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-«TU Der fttchfiflye Grzählrr. Weite ». der Mächte mittels Rundnote die Mittheiluny, daß nach einer Depesche Edhem Pascha'S die Fortsetzung der GrenzregulirungSarbeiten in Thessalien am 22. d. M. möglich sein werde und ersucht, die Militärattaches wieder nach der thessalischen Grenze abzuseuden. — Der König von Griechenland sprach sich beim Empfang verschiedener Dupatationen sehr energisch gegen die politische Parteiherrschast im Parlamente und im Lande aus und verlangte die Mit wirkung der Nation bei seinen Bemühungen, die Tyrannei der Parteiherrschast zu beseitigen. Diese Kundgebung des Königs erregt in Athener politischen Kreisen bedeutendes Aufsehen. Der erwartete entscheidende Zusammenstoß zwischen den britisch-egyptischen Truppen und den ihnen entgegenstehenden mahdistischen Streitkräften im östlichen Sudan ist nunmehr erfolgt. Einer amtlichen Depesche aus Kairo zufolge griffen die ersteren die mahdistische Streit macht nach einem Nachtmarsch früh in deren Verschanzungen, die vorher bombardirt worden waren, an. Nach erbittertem Kampfe wurden die Derwische in die Flucht geschlagen, verfolgt von Kavallerie und Artillerie. Der feindliche Oberbefehlshaber, Emir Mahmud, selber fiel den Siegern als Gefangener in die Hände. Die Verluste der Derwische werden als beträchtliche bezeichnet, über diejenigen der Engländer und Egypter liegt nur die unvollständige Angabe vor, daß auf dieser Seite 2 Offiziere getödtet und 14 verwundet worden seien. Jedenfalls dürste die Lage des Mahdi infolge dieser Nieder lage seiner Truppen eine hochkritische geworden sein. Im Stande der spanisch-amerikanischen Krisis ist noch immer keine entscheidende Wendung nach der einen oder der anderen Seite hin eingetreten. Die hierüber vorliegenden Mel dungen sind fortgesetzt widerspruchsvoll und enthalten auch manches direkt Falsche; so sollte z. B. der amerikanische Generalkonsul in Havanna, Lee, die kubanische Hauptstadt schon am Mittwoch verlassen haben, thatsächlich war er aber bis Freitag noch nicht abgereist. Inzwischen tritt sowohl die Intervention des Papstes wie der europäischen Großmächte zur Verhinderung deS drohenden Krieges zwischen Spanien und Nordamerika wieder mehr in den Vordergrund, ihr Erfolg bleibt allerdings durch aus abzuwarten. — Dem Kongreß zu Washington wird eine Bill wegen Aufnahme einer zeitweiligen Anleihe von 100 Mill. Doll, und einer dauernden Anleihe bis zu 500 Mill. Doll, zugehen. Berlin, 9. April. Die „Nordd. Allgem. Ztg." sagt: In ausländischen Blättern und ver einzelt sogar in der deutschen Presse ist die Be hauptung aufgetreten, die deutsche Regierung habe sich in dem spanisch-amerikanischen Streite von der Linie strikter Neutralität entfernt. Es ist gänzlich unerfindlich, worauf sich eine solche Ansicht gründen könnte. Die kaiserliche Regierung hat sich von Anfang jener Verwickelungen bis zu dieser Stunde von jedem Versuche irgend welcher Parteinahme ferngehalten und insbeson dere alles vermieden, was eine Trübung unserer Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Nordamerika zur Folge haben könnte, mit denen Deutschland durch eine hundertjährige und nicht getrübte Freundschaft verbunden ist. Hieran kann auch die Theilnahine Deutschlands an dem Kollektivschritt der Mächte in Washington nichts ändern, dem zuvor alle übrigen Mächte zuge stimmt hatten, und der lediglich in freundlichster Form ein in den Bereinigten Staaten selbst ge würdigtes humanitäres Ziel verfolgte. Wir glauben, auch darin nicht zu irren, daß die deutsche Regierung in der von ihr festgehaltenen absoluten Neutralität die ganze öffentliche Meinung in Deutschland hinter sich hat. Fürst Bismarck unternahm am Sonnabend seit vorigem Sommer die erste Spazierfahrt in den Sachsrnwald. Die zweistündige Fahrt bekam dem Fürsten sehr gut. Bei herrlichem Wetter ließ sich der Altreichskanzler im Rollstuhle im Park umherfahren, wobei dir Grafen Herbert und Wilhelm mit Familien anwesend waren. Wien, 12. April. DaS k. k. Korresp.- Bureau meldet aus Kanea: Schon zeitig früh hatten sich sehr zahlreiche Bewohner von Kanea auf dem Stadtplatz versammelt, um von den österreichisch-ungarischen Truppen Abschied zu nehmen. Um 9 Uhr wurde die österreichisch ungarische Flagge auf dem Stadtwalle eingeholt. Unter Betheiligung der Truppen der Großmächte wurde eine internationale Revue auf dem Quai abgehaltep. Contreädmiral Hinke schritt die Front der Truppen ab, hielt eine Ansprache und dankt« Hrn fremden Offizieren. Bon den türkischen Be hörden und der Bevölkerung wurden die scheidenden Offiziere und Truppen förmlich mit Blumen überschüttet. Um 3 Uhr erfolgte die Einholung der österreichisch-ungarischen Flagge in Suda, sodann die Einschiffung der Truppen auf dem Lloydschiffe „Aurora", welches in Begleitung deS österreichisch-ungarischen ThurmschiffeS „Wien" mit dem Contreadmiral Hinke an Bord, sowie des Torpedofahrzeugrs „Magnet" die Heimreise antrat. Paris, 9. April. Präsident Faure ist hevte Abend nach Nizza abgereist, um dort einige Tage zu verweilen. — Dem Vernehmen nach wird der neue Prozeß gegen Zola am 23. Mai vor dem Schwurgerichte zu Versailles zur Ver handlung gelangen, und zwar, wie bereits ge meldet, unter dem Vorsitze des Präsidenten deS Pariser Apellgerichts, PSrivier. — Es verlautet, der Großkanzler der Ehrenlegion, General Davout, habe die Zola-Angelegenheit bereits dem OrdenS- rathe unterbreitet. Petersburg, 9. April. Der „RegierungS- bote" meldet: Graf Murawjew telegraphirte am 28. März aus Pawlow, dem Kaiser von China ein Telegramm des Czaren zu übermitteln, worin der Czar für den weisen Entschluß deS Kaisers betreffs der Häfen von Port Arthur und Talien- wan und der dazu gehörigen Gebiete und der Eisen bahnkonzessionen dankt. Das Abkommen werde zweifellos zur größeren Befestigung der bis herigen Freundschaftsbande der benachbarten Reiche dienen. Pawlow antwortete am 6. April, er habe soeben dem Kaiser das Telegramm des Czaren von Hand zu Hand übergeben. Der Kaiser erhob sich vom Throne und dankte stehend für das Telegramm deS Czaren; er gedachte der zweihundertjährigen Freundschaft der Staaten, die durch den jüngsten Vertrag neu befestigt wurde. Die aufrichtige Freundschaft und die Gemeinschaftlichkeit der beiderseitigen Interessen werde zum Wohle beider Völker dienen. Er bitte, dies dem Czaren mit herzlichem Gruße zu telegraphiren. Von russischer Seite wird behauptet, die lokalen Ruhestörungen, die jüngst in Kiautschou vorgekommen seien, machten es nothwendig, daß die Bucht von Kiautschou in das von den Russen gepachtete Gebiet einbezogen würde. London, 12. April. Die Mehrzahl der Morgenblätter spricht sich einstimmig dahin aus, daß die Botschaft des Präsidenten Mac Kinley, während sie dessen persönlichen Wunsch nach Frieden bekunde, doch zum Kriege führen müsse, falls die Spanier sich nicht von Cuba zurück zögen. Die „Times" sagen, Mac Kinley habe durch seine Botschaft auf seine Verantwortlichkeit als Staatsoberhaupt verzichtet und dem Kongreß die Pflicht, über Krieg und Frieden zu entscheiden, übertragen. Madrid, 9. April. Die Regierung wies den Marschall Blanco an, die Feindseligkeiten auf Kuba unverzüglich einzustellen. Madrid, 12.April. Im Laufe deSgestrigen Abends sammelten sich zahlreiche Gruppen vor dem Ministerium des Innern und brachten Hoch rufe auf Spanien und die Armee aus. Die Gendarmerie schritt ein; einige Personen wurden verletzt, mehrere Verhaftungen wurden vorge nommen. Da die Kundgebungen fortdauern, durchziehen Patrouillen die Straßen im Centrum der Stadt. General Bourbon, der sich unter den Manifestanten befand, wurde nach dem Schlosse Santona gebracht und soll vor Gericht gestellt werden. Die Theilnehmer an den Kund gebungen sammelten sich, nachdem sie von der Polizei zerstreut worden waren, aufs Neue. Die Polizei ging wiederholt gegen sie vor und nahm weitere Verhaftungen vor. Die Kundgebungen in den Straßen verschiedener Stadttheile und des CentrumS dauerten bis gegen Mitternacht; als- dann war die Ruhe wieder hergestrllt, doch setzte die Gendarmerie vorsichtshalber den Patrouillen dienst fort. Kanea, 12. April. Das abberufene österreichisch-ungarische Detachement hat heute Vormittag Kreta verlassen. Kairo, 9. April. In der gestrigen Schlacht verlor die englische Brigade an Todten 2 Offi ziere und 10 Soldaten, an Verwundeten 10 Offiziere und 90 Soldaten. Die ägyptischen Truppen hatten an Todten 51 Soldaten und an Verwundeten 14 Offiziere und 319 Soldaten. Kairo, 10. April. Die Armee de« Mahmud ist vollständig zersprengt. Die egvptische Kaval lerie stieß in der Verfolgung derselben wegen des dichten Buschwerk« auf Schwstxigkeitrn. Zwei tausend Gefallene find ausgefunden worden, im Ganzen glaubt man, seien 3000 Derwische ge fallen, darunter etwa 12 der einflußreichsten Emire. 18V8. Washington, 9. April. In einer andert halbstündigen Sitzung berieth das Kabinett unter Anderem über die Note der Mächte, aber augen scheinlich wird diese keinerlei Einfluß auf die politische Lage auSüben. Der Krieg wird al- unvermeidlich angesehen. Deutschland, Rußland und Italien hätten ihre gemeinsamen Schritte nur aus Gefälligkeit gegen die anderen Mächte angrschlossen, sie selbst seien durchaus indifferent. Washington, 12. April. Der von dem Generalkonsul Lee über die Lage auf Cuba er stattete Bericht veranschlagt dir Zahl der von der Landbevölkerung der cubanischen Provinzen am Hungertode Gestorbenen aus 200,000. Der Bericht schildert die Lage der Bewohner der Insel in düsteren Farben und beschreibt verschiedene gräßliche Scenen, z. B. sollen in der Stadt Havanna selbst etwa 450 sterbende und kranke Frauen und Kinder, wie Thiere zusammengepfercht, mit bereits Verstorbenen zusammen auf der Erde liegen, ohne daß auf Reinlichkeit die geringste Rücksicht genommen und ohne daß die geringste Hilfe gewährt werde. - Havanna, 12. April. Marschall Blanco und das cubanische Ministerium beriethen über den Waffenstillstand. Man kam überein, Spanien um Erklärungen hinsichtlich der Einstellung der Feindseligkeiten seitens der Truppen zu ersuchen. Sofort nach Eingang der Antwort Spanien« soll in dem amtlichen Blatte ein bezügliches Dekret erscheinen. Die öffentliche Meinung ist noch immer beunruhigt. Schanghai, 12. April. Die „North China Daily NewS" melden, im Kaiserpalast zu Peking wäre eine gefährliche Verschwörung entdeckt, durch die, wie man annimmt, daS Leben mehrerer der höchsten Persönlichkeiten des Kaiserreichs gefährdet wurde. Die fortschrittlichen Mandschu sind über die Vorgänge entrüstet, die sie als thatsächlichen Verkauf des Landes an Rußland durch die chinesischen Berather deS Kaisers betrachten. Sachsen. Ihre Maj. der König und die Königin sind am Sonnabend Vormittag 10Vz Uhr in bestem Wohlsein von Baden-Baden nach Strehlen zurückgekehrt und nahmen am Sonnabend Nach mittag um 6 Uhr mit den Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses an der Prozession in der katholischen Hoskirche theil. Seine Maj. der König hat dem Pfarrer Karl Gustav Förster in Bischheim das Ritter kreuz 1. Klasse vom Albrechtsorden und dem Bürgerschul-Oberlehrer Wilhelm Gustav Hermann Seeliger in Zittau daS AlbrechtSkreuz verliehen. Se. Majestät der König hat den Assessor beim Landgerichte Plauen Ür. Seyfartss zum Landrichter bei diesem Gerichte und den ordent lichen Professor der Staatsw'ssenschaften an der Universität Rostock vr. Wilhelm Stieda zum ordentlichen Professor der Nationalökonomie in der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt. Dresden. Seine königliche Hoheit der Prinzregent Luitpold von Baiern verläßt München am 21. April Abends, und zwar mittels SonderzugeS, und trifft am 22. früh in Dresden al« Gast Seiner Majestät deS Königs ein. Der Regent wird nur begleitet sein vom Generaladjutant Generallicutenant Frhrn. v.Zoller, Flügeladjutant Oberst von Wiedenmann und dem Ordonnanzoffizier Major von Reschreiter. Die Rückkehr nach München erfolgt am 25. April. Bischofswerda, 13. April. DaS für die Festfeier aus Anlaß des 70. Geburtstages und 25jährigen RegierungS-JubilSum» Seiner Majestät deS Königs von dem Seiten der städtischen Kollegien dazu eingesetzten Festausschuß entworfene Programm liegt nun mehr vollständig vor und verweisen wir bezüglich dessen auf den amtlichen Jnseratentheil. - — 13. April. Mit dem gestrigen Tage trat da« Alltagsleben wieder in seine Rechte: die Osterfeiertage sind vorüber! Sie trugen die Signatur de« Monat» April, in dem sie fielen, und diese Signatur lautet: Veränderlich, Sturm, Azurner Himmel mit mildem Frühlingssonnen- schein und ein paar Minuten später Regenschauer, welche sowohl Diejenigen, welche bereit» die leichte FrühjahrStoilette hervorgesvcht, wie Diejenigen, welche die« au« Vorsicht noch unterlassen haben, bis auf die Haut durchnäßten. „Da haben wir eine schöne Bescheerung!" sagte da wohl mancher, und wir feierten doch gar nicht da» Weihnachts sondern da» Osterfest! Der Einfluß der ver änderlichen Witterung auf den äußeren Verkehr war unverkennbar. Mochten auch wetterfeste Turner und wassergefeite Radfahrer auf ihre«