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.Hast Du ihr meine Unterredung mit Nhlfeld und dessen in der Weinlaune gemachten Andeutungen erzählt?" sagte Pankraz. .Ja, man erzählt doch wohl derartige Dinge einem jungen Mädchen. Wie es scheint, befürchtet sie, von der späteren Herrin des Gutes über die Schulter angesehen zu werden." .Ach, das ist ja purer Unsinn! Nein, das ist es nicht, was sie fürchtet; sie benutzt diesen möglichen Fall meiner als baldigen Verheiratung nur als Vorwand, um sich von uns zurückziehen zu können. Ihr gefällt offenbar das stille Landleben nicht. Freilich, wer einen geheimen Schatz in dem schönen Hannover hat, dem wird das einfache Leben auf dem Lande wohl nicht behagen." Pankraz trank mißgestimmt die Tasse leer und erhob sich darauf, um dem Knechte zu sagen, daß er in einer halben Stunde anspannen möge. Lucie sah er an diesem Morgen nicht wieder. Er trug auch kein Verlangen nach ihr, sie hatte ihn tief verletzt. Als er mit der Mutter im Wagen saß, trat auf der anderen Seite der Straße sein früherer Schulfreund, Georg Busse, grüßend und w'nkenv vckr die Tür. .Fahre mit, Georg, nach meinem Gute. Mußt es doch auch kennen lernen. Heute abend lasse ich Dich mit der Mutter wieder zurückbringen," rief Pankraz ihm zu. Busse, der immer noch in Lucie verliebte gutmütige Freier, war heute wieder streng ä I» moä« gekleidet. („Zum Schreien!" äußerte Pankraz später gegen seine Mutter.) Er überlegte einen Augenblick, dann sagte er: „Ich kann nicht, Pankraz, habe leider keine Zeit." Trotz dieser Versicherung flitzte er bald nachdem der Wagen mit dem Freunde um „Schmuls-Ecke" verschwunden war, mit einigen duftenden Rosen in die Küche des Rats kellers, um mit Lucie, heute nicht gestört durch Frau Doris Anwesenheit, ein Gespräch anzuknüpfen. Aber der Gegen stand seiner tiefen Verehrung war heule noch weniger wie sonst zu einer Unterhaltung mit ihm aufgelegt. Als er nach einer Stunde vergeblichen Wartens auf ein freundliches Wort oder einen ermunternden Blick von Lucie endlich einsah, daß er für sie heute gänzlich Luft war, da ging er und schwor bei sich, — beiläufig wohl schon zum hundertsten Male, — von jetzt ab die Stolze, Unnahbare zu meiden. Die Mutter wußte der Lucie nach ihrer Rückkehr vom Gute viel zu erzählen. Pankraz hielte dort eine musterhafte Ordnung, meinte sie. Das Gut sei mit seinem großen Gar ten und herrlichen Park ein kleines Paradies. Ob sie denn gar kein Verlangen trage, das Gut einmal zu sehen, fragte sie Lucie zuletzt, die schweigend zuhörte. „O doch, und ich werde von Hannover aus gewiß zu Dir herüberkommen." „Pankraz sagt, er fände Dich gänzlich verändert, auch in Deinem Benehmen gegen ihn. Er meint, Du müßtest un bedingt in Hannover einen heimlichen Schatz haben, und der stete Gedanke daran mache Dich gleichgiltig gegen uns. Oder auch, Du liebtest einen Mann ohne Aussicht auf eine Ver einigung mit ihin. Ich habe ihm, um etwas darauf zu er widern, gesagt, wenn das der Fall wäre, so hättest Du gar keinen Grund, Dich mir gegenüber nicht auszusprechen. Frei lich ganz falsch scheint seine Meinung nicht zu sein. Du ver schließest wirklich etwas vor mir in Deinem Herzen, seitdem Du in Hannover warst. Das sollte nicht sein, Lucie." Sie trat an das sich wegwendende junge Mädchen her an, legte ihre beiden Hände auf seine Schultern und sah ihm forschend in das bleiche, in diesem Augenblicke sichtlich erregte Antlitz. „Komm, schütte Dein Herz aus," sagte sie, „denke Du seiest noch ein Kind, und begehrtest wie früher nach Rat und Hülfe der Mutter. Sag mir dreist was Dich bedrückt und Dir die Ruhe und den Frieden der Seele raubt?" Lucie war noch bleicher geworden. Ihre sonst so klaren blauen Augen senkten sich krankhaft müde vor dem forschen den Blick der Mutter. Und plötzlich schlang sie die Arme um den Hals der Einzigen, bei der sie bislang immer Rat und Verständnis für ihre kindlichen und jungfräulichen Wün sche gefunden hatte. Indem sie den Kopf an die Brust der Mutter drückte, gestand sie endlich: „Du hast Recht, Mutter, — ich, ich bin tief unglücklich, ich — ich . . . liebe hoff nungslos !" Bebend vor tiefster Erregung und Schmerz hatte sie die Worte hervorgepreßt. Wie ein freigewordener Wasserfall stürzten ihr jetzt, nach diesem Geständnisse, die Tränen aus den Augen. Und zwischen Schluchzen und Seufzen schilderte sie der erschrockenen Mutter die Entstehung ihrer Liebe und die Qualen, die es ihr verursachte, dem heimlich geliebten Manne gegenüber Gleichgültigkeit zu heucheln, oder ihm ei gensinnig zu widersprechen. Und das alles geschehe nur aus dem Grunde, damit ihrer Umgebung der wahre Zustand ihres Herzens verborgen bleibe. Frau Doris ließ sie ruhig ihr bedrücktes Herz ausschütten. Sie hätte auch wohl kaum sogleich die passenden Trostes- worte für die Beichtende finden können, denn deren Geständ nis erschreckte sie aufs Höchste, erkannte sie doch sogleich, daß an eine Verwirklichung der Wünsche Luciens nicht zu den ken war. Sie bewunderte das Mädchen. Solch eine Willens kraft und Selbstbeherrschung hatte sie noch nie bei einem jungen verliebten Mädchen gefunden. Sie zog die leise Schluchzende neben sich auf das Sofa und drückte sie an sich. (Schluß folgt.) D-rmifMe AMrEen. — Der Rekord der Maurerania. Der Dam pfer Mauretania, der seine erste Fahrt nach New-Uork in verg. Woche angetreten, hat, wie aus London gemeldet wird, den Rekord für die 24stündige Fahrt, welchen die Lusttania innehatte, geschlagen. Das Schiff hat bei einer Durchschnitts geschwindigkeit von 2b Knoten in dieser Zeit 624 Meilen zurückgelegt. — Räuberischer Ueberfall im Schnellzug. In einem von Toulouse nach Paris gehenden Schnellzuge wurde, wie aus Etampes gedrahtet wird, ein Raub verübt. Der Zug war durch das Notsignal zum Stillstand gebracht worden. Während die Abteile nachgesehen wurden, beraubten drei Individuen den Packwagen seiner Wertstücke und ver wundeten den Aufseher des Packwagens durch Revolverschüsse. Darauf entflohen sie. — Eine Millionenschadenersatzklage ist gegen den preußischen Eisenbahnfiskus angestrengt worden. Bei dem Ottersberger Eisenbahnunglück in der letzten Neujahrsnacht ist ein Passagier I. Klasse, der von Stockholm nach Paris reisen wollte, um dort ein seit langer Zeit vorbereitetes Ge schäft im Betrag von über 20 Millionen Mark zum Abschlüsse zu bringen, verletzt worden und mußte längere Zeit das Bett hüten; da inzwischen die andere Partei in Paris gestorben war, ist das Geschäft überhaupt nicht zustande gekommen. Aus Grund des Reichshaftpflichtgesetzes verlangte der verletzte Passagier Ersatz des ihm durch den Bahnunfall verursachten Schadens, den er über eine Million bezifferte. Die Eisenbahn direktion zu Münster hat sich bisher nicht entschließen können, diesen Schaden freiwillig zu ersetzen. Der Passagier hat jetzt durch einen Anwalt die Schadenersatzklage in der erwähnten Höhe gegen den Eisenbahnfiskus anstrengen lassen. — Verschnappt. Alter Erbonkel (schwer krank zu seinem Neffen, einem Studenten): „Also, meine Depesche wurde Dir noch spät abends in die Kneipe gebracht; na, das gab wohl eine schöne Aufregung am Stammtisch?" — Neffe: „Natürlich, Onkelchen, ich mußte sofort ein Achtel auflegen lassen." Wettervorhersage für den 26. November 1907. Zunehmende Bewölkung, nachher Regen oder Schnee fälle, böige nordwestliche Winde, Temperatur dem Gefrier punkt nahe. Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 17. bis mit 23. November 1907. Geburtsfälle: 311) Dem Handarbeiter Carl Friedrich Lenk hier I T. 312) Dem Eisengießer Arno Eugen Glaß hier I S. 313) Dem Geschirr« führer Friedrich Hermann Liebold hier 1 T. 314) Dem Mechaniker Paul Georg Groß hier I T. 315) Dem Eisenhüttenwerksschlosser Friedrich Emil Laukncr hier I T. 313) Dem Maurer Friedrich August Schubert hier 1 T. 317) Dem Ches-Arzt SanitätSrat 0r. msä. Ernst Heinrich Otto Gebser in Carolagrün 1 T. Aufgebote: a. hiesige : 63) Eisenformer Friedrich Paul Baumann hier mit Frieda Alma Seidel in Schönheiderhammer. d. auswärtige: keine. Eheschließungen: keine. Sterdefälle: 223) Clara Emilie verw. Seidel geb. Müller hier, ohne Beruf, 2S I. 3 M. 16 T. 224) Bürsteneinzieherin Lina Anna Gösch«! hier, led. Standes, SO I. 6 T. 225) Dora Luise, T. der led. Bürstenfabrikarbei terin Emma Klara Spitzner hier, 8 M. 26 T. Kirchnmachrichtar aus Schönheide. Mittwoch, den 27. November 1807, abends ',«9 Uhr: Bibelstunde. Pastor Gerlach. -M 3 " 2 netto. 9 II 9 S 3 2 3 2 «hemuttzer Marktpreise am 23. November 1907. Weizen, fremde «orten 12 »k. 50 Pf. bis 13 Mk. 25 Pf. pro 50 Kilo II 10 10 10 II 9 8 8 8 - sächsischer, Roggen, niedl. sächs., . preuß., - hirfia«, » fremder, Braugerste, fremde, - sächsische, Futtergerste Hafer, sächs. - - neuer, » ausländischer - preußischer Kockerbsen Mahl« u. Futtererbsen Heu, Stroh, Flegeldrusch, - Maschinendrusch, Langstroh - Maschinendrusch, Krummstroh Kartoffeln Butter U-Z m . 20 . . II . 45 - O - - . 90 - - II . 10 . 90 . . 11 . 10 . 40 . . IO . KO . 35 - - II . 50 . 75 . . 12 B — . 75 . - 9 - 75 . 25 . . 8 . 60 . 75 . . 9 . IO , » » — » — M — » « - - » — . 15 - - 9 . so » — O o II . 50 . 75 . . 10 . 50 . 80 . . 4 . 30 M * ch O » . 20 . . 3 . 50 . 70 . . 3 - — . 60 . . 2 . 70 - — » a 3 . 25 . 50 . . 2 . 70 . . 1 . Neueste Nachrichten — Berlin, 25. November. Ein blutiges Ehe drama spielte sich gestern vormittag in dem Hause Kleine Andreasstraße 88 ab. Dort gab die 26 jährige Frau des Tischlers Hermann nach einem Wortwechsel auf ihren Mann vier Schüsse ab und verwundete ihn lebensgefährlich. Die Täterin wurde verhaftet. Der Mann, der noch bei Besinnung war, erzählte, seine Frau wäre die ganze Nacht ausgeblieben und erst bei Tagesgrauen nach Hause gekommen. Als er die Frau zur Rede stellte, habe sie den Revolver gezogen und vier Schüsse auf ihn abgegeben. — Baireuth, 25. November. Der bekannte Barito- nist, Kammersänger Theodor Bertram, hat sich gestern früh, vermutlich in einem Anfall von Geistesstörung er schossen. Bertram litt, seitdem seine Frau bei dem Unter gang des Dampfers „Berlin" am 2l. Februar d. I. bei Hoek von Holland ertrunken war, während er selbst dieser Katastrophe dank einem Zufall entging, unter einer starken seelischen Depression. Vor zwei Tagen schrieb er nach Berlin, daß er plötzlich an völliger Schlaflosigkeit leide und gestern morgen tötete er sich, vielleicht beeinflußt durch die Stimmung des Totensonntags, der die Erinnerung an die Tote besonders stark heraufbeschwor, im Baireuther Bahnhofshotel durch einen Schuß in die Schläfe. Er war sofort tot. — Paris, 25. November. Ein hier eingetroffener ehemaliger portugiesischer Mini st er erklärte im „Gil Blas" über die Lage in Portugal, der König irre, wenn er sich der Armee sicher glaube. Trotz der Erhöhung des Soldes durch Franco, sei die Mehrzahl der Offiziere gegen die Regierung. Auch die höchsten Spitzen der Gesellschaft, die früher als Stützen des Hauses Braganza galten, beginnen zu wanken. Mehrere Senatoren und Pairs hätten sich bereits offen kür die revolutionäre Partei erklärt. Der frühere Lehrer der königlichen Prinzen und ehemalige Finanzminister, Jose de Cunha, und einer der geachtetsten Vertreter der Aristokratie, Brancano Freires, hätten die Regierung Francos als un würdig bezeichnet. Ihrem Uebergange zur liberalen Richtung würden alle ernsthaften Männer folgen, denen die Zukunft Portugals am Herzen läge. In dem Führer der anti- gouvernementalen Partei Alpoim, einem Manne von glühender Tatkraft, sehe man bereits den Präsidenten der kommenden Republik. — Madrid, 25. November. Hiesige Presseberichte schildern die Lage in Portugal als sehr ernst. Die Suspendierung der Zeitungen dauert fort. Heute will der spanische Senator De Buen die Regierung über die Lage in Portugal befragen und die Erklärung verlangen, daß Spanien neutral bleiben werde, was auch immer in Portugal vor gehen möge. — Tanger, 25. November. Ein Telegramm aus Saffi berichtet, daß die Niederlage der Truppen Mulay Hafids großen Eindruck auf die Eingeborenen gemacht habe und infolgedessen das Ansehen Abdul Azizs in den südlichen Gebieten wieder im Wachsen ist, trotz aller gegenseitigen Be mühungen der Anhänger des Gegensultans Mulay Hafid. Muge Mütter, welche ihren Kindern eine reine Haut und schönen, zarten, schneeweißen leint verschaffen wollen, waschen dieselben nur mit: Anttermlkch-Seif« von Bergmann L E»., Radebeul. L St. 30 Pf. bei Apotheker VI«,. Donnerstag treffen frischer Schellfisch frische Notzungen ein bei WU^x 8t«1nll»»vl>. »vrlLvI, echt Meißner Rasse, hat wieder ab zugeben Lummsrxut ttlusviitliul. sucht Friedrich Förster. Frachtbrief - Formulare Oesterreich. 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