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.V ». Deutsches Reich. Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre Kgl. Hoheiten die Prinzen Friedrich August und Johann Georg und deren Ge mahlinnen zeichneten, einer Einladung der .Dresdner Kaufmannschaft" Folge leistend, den am Montag Abend um 8 Uhr vom Geh. Hof rath Prof. vr. Hempel in der kgl. Technischen Hochschule gehaltenen Experimentalvortrag über „Flüssigmachung der atmosphärischen Luft" mit ihrer Gegenwart aus. 8 Bischofswerda. Die Frage des Gau- turnfesteS in unserer Stadt ist unvermuthet eine brennende geworden. Wie uns nämlich mitge- theilt wird, hat der technische Unterausschuß des Meißner Hochlandgaues am verflossenen Sonn tag in einer Sitzung beschlossen, die Abhaltung eines GauturnenS im Jahre 1898 zu empfehlen und Bischofswerda zur Uebrrnahme des Festes zu veranlassen. Da unser Verein nun in diesem Jahre auch das 50jährige Jubiläum seiner ersten Entstehung feiern kann, wird man wohl beide Festlichkeiten vereinigen. Da unsere Stadt auch den Turnern allzeit ihre Sympathien bewiesen hat, findet die Nachricht gewiß freudigen Wider hall. — Wir kommen sehr bald auf diese Ange legenheit zurück. — Gut Heil! — 30,000 Unterschriften hat die Petition gefunden, welche die Postunterbeamten dem Reichstag nunmehr überreichen wollen, um eine Besserung ihrer Lage zu erzielen. — Klagen über hohe Verwaltungskosten bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften sind wiederholt laut geworden. Deshalb bleibe auch der erfreuliche Umstand nicht verschwiegen, daß in den letzten Jahren die gedachten Verwaltungs kosten sich fortgesetzt verringert haben. Während im Jahre 1888 für einen der zur Anmeldung gelangten Unfälle noch 26 Mk. 55 Pf. durch schnittliche Verwaltungskosten berechnet wurden, betrugen dieselben 1895 nur 24 Mk. 8 Pf., um im Jahre 1896 auf 21 Mk. 73 Pf. herabzugehen. Es erhellt aus dieser Erscheinung, daß die ge werblichen Berufsgenossenschaften billiger zu wirthschaften gelernt haben. — (Für Lehrerwaisen.) Im Pestalozzi- Stifte des Pädagogischen Vereins zu Dresden kommen nächste Ostern 18 Stellen zur Erledig ung. Die Anstalt gewährt volle Pension und erstrebt als Schule die Ziele einer mittleren Volksschule. Aufnahmefähig sind geistig und körperlich gesunde Knaben zwischen 10 und 12 Jahren. Am liebsten werden vaterländische Lehrer waisen ausgenommen, denen hier ein zweites Vaterhaus bereitet ist. Aufnahmegesuche werden erbeten bis zum 15. Januar an Herrn Jung hanns, Dresden, Cranachstraße 9. — Zum Gebrauch böhmischer oder sächsischer Heilquellen sind aus den Mitteln der unter der Verwaltung des Ministeriums des Innern stehenden Sächsischen Stiftung vom 26. Juli 1811 an arme Kranke auch für das laufende Jahr eine Anzahl von Unterstützungen bez. Freistellen zu vergeben. Die Unterstütz- ungSgesuche sind längstens bis Ende März bei dem Ministerium des Innern anzubringen. — Auf Grund der Unfallversicherungs gesetze haben die deutschen Arbeiter in den letzten 11 Jahren rund 300 Mill. Mark auS- gezahlt erhalten. Das Jnvaliditäts- und Alters versicherungsgesetz ist erst seit dem 1. Januar 1891 in Krast. Die Entschädigungen, welche auf Grund desselben gezahlt worden sind, sind deshalb auch noch nicht beträchtlich, jedoch haben sie immerhin schon die erste Hundertmillion über stiegen. In den 6 Jahren von 1891 bis 1896 sind von den 31 Versicherungsanstalten an Ent schädigungsbeträgen inSgefammt 114 Millionen Mark an die Arbeiter direkt gezahlt worden. — Eine vollständige Statistik über den Post verkehr in Sachsen liegt jetzt für daS Jahr 1896 vor; nach derselben betrugen die Porto- und Depeschengebühr-Einnahmen in Leipzig mit 12 Vororten 8,676,316 Mark, Dresden mit 6 Vororten 5,616,838 Mark, Chemnitz einfchl. Gablenz 2,082,102 Mark, Plauen 900,753 Mk., Zwickau einschl. Pölbritz 505,376 Mark, Anna- berg 36,086 Mark, Reichenbach 268,434 Mk., Auerbach 171,595 Mark, Eibenstock 81,310 Mk., Treuen 70,435 Mark. — Für da» nächste deutsche Turnfest in Hamburg hat der geschäftSsührende Aus schuß in seiner letzten Sitzung einstimmig den Beschluß gefaßt, die Haupthalle von der Garten bau-Ausstellung für den Preis von 55,000 Mk. — also 20,000 Mk. weniger al» ursprünglich verlangt worden war — käuflich zu übernehmen. Damit wäre eine Hauptfrage de» nächsten deut- Der sitchstschr Erzähler. Seite ». schen Turnfeste» gelöst. Die Zeichnungen zum Grundstock für da» Hamburger Turnfest sind in vollem Gange, und wie man sich in der Feststadt selbst rüstet, so auch in den Kreisen der deutschen Turner. Noch in diesem Monat werden die all gemeinen Festfreiübungen (Stabübungen) bekannt gegeben werden. Auch die wackeren „Alten" werden wie auf dem letzten deutschen Turnfesten diesmal ihre Sondervorführungen zur Schau bringen. Geplant ist Folgende»: 1. AlleAlterS- riegen von Vereinen und Gauen, die mit hin länglicher Zahl für daS Turnen gemeldet werden, nehmen am Sonderturnen ihrer Kreise mit selbst gewählten, oder von den Kreisen vorgeschriebenen Uebungen Theil, soweit eS im Plane der Kreis- Vorführungen von deren Leitern bestimmt wird. 2. Diejenigen Alten, die nicht in ganzen Riegen anzutreten in der Lage sind, werden wie bisher zu einer Gruppe „Alldeutschland" vereinigt, welche für sich in bestimmter Zeit turnt. 3. Än diesem Sonderturnen der Riegen „Alldeutschland" nehmen auch die anderen AlterSriegen Theil, die schon bei ihren Kreisen geturnt haben. Aus diese Weise ist zu erhoffen, daß die „Alten" in großer Zahl antreten und ein umfassendes Bild von der Bedeutung des deutschen Turnens für die Erhaltung der Kraft, Gewandtheit und körperlichen Frische bis in'S höchste Alter geben werden. Als niedrigste Altersgrenze ist das vollendete 40. Lebensjahr anzusehen. Als Ueb ungen schlägt der Geschäftsführer der deutschen Turnerschaft Prof. vr. Rühl-Stettin im Ein- verständniß mit vr. F. Goetz-Leipzig und Prof. Keßler-Stuttgart, Vorsitzender des technischen Unterausschusses, Handeln, Barren und Pferd vor. Die Meldungen der Altersriegen haben beim Geschäftsführer der deutschen Turnerschaft zu erfolgen. *<* Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 12. Januar. Lebensgefährlich wurde ein Arbeiter in einem Steinbruche bei Meißen verletzt, indem sich ein großer Stein löste und auf ihn fiel. — In Gleina bei Guttau hat ein Dienstmädchen 48 Stunden im Starrkrampfe gelegen. — In Bautzen wurde einem 20jähr. Dienstmädchen aus Burkau da» Handwerk gelegt, daS sich 6 Mal, darunter 2 Mal dort, vermiethct und je 3 Mk. Miethgeld eingestrichen, ohne in den Dienst zu treten. — Die MuSkauer Gegend wurde seit einiger Zeit durch Einbrüche und Diebstähle beunruhigt. 2 Brüder Nakony aus einem dortigen Dorf wurden als Thäter ermittelt und festgesetzt. — Der Tapezier Liske'(geb. 1864 in Zittau) ist seit 6 Wochen in Leipzig verschwunden und Hot sich wahrschein lich ein Leid angethan. — Die LausitzerPrediger- gesellschaft zu Leipzig feierte vor Kurzem das 50jähr. Borstandsjubiläum ihres AufsichtSratheS des Herrn Prof. Geh. Rath. rc. Fricke. — Der städt. Nachtwächter Wagenknecht in Zittau feierte das 50jähr. Ehejubiläum. — Die diamantene Hochzeit feierten die Ebermannschen Eheleute (86 und 83 Jahre alt) in Löbau. — Der Herr Bürgermeister Flohr in Berggießhübel ist nach 25jähr. dortiger Wirksamkeit vom Amte zurück getreten. — DaS Buschbad bei Meißen besteht seit 100 Jahren. * Nieder-Neukirch. Aus zuverlässiger Quelle vernehmen wir, daß kommenden Sommer ein Um- und Neubau des Gasthofs zur deutschen Eiche allhier bevorsteht, namentlich wird der Saal der Zeit entsprechend ausgestattet sein und an Größe und Eleganz nicht so leicht seines gleichen finden. Neukirch, 10. Jan. Nachdem die hiesige Umgebung in den letzten Wochen von tollen Hunden heimgesucht und über zwei Bezirke die Hundesperre verhängt worden ist, hat sich auch hier ein mit allen Zeichen der Tollwuth behaf tetes Thier Herumgetrieben und, wie es scheint, großes Unheil angerichtet. Ein bräunlich-weißer Spitz, welcher sich recht auffällig benahm und äußerst bissig gegen fahrende Wagen und Rad fahrer zeigte, hat einen 7jährigen Knaben an der Straße nach Ringenhain in den Oberschenkel ge bissen. Da die Wunde ganz oberflächlich und ärztliche Hilfe bald zur Stelle war, steht zu hoffen, daß der Unfall ohne weitere schlimme Folgen bleiben wird. Der hier aufgetretene tolle Hund dürfte außerdem mit dem weißen Spitz identisch sein, welchen sein Besitzer in Weifa wegen verdächtiger Anzeichen hat erschießen lassen. r Bautzen, 10. Jan. An Stelle de» au» dem SchulauSschusse der hiesigen evangelischen Volksschulen ausscheidenden Herrn Oberlehrer Dutschmonn wurde heute unter der Leitung de» Herrn Stadtrath Heerklotz der Vorsitzende des vautzner BezirkSlehrervereinS, Herr Bürgerschul- lehrer Luka», gewählt, während der bisherige 18« 8. Stellvertreter, Herr Bürgerschullehrer Gitter^ wiederaewählt wurde. — Die durch den Weg gang vr» Herrn Lehrer Pohlan nach Bautzen erledigte 1. Lehrerstelle in Wurschen wurde vom Schulvorstande mit Genehmigung de» Kultus* Ministerium» Herrn Lehrer August Müder in Muschrlwitz bei Göda übertragen, welcher sei» neues Amt am 1. Februar antreten wird. Bautzen, 11. Jan. Unter den wendischen Frauen der Lausitz und des Spreewaldc» treten neuerdings Wünsche auf, welche auf eine „Modernisirung" der nationalen Frauenkleidung hinzielen. Die Tracht soll einerseits an dem Grundzügen der alten Volkssitte festhalten, aber zugleich auch die städtische Frauenmode bis zu einem gewissen Grade berücksichtigen. Zittau, 11. Januar. Herr BezirkSthierarzt Wilhelm ist auf unbestimmte Zeit beurlaubt worden. ES wird Herr AmtSthierarzt Encke die bezirksthierärztlichen Funktionen während dieser Zeit übernehmen. Wie verlautet, hat sich Herr Wilhelm bei der Sektion eines tollwüthigen Hundes eine leichte Verletzung zugezogen und wird sich, um den Folgen einer etwaigen Ver giftung vorzubeugen, nach Wien zur Behandlung nach Pasteurscher Methode begeben. A Dresden, 10. Jan. (Vom Land tage.) Nach fast dreiwöchentlicher WeihnachtS- pause traten heute Mittag 12 Uhr beide Kammern wieder in Thätigkeit und erledigten ohne wesentliche Einwendungen glatt und an standslos ihre Tagesordnungen. Die Erste Kammer erledigte in ihrer 12. öffentlichen Sitzung bis 2 Uhr den im November v. I. in der Zweiten Kammer angenommenen Antrag Hausse und Genossen betr. die Aushebung der gemischten Transitläger, Zollkredite für Getreide und Ausfuhrvergütungen für Mühlenprodukte, den auch der diesseitige Ref. vr. Wächter befürwortete. Zur Sache sprachen die Mitglieder Thieme- Leipzig, Neumann, Gras Könneritz, Graf zur Lippe, v. d. Planitz, Frege, Sahrer v. Sahr und zweimal Staatsminister v. Metzfch. Gegen 3 Stimmen fand der Antrag Annahme. Nächste Sitzung den 12. d. M. — In der 23. öffentl.. Sitzung der Zweiten Kammer stand der Bericht^der Finanzdeputation 8 (Ref. Wehner- Raschau) zur Beschlußfassung über die außer ordentlichen Etat-Titel: 38 zur Erweiterung des Bahnhofes Oederan 350,000 Mk. (überhaupt in 3 Raten 920,000 Mark), Titel 44 Erweiterung des Bahnhofes Erdmannsdorf 187,000 Mark, Titel 61 Verlegung der Staatsstraße auf Bahn hof Wilischthal (zwischen Zschopau und Ehren-- friederSdorf) 77,800 Mark, Titel 69 zur Her stellung eines 4. Gleises (Ref. Behrens) zwischen Coswig und Pieschen (Dresden) 644,500 Mark. Sämmtliche Titel fanden anstandslos Bewilligung nach Gehör der Referenten. — Nächste Sitzung 11. Januar. Ä Dresden, 11. Jan. (Vom Landtage.) Die heute in 24. öffentlicher Sitzung tagende Zweite Kammer erledigte, ohne wesentliche Einwendungen, gemäß der Anträge der Petition-» und Beschwerde-Deputation, und nach Gehör der Referenten: Döbritz, Schmole, Huste und Liebau und ließ die auf der Tagesordnung stehenden 4 Petitionen sämmtlich auf sich beruhen. Diese Verhandlungsgegenstände betrafen die Anbringung eines Schadenersatzanspruchs des vr. edsm. Braun in Brucha, deSgl. des Kaufmanns Herrn Pusch mann in Falkenstein, eine Beschwerde de» Joh. Andr. Ro'oig in Weißenfels wegen angebl. Rechts verweigerung und Rechtsbeugung in Erbschafts angelegenheiten und eine Petition des Stations assistenten Ludw. Ferd. von der Planitz in Dresden, um Gewährung einer Unterstützung aus Staats mitteln. Zu erwähnen ist, daß dieser nur kurze Zeit währenden Sitzung die Herren Staats« Minister vr. Schurig, von Metzfch und vr. von Seydewitz beiwohnten. Unter diesen berathenen Petitionsangelegenheiten befanden sich abermals alte Bekannte, die wiederholt Abweisung erfahren haben. — Nächste Sitzung Donnerstag. Dresden. Nächsten Sonnabend, den 15. d. M., und folgende Tage wird im Ministerium des Innern eine Konferenz der Vorsitzenden und Sekretäre der sächsischen Gewerbekammern statt finden. In dieser Konferenz wird u. A. über die Reorganisation der Grwerbekammern berathen werden. Dresden, 11. Ion. LandtagSabgeorbneter Hosbuchbindermeister Fritzsche, der heute von einem Schlaganfalle betroffen wurde und im Carola-Hau» darniederliegt, ist am linken Arm und Bein gelähmt, er ist jedoch bei vollem B«» wußtsein und der Sprache mächtig, von einer Ueberführung de« Erkrankten nach seiner Heimath- stadt Leipzig kann vorlävfig nicht di« Red« sein.