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Amts- M AilzeigMt AbSNNNNtUt »iertelj. 1 M. 2b Pf. etnschließl. de» „Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den ssefirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Htmgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Lrtrgr.-A-rrste. Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Frrnsprrchrr Nr. List. ML» — 54. Jahrgang. — Dienstag, den 17. September Tagesgefchichte. — Deutschland. Der Reichskanzler hat auch den Abgeordneten Schrader, den Vorsitzenden der Fraktion der Freisinnigen Vereinigung im Reichstage, zu politischen Besprechungen nach Norderney eingeladen. Auch an den Chefredakteur der Deutschen Tageszeitung vr. Oertel ist eine Einladung ergangen. — Wie man sich in England auf den Besuch des Deutschen Kaisers vorbereitet. Man trifft in England, Meldungen aus London zufolge, bereits umfassende Anstalten, um den Besuch des deutschen Kaiser paares im Monat November so glänzend wie möglich ver laufen zu lassen. Es hat den Anschein, als beabsichtige König Eduard, bei dieser Gelegenheit aller Welt nochmals deutlich darzutun, daß zwischen ihm und seinem kaiserlichen Neffen der letzte Rest einer vorübergehenden Verstimmung getilgt ist. Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Auguste Vikto ria werden, wie man weiß, in Windsor wohnen, einem am Ufer der Themse, Eton gegenüber gelegenen Schlosse, dessen erster Erbauer Wilhelm der Eroberer war. Seine jetzige Ge stalt verdankt Schloß Windsor dem Könige Eduard III., und durch den König Georg IV. erfuhr es im vorigen Jahrhundert eine gründliche Erneuemng. Trotzdem bewahrt das Schloß einen ziemlich altertümlichen Charakter, und so fällt es nicht immer leicht, es mit den neuesten technischen Errungenschaften, die dem Komfort dienen, auszustatten. Noch ist es nicht lange her, daß das Schloß elektrische Beleuchtung erhielt. Deren Anlagen werden nunmehr, im Hinblick auf die erwartete Anwesenheit des Deutschen Kaisers und seiner Gemahlin, derart vermehrt und verbessert, daß nicht weniger als 800 Beleuchtungskörper im ganzen vorhanden sein werden. In jedem Winkel des Schlosses, auch in den Gängen des Sou terrains, in Küchen und Kammern, wird elektrisches Licht brennen. Sinnreich sind namentlich die Vorrichtungen, welche es ermöglichen werden, ein jedes der alten historischen Bilder im Schlosse einzeln elektrisch zu bestrahlen, sodaß es sich dem Beschauer in voller Tageshelle zeigt. Da man weiß, welches Interesse Kaiser Wilhelm historischen Gemälden entgegenbringt, darf man diese Vorbereitung für seinen Besuch als eine aufmerksame, seinem Geschmack und seinen Neigungen dar gebrachte Huldigung ansehen. — Wie der .Standard' erfährt, werden der Kaiser und die Kaiserin auch die Londoner City besuchen; die städtischen Körperschaften hätten die Absicht, die Majestäten zu einem großen Empfang und Frühstück m der Guildhall einzuladen. — Gesunde Mittelstandspolitik forderte die in Straß burg tagende vierte General-Versammlung der Deutschen Mittelstands-Vereinigung. Im besonderen sprach man sich für genügende Sicherung der Bauforderungen, für den kleinen Befähigungsnachweis, vermehrt« Aufbesserung der unteren und mittleren Beamten, Privatbeamten-Versiche- rung, ausreichenden Schutz gegen unlauteren Wettbewerb, Neuordnung der Konkursordnung, Regelung des Ausverkaufs und Konsumvereinswesens aus. Betont wurde, daß die Ar beit der Mittelstandsvereinigung auf rein wirtschaftlichem Gebiet liege, die Bildung einer eigenen politischen Partei also entschieden abgelehnt werden müsse. Zur Steuerfrage wurde folgende Resolution angenommen: ,Im Interesse der Erhaltung des Mittelstandes ist bei allen Steuern ein staffel förmiges Aufsteigen derart anzustreben, daß Personen oder Betriebe mit größerem Vermögen oder höherer Leistungs fähigkeit mit einem höheren Steuersatz herangezogen werden, als die leistungsunfähigen kleinen Bemebe. Besonders scheint es unbillig, daß die Zweiggeschäfte derart herangezogen wer den, daß sie nicht soviel Steuern zu bezahlen brauchen, wie die kleinen Betriebe.' — In der Koblenzer Spionage-Affäre sind fünf weitere Zivilpersonen verhaftet worden. — Der Staatssekretär des Kolonialamts, Dernburg, hat aus Ostafrika berichten lassen, daß er seine Rückreise nach Deutschland am 13. Oktober antritt. Dieser Termin stimmt überein mit der Erklärung, die er bei seiner Abreise abgab, daß er im ersten Drittel des November wieder in seinem Amte sein werde. Tatsächlich wird er acht bis zehn Tage vor der Eröffnung des Reichstages eintreffen. Seine Reise nach Ostafrika hat einen ganz anderen Verlauf genommen, als man ihn sich dachte; alle Vorbereitungen, die getroffen waren, genügten nicht. Er konnte nur geringe Teile des Schutzge bietes in Augenschein nehmen, die Entfernungen des aus gedehnten Schutzgebietes waren zu groß und die Verbind ungen fehlten. Nur den äußersten Nordwesten der Kolonie konnte er besichtigen mit Hilfe einer englischen Bahn und mittelst der englischen Dampfer auf dem Viktoriasee. Das ist eine höchst niederdrückende Erscheinung für unS, die einen außerordentlichen Anstoß zur Herstellung von Eisenbahnen und sonstigen Verkehrsmitteln in unseren Kolonien gibt. Schon diese Erkenntnis macht die Reise deS Staatssekretärs nach Ostafrika wertvoll, noch niemals ist es so augenschein lich hervorgetreten, wie in diesem Falle, daß der Bau von Eisenbahnen das dringendste in unseren Kolonien ist. Selbst dem Verwaltungschef wird es unmöglich gemacht, einzelne entfernte Landschaften zu besichtigen, wenn man nicht ein ganzes Jahr auf eine Kolonie verwenden will. Man darf sich nur die anderen afrikanischen Kolonien hinzudenken und kommt dann zu einer Zeit von Jahren, die der Verwaltungs chef in Afrika zubringen müßte, wenn er sich einige Kenntnis von den Kolonien verschaffen wollte. Ohne Bahnen kann er diese Anschauung nicht gewinnen. — Die Friedensaussichten in Südwest afrika. Zu der Meldung des Gouverneurs über Mo re n g a s Bitte um Aufnahme in das Bondelzwart-Abkommen wird von kolonialer Seite geschrieben: Schon aus der kurzen Meldung sind verschiedene Schlüsse zu ziehen. Der Banden führer hatte im ganzen nur 50—60 Mann bei sich, und nicht alle waren mit Gewehren versehen. Danach erweisen sich alle früheren aus Kapstadt gekommenen Nachrichten als gewaltig übertrieben und durchaus falsch. Man sagte, er sei mit 400 Mann von Upington nach der deutschen Grenze ge rückt. Außerdem sei er mit großen Geldmitteln versehen, die ihm die dort hausenden Schmuggler und Händler ange boten hätten. Damit hätte er sich vollauf Gewehre und Munition und infolgedessen auch Mannschaften verschaffen können. Das ist aber nicht der Fall gewesen, und er konnte bei den jetzigen Verhältnissen seine Bande dort nicht ernähren. Deshalb ist eingetreten, was schon bei der ersten Unter werfung der Bondelzwarts, die zu ihm gehörten, vermutet wurde. Er sucht den Frieden mit den Deutschen. Doch ist damit noch nicht alles geschehen, was nötig ist. Zwei Hottentottenhäuptlinge aus dem deutschen Gebiete, Simon Köpper und Lambert haben mit ihrem Anhang auf englischem Boden Zuflucht gesucht und gefunden und bringen noch immer Unruhe in unser Grenzgebiet. Diesem Zustande muß unter allen Bedingungen eine Ende gemacht werden. Die Kappolizei, die in bezug auf Morenga beflissen war, uns in der Sicherung der Grenzlande zu unterstützen, hat nun noch die Verpflichtung, diese beiden Ausreißer und Un ruhestifter entweder festzunehmen, oder sie nach dem deutschen Gebiet zu vertreiben, wo sie uns überlassen sind. Erst dann, wenn diese letzten Räuberbanden der Hottentotten unschädlich gemacht worden sind, tritt wirklich vollkommene Ruhe da selbst ein, und wir können uns dort ohne Störung der friedlichen Arbeit hingeben. Der in letzter Zeit vorgekommene Viehraub ist ohne Zweifel auf die Bande von Simon Köpper und Lambert zurückzuführen. Von ihnen hört man bei dem Friedensschluß mit Morenga nichts. Sie haben sich offen bar mit dem letzteren nicht vereinigt. Nun wird es Sache der Kappolizei sein, sie zu ermitteln und aufzusuchen. — Der Ausbau der ersten Strecke der Südwest - afrikanischen Südbahn für den Vollbetrieb ist bis zur ersten Hauptstation Aus vorgeschritten. Diese Strecke hat sich bereits seit letztem Herbst in Betrieb für militärische Zwecke befunden. Die definitive Abnahme fand im August statt. — Oesterreich-Ungarn. In Triest veran stalten die Sozialisten, denen sich der Pöbel anschließt, große Demonstrationen. Tausende durchziehen die Stadt, um gegen die hohen Brotpreise zu demonstrieren; sie schlagen in allen Kaffeehäusern die Fenster ein und attackieren die mit Fremden besetzten Omnibusse. Die Polizei ist macht los, die Ordnung wieder herzustellen. In einem Kaffee hause wehrten sich die Gäste mit Revolverschüssen. — Rußland. Ueber die auswärtige Politik Rußlands äußerte sich der russische Minister des Aeußeren Iswolsky folgendermaßen: Das Abkommen mit England beziehe sich auf Persien, Tibet und Afghanistan und verletze in keiner Weise die Rechte anderer Staaten. Die Zusammen kunft in Swinemünde habe die traditionelle Freundschaft zwischen Rußland und Deutschland, deren Ausgestaltung er sich zur Aufgabe gemacht habe, deutlich zum Ausdruck gebracht. Zum Fürsten Bülow habe er alte freundschaftliche Beziehungen. Die Allianz mit Frankreich sei und bleibe die unwandelbare Grundlage der äußeren Politik Rußlands, störe aber durch aus nicht die Pflege der Freundschaft und guten Nachbarschaft zu Deutschland. Bezüglich Marokkos setzten die Mächte vollstes Vertrauen in die Mission Frankreichs. Im fernen Osten sorgten Japan und Rußland für die Aufrechterhaltung des 8tkckll8 guc>. — Nach einer Mitteilung aus Moskau ist die Auf lösung der russischen Partei der friedlichen Er neuerung wegen Mangel an Mitgliedern erfolgt. Gegen den Führer der Partei und Herausgeber des „Moskowski Echenjedjelnik' Fürsten Trubetzkoi ist außerdem wegen Maje stätsbeleidigung und Versuchs, die bestehende Staatsordnung umzustürzen, Anklage erhoben worden. — Vom Balkan. Dem Bandenunwesen in Mazedonien gehen die Türken jetzt mit entschieden besse rem Erfolg als früher zu Leibe. Nach einer Nachricht aus Saloniki haben türkische Truppen in Makrijewo eine in einem Hause versteckte achtköpsige griechische Bande niedergemacht. Ein Gendarm wurde dabei getötet. — Marokko. Die Zerstörung des Lagers bei Taddert scheint in Marokko und besonders im Gebiete des Schauja- Stammes großen Eindruck gemacht zu haben. Die Schau- jas haben an den General Drude Boten geschickt, welche die Unterwerfung anbieten sollen. Drude bewilligte einen Waffenstillstand bis Sonnabend mittag. Wenn die Abgesandten der Schaujas dann nicht eingetroffen sein sollten, würden die Feindseligkeiten gegen sie wieder ausge nommen werden. Außerdem wurde verabredet, daß die Ab gesandten von Vertretern der Ruchallas - Bande, welche die Franzosen ebenfalls angegriffen hatte, begleitet sein sollten. Die einen und die anderen sollten sich nur einstellen, wenn sie die Bedingungen des Generals Drude ohne Einschränkung annehmen. — Admiral Philibert telegraphiert unter dem 13. September, daß der Panzerkreuzer Gueydon zur Kohlenauf nahme nach Gibraltar gegangen ist. Die politische Lage ist unverändert. In Casablanca herrscht vollkommene Ruhe. Die Abgesandten der Stämme sind noch nicht eingetroffen. — Von Tanger geht, nach einer weiteren telegraphischen Meldung, ein marokkanischer Transport mit Geschützen und Schnellfeuergewehren nach Rabat ab, wo Abdul Asis Ende kommender Woche erwartet wird. Es wird angenom men, Abdul Asis will die Verteidigung gegen Mulay Hafid unter dem Schutze der französischen Schiffe aufnehmen. — Casablanca, 14. September. Gegenwärtig lie gen noch zwei Mahallas vor Casablanca, und zwar die der Zenata und die der Medakra. Der Wunsch der Stämme, Frieden zu erbitten, scheint ernst gemeint zu sein. Wenn die Abgesandten nicht bis zum Mittag des heutigen Tages ein treffen, besteht die Absicht, die Kasbah Fedäla, die Residenz des Kaids der Zenata, zu bombardieren und die kriegerischen Operationen energisch wieder aufzunehmen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 16. September. Bei der am Sonn abend stattgehabten Landtags-Nachwahl der III. Abteilung wurden 4 sozialdemokratische Wahlmänner gewählt. Im 1. Bezirk wurden abgegeben für die beiden Wahlmänner für Jungnickel je 121, für diejenigen für Hesse je 105 und für diejenigen für Bauer je 16 Summen; im 3. Bezirk er hielten die für Jungnickel ;e 108, die für Hesse je 86 und die für Bauer je 70 Stimmen. — Eibenstock, 16. Septbr. Der am verg. Montag auf der Wildenthaler Straße beim Holzfahren schwer ver unglückte Stickmaschinenbesitzer Herm. Bahlig, worüber wir in voriger Nr. d. Bl. berichteten, wurde am Freitag vor. Woche dem Kgl. Kreiskrankenstift Zwickau zugeführt, wo er in der darauffolgenden Nacht seinen Verletzungen erlegen ist. — Eibenstock, 16. Septbr. Vergangenen Freitag abend fuhr ein Schönheider Bürstenfabrikant per Automobil auf der Straße nach Wildenthal zu. Am sogen. „Knöchel' kam ihm das Geschirr des Saalbesitzers Scheller von hier, auf welchem derselbe mit seiner Frau und einem Verwandten saßen, entgegen. Als das Automobil in die Nähe des Ge schirrs kam, wurde das Pferd durch den ungewohnten Ton des Autohorns wild, fuhr plötzlich zurück und stieß so mit dem Automobil zusammen. Der Besitzer des Geschirrs wurde aus dem Wagen geschleudert und trug erhebliche Verletzungen davon, während die Frau des Genannten und der andere Insasse mit dem Schrecken davonkamen. Ebenso wurde das Pferd schwer verletzt und der Wagen stark beschädigt. — Eibenstock, 16. September. In der verflossenen Woche ereigneten sich verschiedene Unglücksfälle. Ein Junge stürzte in einem Hause in der Mohrenstraße die Treppe herunter, fiel in eine Kreuzhacke und verletzte sich im Gesicht derart, daß er vom Arzt genäht werden mußte. Ferner fiel das Kind eines hiesigen Appreteurs beim Spielen in den Grüner Graben, wurde aber von hinzukommenden Personen wieder herausgezogen. Außerdem verletzte sich in einer hies. Schlosserwerkstätte der Inhaber derselben dadurch, daß ihm ein Bohrer mitten durch die Hand fuhr. — Eibenstock. Dienstag, den 9. September unter nahm die Handelsschule ihren diesjährigen Schul- ausflug. DaS Ziel desselben war Plauen un Vogtland. Hier wurden die Stickereifabrik von Blank L Co. und die Vogtländische Maschinenfabrik besichtigt. Besonderes Inter esse erweckten di« automatischen Schiffchenmaschinen der Firma Blank L Co. Das Interesse an diesen Maschinen wurde gesteigert durch den Besuch der Vogtländischen Maschinenfabrik, der Geburtsstätte dieser eigenartigen Maschinen. Nicht nur für den Fachmann, sondern auch für den Laien ist es außer ordentlich lehrreich, die Entstehung der Hand- und Schiffchen maschine, sowie der automatisch betriebenen Schiffchcnmaschine zu sehen. Das Prinzip der Arbeitsteilung ist besonders für diese Maschine streng durchgeführt. Durch wieviel Hände wandert allein das Schiffchen! Jeder Arbeiter muß für seinen Teil an jedem Schiffchen eine sorgfältige Arbeit leisten. Hochbefriedigt kehrten Lehrer und Schüler von dieser ersten „Studienfahrt' der Handelsschule zurück. — Eibenstock. Am Sonntag, den 8. September be ging der Verein zur Förderung der evangel. Liebeswerke, zu dem die Kirchfahrten Eibenstock, Carls-