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-vorgeschlagen worden. — Die von Schuldirrttor Pache hierfelbst herau»gegeb«ne Zeitschrift „Der Rektor' hat aufgehvrt zu erscheinen. Die Erkrankung de» Herrn LandtagSabgeord- nrten Fritzsche« Leipzig ist glücklicherweise leichter Natur. Die auf der rechten Seite ein getretene Lähmung erwie» sich nur al» vorüber gehend. Olbernhau, 12. Jan. Der bereit« vor bestrafte Cigarrenmacher Seifert au» Niedrrneu- Ichönberg, der vorübergehend im Gasthofe zum Deutschen Hause hier wohnt, sollte vorgestern vormittag verhaftet werden. Auf der Treppe schoß Seisert jedoch mit einem versteckt gehaltenen Revolver auf den Gendarmen, der glücklicher weise unverletzt blieb. Die Kugel war hart am Kopfe vorbei in die Hauptthür gefahren. Der gefährliche Mensch konnte nur mit Mühe über wältigt und in da» AmtSgerichtSgefängniß über geführt werden. Im Besitze Seifert« befand^sich noch'ein zweiter geladener Revolver. Schöneck. Am 9. Januar ist in Kotten- heider Staatsforstrevier der Leichnam de» Ritter- gutSpachters Carl Oskar Müller au» Krebs bei Pirna aufgefunden worden. Der Mann hatte erst einen Schuß auf sich abgegeben und dann noch zum Strick gegriffen. Pegau. In der Umgegend von hier hat kürzlich ein Kolporteur, der in seinem Austreten den Eindruck eines Geistlichen machte, eine Predigtsammlung in Lieferungen in schwindel hafter Weise auSgeboten, indem er u. A. den Preis des GesammtwerkeS viel niedriger angab, al» er thatsächlich ist. Er hat dabei schriftliche Empfehlungen von Geistlichen vorgewiesen, die sämmtlich gefälscht sind. Hoffentlich gelingt eS, dem Kolporteur das Handwerk zu legen. Klingenthal, 11. Jan. Dem aus Auerbach gebürtigen Schuhmacher Ebert, wurden im hiesigen Krankenhause beide Beine amputirt. Der Unvor sichtige hatte in einer der letzten Nächte deS ver gangenen JahreS in einem Strohfeimen geschlafen und dabei die Gliedmaßen total erfroren. Zwickau, 12. Januar. Gestern Morgen fand in einer hiesigen Wohnung eine Gasexplosion statt, die dadurch hervorgerufen wurde, daß man vergessen hatte, die Gasleitung abzudrehen. DaS durch die Explosion entstandene Feuer wurde bald gelöscht, doch trug ein Dienstmädchen lebens gefährliche Verletzungen davon. OelSnitz. Während man im Allgemeinen Don dem Rückgänge eines Geschäfts oder einer Sache nicht gerade erbaut zu sein pflegt, darf -man doch über die nachweisbar verminderte Frequenz der sächsischen Herbergen lebhafte Be friedigung äußern. Die hiesige Herberge zur Heimath — die einzige in der Stadt OelSnitz bestehende — gewährte im Jahre 1893 noch an Durchreisende 3877 Nachtlager, 1894 noch 3910, 1895 3630, 1896 3317 und 1897 3218. Da bei muß man berücksichtigen, daß die eigentlichen Walz- und Fechtbrüder „Strichvögel' sind, welche ein und dieselbe Gegend im Laufe deS Jahres oft zwei- bis dreimal abklopfen. Daß die fortschreitende Besserung der wirthschaftlichen Verhältnisse sich über das ganze Land und alle Handwerkszweige erstreckt, geht auch daraus Her- Dor, daß in den 57 sächsischen Herbergen zur Heimath im Jahre 1893 noch 417,307, 1894 .338,299, 1895 207,084, 1896 184,216 und im verflossenen Johre nicht ganz 170,000 Durch reisende um Nachtquartier nachgesucht und solches erhalten haben. Berlin, 12. Januar. Wie die „Berliner Neuesten Nachrichten" schreiben, sprach der Kaiser dem kommandirrnden Admiral v. Knorr mittelst KabinetSordre seine vollste Zufriedenheit über die Ausführung der Besitzergreifung von Kiaotschau durch ein Kommando der Mannschaften de» Kreuzergeschwaders au». Berlin, 12. Januar. Die „Krruzzritung" schreibt: Prinz Heinrich dürfte auch durch äußere Zeichen bekunden, daß nicht kriegerische Zwecke ihn in erster Lime an die Küste China» führen, daß seine Sendung vielmehr der Erhaltung und Befestigung de» Frieden» gilt. E» ist anzunehmen, daß Prinz Heinrich Gelegenheit findet, in Peking selbst dem Kaiser von China die Versicherung zu überbringen, daß die deutsche Regierung stet» be strebt sein werde, die Bande der Freundschaft mit China zu erhalten und zu befestigen. So würde die Sendung de» Prinzen Heinrich neben dem nothwrndiaen kriegerischen Gepräge vornehmlich al« eine Mission de» Frieden» zu betrachten sein. Berlin, 12. Januar. Die Budgetkommission Le« Reichstage» nahm mit allen gegen S Stimmen hie Erhöhung de» Gehalte« de» Reichskanzler» von 54,000 Mk. auf 100,000 Mk. an. Berlin, 12. Januar. Der „Reichsanzeiger" bezeichnet di« Nachricht, daß in Indien ein ge wisser Marquardt mit Hinterlassung von Millionen gestorben und daß da» Auswärtige Amt mit der Ermittelung von Erben wegen Ausschüttung de» Nachlasse» befaßt sei, al» vollständig au» der Luft gegriffen. Dem Au»wärtigrn Amt sei weder ein Marquardtschrr Nachlaß, noch irgend welch« Mittheilung über da» Vorhandensein eine» solchen zugegangrn. Auch die zahlreichen An fragen seien so unbestimmt, daß zu einer An stellung von Ermittelungen keine Möglichkeit ge boten ist. Berlin, 13. Januar. Die „Berl. Korresp." meldet: Gegen da» Urtheil der Disziplinär- Behörde wider den Kriminalkommissar v. Tausch legre die Staatsanwaltschaft Berufung beim StaatSministerium ein. Der stellenweise geradezu gehässig geführte Kampf der Freisinnigen untereinander, an dem alle Gegner ihre Helle Freude haben können, entbrennt trotz aller Beschwichtigungsversuche immer von Neuem. Vor allen Eugen Richter und sein Organ, die „Freis. Ztg." geben keine Ruhe. Unter der Ueberschrift „Freisinn ooutra Freisinn" bringt die jüdische, aus dem Stand punkte der freisinnigen Bolkspartei stehende „Berl. Zeitung" einen Artikel, mit dem sich auch das „Berl. Tagebl." einverstanden erklärt, der auS- führt, daß das „wahnsinnige Waffenkreuzen" zwischen den beiden freisinnigen Gruppen nicht ohne Schaden für den Liberalismus fortgesetzt werden könne. Hamburg, 12. Jan. Die Beleidigungsklage des Inspektor» Bruns gegen den Grasen Rantzau ist heute dem Beklagten in FriedrichSruh zuge stellt worden. Die Klage ist bei dem Amtsgericht Schwarzenbek anhängig. Die „Hamb. Nachrichten" schreiben zu dem Fall „Graf Rantzau und die Presse": „In Be zugnahme auf einen bekannten Fall von Reporter- Unbescheidenheit werden uns aus unserm Leser kreise dankenSwertherweise noch weitere Beispiele dafür mitgetheilt, daß in FriedrichSruh die Dreistigkeit mancher Berichterstatter „wirklich eine Plage ist." So glückte es an einem Sommer- Nachmittag einem Reporter, trotz Pförtner, Gen darm und Hund in den Park zu gelangen und die Treppe zum Balkon hinaufzusteigen, auf dem der greise Fürst gerade Zeitungen laS. Der Herr von der Feder war gewiß auch in dem Glauben, recht höflich zu sein, als er den Hut abnahm und aussprach, daß er glücklich sei, Se. Durchlaucht anzutreffen, ihr seine Verehrung zu bezeugen und (indem er das Notizbuch hervor zog) einige Fragen stellen zu dürfen. Und er war mohl nicht wenig erschrocken, als der Fürst aufstand, seinen Stock erhob und den In terviewer mit drohender Stimme hinunter wies. Es ist vorgekommen zu einer Zeit, wo der Schutz des Hauses und Parkes weniger sorgfältig war, als unter dem jetzigen dafür verantwortlichen Leiter, daß Zeitungsberichterstatter ihr Gesicht gegen die Fenster der Wohn- und Schlafzimmer gedrückt haben, um sich über die Vorgänge zu informieren. DaS war, um mit dem „Hamb. Corresp." zu sprechen, wohl auch „pflichtmäßige Berichter stattung über das Ergehen des Fürsten BiSmarck". Karlsruhe, 13. Januar. Die „Karlsruher Ztg." meldet aus Baden-Baden: Die fort schreitende Besserung in dem Befinden deS Groß herzogs läßt hoffen, daß die großherzoglichen Herrschaften im Laufe der nächsten Woche nach Karlsruhe übersiedeln. O e st e r r e i ch. Die Lage in Oesterreich scheint sich nach den Konferenzen der deutschen und czechischen Vertrauensmänner mit dem Ministerpräsidenten Freiherrn v. Gautsch günstiger gestaltet zu haben, da nunmehr auch die Czechrn für Verständigung in der Sprachenfrage und Wiederherstellung normaler parlamentarischer Zustände gewonnen sind. Auch gaben die Czechen die Versicherung ab, daß, fall» das Standrecht in Prag aufge hoben würde, keinerlei Unruhen mehr zu be fürchten seien. Daraufhin ist nun da» Stand recht aufgehoben. Prag, 13. Januar. Landtag. Der Deutsch- Radikale Jro erklärt, an eine andauernde Be theiligung dec Deutschen an den Landtags verhandlungen sei nach der Stimmung der deutschen Kreise nicht zu denken, so lange die Sprachen verordnungen ganz oder tbeilweise in Kraft bleiben. Darauf folgte die Berathung de» An träge» Bouquov betr. Einsetzung einer Sprachen kommission. Prinz Lobkowitz beginnt die Be gründung de» Anträge» in czrchischer Sprache und wird durch Rufe, er solle deutsch reden, unterbrochea. Lobkowitz fährt in deutscher Sprache fort, und die Czechen rufen, er solle czechisch reden. Er fährt jedoch unter großem Lärm in deutscher Sprach« fort und mahnt zur Versühnung. Während der Rede de» deutsch- volklichen Abg. Schlicker findet ein heftiger Auf- tritt zwischen dem Abg. Volk und BreznowSky statt. Schlicker erklärt, die Deutschen seien gegen den Antrag Bouquoy, da sie die Kompetenz de» Landtage» in dieser Angelegenheit nicht aner kennen. Der deutschvolkliche Abg. Prade greift den Statthalter Coudenhove an und sagt: Wir werden trotz aller Denunziationen immer „Die Wacht am Rhein" singen! Die Sitzung dauert fort. Italien. Palermo, 13. Januar. Heute Nachmittag fand im prächtig mit Fahnen geschmückten Teatro Garibaldi zu Ehren Crispi» ein Festmahl statt, an welchem etwa 300 Personen theilnahmen, dar unter der Bürgermeister, neün Senatoren und dreizehn Deputirte. CriSpi hielt eine Rede, in welcher er einen Rückblick auf die Revolutionen von 1848 und 1860 warf und ausführte, daß die Einigkeit Italiens nothwendig sei und die Rückkehr Siziliens zur Selbständigkeit letzterem schädlich sein würde. Von starke« Militärmächten umgeben, das benachbarte Afrika in der Hand einer auswärtigen Macht, die dasselbe wirksam befestigt, genügen die Alpen und da» Meer zu unserer Bertheidigung nicht mehr, dazu bedürfen wir starker Bataillone. Die materielle Einigung hat uns bisher nicht die Früchte gebracht, auf die wir noch immer hoffen. Wir stehen noch im Beginn deS Werkes der intellektuellen und moralischen Einigung deS Landes. Indessen ist eine Erinnerung an unsere Triumphe nützlich Crispi forderte die Sizilianer auf, sich von dem Gefühl der Brüderlichkeit zu dem Lande erfüllen zu lassen, das ihnen die intellektuelle Einigkeit sichern werde, welches die Grundlage für die Macht und die Größe der Nation bilde. Der Schluß der Rede war von Rufen: „ES lebe der König!" „ES lebe daS geeinigte und unzer trennbare Italien!" begleitet. Die Rede Crispis wurde mit lautem Beifall ausgenommen. Frankreich. Paris, 13. Januar. Senat. Zu Vize präsidenten wurden Magnin, Peytral und Franck-Chauveau wiedergewählt. Dagegen wurde Scheurer-Kestner nicht wiedergewählt; derselbe erhielt bei der ersten Abstimmung 80 von 239 abgegebenen Stimmen. Pari», 13. Jan. Die „Aurore" veröffent licht einen offenen Brief ZolaS an den Präsi denten der Republik, überschrieben: „J'accuse". Der Brief hat folgenden Wortlaut: „Ich klage du Paty de Clam an, der diabolische Urheber des JustizirrthumS gewesen zu sein. Ich klage General Mercier der Mitschuld hierbei an. Ich klage Billot an, die Beweise der Unschuld de» Kapitän DreyfuS unterdrückt, und klage BoiS- deffre und Gonse an, hierbei mitgewirkt zu haben. Ich Nage Pellieux und Ravarh einer verbreche rischen Untersuchung an! Ich klage das erste Kriegsgericht an, DreyfuS auf ein geheim ge haltenes Dokument verurtheilt und ich klage daS zweite Kriegsgericht an, wissentlich einen Schul digen freigesprochen zu haben. Man möge mich vor die Geschworenen stellen und eine offene Untersuchung einleiten." Rußland. Petersburg, 13. Januar. Der Kaiser hat die vom Kriegsminister WannowSki wegen zer rütteter Gesundheit nachgesuchte Entlassung ge nehmigt. General WannowSki bleibt in der Würde eines General-Adjutanten und wird zum Mitglied« deS ReichSrathS ernannt. DaS bezüg liche Reskript ist in den huldvollsten Worten ge halten. Der Kaiser spricht darin in besonder anerkennender Weise von der Sorge WannowSki» um die Armee. DaS Reskript schließt: „Ich ernenne Sie zum Chef eine» der ältesten Regi menter unserer ruhmreichen Armee, de» 131. Tiraspoler Infanterie-Regiment», welche» im Bestand« de» Ihnen unvergeßlichen Rustschuker Detachement» die Georg» - Trompeten und eine Inschrift zur alten VrorgS-Fahne erwarb". Petersburg, 13. Januar. Da» Kaiser paar und die Kaiserin - Wittwe sind gestern in Petersburg eingetrofftn. Heute Mittag fand im Winterpalai» ein feierlicher Gottesdienst statt, woran sich die GratulationScour schloß. Um 12 Uhr nahmen die Majestäten die Glückwünsche de» diplomatischen Corp» anläßlich de» Jahre», wechsel» entgegen. S P a ri i e v. ging wahrend seiner heute NN rontßi. Schlosse