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Jeitage zu Ar. 81 des sächsischen Bischofswerda, den 11. Oktober 18VS. Sachsen. 7-. Göda. Am 25. und 26.Septemberd.I. unterzog der vom Verband sächsischer Genossen schaften bestellte Revisor, Herr Antwerpen, die DarlehnSkasse zu Göda einer eingehenden Revi sion. Der Gödaer Darlehns- und Sparkassen verein, eingetragene Genossenschaft mit unbe schränkter Haftpflicht, trat mit dem 1. Juni vorigen JahreS in'S Leben und umfaßt die ganze auS 40 Ortschaften bestehende Gödaer Parochie nebst dem Orte Zockau der Ganßiger Parochie. Durch die Umsicht des Vorstandes und insbe sondere seines Vorsitzenden, des Herrn Lehngutö- besitzerS Schmole in Spittwitz, durch die Tüchtig keit des in Kassengeschäften wohl bewanderten Kassirers Herrn Sperling in Göda und durch das dankenSwerthe Entgegenkommen der Land ständischen Bank zu Bautzen ist eS dem jungen Verein gelungen, schon im ersten Jahre seines Bestehens kräftig aufzubliihen und eine segensreiche Wirksamkeit zu entfalten. Der Verein zählt im obengedachten Kreise schon 65 Mitglieder, welche solidarisch sür denselben haften, und hat schon über 60,000 Mark Einlagen anvertraut erhalten. Nach seine» Statuten wie überhaupt im Sinne des Begründers dieser Kassen, des verstorbenen Bürgermeisters Reiffeisen, hat eS der Verein nicht auf Erzielung hohen Gewinnes abgesehen, wie ja Dividenden gänzlich ausgeschlossen sind, vielmehr will er den wirthschastlich Schwachen aushelsen und sie vor Wucherhänden bewahren und allent halben und insbesondere bei de» Dienende» und kleineren Besitzern den Sparsinn wecken und mehren. Alle Aemtcr mit Ausnahme des Kassircr- amtes sind Ehrenämter und es werden nur die nöthig gewordenen Auslagen vom Verein ver gütet. So ist es möglich, daß der Gödaer Dar- lehnSkasscnverein au seine Mitglieder Darlehen gegen Bürgschaft bei gering bemessener Provision und Gelder aus Hypotheken ohne jede Provision beides zu 4 °/» gewährt, Credite in lausender Rechnung bei entsprechend niedrigerem Zinsfuß gicbt und die eingelegten Gelder von Mitgliedern und Nichtmitglirdern mit 3'/, °/o verzinst. Nachdem Herr Revisor Antwerpen seine Revision beendigt, berichtete er vor dem zusammenberufenen Aussichtsroth und Vorstand über die Ergebnisse derselben und hier hatte nun der AussichtSrath und Vorstand die Freude, auS dem Munde des Herrn Revisors zu hören, daß der Verein in allen Stücken in einem ganz vorzüglichen Zustande sei. Dem Verein stehen gegenwärtig bedeutende Summen zur Verfügung und so ist er in der Lage, mit diesen ihm zu Gebote stehenden Mitteln capitalsuchendeu, strebsamen, in der Gödaer Pa rochie oder in Zockau ansässigen Personen noch in größerem Nmsange als bisher unter den oben erwähnten günstigen Bedingungen unter die Arme zu greisen. Dem Verein, dessen segensreiches Wirken schon so mancher erfahren, ist rin ferneres Gedeihen von Herzen zu wünschen. *** Umschau in der sächs.-prcuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, S. Oktober. Durch Feuer wurden vernichtet: die Gebäude des Bleichereibesitzers Wendt und die deS Haus besitzers Steglich in Gersdors bei Kamenz; die Gebäude des Gutsbesitzers Ritsche in Naundorf bei Kötzscheubroda, wobei ein Schwein und eine Ziege umkamen. — Das 2 jährige Söhnchen deS Fuhrwerksbesitzers Eysold in Radeberg fand den Tod durch Sturz vom Wagen. — Der 13jähr. Köhler in Hainewalde erlitt beim Karronssel- sahrcn einen Beinbruch und mehrere andere Ver letzungen. — DaS 50 jähr. Ehejubiläum feierte Schneidermeister Hippe in Langburkersdorf. -- Herr Hosglaömaler Türke in Zittau erhielt in Aussig dir silberne Staatömedaille. — In Krippen wurden bei der bienenwirthschastlichen Ausstellung folgende Lausitzer pränüirt: Großer und Mielsch in Bernstadt, Kunath in Elstra, Schreier in Großröhrsdorf, Nitsche in Sebnitz und Fischer in SeiserSdors. O Dresden, 6. Oktober. Unsere Stadt bez. Umgegend wird nächster Tage durch elek trische Straßenbahn zweier Systeme be fahren werden. Die neueste Linie Blasrwitz- Pserdebahnhos—Tolkewitz—Laubegast saus Um wegen, wegen Nichterlanbniß auf städtische Flur zu bauen, errichtet und deshalb etwa 1 Kilometer weiter bez. länger als sonst nöthig gewesen wäre, errichtet) benutzt die nahezu 700 Meter lauge Ludwig-Hartmannstraße nach der Pillnitzer Chaussee, geht, dieser entlang und zweigt dann nordwestlich noch dsr Tolkewitzer Straße hinüber ab und,wacht Halt in Laubegast oberhalb des Gemeindeamtes, gegenüber der Eibsähre. Der Weg ist etwa 4 Kilometer lang, eingleisig mit 10 Weichen versehen. Die elektrische Installation wird von der Firma Kummer <L Co. in Nieder sedlitz bewirkt, die Kraststation befindet sich in Niedersedlitz und wird durch Drahtsührung von rund 2 Kilometer Länge bis zur Schienenlinie geführt. Die Schienenanlage dieser von der hies. englischen Straßenbahngesellschaft ausgebauten Linie berührt die Fluren Blasewitz, Gruna, Seidnitz, Tolkewitz und soll am 15. d. M. Er öffnung finden. Die Wagen sind sehr anders auSgestattet al- diejenigen der „rothen Linie". Auf den Perrons steht je ein aufrecht gestellter Bremscylinder und auf dem Wagendrck ragt eine umlegbare Metallstange empor, an deren Ende eine große Messingrolle befindlich ist, über welche der LeitungSdraht — die Kraftquelle — hin gleitet. Die Strecke entlang stehen Holzfäulen mit eisernen Helmen, aus denen sich die Porzellan- Isolatoren aussetzen. Die Holzfäulen stehen in ver schiedenem Abstande von 8 bis 25 m. — Auch die erste Berg- und Drahtseil- bez. Zahnrad bahn in unserer Nähe von Lojchwitz nach dem Weißen Hirsch, cine Entfernung von etwa 1'/, Kilo meter, mit einer Steigung von ungefähr 100 Meter ist nunmehr behördlich genehmigt. Die Ver messung soll dieser Tage beginnen. Die Erbau ung der Bahn ist der schweizer Firma Bucher und Dürrer in Kegelswiel übertragen worden. Die Seele des Projekts ist Herr Holbuchhändler Warnatz in Dresden. Projeltirt ist die Ver wendung von Drahtseil mit doppelt gesicherter Bremsvorrichtung. Die Oberleitung wird der aus Dresden gebürtige Jng. Psaltz übernehmen. Finanziell ist das Projekt durch das Unternehmer- Consortium gesichert. «S Dresden, 9. Oktbr. Die Uebersühruug des Sarges deS seit März 1891 aas dem inneren Ncustädter Friedhose beigesetzten, am 2.5. März 1891 verstorbenen Kriegsministers Grasen von Fabrice erfolgt morgen Abend 7 Uhr durch ein Kavallerie-Detachement nach dem von der säch sischen Armee erbauten Mausoleum an der Heer straße der Albertstadt, an deren Nordjcite unfern östlich der Carolabrückc am linken Abhang des PrießnitzuferS ans Areal deS CadcttenhauSgartenS errichtet. Dieses Mausoleum: erbaut vom Bau meister Döhler, nach den Plänen des Kgl. Ban- rathS Professor LipsiuS, bildet ein auS massigem Sandsteinwerk erbautes Riejenquadrat, welches eine Grundform von je 9 m Breite und Tiefe hat und an der Nordseite mit einer Apsis ver sehen ist. Dieses quadratische Mausoleum hat ein sogenanntes antikes Treppendach, daS in einem Postament im Mittelpunkte ansläuft und bis hierher 8,5 m Höhe zeigt. Aus demselben steht die in Erz gegossene (Hohlguß) Bildniß- statue des Generals v. Fabrice in großer Uni form, den Reiherbusch ans dem Helme, im Mili tärmantel, nach Süden (Stadtscite) schauend. Diese Statue hat doppelte natürliche Größe. DaS Mausoleum steht in der Mitte eines halb- kreissörmigrn, von einer sogenannten Stützmauer umgebenen Gärtchen oder Vorhofes bez. in dessen Hintergrund; dieses Gärtchen ist an der Straßen seite 35,5 m breit und mit Eisengrländcr ver sehen und inclusive Gebäude 18 m tief. DaS Innere des Mausoleums ist quadratisch je 7 in lang und breit, die Apsis 3'/, und in der Mitte 1,75 in tief. Die Höhe beträgt bis zum Scheitel deS mit dem Crux Christi in Flammen (WachS- malerei) verzierten Kreuzgewölbes 5,80 in. Der Fußboden liegt über zwei granitncn Vorstufen. Unterkellert ist der Mansolenmbau, der in reiner Sandsteinarbeit auSgcsührt ist, nicht. Fenster in Buntglas ist östlich und westlich ungeordnet, der Eingang an der Heerstraße hat ebenfalls ein halbrundes Buntglasfenster. Am Pvrtalschluß- stein ist daS Fabrice'schcn Wappen, darüber eine Schrifttafel: „Dem Krieg-Minister Graf von Fabrice die Sächsische Armee." Die militärische Feier wird Mittwoch früh 9 Uhr abgehalten. Die Stadt Dresden macht eine A„lejhr von 30 Millionen Mark, welche in unkündbaren Schuldscheinen von 5000, 1000, 500 und 200 Mark anSgegcben und mit 3'/, Prozent verzinst wird. 88 Der „Deutsch-patriotische Verlag W. H. Schoen" in Dresden läßt über ganz Deutsch land da« Werk: „Der Deutsch-französische Krieg 1870/71" verbreiten. Dieses Werk bezieht Ä. H. Schoen von der Firma H. G. Münchmcyer in Die-dcu fix und fertig gebunden und versand fähig verpackt zum Preise von 9 Mark pro Exemplar; verkaufen läßt Schoen daS oben er wähnte Werk mit 25 Mark. In den Monaten Januar bis April dieses JahreS wurde das Werk: „Der Deutsch-französische Krieg 1870/71" von Schoen, um die Patrioten recht opferwillig zu machen, mit einem Schreiben deS preußischen Kriegsministeriums und einer Qittung von dem selben Ministerium über 200 Mk., welche Schoen für hilfsbedürftige Invaliden gezahlt hatte, dem Publikum angeboten. Untcrm 13. April a. v. hat aber das preußische KriegSministerium das Schreiben von Schoen zurückgezogen, sowie dem pp. Schoen auch die Mk. 200 zurückgezahlt. Zugleich sei darauf hingewiesen, daß beim deutsch patriotischen Verlage W. H. Schoen in Dresden in nächster Zeit ein anderes Werk, betitelt „Helden und Führer des deutschen Volkes im neunzehnten Jahrhundert" erscheint, welches W. H. Schoen von Münchmeycr in Dresden fix und fertig gebunden für Mk. 10 kaust und sür Mk. 25 verkaufen läßt. Mau sieht, daß das Geschäft großartigen Gewinn abwirft. Nebenbei sei be merkt, daß daS oben erwähnte Werk „Der deutsch-französische Krieg 1870/71" früher im Buchhandel 15 Mk. gekostet hat. Durch die Aufmerksamkeit deS Stadtwacht- meisters Dittmann in Tharandt sind zwei vagabondirende 16jährige Bürschchen, welche von der Staatsanwaltschaft zu Bautzen wegen Unter schlagung steckbrieflich verfolgt werden, festge nommen worden. Dieselben führten nicht weniger wie drei geladene Revolver mit sich und hatten, um in den Besitz eines Fahrrades zu kommen, den abscheulichen Plan gefaßt, einen Radfahrer zu erschießen. Die Burschen sind ein Advokaten schreiber und ein Kellnerlehrling aus Zittau, letzterer stammt auS Blasewitz; Beide unter schlugen Gelder in nicht unbedeutender Höhe. Franke »berg, 6. Oktober. Von einem plötzlichen Tod wurde im benachbarten Jrbers- dorf die Frau des Gutsbesitzers Sachse ereilt. Die Frau war auf dem Felde mit Krautabblatten beschäftigt, als ihr am Beine eine Krampfader aussprang. Die Frau, welche nicht im Stande war, das hervorströmende Blut zu stillen, hatte sich, bevor ihr Hilfe gebracht werden konnte, be reits soweit verblutet, daß binnen kurzer Zeit der Tod der BedauernSwerthen cintrat. Aus Riesa wird geschrieben: Gleichwie aus der Oberelbe infolge des etwas günstigeren Wasferstandes der Schiffsverkehr in der vergan genen Woche einen erheblichen Aufschwung ge nommen hat, so ist auch die Mittel- und Unter elbe, wo die VerkehrSverhältnisse noch wesentlich schwieriger lagen, von Frachtschiffen, Flößen und Eildampfern aus's Ncne belebt. Die Eildampfer- sahrten zwischen Dresden-Hamburg und Magde burg-Hamburg sind von sämmtlichen Schifffahrts- Gesellschaften wieder in regelmäßigen Verkehr gesetzt und an Ladung ist, da der Schiffsraum bei dem herrschenden Wasserstande kaum zurHälste ausgenutzt werden kann, jetzt kein Mangel. Schandau, 9. Oktober. Im Gebiete der gelammten sächsisch-böhmischen Schweiz entfaltete sich gestern ein sehr lebhaster Fremdenbcsuch, wie er in dicker Jahreszeit wohl selten zu verzeichne» gewesen ist. Wehlen, Rathen, Königstein, Schan dau, Schmilka und Herrnskretschen galten als Ausgangspunkte zu Thal- und Höhenwande- rungen. — Die Elbstromverhältnisse haben sich infolge der warmen nnd sonnigen Tage etwas ungünstiger gestaltet, weil seit Donnerstag Abend Niederschläge im oberen Elbgebiete nicht erfolgten. Der Wasscrstand dürste seitdem um 15 Cent!« meter zurückgegange» sein, daher wird die Be frachtung der Fahrzeuge eine geringere. — Die Fischer im oberen Elbthale haben zur Zeit voll auf zu thun, eS gilt dem Lachs und Wels nach- zusteUen, welche jetzt bekanntlich bis weit nach Böhmen hinaufziehe». Wie hier bekannt geworden, sind bereits größere Exemplare gefangen worden. Die beste Ernte in Sachsen hat die KreiS- hauptmannschasl Leipzig gemacht, dann folgen Bautzen, Dresden nnd Zwickau. * Der bienenwirthschaftliche Hauptvcrrin in Sachsen, welcher 45 Vereine mit 1058 Mitgliedern, 36 Einzelgliedern und 8 Ehrenmitglieder» zählt, hat seine Delegirtenversammlung Heuer vom 1. bis 3. Oktober in Krippen zugleich mit dem 25jähr. Jubiläum deS letzteren Vereins dort ab gehalten. — Bei der bienenwirthschaftliche» Aus stellung wurden 2 silberne nnd 2 bronzene Me daillen, 5 Ehrendiplome und 2 Anerkennungs diplome, 8 Geldprämien von 10 bis 20 Mark und 9 Gegenstandöprämien von Silber, Porzellan, GlaS rc. vertheilt. Wie die „Zeitung sür's Meißner Hochland" berichtet, wurde Herr Lehrer emvr. Mutschink in Bischofswerda bei Gelegen- heil seine» 50jähr. SchriftstrllerjubiläumS zum Ehrenmitgliede de» bienenwirthschastlichen Haupt-