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18VS. «« Der sächsische Erzähler. Geile 2 Deutsches Reich. Ihre Majestäten der König und die Königin bringen während ihres Aufenthaltes in Scheve- ningen der holländischen Malerei fortgesetzt ein reges Interesse entgegen. Am Sonnabend Mit tag besichtigte das königliche Paar die Haarlemer Gemäldegalerie und widmete der Franz-Hals- Sammlung eingehendes Studium. Mehrere Maler, u. A. der bekannte Joseph Israels, haben die Ehre gehabt, vorgestellt zu werden. Auch die niederländische Baukunst fesselt die Aufmerksam keit der Majestäten; in den letzten Tagen wurden die lieblichen Lustschlösser' der Oranier in der Umgegend von Haag beiucht. — Die Anwesen heit der deutschen Fürstlichkeiten verleiht dem Badelcbeu eine besondere Anziehungskraft. Die Kurverwaltung hat dem sächsischen KönigSpaare, der Prinzessin Heinrich von Preußen und der Frau Erzherzogin Maria Josepha zierlich einge richtete Strandzeltc, welche durch die Landes- sarben und Standarten kenntlich gemacht sind, zur Verfügung gestellt. Die Nachricht, daß Kökig Albert von Schcve- ningcn aus zu einem kurzen Aufenthalt nach England reisen und als Gast der Königin Vik toria auf Schloß OSbocne und des Herzogs von Fife in Braemar weilen werde, ist aus dem „Berliner Tageblatt", wo sie zuerst erschien, in viele sächsische Blätter übergegaugen. Wie daS kgl. Obcrhosmarschallamt bekannt giebt, ist ihm von einem Besuche des Monarchen in England nichts bekannt. Se. kgl. Hoheit Prinz Friedrich August wird in seiner Eigenschaft als Kommandeur des kgl. sächs. Schützen-(Füsilier-) Regiments „Prinz Georg" Nr. 108 zusammen mit sämmtlichen Kommandeuren der Infanterie-Regimenter und Jäger-Bataillone des XII. Armeekorps Mitte Oktober ein zweiwöchrntliches Kommando auf der Schießschule zu Spandau ableisten. Der „Kölnischen Zeitung" schreibt man aus Sachsen: „Der Entschluß des Prinzen Max der militärischen Laufbahn zu entsagen und in Eichstädt sich der Vorbereitung für den geistlichen Stand zu widmen, hat in der sächsischen Be völkerung unleugbar einen tiefen Eindruck hinter- lasscn. DaS protestantische sächsische Volk ist nun einmal iu diesem Punkte von jeher überaus empfindlich. An sich ist cS ja begreiflich, wenn einer der Prinzen eines katholischen HoseS, weil er zu wissenschaftlicher Thätigkeit besonders ge neigt und befähigt ist, hingegen dem Militär dienst keinen rechten Geschmack abgewinnen und keine innere Befriedigung in ihm finden kann, denjenigen gelehrten Studien sich zuwendet, die ihm eine hohe Laufbahn in Aussicht stellen; aber diese einfachen Erwägungen befriedigen den Forschungstrieb des sächsischen Volks nicht: man findet cS trotzdem auffallend, daß grade der bei allem seinen wissenschaftlichen Streben heitere und lebensfrohe, noch nicht 23jährige Prinz Max, an dem seine Geschwister mit großer Liebe hängen und der sich während seiner Studien in Leipzig, so oft er mit seinem Bruder Johann Georg an den studentischen Festlichkeiten Theil nahm, Aller Herzen gewann, daß gerade dieser besonders be liebte Sproß deS Hauses Wcttin der Welt ent rückt und der Kirche geweiht werden soll. So schwer es auch ist, in Vorgänge einzudringen, die sich nur innerhalb der Familie des Prinzen abgespielt haben, so flüstert man sich doch inner halb der Kreise, die sonst für eingeweiht zu gelten pflegen, die Mär zu, der junge Prinz habe eine tiefe Neigung zu einer dem deutschen Kaiserhofc sehr nahestehenden und mit ihrer Mutter iu Dresden lebenden schönen und liebens würdigen Prinzessin gefaßt, dürfe ober keine Hoffnung hegen, die aus conscssioncUcn Rück sichten sich ergebenden Schwierigkeiten zur Er- süllung seines Herzenswunsches zu überwinden, und dies habe seinen Entschluß, sich dem geist lichen Stande zu widmen, zur Reise gebracht. Wenn von Manchen dem Bischof Wahl, der durch seine kampseslustigen Auslassungen im Landtage das Mißtrauen der sächsischen Be völkerung herapsgefordert hat, ein entscheidender Einfluß auf den Schritt des Prinzen zuge- schrieben wird, so ist dies ohüe Zweifel zu weit gegangen und leere Muthmaßung. Daß der Prinz für sdie Art und Weise der Ausführung seines LebenSplans den Rath des Bischofs er beten und deshalb wiederholt mit ihm Unter redungen gehabt hat, ist so naheliegend, daß man sich wundern müßte, wenn cs nicht geschehen wäre. Von einem besonderen Einfluß des Bischofs aber zu sprechen kann nur Denen bei kommen, die keine Kenntniß davon haben, wie deutlich demselben zu erkennen gegeben worden ist, daß seine Haltung im sächsischen Landtage an höchster Stelle unangenehm berührt hat." ^V. Bischofswerda. Für die sächsische MissionSgesellschast in Leipzig, die ihr Arbeits gebiet bekanntlich unter den Tamulen in Indien und unter den Wakamba in Ostasrika hat, sind im letzten Vereinsjahr, vom 1. August 1892 bis 31. Juli 1893, im Ganzen 64 Mark gesammelt worden, nämlich 15 Mk. 32 Pf. in 7 Missions stunden, 17 Mk. 99 Pf. in S Missionsvorträgen und 30 Mk. 39 Pf. (nämlich 6 Mk. von Herrn Ed. Peisel, 3 Mk. von Herrn Philipp, 4 Mk. von Herrn U. vr. W., 17 Mk. 30 Pf. aus der MissionSbüchse deS Herrn Ed. Peisel- von ein zelnen Missionssrcunden. Die Collectc für die Mission unter den Heiden am 1. und 6. Januar wurde in diesem Jahre durch die große Kalte sehr beeinträchtigt. Sie betrug unter Hinzu nahme von 4 Mk. 50 Pf. von Herrn D. in Geißmannödorf, 3 Mk. von V. F. und 6 Mk. von den Konfirmandinnen nur 32 Mk. Gaben für die Mission unter den Heiden, welche noch für das letzte VcreinSjahr verrechnet werden sollen, sind bis spätestes 13. August an Herrn ?. vr. Wetzel abzuliejern. Für die Judenmission wird, wie alljährlich, nächsten Sonntag, den 10. nach Trinitatis, als am Gcdächtnißtagc der Zer störung Jerusalems, eine Kirchcncollecte gesammelt. An Einzelgabcn sind für diesen Zweck nur 3 Mk. von Herrn Ed. Peisel und 3 Mk. von Herrn Philipp eingegangcn. Auch für die Judenmission werden Beiträge von Herrn ?. I)r. Wetzel ent gegengenommen. V/. Bischofswerda. Die diesjährige, (46.) Hauptversammlung der Gustav - Adolf - Stiftung wird in diesem Jahre am 5.—7. September in Bremen gehalten, nachdem die bereits im vergan genen Jahr für dort geplante Hauptversammlung wegen der Choleragesahr nicht gehalten werden konnte. Von besonderer Bedeutung ist für diese Versammlung der Antrag des Centralvorstandeö: „eine besondere Sammlung zu veranstalten, be hufs Beschaffung einer JubiläumSgabc nach Stock holm für die Begräbnißkirchc Niddarholm, aus Anlaß der 300jährigen Gedenkfeier des Geburts tages Gustav Adolfs am 9. Dezember 1894." Für das gemeinsame große Liebeswerk sind drei Gemeinden vorgcschlagcn: Goral in Westpreußen, Jersitz in Posen und Troppau in Oesterreich- Schlesien. Die Festpredigten haben Herr Stadt pfarrer vr. Hasenklever auS Freiburg i. B. und Herr Hosprcdiger I)r. Rogge auS Potsdam über nommen. Eine Fahrt mit Extrazug nach Bremer haven und von dem Loyd-Dampfer nach See wird den Theilnehmern am 8. September geboten werden. Zum Abgeordneten des Bischofswerdaer ZweigvereinS ist bereits im vergangenen Jahre der Vorsitzende desselben, Herr Oberfarrer Ör. Wetzel, erwählt worden. — 4. August. (Gcbirgsvcrein.) Der hiesige Gebirgsverein unternimmt Sonntag, den 6. August, eine Tagespartie nach dem Tannen berge, 770 m ü. M., der Ruine Tollenstein, 667 m ü. M., und Haida in Böhmen. Diese Partie ist äußerst lohnend und ohne große An strengungen auszuführen, der Tannenberg mit Thurm bietet eine entzückende großartige Rund sicht, wohingegen die hochinteressante Burgruine Tollenstein eine der schönsten im Böhmerlandc ist; ein Besuch Haida's ist durch seine prachtvolle Lage sehr zu empfehlen. Die Betheiligung dürste dem Vernehmen »ach eine ziemlich zahlreiche sein. Mittwoch, den 23. August, findet der projectirte Spaziergang nach dem Silberblick und Stadtbad statt, verbunden mit Gartenkonzert und nach folgendem Tänzchen. ö. Bischofswerda, 3. August. Wie aus dem Anzcigenthcil hervorgeht, hält der hiesige Turnverein jein diesjähriges Schauturnen künftigen Sonntag, den 6. August, aus dem Schützenhause ab. Die uns vorliegende Turn ordnung nennt Freiübungen mit Stäben und Hanteln, Turnen in 9 Riegen und zwar 5 von Erwachsenen und 4 von Zöglingen, sodann Spiele und auch einen Stabrrigen. Aus letzterem, der von 54 Turnern auSgcführt wird, möchten wir noch ganz besonders Hinweisen. Außerdem findet noch künftigen Sonntag die PreiSvertheilung an die Sieger im neulich abgehaltenen Zöglingö- Wcttturnen statt. An das Turnen schließt sich Abends ein CommerS und dann, selbstredend, ein Tänzchen. Die Brudervereine der Umgegend sind, wie wir hören, eingeladcn worden und eS steht wohl ein namhafter Besuch zu erwarten. Hoffentlich macht auch der Himmel den wackeren Jüngern JahnS ein freundliches Gesicht, wie in früheren Jahren, und schickt etwas wärmere Witterung. Freunde und Gönner deS Turnens seien auf dieses kleine Fest ganz besonders auf merksam gemacht — nach unsere» seitherigen Er fahrungen können wir genußreiche Stunden ver sprechen. Gut Heil zum guten Gelingen! — Von Interesse für Händler und Fla scheu- bierlieferantcn dürste eine Dresdner Land gerichtsverhandlung gegen eine Produktenhändlerin sein. Diese besaß keine Kenntniß von den Be kanntmachungen der Brauereien, welche das Bier in Flaschen verkaufen, daß die Flaschen durch besondere Marke geschützt, lediglich Eigenthum der betreffenden Brauerei sind und keinem anderen Zwecke dienen dürfen. Aus den Flaschen ist cingeprägt, daß dieselben der Brauerei zugehören.. Eine Uebertretung dieser Kundgebung ist eine Verletzung des Markenschutzes. Die Frau machte sich einer solchen dadurch schuldig, daß sic leere Flaschen mit Etiquette „Klosterbier vom Wald schlößchen,, mit Deutschmann'schcm Bier füllte und die Flasche für 7 Pfennige verkaufte. Die Angeklagte wurde zu einer Geldstrafe von 150 Mk. vcrurthcilt, auch die öffentliche Bekanntmachung des Urthcils im „Dresdner Anzeiger verfügt. — (Wascht das Obst!) Auch in diesem Sommer sei wieder die Mahnung nahegelegt: Eßt nie ungewaschenes Obst! Durch vorherige Reinigung deS Obstes spült man Feldstaub, sein vertheilten Landstraßenstaub oder Gartendttnger, Eier von Eingeweidewürmern, große und kleine Bacillen und sonstige wenig sichtbare, aber unse rem OrganiömnS nicht gut gesinnte thierischc Lebewesen niit ab, nicht zu vergessen den Hand schweiß Derer, die die Früchte abpflückten oder verkaufen und die den Gebrauch eines Taschen tuches meist nicht kennen. V. Schirgiswalde, 4. August. An Stelle deS als ständigen Lehrers nach Radeberg ge wählten bisherigen Hilfslehrers an unserer katho lischen Volksschule, Herrn Georg Banda, ist der bisherige Vikar in Radeberg, Herr Schul- amtSkandidal Arthur Wenke, vom 6. August mit der Verwaltung dieser Hilsslehrerstelle beauftragt worden. Dresden, 2. August. Der Herr Staatö- minister vr. Schurig hat eine mehrwöchige Er holungsreise angetrcten. Dresden, 2. August. Bei dem Schieds gerichte der Versicherungsanstalt für das König reich Sachsen (Jnvaliditäts- und AlterS-Ver- sicherung) ist vom 1. August d. I. ab der Ober- RegierungSrath bei der Kreishauptmannschast Zwickau, v. Witzleben, zum Vorsitzenden bestimmt worden. Gleich einer Anzahl anderer Städte wird auch das idyllisch so schön gelegene Bergstädtchen Sebnitz ander Schandau-NiederneukircherBahn strecke das kirchliche Festspiel „Luther" in der Dichtung von vr. HanS Herrig zur Aufführung bringen. Schon jetzt, wo alle Vorarbeiten zur Aufführung deS Festspieles im vollen Gange sind, ist ein großer Erfolg dieses Unternehmens zu erwarten. Um die markige Gestalt unseres Luther, dieses gewaltigen Reformators und seine große Zeit unserm christlich deutschen Volke wieder in ihrer ganzen Größe historisch treu vor Augen zu führen, hat man weder Mühe noch Kosten gescheut, so daß das ganze Werk auf einen jeden Besucher einen gewaltigen Eindruck ausüben dürfte. Die Vorstellungen werden Mitte September ihren Anfang nehmen, also zu einer Zeit, zu welcher ein Besuch in die sächsische Schweiz mit ihrem herbstlichen Schmuck und nach Sebnitz unbedingt lohnend ist. Sebnitz, 3. August. Im Schleusengebiete nahe bei HinterhermSdorf ist seit Kurzem der seit Jahren aus dem Königsplatze befindliche „Fried rich Augustthurm" dem Besuch wieder sreigegeben worden. Dieser hölzerne AuSsichtSthurm war mit der Länge der Jahre morsch geworden^ Mittwoch, den 9. August 1893, Nachmittags 2 Uhr, sollen in Burkau (Versammlungsort: Erblehngericht) circa 77 Meter verschiedene Winterübcrzieherstoffe, circa 55 Meter Clohtfutter und circa 15 Meter grauer Anzugsstoff gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Bischofswerda, den 4. August 1893. Der Gerichts-Vollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. I. V.: Reinhardt.