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habe er gesehen, daß er auf die Erhaltung von Metz sicher rechnen könne. Der Empfang habe ihn hoch erfreut. Er habe das Korps vortrefflich gefunden und gratulire ihm und dem Führer Gras Häseler. Der Kaiser schloß mit einem Hoch auf das 16. Armeekorps und ernannte sich, um seiner Zufriedenheit mit den Leistungen des Korps Aus druck zu geben, zum Chef des Infanterie-Regi ments Nr. 145. Der kommandirende General des 16. Armeekorps, Graf von Häseler, dankte im Namen des Korps. Der Trinkspruch, welchen der Kaiser bei der Festtafel für die Civilbehörden ausbrachte, lautet: „Mein heuriger Trinkspruch gilt den Reichs landen und von den Reichslanden den Loth ringern. Meinen wärmsten und herzlichsten Dank sage Ich den Lothringern für die warme und freundliche Aufnahme, die sie Mir gewährt haben. Rauschender Jubel, freudige Gesichter, freudig bewegte Worte sind Mir entgegen ge bracht und zu herzlichem Danke verpflichten Mich dieselben. Ich sehe aus den Ovationen, aus der Festesstimmung der Bevölkerung von Metz sowohl, wie auch der Landbevölkerung, die Bestätigung, daß Lothringen sich wohl im Reiche fühlt. Vor den Augen der hiesigen Einwohner zieht ein Stück der deutschen Größe, der deutschen Einheit, vorbei. DaS Haupt des Reiches und mit ihm vereint in treuer Freund schaft und festem Bunde hohe durchlauchte Verwandte, Vettern und Regenten deutscher Länder. Mit Genugthuung ersehe Ich, daß Lothringen das Verständniß für des Reiches Größe und für seine Stellung im Reiche ge wonnen. Wir Lothringer sind loyal, durch und durch konservativ und erstreben im Frieden unsere Arbeit zu thun, unser Feld zu bauen, und ungestört zu genießen, was wir verdient haben. So klang eS Mir beim Empfange in Kürzel entgegen. Nun, Meine Herren, um Ihnen dies zu ermöglichen und Ihnen einen Beweis davon zu geben, daß eS Mir am Herzen liegt, Ihre Gedanken kennen zu lernen, habe ich mir ein Heim unter Ihnen gegründet und wohl fühle Ich Mich unter Meinen Nach barn in Urville. Sie mögen daraus die Ver sicherung entnehmen, daß Sie ungestört Ihre Wege gehen und Ihren ErwerbSzweigcn nach hängen können. Das geeinte deutsche Reich sichert Ihnen den Frieden, und deutsch sind Sie und werden Sie bleiben, dazu Helf Uns Gott und Unser deutsches Schwert. Ich trinke auf das Wohl der deutschen Reichslande und der treuen Lothringer. Sie leben Hoch! und . nochmals Hoch! und zum dritten Mal Hoch!" Deutsches Reich. Dresden, 7. September. Se. Majestät der König haben Metz heute Nachmittag Uhr verlassen und werden, unter Benutzung eines Sonderzuges ab Leipzig, morgen, Freitag, Vor- mittags 10 Uhr 25 Min., in Dresden-Neustadt eintreffen. Se. Majestät der König wird am 12. und 13. d. MtS. den Manöverübungen deS 12. (kgl. sächs.) Armeekorps bei Annabcrg anwohnen. Dresden, 7. September. Se. Kgl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg traf gestern Nachmittag auf der Rückreise von Metz in Chemnitz ein und begab sich von hier ans r/,7 Uhr Abends in Begleitung des Chefs des GeneralstabeS Generalmajors Frhrn. v. Hausen und des Hauptmanns im Generalstabe v. Carlo- witz nach Annaberg. Nachdem Se. Kgl. Hoheit heute daselbst dem Manöver der 5. Infanterie brigade Nr. 63 beigewohnt, kehrte Höchstverselbe AbenvS nach Chemnitz zurück. Se. Majestät der König hat genehmigt daß der Oberlehrer an der Realschule in Chem nitz, vr. xkil. Woldemar Boehne, die ihm von Sr. Hoheit dem Herzog Ernst H. von Sachsen- Koburg-Gotha verliehene Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft annehme und trage und daß der Musikjchriststeller Adolf Bernhard Bogel zu Leipzig den ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Koburg und Gotha verliehenen Titel Professor führe. Se. Majestät der König hat den bisherigen ordentlichen Professor an der Universität zu BreSlau, vr. August Schmarsow, zum ordent lichen Professor der Kunstgeschichte und Direktor des kunsthistorischen Instituts in der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt. Mit Genehmigung Sr. Maj. deS Königs ist dem Bautechniker Heinr. Rud. Bormann in Leipzig - Lindenau für die von demselben nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Rettung eines^, elfjährigen Knaben vom Tode deS Ertrinkens im Elster-Kanal bei Leipzig-Lindenau die silberne Lebensrettungsmedaille mit der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. L. Bischofswerda, 4. Sept. Wer die Landstraße, welche unsere Stadt mit Kamenz verbindet, verfolgt, bemerkt zwischen dem „Heiteren Blick" und Rauschwitz, etwa bei dem Dörfchen Kindisch, hoch oben ein seltsame- Felsengebilde. Viele mögen schon achtlos vorübergezogen sein — und doch ist gerade jener Punkt, der Hoch- oder Sybillenstein, einer der schönsten, welcher in weitem Umkreise zu finden ist. Nur wenige Kundige suchen den Hochstein auf und laben sich an der unnennbar schönen Rundsicht und an dem Anblick deS wunderbaren FelSkolosscS, der sich, wie von Riesen auf- und übereinandergethürmt, frei auS dem dunkeln Grün des Tannenwaldes erhebt. Um aber diese Perle unserer Heimath bekannter werden zu lassen, hat der Turnverein den Sybillenstein zum Ziel der bekanntlich schon länger geplanten Zöglingsturnsahrt gewählt, an der sich 29 junge Leute, sowie auch einige ältere und jüngere VercinSmitglieder und außerdem auch Vertreterinnen des schönen Geschlechts be- theiligten. Der Abmarsch erfolgte um '/^2 Uhr. Der Weg führte nach dem Bürgerteich und dem Feldweg nach Geißmannsdorf entlang, welcher ziemlich am oberen Ende deS Dorfes auf der Landstraße ausmündet. Dieser zunächst folgend,- schwenkten die Turnfahrer dann unterhalb des „heiteren Blicks" links in den Wald ein und kamen, immer sanft bergansteigend, nach etwa 2stündigem Marsche oben an. Die Luft war außerordentlich klar und die Aussicht war präch tig. Nach längerem Verweilen wurde der Weiter marsch angetreten und gegen 4 Uhr erreichte man Forsthaus Luchsenburg, das idyllisch zwischen Wald und Wiesen in einem Thalkessel gelegen, zu einer längeren Rast wie geschaffen ist. Turnen an einem vorhandenen Reck, sowie Turn spiele aller Art verkürzten die Zeit bis bei Sonnenuntergang unter fröhlichem Gesänge der Heimweg angetreten wurde, welcher überRöderbrunn, Rammenau und Geißmannsdorf führte. Hier wurde noch eine kleine Ersrischungspause gemacht, und um i/,9 Uhr traf die muntere Schaar am Sammelplätze wieder ein, mit dem Bewußtsein sich dann trennend, einen schönen Tag verlebt zu haben. Gut Heil! Bischofswerda. Wie wir erfahren feiert den 8. Oktober der landwirthschaftliche Verein zu Demitz das 25jährigc Jubiläum seines Be stehens. Dazu sind die landwirthschaftlichen Nachbarvereine und eine Anzahl Ehrengäste ein geladen worden. Mit dieser Feier wird eine Prämiirung langgedienter Dienstboten und eine Feld- und Gartenbau-Ausstellung verbunden. Jedermann, im Vereinsgebiet wohnhaft, kann die Ausstellung beschicken. Bei dieser kommen auch Preise (bis 15 Mark) und Ehrenpreise zur Vcr- theilung. Möchten die eingeladenen Vereine sich recht zahlreich an diesem Feste betheiligen, damit der dortige sehr rührige Verein auch Freude an seinen Bemühungen erlebt. — Mit Genehmigung der in Lvrmßvliom beaustragten Herren Staatsminister soll Sonntag, den 17. September d. I., zur Förderung des Baues einer evangelisch-lutherischen Kirche zu Schirgiswalde in der Oberlausitz eine allgemeine Kirchenkollekte gesammelt werden. DaS evangel.- luther. Landeskonsistorium macht dies in der so eben auSgcgebcnen Nr. 5 seines Verordnungs blattes mit dem Bemerken bekannt, daß diese Kollekte am 10. September und am Tage der Ein sammlung selbst abgekündigt, in der sonst üblichen Weise veranstaltet und deren Ertrag an seine Cassenverwaltung eingesendet werden soll. Die Geistlichen aber werden veranlaßt, bei diesen Ab kündigungen darauf Bezug zu nehmen, daß Schirgiswalde, welches erst 1845 durch Ueber- einkommen an Sachsen abgetreten worden, bis dahin die Geschicke Böhmens auch im kirchlichen Wesen gethcilt habe, insbesondere im Reforma tionsjahrhundert eine evangelische Stadt gewesen sei und selbst eine evangelische Kirche besessen habe, später aber, als in Böhmen alles evange lische Leben unterdrückt worden, wieder katholisch geworden sei und jetzt nur etwa 500 evangelische Einwohner zähle, die für den sehnlichst gewünsch ten Kirchenbau auch bereits gegen 10,000 Mark zusammcngrbracht hätten. Da aber die projek- tirte Kirche, wenn auch auf das Einfachste ge plant, nicht allzu sehr an Würdigkeit des Baues hinter der katholischen OrtSkirche zurückstehen solle und bei aller Einfachheit über 45,000 Mk. kosten werde, so wende sich die Gemeinde an ihre evangrl. Glaubensgenossen mit der Bitte um brüderliche Hilfe, die derselben auch hoffentlich zu Theil werden wird. 7». Der sächsische Erzähler. Bette ». 18VS. — Laut Verfügung der Königlichen In spektion der Unteroffizierschule und Unter offiziervorschule dürfen in diesem Jahre aus nahmsweise auch Aspiranten, welche das vorge schriebene Alter noch nicht erreicht bez. dasselbe überschritten haben, ausgenommen werden. Dem nach können sich in diesem Jahre zur Aufnahme in die Unterosfizierschule auch Aspiranten melden, welche das 17. Lebensjahr noch nicht vollendet haben oder bereits 20 Jahre gewesen sind, sowie Aspiranten zur Unterosfiziervorschule, welche das 15. Lebensjahr noch nicht erfüllt oder das 16. Lebensjahr bereits überschritten haben. — Nach den Prophezeiungen Falb'S ist der 10. September als ein kritischer Tag 1. Ord nung anzusehen und es stehen deshalb um di,'en Zeitpunkt größere Niederschläge bevor. Das Königlich Sächsische Ministerium des Innern hat die sächsischen Gewerbe-Kammern anfgefordert, sich einzeln oder gemeinsam bis Jahresschluß über die preußischen Vorschläge zur Organisation des Handwerks gutachtlich zu äußern. — Die Rebhuhnjagd hat mit dem 1. September ihren Anfang genommen. Es sei anS diesem Anlaß den lieben Hausfrauen folgender bewährter Waidmannsspruch in Erinnerung gebracht: „Ist gelb das Bein des Huhns, gleich der Citrone, So ist'S von diesem Jahre zweifelsohne, Doch rechne davon zwei aus einen Kopf — Sie werden Dir gar sehr gering im Tops! DaS Huhn mit Beinen gelb wie Apfelsine Vor Allem Dir zum saftigen Braten diene. Bei Hellem, grauem Beine laß Dir rathen, Ein halbes Stündchen länger cs zu braten. Scheint dunkel schon des Hinterbeines Grau, So kocht's vor'm Braten erst die kluge Frau. Blaugraue Beine, Schnabel beinah' weiß, Rings um die Augen ein hellrothcr Kreis — Laß ab! Umsonst sind Speck und Fett und Butter. Derart'geHühner schenk' der — Schwiegermutter!" V. Guttau, 8. September. Zur Wiederbe setzung unserer erledigten Kirchjchulstelle sind dem hiesigen Schulvorstande die Herren Lehrer Grülling aus Luga, Jatzke aus Postwitz und Lorenz auS Pieschen zurWahl vorgeschlagen worden. Kamenz, 6. Sept. Wie der „K. W." zu entnehmen, hat eine am 3. d. in Bad Marien born-Schmeckwitz stattgesundene öffentliche Ver sammlung von Wählern deS 8. ländlichen Wahl kreises, behufs Befürwortung und Eintritt für die Wiederwahl des bisherigen Landtagsabgeord- neten Herrn Gutsbesitzer Michael Kockel in Crostwitz, welche von 99 Wahlberechtigten be sucht war, Herrn Kockel zum Landtagskandidaten proklamiert. Nachdem darauf Herr Kockel in längerer Rede seine Thätigkeit im Landtage unter lebhafter Zustimmung klargelcgt, wurde die Bil dung je eines Wahlkomitees für die Amtsgerichts bezirke Kamenz, Königsbrück und den vormaligen Gerichtsamtsbezirk Königswartha beschlossen. Herr Kockel dankte zum Schluffe noch für das ihm entgegengebrachtc Vertrauen und betonte, daß er es sich zur Ehre schätzen werde, den Kreis wieder zu vertreten. Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 7. Septbr. Durch Feuer wurden vernichtet: Mehrere Räume und viel neue Möbels deö TischlermstrS. LieSke in Zittau. — Der Ziegeldecker Müller in Neu gersdorf brach durch Sturz vom Dache beide Arme. — In Pirna hat ein Dienstmädchen ein Kind durch Streichholzkuppen zu vergiften ge sucht, doch ohne Erfolg. — Eine Mutter in Grottau ertränkte ihr 2jähriges Kind und ent floh, wurde aber erlangt und gefänglich einge zogen. — Herr Erzdechant Henke (im böhm. Grenzbezirk) Grottau erhielt das goldne Verdienst kreuz mit der Krone. — Die Herren Oberlehrer Böhm in Hainspach und Bürgerschullehrer Reichest in Schluckenau wurden zu Schuldirek toren ernannt. — In OberherwigSdorf wurde die neue Schule festlich eingeweiht. — Die Ju gend von Schönau feierte das diesjährige Ernte fest durch einen Festzug. — Großröhrsdorf feierte ein Schulfest, an dem sich 1130 Kinder bethei- ligten. — Zwischen Hainewalde und Herwigsdorf wurde eine Verbindung durch eine neue Straße hergestellt. — Zum 50jährigen Schriftsteller jubiläum des Dichters Moser sind, wie in Dres den, auch in Görlitz Festspiele und Aufführungen von Moser'schen Theaterstücken geplant und werden Vorbereitungen dazu gemacht. — Bei Einsturz der Spreebrücke zu Spremberg bei Neusalza, die beim Erntcfestzuge zu sehr belastet war, wurden mehrere Menschen, die in'S Wasser gefallen waren, mehr oder weniger, doch nicht lebensgefährlich verletzt. Die Handels- und Gewerbekammer zu Zittau hält am nächsten Mittwoch, den^lS^