauer Untersuchung als Wasscrschliffe einstiger Ströme daß dieselben dann weder bis Berlin noch gar in höhere Breiten reichen. Ihre Gewalt vermag wohl den Schnee, namentlich in den Thälern und Tiefen der Alpen, Plötzlich zn schmelzen, aber sie vermag nicht die baldige Wiederanhäufung desselben zn verhindern, noch aber, wie wir es sehen, im Großen und Ganzen Einfluß aus den Bestand der jetzigen Gletscher zn neh men. So kann auch das angenommene Wasserbecken an Stelle der Sahara keinen wesentlichen Einfluß aus die Beseitigung der mächtigen Gletscher der Eiszeit geiibt haben, und es bliebe demnach eigentlich nur die Hypothese der periodischen Hebungen und Senkungen der Welttheile, wie wir sie be schrieben haben, übrig, um jene 15 bis 20 Grad ki. Wärme zu erklären, welche die Eiszeit, »»geachtet der zwei übrigen neuen Hypothesen, zu ihrer Beendigung noch bedarf. Aber auch diese Hypothese hält einer schärferen Analyse nicht Stand, denn sie unterläßt es, uns die Kraft näher zu bezeichnen, durch welche diese außerordentlich gewaltigen periodischen Hebungen und Senkungen ganzer Continentc in jener Ruhe und in jenem Gleichgewichte hätten bewirkt werden können, wie es die geologischen Thatsachen mit sich bringen, welche als Be weise dieser periodischen Bewegungen aufgestellt werden. Wir vermögen uns nach demjenigen, was wir über die ursprünglichen Ablagerungen der Materialien im Erdiniiern und über die Auskühlung der Erde gesagt haben, keine solche Kraft zu denken, und vermögen dies selbst dann nicht zu thun, wenn wir ein ganz unerklärliches Spiel heißer Gase im Innern der Erde znlassen wollten. Denn die ganze feste Erdoberfläche besteht bekanntlich nur aus Trümmern und Bruchstücken früherer Bildungen, welche keinen festen Zusammenhang besitzen, sondern durch Schichtung, Spal tung, Klüftung, Einstürze rc., und durch zahllosen Matcrialwechsel in außer ordentlich kleine Fragmente getheilt sind. Nur die Schwere ist das feste Band, welches dies Alles zusammcnhält, aber diese Schwere drückt, schon der Berge wegen, nicht an jedem Puncte der Oberfläche mit gleicher Last aus die Unterlage derselben. Wie sollen wir uns nun eine Kraft denken, welche ganze so beschaffene Contineute ruhig und gleichmäßig zu heben und zu senken im Stande wäre, ohne entweder alle losen Bestandtheile der Erd oberfläche dabei gänzlich zu überstürzen, oder aber, ohne bei ihrer höchsten Steigerung und bei der höchsten Erhebung der Cvntinente, mit einem all gemeinen und gar mächtigen Einsturz derselben, in die erzeugten großen Hohlränme unter denselben, zn endigen?!