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Amts- ii nS Anzmeblatt Aö0UW<MStl1 oierlelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. de» „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Sesirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Htrngebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Lrlkgr.-Adrrstr: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Frrnsprrchrr Nr. 210. 54. Jahrgang. Dienstag, den 27. Anglist Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Gastwirts Hart Lvriunmn Vros« in Schönheide wird heute am 26. August 1007, mittags 12 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt vr. Windisch in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 1. Oktober 1907 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und ein tretenden Falles über die in H 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 28. September 1907, vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 18. Hktover 1907, vormittags 10 Zlhr vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu ver abfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtuirg auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 1. Oktober 1907 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibenstock. Nr. 60 der Schankstättenverbotsliste und Nr. 0 des I. Nachtrages dieser Liste sind zu streichen. Stadtrat Eibenstock, den 24. August 1907. Hege. Mrt. Iie Kämpfe gegen Morenga. Angesichts des Einfalles des Hottentottenführers Mo- renga in deutsches Schutzgebiet ist es interessant, etwas über die Kämpfe zu erfahren, die unsere braven Truppen gegen diesen unseren erbittertsten Feind zu bestehen hatten. Sie werden in dem vom Großen Generalstabe bearbeiteten Werke über den Hottentottenkrieg eingehend geschildert. Jacob Morenga, ein Herero-Bastard, der früher in den englischen Minen in Südafrika gearbeitet und sich einiges Geld und eine für einen Neger nicht geringe Bildung er worben hatte, hatte an dem Aufstande der Bondelswarts im Jahre 1903 zwar nicht teilgenommen, war aber trotzdem von dem Kalkfonteiner Häuptlingsgericht bei Beendigung der Unruhen wegen Tötung eines Witbois als Mörder geächtet worden und nach der Kapkolonie entflohen. Gegen Ende Mai 1904 erschien er nun mit einer Bande von etwa 30 Köpfen wieder an der Grenze, schlug am Schambockberge ein befestigtes Lager auf und begann dort seine Tätigkeit als Räuber. Anfangs kam er nur mit ein paar Leuten auf die einzelnen Farmen, verlangte den Besitzern die Waffen ab und nahm ihnen ihr Vieh ganz oder teilweise weg. Seine großen Erfolge ließen seine Bande jedoch schnell anschwellen. Mit was für einem gefährlichen Gegner man es in Morenga zu tun hat, lassen die folgenden Ausführungen des Generalstabswerkes erkennen. Oberst Deimling hatte gehofft, durch die Schnelligkeit, mit der die Unternehmung beschlossen und ins Werk gesetzt worden war, den Feind völlig zu überraschen; allein Morenga, der stets über alle Vorgänge auf deutscher Seite von den Eingeborenen auf dem Laufenden erhalten worden war, wurde auch jetzt von dem Vormarsch der deutschen Abteilungen und deren Stärke frühzeitig und genau unterrichtet. Als geborener Führer mit gesundem Menschenverstand erkannte er sofort die Vorteile der Vereinigung seiner Kräfte gegenüber den weit getrennt vormarschierenden deutschen Abteilungen und beschloß, die Gunst dieser Lage durch schnelles Handeln wirksam auszu nutzen und dem beabsichtigten konzentrischen Angriff der Deutschen durch die eigene Offensive zuvorzukommen. Er wollte sich mit seiner Hauptmacht auf die Abteilung Kirchner, welche die schwächste war, werfen und diese vernichten, ehe die andern Abteilungen zur Stelle sein konnten. Sein ganzer Plan war äußerst geschickt angelegt und zeigt, welch gefähr lichen Gegner die Deutschen in Morenga hatten. Zwar war es Morenga in der Tat gelungen, mit seiner überlegenen Streitmacht die Abteilung Kirchner zum Rück zug zu bringen, aber er holte sich in der Narudasschlucht eine empfindliche Niederlage, womit freilich ein durchschlagen der Erfolg noch nicht erzielt wurde. Erst nach wiederholten schweren Kämpfen und unsäglichen Anstrengungen gelang es endlich unter der Führung Major v. Estorffs, der am 28. Dezember 1905 das Kommando übernommen hatte, die Bondelswarts zu unterwerfen und Morenga zu vertreiben. Hauptmann Bech hatte den Befehl erhalten, Morenga, der wieder einmal auf englisches Gebiet geflüchtet war, solange zu verfolgen, bis englische Polizei die Bande stellte, und am 4. Mai gelang es, die Hottentotten zu überraschen und zum großen Teil niederzumachen. Der Kampf wurde durch die englische Kappolizei unterbrochen, welche den Hauptmann Bech sehr ruhig darauf aufmerksam machte, daß er sich auf britischem Gebiet befände und auf diesem nicht schießen dürfe. Darauf kehrten die Deutschen auf ihr Gebiet zurück. Morenga aber war bei diesem letzten Zusammentreffen durch zwei Schüsse am Kopf und Hals verwundet worden und ohne Gewehr mit sechs Mann in südlicher Richtung entkommen. Völlig wehr- und hilflos, krank und aller Mittel ledig stellte er sich am 7. Mai mit zehn unbewaffneten Hottentotten und zwei Herero der englischen Kappolizei, die ihn nach Prieska, 300 Kilometer jenseits der Grenze, brachte. Nach Niederwerfung des Aufstandes wurde Morenga von den Engländern freigelassen und unter Beaufsichtigung gestellt. Aber die Kappolizei war nicht wachsam genug und Morenga ist jetzt wieder in unser Schutzgebiet eingefallen. Diesmal hat sich jedoch die Kapregierung der deutschen entgegenkommender bewiesen als früher. Sie hat nämlich Morenga verboten, die Grenze der englischen Kolonie wieder zu überschreiten, und durch Aufgebot aller verfügbaren Poli zeitruppen mit der Verhinderung der Grenzüberschreitung auch Ernst gemacht. Wenn früher Morenga ganz nach Be lieben sich der Verfolgung durch deutsche Truppen entziehen konnte, indem er auf englisches Gebiet entwich, so ist ihm dieser Weg fortan verlegt; sein „Kriegszug" gegen die Deutschen dürfte also nicht von gar langer Dauer sein. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser traf Sonnabend abend um 6^ Uhr in Schwerin ein. — Der englische „Genosse" Quelch, der auf dem In ternationalen Sozialistenkongreß in Stutt gart die Vertreter auf der Haager Friedenskonferenz als eine „Gesellschaft von Dieben" bezeichnet hatte, ist von der würt- tembergischen Regierung ausgewiesen worden und bereits ab gereist. Dabei hatte Singer die Unverschämtheit zu sagen, man müsse sich des Vorganges schämen. Unseres Erachtens würden wir uns vor der Welt schämen müssen, wenn wir solche Beleidigungen, wie die vom „Genossen" Quelch aus gesprochene geduldet hätten. — Nach neuester Meldung ist die Gamsibkluft auf deutscher Seite frei von Hottentotten. Mo renga soll nach Aussage der Kappolizei in Stärke von ungefähr 300 Köpfen, einschließlich der Weiber und Kinder, auf englischer Seite nahe der Grenze am Oranjeflusse stehen. — Nach den neuesten telegraphischen Meldungen aus Deutsch-Südwestafrika hat die Konzentrationsbe wegung der unter dem Kommando des Oberleutnants v. Estorff stehenden Truppen bereits begonnen. Die einzelnen Abteilungen werden in strahlenförmigem Anmarsch gegen den Standort Morengas am Orangefluß vorrücken, wo sie aller Voraussicht nach Mitte September aktionsbereit gesammelt sein werden. — Oesterreich-Ungarn. Freitag vormittag 10 Uhr holten, wie vom Semmering den „Berl. N. N." gedrahtet wird, Freiherr v. Aehrenthal und Sektionschef Freiherr v. Call den Minister Tittoni ab und be gaben sich dann in die Villa Helmer, wo ein Photograph ein Gruppengedenkbild aufnahm. Hierauf besichtigten die beiden Minister das Semmeringpanorama. Um '/,12 Uhr fuhren die beiden Minister in Begleitung des italienischen Botschafters Herzogs zu Avarna und des Prinzen Franz v. Lichtenstein im Automobil des Botschafters am Quirinal Grafen Lützow nach dessen Schloß Strelitzhof, wohin sich die anderen ge ladenen Herren per Eisenbahn begaben. — Wie die „Neue Freie Presse" erfährt, hat Minister Tittoni vom Semmering aus folgende Note an die italie nische Presse versandt: Die öffentliche Meinung in Italien habe die in Ischl und London veröffentlichten Noten gewiß mit großer Befriedigung zur Kenntnis genommen. Das Ein vernehmen Englands mit Oesterreich m den weltpolitischen und besonders den Balkanfragen beweise folgendes: 1) daß die Beziehungen Italiens zu England gegenüber dem Drei bund stets die korrektesten waren; denn mit Oesterreich hätten sonst zweifellos ähnliche oder gleiche Beziehungen nicht entstehen können; 2) daß Oesterreich und Italien in der Balkanfrage völlig einig seien, sonst hätte sich ja England mit Oesterreich nicht verständigt, da England mit Italien in engster Fühlung stand und noch steht; 3) daß die allgemeine, europäische Lage befriedigend sei und zu keinen Besorgnissen Anlaß gebe. — Rußland. Als Termin für die Dumawahlen in Petersburg und Moskau ist der 28. Oktober festgesetzt worden. — Odessa, 24. August. Der Matrose Matu- schenko, der Führer der Meuterei auf dem Panzerschiff Fürst Potemkin im Juni 1905, der nach seiner Rückkehr aus Rumänien unter falschem Namen in Nikolajew lebte, ist hier verhaftet worden. — Marokko. Es hat den Anschein, als wenn die Marokkaner sich aus der unmittelbaren Nähe Casablancas zurückgezogen haben, nachdem es am Mittwoch den Franzosen gelungen war, die vor ihrem Lager befindlichen Höhen zu besetzen. Das geht auch aus der telegraphisch übermittelten Meldung hervor, nach der von General Drude eine um fassende Rekognoszierung bis auf eine Entfernung von zehn Kilometer von der Stadt geplant wird. Ueber das letzte Gefecht wird telegraphisch berichtet: Die Agence Havas meldet aus Casablanca vom 22. August: Die Kolonne des Generals Drude, die die schon gemeldete Rekognoszierung unternahm und dabei die in der Nähe gelegenen Bergkämme erklomm, wurde von feindlicher Reiterei um zingelt, die mehrere Angriffe machte, aber von der Artillerie dezimiert wurde. Die Kolonne verfolgte den Feind und kehrte dann ins Lager zurück. Auf feiten der Franzosen wurden ein Hauptmann und sechs Soldaten verwundet. Für Sonnabend, den 24., ist eine umfassende Rekognoszierung bis auf eine Entfernung von 10 Kilometer von der Stadt geplant. — Aus Tanger wird gemeldet, daß Muley Hafid von den Stämmen in der Gegend von Marrakesch seil dem 16. d. M. feierlich zum Sultan ausgerufen ist und einen Hof eingerichtet hat. Als sein Kalifat bezeichnet er Fes. Sein Bruder Muley Mohammed wird augenblicklich vom Sultan in Gefangenschaft gehalten. Die Europäer, welche Fes heute verlassen, werden am 30. d. M. in Larrasch sein und bitten um Entsendung eines Kriegsschiffes, das sie auf nehmen soll. — Amerika. Aus New°Nork wird zum nordame xikanischen Telegraphist en streik gemeldet, daß die Makler an der New - Uorker Börse einen Ausschuß er nannt haben, der den Präsidenten Roosevelt um seine Ver mittelung im Telegraphistenstreik ersuchen soll. Sie machen darauf aufmerksam, daß durch den Streik vas Geschäfts leben aufs schwerste geschädigt werde und Verluste im Be trage von Millionen entstehen. Der Präsident des Telegra phistenverbandes Small erklärte, es werde an der Absicht festgehalten, auch die Angestellten der den Dienst zwischen Amerika und Europa besorgenden Kabelgesellschaften zum Ausstand aufzufordern. Die Angelegenheit werde aber erst bei feiner demnächst erfolgenden Ankunft in New-4)ork ent schieden werden. — Bis jetzt macht es nicht den Eindruck, als ob die Telegraphisten mit dem Streik viel Glück haben würden. — Nach einer Drahtmeldung aus Osterbay ist amt lich bekannt gegeben worden, daß die Flotte, welche nach dem Stillen Ozean geht, im Dezember die Reise antreten soll; sie wird aus 16 Schlachtschiffen bestehen und durch die Magelhaenstraße nach San Francisco gehen, voraussichtlich auch den Pugetsund besuchen. Die Torpedobootszerstörer- Flotte geht zu derselben Zeit nach dem Stillen Ozean, wird aber nicht die Schlachtflotte begleiten. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 26. August. Bei der Berufs- und Betriebszählung in Eibenstock am 12. Juni 1907 wurden gezählt in 19M Haushaltungen 4342 männliche und 4938 weibliche Personen, zusammen also 9280 Ortsanwesende, 2367 zur Invalidenversicherung gehörige Personen, 72 Jn- validenrentner, 44 Unfallrentner, 356 Witwen und 157 ehe liche vaterlose Waisen unter 18 Jahren. Alleinbetriebe, die weder Gewerbekarte noch Gewerbebogen auszufüllen brauchten, waren 147 vorhanden, davon wurden 125 Betriebe im Haupt berufe und 22 Betriebe im Nebenberufe versorgt. Es gingen ferner ein 142 ausgefüllte Land und Forstwirtschaftskarlen, 527 Gewerbekarten und 235 Gewerbebogen. Den Ziffern der Gewerbekarten ist die Bemerkung hinzuzufügen, daß die wirkliche Zahl der selbständigen Gewerbetreibenden geringer als die Zahl der Gewerbekarten ist. Denn bekanntlich mußten bei der Zählung für jeden selbständigen Gewerbezweig Gewerbekarten oder Gewerbebogen, je nachdem die hierfür maßgebenden Voraussetzungen vorlagen, ausgefüllt werden. Mehrere Gewerbe, z. B. Gastwirtschaft und Fleischerei, Buch binderei und Galanteriewarenhandlung usw. sind aber mehr fach in einer Hand vereinigt. Bei d-n Gewerbebogen liegen die Verhältnisse ganz ähnlich. Zwei Gewcrbebogen müßten bei der Art der hiesigen Industrie fast für jedes Stickerei-