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Spiritismus für bedenklicher al- das Sekten» wesen bezeichnet. Austritte zu den religionslosen Dissidenten sind in größerer Anzahl nur in Leipzig vorgekommen,. dort erfolgte auch der einzige Urbertritt zum Judenthum. *,* Lotte Will erhält im deutschen Theater zu Berlin ein Jahreshonorar von 40,000 Mk. — Der Tenorist Renaud bei der »Troßen Oper" in Paris ist ihr über, denn er bekommt für die Saison 85,000 Fr. und hat sich auf 3 Saisons anwerben lassen. Während dieser Zeit singt er auch im Covent Garden, wo« ihm noch 45,000 Fr. einbringt. — Ein Statistiker hat berechnet, daß — die Wurst 1897 aus eine tausendjährige Existenz zurückschauen könnte, wenn sie Augen hätte. — Der als Geschichtsforscher bekannte Senator Hamel in Paris ist gestorben. — Herr Pastor (der res. Grm.) Oster in Dresden verab schiedete sich nach 30jähr. dortiger Amtirung. — Die Casinogesellschaft zu Nossen feierte am 9. Januar da« 50jähr. Jubiläum ihre« Bestehen«. — Fräulein Louise Müller in Dresden hat der Kochschule zu Eibenstock 1500 Mk. als Stiftung gespendet. — Der Borstand de« sächs. Pestalozzi- Verein« hat 6 Preise zu 100, 2 zu je 75 und 3 zu je 50 Mk. ausgesetzt für die 6 besten schriftl. Arbeiten, welche für die sächs. Schulzeitung zum Ab» druck bi« zuni 30. Sept. 1898 eingesendet werden. — Der Verein zu »Rath u. Thal" in Dresden hatte im Jahre 1897 52,100 Mk. Einnahmen und konnte 483 Unterstützungen bewilligen. Das Vermögen ist im vorigen Jahre von 1,126,618 M. auf 1,211,009 M. gestiegen. — Dem Lehrer der Mathematik, Herrn Holfert an der Müllerschen Privatrealschule zu Dresden, wurde für 30jähr. ersprießliche Wirksamkeit der Titel Oberlehrer zu erkannt. — In Sachsen hat Dresden unter 912 evong. Lehrern 60 Nichtsachsen, in Chemnitz unter 456 30, in Leipzig unter 1376 256, im Bezirk Meißen unter 269 28 und im Bezirk Annaberg unter 246 15. Bon 28 sächs. Bezirksschul inspektoren stammen 8 auS dem Auslande. — Die Berliner „Deutsche Landwirthschaftl. Presse", welche gut redigirt ist, und vortreffliche Abbil dungen bringt, hat ihren 25. Jahrgang begonnen. >>> ' Land. Die Zahl der beschädigten Gebäude komplexe stellt sich aus 1600, uvd in 481 Fällen fand ein gänzliches, in 1739 Fällen ein »heil- weises Abbrennen einzelner Gebäude statt. Der Betrag der Schädenvergütungen bezifferte sich für alle diese Brände auf 1,792,244 M., näm lich 475,879 M. in Städten und 1,316,365 M. in Dörfern. Jeder dieser Brände hat also durch schnittlich einen Schaden von rund 1400 onge- richtet. Hierdurch werden wieder die Ausführ ungen in Erinnerung gerufen, die vor I V, Jahren der Direktor de« preußischen statistischen Bureau«, Herr Geh. Ober-RegierungSrath Blenck, in einem von ihm über die Brände im preußischen Staate, ihre Ursachen und ihre Abwehr gehaltenen Bor trage gemacht hat. Noch seinem Dafürhalten ist für den außerordentlich großen Antheil des fahr- kgssigen Umgehens mit Streichhölzern an den Ursachen von Schadenbränden der überaus ge ringe Werth der Zündhölzer an erster Stelle maßgebend, da durch ihn nicht allein ihre miß bräuchliche Vergeudung, sondern auch ihre allge meine Benutzung seitens unvorsichtiger Personen allzu sehr gesteigert wird. In der That sind die kleinen Schächtelchen, in denen die Streich hölzer liegen, leichter als irgend ein anderer Gegenstand zu erwerben, auch sind die Hölzchen äußerst bequem zu handhaben; außerdem aber ist die Freude der Kinder oder geistig beschränkter Personen an Feuerflämmchen so groß, daß Er mahnungen und Bestrafung durch Eltern und Lehrer kaum genügen, der unbedachten, unvor sichtigen Jugend die nothwendige Achtsamkeit auf die in jenen Hölzchen schlummernde Gefahr rin- zuprägen. Deshalb hält Blenck nach der»Deutsch. Volksw. Korrsp." andere Mittel zur Abhilfe für dringend geboten. Solche Mittel erblickt er in einer Verschärfung deS Strafgesetzes, obgleich hier schon in ziemlich ausgiebiger Weise Vorkehr getroffen ist, oder auch in einem ausgedehnteren Erlasse von Polizeiverordnungen, ferner in einer mit öffentlicher Belehrung der Bevölkerung ver bundenen stärkeren Heranziehung der Eltern zum Schadenersatz und endlich in der von ihm schon mehrfach angeregten Vertheuerung der Zündhölzer durch eine öffentliche Abgabe oder das Zündholz monopol. Die meisten Austritte aus der Landes kirche hatte im Jahre 1896 wieder die Ephorie Leipzig I, nämlich 157, wovon 74 den Deutsch katholiken zu gute gekommen sind. Es folgen Dresden I mit 113, Plauen mit 105, Chemnitz I mit 70 Austritten usw. Am Maßstabe der Bevölkerungsziffer gemessen, zeigt sich, daß in der Ephorie Plauen schon ein Austritt auf 1480 evangelisch-lutherische Einwohner kommt, in der Ephorie Borna dagegen erst auf 66,005. In fünf Ephorien und in der Parochie St. Afra- Meißen kam ein Austritt aus der Landeskirche nicht vor. Immer auffälliger wird die Zunahme der Austritte zu den Deutschkatholiken, namentlich in Leipzig und Umgegend, nächstdem aber auch in Chemnitz. Bon diesen Städten aus wird be stätigt, daß die radikale Richtung, die der Deutsch katholizismus immer mehr eingeschlagen hat, und ihr Entgegenkommen gegen das sozialdemokratische Treiben von Einfluß gewesen sei. Die separaten Lutheraner haben den meisten Zuwachs durch Austritte in den Ephorien Plauen, Schneeberg und Zwickau erlangt. Die Austritte zu den apostolischen Gemeinden waren vorzugsweise zahlreich in den Ephorien Plauen, Dresden I, Leipzig I und Chemnitz I. Die starke Aus breitung dieser Gemeinden in der Ephorie Plauen ist wieder von der apostolischen Gemeinde neuer Ordnung (Gryeraner) erzielt worden. In Leipzig ist eine Kirche der apostolischen Gemeinde nahezu fertig. Die methodistische Bewegung ist in der Ephorie Schneeberg die entschieden vor herrschende gewesen, doch hat es auch in der Ephorie Zwickau an methodistischem Eifer nicht gefehlt. Unter den anderen Sekten haben wieder die Darbysten („Brüder in Christo", »Brüder und Schwestern in Christo") im Vordergrund gestanden und besonders in den Ephorien OelSnitz und Zwickau Zuwachs gehabt. Ihr staatlicher Betsaal in Vielau faßt 300 Personen. In Limbach bei Chemnitz hat ein Sprachlehrer für gewisse, gegen die Landeskirche gerichtete Bestreb ungen Anhänger gesammelt, Hygienisches, Soziale« und Religiöse« vermengend; in Sachsenburg ver tritt der Inhaber einer Speisewirthschaft durch Wort und ouSgelegte Zeitungen buddhistische Anschauungen; m Leipzig trat die Heilsarmee wieder mit Schristenvertheilung und Abhalten von Versammlungen auf. Auch spiritistisches Unwesen hat sich in verschiedenen Ephorien be merkbar gemacht. Bon Zwickau aus wird der in der dortigen Gegend immer weiter greifende Das Befinden der Kaiserin hat sich nunmehr wieder derartig gebessert, daß sie dieser Tage zum ersten Male seit Wochen wieder eine kleine Ausfahrt unternehmen konnte. ES wird daher nun die infolge der jüngsten Erkrankung der hohen Frau verschobene Uebersiedelung des kaiserlichen Hofhalts aus dem Neuen Palais bei Potsdam nach dem Berliner Residenzschlosse nächstens erfolgen können. Als vorläufiger Zeit punkt der Uebersiedelung ist vom Kaiser der 15. Januar bestimmt worden. Die parlamentarische Weihnachts pause ist wieder vorüber, neben verschiedenen bundesstaatlichen Parlamenten, wie der sächsischen und der baierischen Volksvertretung, hat jetzt auch der Reichstag seine Thätigkeit wieder ausgenommen. An demselben Tage, an welchem daS Reichsparlament nach Ablauf der Weih nachtsferien seine Thätigkeit von Neuem begann, am DienStag, ist auch der preußische Land tag zu seiner letzten Session in der laufenden Legislaturperiode zusammengetreten, so daß gegen wärtig abermals parlamentarische Hochfluth in Deutschland herrscht. Doch werden im Allge meinen die Verhandlungen deS preußischen Land tages wie auch diejenigen der übrigen Landtage denen des Reichstags an Interesse für die öffent liche Meinung diesmal erheblich nachstehen. Die kommenden wichtigen gesetzgeberischen Entscheid ungen im Reichstage, diejenigen über die Militär strafprozeßreform und über die Flottenver stärkung, beherrschen eben die gesammte inner politische Lage und es ist daher vollkommen be greiflich, wenn man allseitig diesen Entscheidungen mit Spannung entgegenblickt, obgleich bis zu ihrem Eintritt noch so manche Woche vergehen wird. Der Staatssekretär im Reichspostamt v. Podbielski präsidirte in den letzten Tagen gemeinsamen Konferenzen höherer deutscher und österreichischer Postbeamten, welche in Dresden stattgefunden haben. Diese Verhandlungen be trafen die Frage der telephonischen Verbindung zwischen Deutschland und Nordböhmen, über die Konferenzergebnisse verlautet indessen noch nichts Nähere«. Anläßlich seiner Anwesenheit in der sächsischen Hauptstadt hatte auch Herr v. Podbielski die Ehre, von König Albert im Dresdner Rrstdenzschlosse empfangen zu werden. Die zuerst vom »Berl. Tageblatt" gebrachte, gerade nicht unglaubwürdig klingende Nachricht, es würde den gesetzgebenden Körperschaften im Reiche infolge der Konsequenzen de» Kiaotschau» Vertrages eine Nachtragsforderung zugehrn, soL nach den »Berl. Reuest. Nachr:" nicht zutreffend sein. DaS letztgenannte Blatt meint, daß e» schon au« technischen Gründen nicht möglich sein werde, noch den gegenwärtigen Reichstag mit: einer derartigen Vorlage zu befassen. Im Nrbrigen liegen zu der vielerörterten Frage, ob und inwieweit der Besetzung Kiaotschau« durch die Deutschen eine Verständigung Deutschlands mit Rußland vorangegangen sei, einigermaßen widerspruchsvolle Meldungen vor. Wenigsten« wollen Mittheilungen an« englischer Quelle im Gegensatz zu ander« klingenden Nachrichten glauben machen, daß Rußland selber Absichten auf Kiaotschau gehegt und daß eS längerer Ver handlungen zwischen den Kabineten von Peters burg und Berlin bedurft habe, um Rußland zu be stimmen, seine angeblichen Pläne wegen Kiaotschau« zu Gunsten Deutschlands aufzugeben. Außerdem wird noch eine andere Lesart verbreitet, der zu folge eigentliche Verhandlungen zwischen derr beiden Kabineten über Kiaotschau gar nicht statt gefunden hätten. Deutschland habe sich lediglich darauf beschränkt, Rußland von seiner Absicht: die Kiaotschau-Bucht zu besetzen, in freundschaft licher Weise zu benachrichtigen. Sehr wahr scheinlich sind aber doch richtige, allerdings in freundschaftlichen Sinne gehaltene, Unterhand lungen zwischen beiden Mächten der Besetzung Kiaotschau« durch die deutschen Marinetruppen vorausgegangen, dagegen erscheint die Angabe, Rußland habe selber ernste Absichten aufi Kiaotschau gehabt und sei von den gleichen Plänen Deutschlands höchst unangenehm über rascht gewesen, nach Allem, was man von zu verlässiger Seite hierüber vernimmt, nicht glaub würdig. Vor einige» Tagen ist der im Juliusthurm in Spandau lagernde Kriegsschatz wieder einer Revision unterzogen worden. Eine solche Revision findet jährlich zweimal statt. Der allgemeine konservative Parteitag, wird nunmehr endgiltig am 2. Februar in Dresden stattfinden. Graf Rantzau, der Schwiegersohn des Fürsten Bismarck, hatte bekanntlich den In spektor Bruhns vom „Hamb. Korresp." und „Reuter'schen Bureau" unwirsch abgewiesen, als derselbe ihn über das Befinden des Fürsten Bismarck interviewen wollte. Die „Hamburger Nachrichten" Vertheidigen jetzt das Verhalten des Grafen Rantzau, indem sie ansühren, daß In spektor Bruhns bereits vorher von dem Sekretär des Fürsten Bismarck die beruhigenden Mit theilungen über das Befinden erhalten hätte, welche er alsdann zu Telegrammen verwerther hat. Er babe dann nachher, trotzdem der Pförtner es ihm untersagt, den Grasen Rantzau aus seinem Spaziergang mit Visitenkarte und Depeiche angegriffen. Die Antwort des Trafen Rantzau war dem entsprechend, doch sind die härtesten von Herrn Bruhns angegebenen Ausdrücke nichb gefallen und er hat den Satz ausgelassen, der nach Zeugenaussage so gelautet hat: „Bedenken Sie doch, was ich sagen soll, wenn ich hier jeden Tag auf meinem Spaziergange vor dem Thore angefallen werde!" O e st e r r e i ch. In Troppau in Oesterreichisch<-Schlesien kam es am Sonntag zu Arbeiterdemonstrationen für das allgemeine Wahlrecht; eigentliche Ruhe störungen wurden jedoch durch daS energische Einschreiten der Sicherheitsorgane verhindert. In Laibach können die Deutschen einen Erfolg gegenüber dem Slovenenthum verzeichnen. Die angesehensten deutschen Bürger der krainischen Hauptstadt protestirten gegen die von der slovenischen Gemeindeverwaltung beliebte Anbring ung von Straßentafeln mit einseitig slovenischer Bezeichnung, infolgedessen die Statthalterei die Anbringung von Straßentafeln mit slovenischez und deutscher Aufschrift verfügte. Prag, 11. Januar. (Landtag.) Abgeord neter Pindler interpellirt wegen verschiedener Vorgänge in den deutschen Sprachgebieten. Die Abgg. Wolf und Genossen interpellirten den Statthalter, ob die Regierung die schleunigste Vertagung des Landtages und die Einberufung desselben in eine deutsche Stadt Vorschlägen wolle, wo die böhmischen Abgeordneten seitens der deutschen Bevölkerung mit gebührender Achtung ausgenommen werden würden. Die Interpellanten: motiviren die Anfrage mit der Belästigung und Bedrohung, welche deutsche Abgeordnete gestern und heute auf dem Wege zum und vom Land tage zu erleiden hatten. Nächste Sitzung Donnerstag.