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Innern und da- kaiserliche Gesundheitsamt in Berlin noch ausdrücklich anzuweisen. — Mit Genehmigung des Königl. Finanz ministeriums wird die an der SekundLrbahnlinie Herrnhut-Bernstadt gelegene Station Bernstadt von jetzt ab die Bezeichnung „Bernstadt i. O.-L." führen. — (Schonzeit.) Im Juni befinden sich die folgenden Wild-, Geflügel- und Fischarten in der Schonzeit: Elchwild, männliches und weib liches Roth- und Damwild, Wildkälber, weib liches Rehwild und Rehkälber, Rehbock im Königreich Sachsen, Dachs, wilde Schweine, Enten, Trappen, Schnepfen und alles andere Sumps- und Wassergeflügel, mit Ausnahme der wilden Gänse und Fischreiher, Rebhühner, Auer-, Birk- und Fasanenhennen, Haselwild, Wachteln, Hasen. Bis zum 15. Juni dauert die Schonzeit sür Fische in nicht geschlossenen Gewässern. Vom 1. Juni bis Ende August dauert die Schonzeit für Auer-, Birk- und Fasanenhähne. — Nach einer gerichtlichen Entscheidung ist eine widerrechtliche Benutzung von Flaschen der Flaschenbierhandlungen strafbar, sie wird als Unterschlagung behandelt und mit Geldstrafe bis zu 900 Mk. oder Gesängniß'in Höhe von 3 bis 5 Jahren geahndet. Auch der Kaufmann oder Handelstreibende, dem im öffent lichen Verkehre Flaschen zur Füllung überreicht werden, von welchen er weiß oder den Umständen nach (z. B. durch die auf den Flaschen befind liche Firma) wissen muß, daß diese Flaschen fremdes Eigenthum sind, macht sich ebenfalls und zwar der Beihilfe zur Unterschlagung schuldig und somit strafbar. — (Zur Warnung für Eltern.) Die leidige Unsitte vieler Kinder, sich an Fuhr werken anzuhängen, hat sich dieser Tage in WormS in geradezu fürchterlicher Weise gerächt. Der vierjährige Sohn der Eheleute Windecker hatte sich an das Hinterthcil eines beladenen Wagens derart gehängt, daß eS der Fuhrmann nicht merken konnte. Von da gerieth der Junge mit dem einen Bein in die Speichen des RadeS, wodurch das Bein vollständig von dem Körper des bedauernswerthen Kindes gerissen wurde. Gräßlich verstümmelt in daS städtische Kranken haus verbracht, starb der arme Junge nach kurzer Zeit. Möge der traurige Fall allen Eltern eine ernste Mahnung sein, daß sie.ihren Kindern das gefährliche Spiel nachdrücklichst ver bieten. — Die jetzt zu militärischen Uebungen eingezogcnen Mannschaften der Reserve und Land wehr genießen zum ersten Male den Bortheil, zu den Uebungen eigene Fußbekleidung tragen zu dürfen. Falls sich letztere al« brauchbar erweist, erhalten die Mannschaften die schon erwähnte Stieselprämie von 3 Mark. Durch diese Neu- einsührung glaubt man die Zahl der Fußkranken, die sonst unter den Reservisten recht bedeutend zu sein pflegte, erheblich vermindern zu können. — Die Sozialdemokratie ist die einzige politische Partei Deutschlands, die unausgesetzt und planmäßig im ganzen Reichsgebiete Jahr aus Jahrein agitatorisch thätig ist. Dieser nie mals ermüdenden, reichlich durch Geldmittel unterstützten Agitation hat denn auch die Sozial demokratie ihre Erfolge bei den Wahlen zu ver danken. Bevor nicht auch in den Ordnungs parteien in gleicher Weise ununterbrochen gear beitet und namentlich die kleine Agitation be trieben wird, ist an eine Ausrottung der Sozial demokratie nicht zu denken. Die noch so inten sive Arbeit kurz vor den Wahlen kann eine planmäßige ununterbrochene Agitation niemals ersetzen. Mit welcher Energie und mit welchen Mitteln die Sozialdemokratie agitirt, zeigt ein Bericht von deren Dresdner Agitations-Commis sion. Dieselbe hat im verflossenen Jahre allein 286 Redner für Dresdner Versammlungen, sür außerhalb des AgitationSbezitkeS gelegenen Orte 22, zusammen 308 Redner „besorgt". Bei der Commission sind im Laufe des Jahres nicht weniger als 624 Briefe eingeganaen und 308 sind von ihr abgesandt worden. Die Gesummt einnahmen dieses lokalen Vereins betrugen 9840 Mark, von denen allerdings 6600 Mark aus der Kasse der Centralstelle stammen. Auch in der Flugblattvertheilung sind die Sozialdemo kraten Jahraus Jahrein auf dem Posten, trotz dem sie eine gut organisirte Parteipresse besitzen. So meldet der „Vorwärts", daß nächsten Sonntag im Wahlkreise Höchst-Usingen-Homburg 15,000, vom Parteivorstand gelieferte Flugblätter vertheilt werden sollen. Eine solche Agitation ist nur durch die rührigste und opferwilligste Gegrnagi- tation lahm zu legen. — Die Schonzeit sür die Sommerlaich- ifjsche ist am nächsten Sonntag, 10. Juni, be endet. ES dürfen dann Aland, Arsche, Barbe, Barsch, Bleie, Döbel, Finte, Karausche, Maifisch, Rapfen, Rothauge, Rothfeder, Schleie, Schmerle, Stör, Weißfisch, Zander, Zehrte wieder gefangen und verkauft werden. Auch Karpfen und Hechte, Aale, Aalraupen, Forellen, welch Letztere im Juni noch am wohlschmeckendsten sind, dürfen zum Verkauf kommen. — Die Zahl der in den großen Verbänden der einzelnen deutschen Länder geeinigten Kriegervereine beziffert sich auf 15,139 mit 1,202,875 Mitglieder». ES entfallen hiervon auf den Reichs-Kriegerverband 754,675 Mit glieder, bairischen Veterancn-Krieger- und Kampf genossenbund 146,000, Königl. sächs. Militär- vereinSbund 137,000, württembergischen Krieger bund 61,200, badischen MilitärvereinS-Verband 74,600, Landesverband der militärischen Vereine im Großherzogthum Hessen 29,400. Der Reichs- Kriegerverband umfaßt außer dem deutschen Kriegerbunde die oldenburgische, Braunschweiger, Schwarzburger, Hamburger und bremische Landesgruppe. Im deutschen Kriegerbunde end lich sind aus Preußen, Elsaß-Lothringen, den meklenburgischen, thüringenschen und lippeschen Bundesstaaten allein hierunter 8666 Vereine mit 722,175 Mitgliedern greint. Auf Preußen entfallen davon 7280 Vereine mit 631,856 Mitgliedern. — Ueber die Heilkraft des Gemüses veröffentlichen die „Zittauer Nachr." Folgendes: Spinat soll eine unmittelbare Wirkung aus die Nieren haben, ebenso Löwenzahn, grün genossen. Spargel reinigt daS Blut, Sellerie wirkt be sonders auf daS Nierensystrm und heilt Rheu matismus und Nervenleiden. Tomaten (Para diesäpfel) sind gut für die Leber. Gelbe und weiße Rüben reizen die Eßlust. Lattich und Gurken wirken kühlend. Knoblauch und Oliven besitzen starke Heilkraft, sie regen den Blutumlauf an und vermehren die Absonderung deS Speichels und deS Magensaftes. Rothe Zwiebeln sind ein ausgezeichnetes harntreibendes Mittel. Zwiebeln überhaupt bilden ein vorzügliches Heilmittel bei Schwächezuständen der VerdauungSwerkzeuge. — DaS 138. Rundschreiben deS KreiSvertreterS W. Bier-DreSden enthält eine Statistik deS Be standes in den Gauen des XIV. deutschen TurnkreiseS (Königreich Sachsen), nach welcher sich am 1. Jan. 1894 778 Vereine mit 84,822 Mitgliedern herausstellten. Die Zahl der Turner betrug 51,730; die Zahl der Steuerzahler 65,342. Vorturner gab es 4574. Vereinsturnplätze wurden 152 und Bereinsturnhallen 93 gezählt. V. WehrSdorf, 7. Juni. An Stelle deS als Kirchschullehrer nach Bernbruch bei Grimma gewählten bisherigen 3. ständigen Lehrers an unserer Schule, Herrn Ende, wurde vom Schul vorstande unser bisheriger Hilfslehrer, Herr Ernst Otto Krumb Holz, zum 3. ständigen Lehrer gewählt. Bautzen, 5. Juni. Die Wenden der sächsi schen und preußischen Lausitz wollen sich in Bautzen ein besonderes Vereinshaus erbauen, daS eine „Zufluchtsstätte ihrer Ideale" sein und eine Bibliothek und ein Museum ihrer Alterthümer enthalten soll. Man hofft, das Vereinshaus spätestens im Jahre 1897 eröffnen zu können, und will damit die Feier deS 50jährigen Be stehens deS 1847 begründeten Vereins Macica Serbska verbinden. Der Vorstand dieses Vereins hat unlängst einen Aufruf erlassen, in welchem auch die „polnischen Brüder" zur Beisteuer be- husS Verwirklichung dieleS Planes aufgesordert werden. Radeburg, 7. Juni. Am gestrigen Tage fand in hiesiger Stadt die Feier der Grundstein legung für daS neue Schulgebäude statt, das selbe dürfte eine Zierde unserer Stadt werden; es erfordert einen ungefähren Kostenaufwand von 90,000 Mark. Dresden, 5. Juni. Unter überaus zahl reicher Betheiligung fand heute Mittag die Ein segnung der Leiche des Barons KaSkel im Trauerhause durch Superintendent vr. DibeliuS statt. Der Feierlichkeit wohnten der Kriegs minister, daS diplomatische Corp», hohe Staats würdenträger, Osficierc und Bankiers bei. Dresden, 5. Juni. Hiesige Blätter enthalten nachstehende, Seitens der Königl. Polizeidirection erlassene, sich gegen BerrufScrklärungen richtende Bekanntmachung: „Wer den Gewerbebetrieb eines Anderen dadurch zu stören oder zu beeinträchtigen unternimmt, daß er öffentlich durch die Rede oder durch Verbreitung von Schriften oder durch Anschlag oder sonst in öffentlicher Weise dazu auffordrrt, au« einem bestimmten Geschäfts betriebe keine Maaren anzukaufen oder dort zu bestellen, beziehentlich in einem bestimmten Geschäft-locale nicht zu verkehren, wird — insoweit nicht eine Bestrafung nach K 360, 11 des ReichS-StrafgesetzbucheS einzutreten hat — mit Geld bis zu 150 Mk. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft." — Diese Bekanntmach ung dürfte durch den socialdemokratischersritS gegen die Waldschlößchen - Brauerei gerichteten Boykott veranlaßt worden sein. Im Trianon in Dresden sollte heute Freitag Abend eine große Volksversammlung stattfinden, in welcher der Abgeordnete Kaden als Referent sprechen wollte. Die Tagesordnung lautete: „Der Kampf mit der Waldschlößchen-Brauerei und die gegnerischen Parteien." Diese Versamm lung ist von der Polizeidirektion auf Grund von 8 5 deS Vereins- und BersammlungSgesetzrS verboten worden. Copitz bei Pirna, 7. Juni. In seiner letzten Sitzung hat der hiesige Gemeinderath die Ausführung deS ElektricitätSwerkeS vergeben. Als die beste Anlage wurde daS Projekt der Firma Schuckert und Comp. in Nürnberg be zeichnet. Die Wechsel-Drehstromanlage ist auf 63,500 Mk. veranschlagt. In der heutigen Sitz ung wird man über die Lieferungsbedingungen Beschluß fassen. Das amtliche Wahl-Resultat im 23. Reichs tags-Wahlkreise Plauen i. V. stellt sich als folgendes heraus: Bon 23,513 giltigrn Stimmen fielen auf Alwin Gerisch (Soz.) 12,587, aus Wilhelm Uebel (Cartell) 10,926. Der Erstere ist demnach mit einer Majorität von 1661 Stimnien zum Reichstagsabgeordneten gewählt. Als ein Beweis dafür, in welcher Dunstkugel sich die Herren von der Socialdemokratie mit Vorliebe bewegen, mag die nachstehende Stilprobe dienen, die sich der „Vorwärts" bei der Betrachtung deS Wahlergebnisses in Plauen leistet. Er schreibt: „Die antisemitische Jauche, der konservative Mist und der unsaubere nationalliberale Quark, die bei der ersten Wahl einander gegenseitig ingrimmig befehdet hatten, waren zu einem duftenden Ordnungsbrei zu- sammengelausen, der sich wie der Ausbruch eines Schlammvulkans über den Plauener Wahlkreis ergoß. Die Socialdemokratie war auf dem Posten. Die Lügner wurden entlarvt, und die Verleumder, wie unartige Hunde, mit der Nase in den eigenen Unrath gestoßen. Leider nicht persönlich. Ihre Feigheit sorgte dafür, daß wir der Buben nicht habhaft werden konnten. Sie warfen ihre Stinkbomben und Schmutztübel aus dem Hinterhalte u. s. w." Nur so weiter! Dann werden endlich auch dem Blödesten die Augen darüber aufgehen, welcher Ton einst im „Zu- kunstSstaate" maßgebend sein wird. Leipzig, 5. Juni. Die Entscheidung des ReichSaenchtS, wonach die verantwortlichen Redakteure der Zeitungen vor jeden beliebigen Gerichtshof geladen werden können, hat auch in Sachsen seine Anwendung gesunden. Neuerdings hat sich daS Amtsgericht zu Burgstädt für kompetent erklärt, eine gegen den Redakteur deS „Vaterland" in Leipzig anhängig gemachte Klage zu verhandeln, und ebenso wird sich demnächst der verantwortliche Redakteur des hiesigen „Wähler" vor dem Freiberger Gerichtshöfe zu verantworten haben. Bei dieser Gelegenheit sei mitgetheilt, daß ein früherer Redakteur der Dresdner „Deut schen Wacht" wegen eines Artikels vor daS Magdeburger Gericht citirt worden ist. Berlin, 6. Juni. Die landwirthschaftliche Ausstellung wurde heute Mittag von dem Prinzen Heinrich feierlich eröffnet. Anwesend waren ferner der Ministerpräsident Graf zu Eulenburg, sowie die Minister v. Heyden, Vr. Miquel, Frhr. von Berlepsch, Thielen und Bronsart von Schellen dorf. Prinz Heinrich hielt folgende Ansprache: Im Auftrage deS deutschen Kaisers und Königs von Preußen, Allerhöchstwelcher den hier in seiner Hauptstadt versammelten deutschen Landwirthen durch mich seinen kaiserlichen Gruß und besten Wunsch entbieten läßt, habe ich das Präsidium über die deutscheLandwirthschaflSgesellschaft über nommen. ES gereicht mir zu ganz besonderer Freude, diese großartige Ausstellung persönlich eröffnen zu dürfen. ES ist gewiß wahr, daß die deutsche Landwirthschaft schwer und durch Opfer heute um ihre Existenz zu kämpfen hat. (Beifall) Jedoch müßte diese Ausstellung doch davon Zeuge sein, daß der deutsche Landwirth nicht muthloS verzagt, sondern seinen Beruf, jenen edlen, der für daS deutsche Vaterland so unentbehrlich ist, bestrebt ist, zu fördern. ES ist die Gesellschaft der deutschen Landwirthe nicht «in Mittel allein für materielle Verdienste und zur Erreichung derselben, sondern ste ist eine Verbrüderung, ein Bündniß der deutschen Land wirth« im engeren vaterländischen Sinne. Wohl kaum ist ein anderer Beruf so unbedingt ange-