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Amts- und Aiizckebtlltt »iertelj. 1 M. 2b Pf. etnschließl. de« „Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen- in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Äezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn« abend. Jnsertionspreis: di» kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Trlrgr.-A-rrste: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohu in Eibenstock. Fernsprechrr Nr. Litt. - 54. Jahrgang. — Dienstag, den 3. Dezember 1»«» Im Musterregister ist eingetragen worden: Nr. 427. Firma v. v. Vavl»8vli«r«r in Schönheide, zwei versiegelte Kartons, enthaltend 82 Proben von gestickten Besätzen. Serie XXXIII. Fabriknummern: 2231 2232 2233 2234 2235 2236 2237 2238 2239 2240 2241 2242 2243 2244 2245 2246 2247 2248 2249 2250 2251 2252 2253 2254 2255 2256 2257 2258 2259 2260 2261 2262 2263 2264 2265 2266 2267 2268 2269 2270 2271 2272 2273 2274 2275 2276 2277 2278 2279 2280. Serie XXXIV. Fabriknummern: 2281 2282 2283 2284 2285 2286 2287 2288 2289 2290 2291 2292 2293 2294 2295 2296 2297 2298 2299 2300 2301 2302 2303 2304 2305 2306 2307 2308 2309 2310 2311 2312. Flächenerzeugnisse. Schutzfrist: 3 Jahre. Angemeldet am 16. Nov. 1907, nachm. 2 Uhr. Eibenstock, am 30. November 1907. Königliches Amtsgericht. Dienstag, den 3. Dezember 1997, nachm. 2 Uhr sollen in der Augerschen Yestanration am Mertpkah dortselbst eingestellte Betten, Kleidungs stücke, Möbel u. Hausgerätschaften meistbietend gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Eibenstock, den 2. Dezember 1907. Der Ratsvollzieher der Stadt Eibenstock. Pas neue WereilisgeseH. Der Entwurf eines neuen Vereinsgesetzes, der dem Reichstage zugegangen ist, bestimmt in den Hauptpunkten folgendes: Alle Reichsangehöriben haben das Recht, zu Zwecken, die den Strafgesetzen nicht zuwiderlaufen, Vereine zu bilden und sich zu versammeln. Jeder Verein, der eine Einwirkung auf öffentliche Angelegenheiten be zweckt, mutz einen Vorstand und eine Satzung haben. Der Vorstand ist verpflichtet, binnen einer Woche nach Gründung des Vereins die Satzung sowie das Verzeichnis der Mit glieder des Verbandes der für den Sitz des Vereins zu ständigen Polizeibehörde einzureichen. Ebenso ist jede Aenve- rung der Satzung sowie jede Aenderung in der Zusammen setzung des Vorstandes binnen einer Woche nach dem Ein tritt der Aenderuntz anzuzeigen. Die Satzung sowie die Aenderungen sind in deutscher Fassung einzureichen. Wer eine öffentliche Versammlung zur Er örterung örtlicher Angelegenheiten veranstalten will, hat hier von mindestens 24 Stunden vor dem Beginn der Ver sammlung unter Angabe des Ortes und der Zeit bei der Polizeibehörde Anzeige zu erstatten. Für Versammlungen der Wahlberechtigten zum Betriebe der Wahlen zu politischen Körperschaften beträgt die Anzeigefrist mindestens 12 Stunden. Ueber die Anzeige soll von der Behörde sofort eine kosten freie Bescheinigung erteilt werden. Der Landeszentralbehörde bleibt es überlassen, zu bestimmen, ob und unter welchen Voraussetzungen es einer Anzeige nicht bedarf für Ver sammlungen, die unter Innehaltung der im ersten Satze be zeichneten Fristen öffentlich bekannt gemacht sind. Oeffent- liche Versammlungen unter freiem Himmel bedürfen der Ge nehmigung der Polizeibehörde. Die Verhandlungen in öffentlichen Versammlungen sind in deutscher Sprache zu führen. Ausnahmen sind mit Genehmigung der Landeszentralbehörde zulässig. Die Polizei behörde ist befugt, in jede Versammlung zwei Beauftragte zu senden. Diese Beauftragten sind befugt, vom Leiter der Versammlung unter Angabe des Grundes die Auflösung der Versammlung zu verlangen, wenn die Genehmigung nicht erteilt ist, wenn die Zulassung des Beauftragten der Polizei behörde verweigert wird, wenn Bewaffnete aus der Ver sammlung nicht entfernt werden und wenn Rednern, deren Ausführung den Tatbestand eines Verbrechens oder eines nicht nur auf Antrag zu verfolgenden Vergehens enthalten, oder die sich verbotswidrig einer nichtdeutschen Sprache be dienen, auf Aufforderung der Beauftragten der Polizeibehörde vom Leiter das Wort nicht entzogen wird. Wird dem Ver langen nicht entsprochen, so sind die Beauftragten der Polizei behörde befugt, die Versammlung für ausgelöst zu erklären. Uebertretungen werden mit Geldstrafe bis zu 600 Mark oder Haft bedroht. Durch das neue Gesetz soll ein einheitliches Recht an die Stelle der jetzigen sehr verschiedenartigen Vorschriften in den einzelnen Bundesstaaten für das ganze Reich gesetzt werden. Es hebt mancherlei Beschränkungen auf und bringt einige Erleichterungen im Verkehr der Vereinsvorstände mit den Polizeibehörden, gestattet ferner, was bisher nicht der Fall war, auch den weiblichen Personen die Teilnahme an Vereinigungen und Versammlungen und steht von der Festsetzung einer Altersgrenze für die Beteiligung jugend licher Personen an Vereinen und Versammlungen ab. Neu ist die Ermächtigung des Versammlungsleiters zur Auf lösung der Versammlung. Politisch von größter Tragweite ist die Bestimmung, daß die deutsche Sprache als öffentliche Dersammlungssprache gesetzlich fest gelegt werden soll. Tagesgeschichte. — Deutschland. Als Tag des Kaiserbesuches in Holland soll jetzt, wie aus dem Haag berichtet wird, der 13 Dez. in Aussicht genommen sein. Die holländische königliche Familie wird sich daher am 12. d. MtS. nach Am sterdam begeben und dort im Schloß Wohnung nehmen. — Auch der Sonnabend brachte im Reichstage eine bedeulungs- und eindrucksvolle Rede des R e i ch s kanz le r S über die B l o ck p o l i t i k. Die große Schwierigkeit, die Konservative und die Liberalen Parteien auf eine mittlere Linie zu vereinigen, verkennt Fürst Bülow durchaus nicht und gibt sich darüber keiner Täuschung hin; aber die prinzipiellen Gegensätze können ausgeschieden und diejenigen Ziele ins Auge gefaßt werden, die dem Wohle des Reiches dienen. Der „Reichs"-Block sei deshalb nicht unbedingt auf Preußen zu übertragen. Eindringlich erinnerte der Reichskanzler an die Zerrissenheit der deutschen Parteien in Oesterreich und ermahnte den „Block" zur Verträglichkeit, um positive Arbeit leisten zu können. Persönliche Reminiszenzen namentlich an den Fürsten Bismarck, gestalteten diesen Appell an die Block- Parteien um so eindringlicher und wurde von ihnen auch mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Zentrum und Sozialdemo kraten verharrten dagegen in eisiger Kühle. — Oesterreich-Ungarn. Der österreichische Polenklub hat den Versuch gemacht, den österreichisch ungarischen Minister des Aeußeren Freiherr» v. Aehrenthal zu einer Intervention gegenüber den neuen „preußischen Polenvorlagen" zu bewegen. Freiherr v. Aehrenthal hat aber jeden derartigen Schritt als unzulässige Einmischung in die Angelegenheit eines fremden, wenn auch befreundeten und verbündeten Staates entschieden .abgelehnt. Daraufhin hat der Präsident des Polenklubs vr. Glombinski folgende Er klärung abgegeben: „Bekanntlich wurden im deutschen Reichs tage antipolnische Vorlagen betreffend die Versammlungen eingebracht und neue, schwerwiegende Regierungsvorlagen für den preußischen Landtag angekündigt. Der Polenklub hat in dieser Frage alles getan, was möglich war. Ich habe rechtzeitig an geeigneter Stelle Vorstellungen erhoben. Nach dem jedoch unsere Vorstellungen kein Gehör gefunden haben, bleibt uns allein die Hoffnung übrig, daß die wahre Kultur (!) über die Eroberuntzsbestrebungen der Feinde des Fort schrittes (!) und der Zivilisation (!) sowie über die Gewaltstreiche gegen das Leben und die Entwicklung unserer Nation den Sieg davontragen müsse." — Angesichts dieser maßlosen deutschfeindlichen Kundgebung wird wohl keiner mehr bezweifeln können, daß Preußen sich tatsächlich dem Polentum gegen über im Stande der Notwehr befindet. — Rußland. Die Freitags-Sitzung der Duma wurde bald nach Beginn unterbrochen durch die unge heure Aufregung, welche die Aeußerungen von Ro- ditschew (Kadett) hervorriefen. Dieser hatte die Regierung bei der Besprechung einer Regierungserklärung äußerst leiden schaftlich angegriffen, die Bedrückungen kritisiert und dabei geäußert, in Zukunft würde man sprichwörtlich eine Galgen schnur ein Stolypinsches Halstuch nennen. Diese Worte riefen laute Proteste und tobendes Geschrei seitens der Rech ten hervor, welche aussprang, den Redner tätlich anzugreifen drohte und zur Tribüne stürmte. Die Glocke des Präsidenten wurde von dem Lärm übertäubt, die Linke stürmte ebenfalls zur Tribüne und führte Roditschcw nach seinem Platz. Während der Lärm forkdauerte, verließen die Präsidenten und Minister mit Stolypin den Saal. Die Sitzung wurde hierauf unterbrochen. — Petersburg, 1. Dezember. Der Sohn des Sena tors Nesselowitsch und der Gymnasiallehrer Ochrannaja wur den als Anführer einer weitverzweigten Verschwörung verhaftet. Die Verschwörer sollen nach polizeilicher Angabe in Verbindung mit dem sozialrevolutionären Komitee ge standen haben, das das inzwischen aufgehobene Waffenlager in der Pankstraße in Berlin aufgestapelt hatte. — Türkei. Ueber Greueltaten bulgarischer Banden kommen täglich neue Nachrichten. Eine 100 Mann starke bulgarische Bande überfiel das serbische Dorf Otaschnitza. Mehrere Häuser wurden verbrannt und mehrere Einwohner getötet. Die türkischen Truppen holten 50 Mann der Bande ein, die sich nach einer Mühle flüchteten und sich dort verbarrikadierten. Die Mühle verbrannte und mit ihr fast die ganze Bande einschließlich des Führers. — Marokko. Freitag früh drangen, wie aus Lalla Marnia gedrahtet wird, die Marokkaner in großer Menge gegen das von der algerisch-marokkanischen Grenze auf alge rischem Gebiet gelegene Port Say vor. Französische Ge schütze, die auf den Höhenzügen aufgestellt waren, richteten ihr Feuer auf die Angreifer, welche über den Kitz zurück gingen und ihre früheren Stellungen wieder rinnahmen. Der Angriff ist als gescheitert anzusehen. Die Marokkaner zogen sich unter Mitnahme ihrer Toten zurück. Nur ein Toter und mehrere Verwundete blieben auf dem Schlachtfelds liegen. Auf französischer Seite sind keine Verluste zu verzeichnen. — Einen neuen Zusammenstoß, der am Freitag stattfand, meldet ein Telegramm aus Oran. Bei dem Mara- but von Sidi Aissa, 2 Kilometer von Babel Asha, stieß eine französische Abteilung von Fremdenlegionären, Turkos, Spa- his und Artillerie auf etwa 3500 marokkanische Reiter und schlug diese zurück. Die Franzosen hatten bei der Fremden legion 2 Tote und 6 Verwundete. — Südafrika. Wie aus London berichtet wird, sind in Natal Unruhen unter den Zulus ausgebrochen, die auf Dinizulu zurückgeführt werden. Dieser ist von der Re gierung nach Pietermaritzburg geladen worden, um sich zu verantworten, und soll gewaltsam geholt werden, wenn er nicht freiwillig kommt. Dies könnte zu ernsten Zusammen stößen mit den Zulus führen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 2. Dezember. Der König!. Sächs. Militär-Verein Eibenstock beging gestern im Feld schlößchen sein diesjähriges Wintervergnügen. Wie voraus zusehen, war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach der Ansprache des Herrn Lehrer Rausch, welche in einem Hoch auf die Veteranen ausklang, und in welcher er die Verdienste der Sächs. Armee in dem glorreichen Feldzuge von 1870/71 schilderte, hielt Herr Vereins-Vorsitzender Her mann Wagner die Begrüßungsansprache, welche mit einem dreimaligen Hurra auf Ihre Majestäten den deutschen Kaiser und König Friedrich August endete. Die auf dem Programm vorgesehenen Vorträge wurden alle gut wiedergegeben. Her vorzuheben sind die beiden Stücke „Eine lustige Geschichte" und „Die Pachtersch-Lies". Der Autor, Herr Hilmar Mit k- kenberger, ein Eibenstocker Kind, hat es verstanden, Freud und Leid seinen Landsleuten abzulauschen. Von tiefem Heimatsgefühl getragen, dem Publikum wiedergegeben, erzielten die Theaterstücke einen durchschlagenden Erfolg. Besondersim letzteren Stück, in welchem die ganze Aufmachung, Text, Musik und Spiel, wunderschön zusammen harmonierte, hat sich der Dichter ein bleibendes Andenken in den Herzen der Eiben stocker erworben. Die Gestalten in dem Stück sind so wahr heitsgetreu wiedergegeben, die Handlung selbst von einer solchen Sehnsucht nach der Heimat getragen, und dann ein Wiedersehen und sich Wiedererkennen in der Heimat, daß alles Zeug nis vom tiefen Empfinden des Autors ablegte. Verfehlen wollen wir nicht, auch der Darsteller zu gedenken, welche ihr ganzes Können einsetzten und deren Arbeit durch langanhaltenden Beifall anerkannt wurde. — Am Dienstag abend findet eine nochmalige Aufführung der beiden Stücke statt. (Siehe Inse rat in heutiger Nummer.) Im Hinblick darauf sei gebeten, das Rauchen während der Vorstellungen zu unterlassen, da durch den Rauch den mitwirkenden Damen und Herren das Spiel sehr erschwert wird. — Schönheide. Sonnabend abend referierte in einer vom „Nationalen Arbeiter-Unterstützungs- Verein" einberufenen, äußerst zahlreich besuchten Vei n- lung der Reichstagsabgeordnete Herr vr. Stresemuun über seine Tätigkeit im Reichstage. Ausgehend von der Auf lösung desselben, kennzeichnete der geschätzte Redn e Stellung und die der Ültramontanen und Sozialdemokratie zur Kolonialpolitik, Pension der Privatbeamten, Regelung der Heimarbeit, Teuerung der Lebensmittel, Reichsfinanz reform (Reichsvermögens-, Erbschafts- und Wehrsteuer). Die beiden Hauptaufgaben sind Befreiung von dem Zentrum und dem Terrorismus der Sozialdemokraten. Aus der Mitte der Versammlung wurden die Fragen gestellt: Welche Stellung nimmt der verehrte Redner zum geheimen Wahlrecht? Welche Gründe werden gegen die Wehrsteuer angeführt? Die 3. Frage betraf das Pensionsgesetz der Pri vatbeamten. Bezüglich der 1. Frage verwirft derselbe jede Beeinflussung. Zu 2 führen die Gegner die Ungleichheit der Einkommensteuer an. Ausführlich verbreitet sich Herr I)r. Stresemann über die 3. Frage und weist auf seine in Wiesbaden gehaltene Rede, welche in 10000 Exemplaren verbreitet ist, hin, die jedermann zugänglich ist. — Für die mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen spricht der Vorsitzende des obengenannten Vereins, Herr Schlesinger, seinen Dank aus, worauf Hr. I)r. Stresemann für die freund lichen Worte seinen Dank erwidert. Letzerer gibt überdies seine Freude kund über die nationale Arbeiterbewegung in Schönheide. Beiläufig gesagt, besteht der hiesige nationale Arbeiter-Unterstützungsverein bereits aus ca. 500 Mitgliedern. Es ist die 8. Bersammlung, in welcher Herr vr. Stresemann spricht. Eröffnet wurde die Versammlung durch Herrn Schul-