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BWofswerda, den L4. Mai 18VS. zurücktratcn. Nachdem aus diese Weise die Situation geklärt ist, steht zu hoffen, daß alle Wähler, welche noch deutsch fühlen und denken, ihre Stimme dem Kandidaten der Reformpartei, Herrn Zimmermann, geben. Da neben Herrn Zimmermann nur die Herren Herzog und Postelt im Wahlkreis kandidircn, kann es nach dem Vorberichtcten keinem Zweifel nntcrliegen, nach welcher Seite hin die meisten Aussichten für einen erfolgreichen Ausfall vertreten sind." Nossen, 20. Mai. Während des Ge witters, das gestern Nachmittag über hiesige Gegend herauszog, schlug der Blitz in das Wohn haus des Gutsbesitzers Dachsel in Rhäsa und legte es in Asche. *** Todt aufgesunden wurden: Eine gutge kleidete und mit Geld versehene Fran in der Elbe unweit Kötzschenbroda; ein Gewcrbtreibender in Schreiersgrün. — Im Zcisigwalde bei Chemnitz wurde ein Soldat von einem fallenden Baume erschlagen. — Ein Buchhalter in Reichen bach i. V., Vater von 6 Kindern, hat sich aus Schwermut!) erschossen. — Die in Dresden durch Petroleum mit Brandwunden bedeckte Frau ist gestorben. — Durch Explosion bei einem Baue zu Leipzig wurde ei» Arbeiter arg verbrannt. — Der Handarbeiter Winkler ist bei LeiSnig in der Mulde ertrunken. — Ein Steinmetz in Dresden erlitt durch den Fall eines schweren Steines eine« Beinbruch. — Der 21jährige Bergarbeiter Seifert in Zwickau P ertrunken. — Der wegen Brandstiftung zu 5 JÄMz. Zuchthaus vcrurtheillc Cigarrenarbeiter Stein bach aus Kirchberg hat sich selbst entleibt. — In einem Fabrikhosc zu jChcmnitz wurde ein 3jähriger Knabe von einer großen Riemenscheibe erschlagen. — In Schnarrtanue i. V. schlug der Blitz in das Möckel'fchc HauS und erschlug eine Kuh. — Der 18jährigc Arbeiter Horning in Zwickau fand beim Neubau der Moritzkirche- durch Absturz seine» Tod. -- Herr Nagelschmied Siegel in Elterlein und Herr Webermeister Gasch in Neuhain feierten daö 50jährige Ehe jubiläum. — Das GcnesungöhauS (der inneren Mission von Leipzig) zu Lauer wurde festlich eingcweiht. — Beim 59. StistungSseste des „Orpheus" in Dresden wurde die 50jährige Angehörigkeit des KommissiouSratheS Baumgarten gefeiert und ihm die goldene VcrciuSvcrdienst- mcdaille überreicht. — Durch Feuer wurden vernichtet: Eine gestillte Scheune in Großsedlitz; die Besitzung eines SchankivirthS in Oberschlcma. Vermischtes — Vor dem Berliner Gewerbegcricht stand dieser Tage — so schreibt man der „Tägl. Nundsch." — der polnisch-jüdische Schneider meister Chaim, der eine Näherin ohne Kündigung entlassen hatte, weil sie am Charfrcitag zur Ar beit zu spät gekommen war. Im Laufe der Verhandlungen stellte cS sich heraus, daß Chaim seinen Arbeitern „freigestellt" — richtiger wohl: zugcmnthet — hatte, trotz des Gesetzes auch am Charfreitag zu arbeiten. Sie mußten hierauf, um die Arbeit nicht zu verlieren, cingchcn und sich zugleich verpflichten, sich in die Kosten eines etwaigen Strafbefehls zu theilcn! Vom Gewerbe gericht ist Chaim nur zur Zahlung einer Ent schädigung an die zu Unrecht entlassene Arbeiterin verurthrilt worden. Es liegt aber außerdem eine Nöthignug zu einer GesetzcSüberschreitung vor, die strafrechtliche Ahndung erheischt. — Karlsruhe, 23. Mai. Zwei hiesige Schutzleute wurden von Civilislen in einer be rüchtigten Straße erstochen. — Zn dem mehrfach erwähnten Schwindel mit Eiscnbahnsahrscheineu in Hamburg thcilt der „Hamb. Corr." noch mit, daß cS sich bereits um 38 verhaftete rheinländische Viehhändler und 12 Eisenbahnschaffncr handelt, die in diese un angenehme Angelegenheit verwickelt sind. Die Verhaftung der Viehhändler, denen vvrgeworsen wird, daß sic auf Rundreise-Fahrkarten gefahren sind, die von den Schaffnern niemals conpirt wurden, erfolgte in aller Stille, so daß kaum Jemand etwas davon bemerkte, bis die Vieh kommissionäre das Fehlen der vielen Viehhändler gewahr wurden. Dann stellte sich bald die Ur sache des Verschwindens der Rheinländer heraus. Auch wurden größere Summe», die' im Besitz der Viehhändler gesunden wurden, von der Be hörde beschlagnahmt. Eine in einem Fall ange- botcne Kaution in Höhe von 100,000 Mk. ist von der Staatsanwaltschaft abgelchnt worden. Diese das Tagesgespräch in den bethciligten Sachsen. — Um unliebsamen Verzögerungen vorzu beugen, sei darauf hingewiesen, daß nach einer vom Königl. Justizministerium unterm 17. März 1893 ergangenen Verordnung die Zustellung von Schriftstücken, enthaltend die Kündigung von Miethverträgen oder von Forderungen, falls der Auftrag von Privatpersonen ausgeht, von dem Gerichtsvollzieher nicht mehr auszu führen ist. AuS diesem Grunde haben die be treffenden Interessenten, falls solche die gericht liche Kündigung wünschen, sich mit ihre» An trägen und zwar rechtzeitig so, daß selbigen noch vor dem betreffenden Termine entsprochen werden kann, an das zuständige Amtsgericht zu wenden. — Wucherer werden wenig erbaut sein von einer Entscheidung des Reichsgerichts 1. CivilsenatS, die jedenfalls weitere Kreise mit Be friedigung erfüllen dürfte. Genannte Entscheidung lautet: Ein über ein wucherisches DarlehnSgeschäft ausgestellter Wechsel kann vom Wucherer über haupt nicht, auch nicht in Höhe der von ihm thatsächlich gewährten Darlehnssumme eingeklagt werden; der Wucherer kann nur die von ihm hingegebene DarlrhnSsümme aus Grund des that- fächlichen Sachverhalts zurücksordern. L6L Im August 1893 findet i» Trvppau eine Landesausstellung von Motoren, Hilfsmafchiuen und Werkzeugen für das Kleingewerbe statt. Diese Ausstellung hat insbesondere den Zweck, den Gewerbestand und vor Allem das Kleingewerbe mit den Leistungen einschlägiger moderner gewerblicher Hilfsmafchiuen vertraut zu machen. Sie soll zur Anlage von kleinen, fabriksmäßig eingerichteten Betrieben jener Gewerbe anregen, die Gefahr laufen, durch bloß handwerksmäßigen Betrieb alle Konkurrenzfähig keit einzubüßen, und den Gewerbegenossenschaften anschaulich zeigen, aus welche Weise sie zu Produktions-Genossenschaften mitMaschinenbetrieb zusammentrcten können. Programme, allgemeine Bestimmungen und Formulare für die Anmeldung, die bis spätesten- 1. Juni 1893 erfolgen muß, können durch die Kanzlei der Handels- und Gewerbekammrr zu Zittau bezogen werden. -n. Burkau, Pfingstfest 1893. Willst Du einen Einblick thun in die Kirchlichkeit einer Ge meinde und die Opferwilligkeit für Gottes Ehre so blick aus den Abendmahlstisch ihrer Kirche. Die alte Kirche hat stets aus schöne und kostbare Kirchengefäße hohen Werth gelegt, weil sie sich dessen bewußt war, daß nur das wirklich Schöne würdig sei für den Dienst des Herrn; und kani es in schweren Nothzeiten und KriegeSstürmeu vor, daß man die werthvollen Kirchengeräthc opferte und werthlosere an ihre Stelle setzte, so ging doch das Bestreben solcher Gemeinden nach Eintritt besserer Zeiten vor Allem dahin, den Verlust sobald als möglich wieder zu decken und den Altar wieder in der alten Weise durch kost bare Gesäße zu schmücken. Es darf daher mit hoher Freude begrüßt werden, daß, nachdem vor nicht ganz Jahresfrist eine nun bereits entschlafene Wittwe eine künstlerisch ausgestattete Abendmahls banne geschenkt ha», der heutige PfingstgotteSdicnst .dadurch ausgezeichnet werden konnte, baß an 'diesem Tage ein von einem hiesigen Gutsbesitzer znin Andenken an einen theuren Entschlafenen gestifteter rrichgravirter, in gothischem Stile ge haltener Abendmahlskelch eingeweiht werden konnte. Derselbe trägt in großen reichverzierten Buch staben die Inschrift: Nehmet hin und trinket Alle daraus. An der Vorderseite findet sich ein ein faches gothisches Krenz, am Fuße das Monogramm Christi und die beiden griechischen Buchstaben A und O, im Hinweis aus das Wort in der Offen barung JohanniS: Ich bin daS A und das O, der Anfang und das Ende. Diese Gabe muß :von der Gemeinde mit um so größerer Freude -begrüßt werden, als eine Verordnung der königl. KreiShauptmannschast als Konsistorialbchörde zu Bautzen die Anschaffung eines zweiten Abeud- imahlSkelcheS den Gemeinden zur Pflicht gemacht chatte, der Geschenkgeber aber hat das schöne 'Bewußtsein, seines Gottes HauS geschmückt und ssich selbst ein dauerndes Andenken in der Ge meinde gesichert zu haben. Umschau in der sächs.-prcuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 24. Mai. Durch Feuer wurden vernichtet: ein Äirthschasts- gebäude uNd Stallungen deS Gut-besitzerS Fiedler in Seeligstadt; die Gebäude des Steiner'schen Grundstückes zu Leppersdorf. — Die I7jähxige ihren Tod in der Elbe. — Der hochbetagte Mischan in Zescha fand feinen Tod durch einen entstandenen Stubenbrand. — Beim Einsturz einer Mauer in Seifhennersdorf wurde ein Maurer aus Schönborn verletzt. — Der dritte Verbandstag der sächsischen landwirthschaftlichen Genossenschaften (Molkereien, Vorschußverein re.) tagten den 23. d. in Bautzen. — Die Mücken berger Bibelgesellschaft hielt den 23. d. ein Bibel fest mit deutschem und wendischen Gottesdienste in Klötten ab. Festprediger waren die Herren Pastor Walther-Osling und Sup. Richter- Penzig. — Die Fabrikarbeiterin Ullrich aus Schönau bei Bernstadt wurde wegen KindeS- tödtung zu fünf Jahren Gefänguiß und fünf Jahren Ehrenverlust verurtheilt. — Herr Vikar Kläß iu Gersdorf ist zum Diakonus i» Eibau erwählt wordeu. — DaS 50jährige Ehe jubiläum feierte Gartenbesitzer Israel in Ebers bach.—Der konservative Verein des III. Wahl kreises hält den 24. d. in Bautzen eine außer ordentliche Generalversammlung ab. Auch werden an demselben Tage dort die wendischen Geistlichen der Lausitz tagen. — Herrn OberversicherungS- inspcktor a. D. Damm, vormals in Bautzen, jetzt in Dresden, wurde daS AlbrcchtSritterkreuz II. Klasse verliehen. — Den 20. und 21. Mai vor 80 Jahren wurden die Fluren der Lausitz Verwüster und eine große Anzahl von Dörfern vernichtet durch die entfesselte KriegSsuric. Die 2tägigc Schlacht bei Bautzen wttthcte und endete mit dem Rückzüge der Verbündeten nach Schlesien. Die Folgen jener schrecklichen Tage haben in der Lausitz über 50 Jahre nachgewirkt. Gott behüte uns vor einem ähnlichen Kriege im eigene» Lande. — 1848 wurde in Guttau aus Veran lassung des damaligen Pfarrers Herrn Rade, der jetzt in Bautzen lebt und mit dem Ritter kreuze geschmückt ist, ein landwirthschaftlicher Verein begründet, in den 62 Mitgliedern ein traten. Neulich hielt genannter Herr in einer Versammlung dort einen sehr interessanten Vor trog über die landwirthschaftlichen Verhältnisse alter und neuer Zeit. O Dresden, 22. Mai. Am Pfingstfonn- abrnd verstarb hier in hohem Alter ein unter der Juristenwclt in Sachsen weitbekannter Mann, der AppellationSgerichtSpräsident und Senats präsident a. D. Herr Eduard Ferdinand Noßkh. Derselbe begann und vollendete seine Lausbahn in 40jährigcn Staatsdiensten bei den Königlichen AppellationSgerichten. Er trat 1844 als Hilfs aktuar, 1846 als Aktuar und Hilfssekretär der Kanzlei des Appellationsgerichts Dresden ein. 1849 war er bereits Hilfsassessor bei demselben AppellationSrathSkollegium, 1851 Beisitzer des selben und 1853 jüngster AppellationSrath. Seit 1855 war er Mitglied der Prüfungskommission deS JnstizministerinmS. 1862 dienstlcistend beim Oberappellationsgericht, wurde er 1864 bereits OberappcllationSrath, seit 1869 stellvertretendes Mitglied der Kommission für Entscheidung über Kompetcnzzweifcl zwischen Justiz und Verwaltung. 1870 wurde er als Präsident deS Appellations gerichts in Bautzen berufen, 1876 Mitglied deS Staatsgerichtshofes durch königliche Ernennung, sowie stellvertretenderVorsitzenderbeimDiSziplinar- hofe. 1879 erhielt er die Ernennung zum Senatspräsidenten beim Königlichen OberlaudeS- gericht Dresden, auch wurde er 1880 Mitglied deS Kompetenzgerichtshofes. 1884 trat er in den wohlverdienten Ruhestand. Die vortrefflichen Geistes-, GemüthS- und Charaktereigenschaften des Entschlafenen sichern ihm ein bleibendes ehrendes Andenken. Seine hohen juristischen Verdienste bezeugen die hohen ihm verliehenen Ehrenzeichen, des Komthnrgrades I. Klasse des königl. sächs. CivilvcrdienstordenS und des Sachsen- Ernestinischen HauSordenS. Die Bestattung deS greisen Juristen und hohen königlichen Beamten a. D. erfolgte Dienstag, den 23. Mai, Vormittags halb 10 Uhr vom Traucrhanse, Wallgäßchcn 7, in Neustadt-Dresden. (Zur Wahlbcwegung.) Löbau. Der „Sächs. Post." schreibt: „Nunmehr haben alle im 2. Wahlkreis vertretenen nationalen Parteien zur Kandidatcnfratze Stellung genommen. Wir sind in der Lage, berschten zu können, daß nach reiflichen Ueberlegungen und um jede Zersplitte rung der Stimmen zu vermeiden, davon Abstand genommen wurde, Herrn Zimmermann einen Gegenkandidaten gegenüber zu stellen. Ganz be sonder- verdient anerkannt zu werden, daß die Herren, welche von seilen ier konservativen und nationalliberalen Partei und dem Bund ver Landwirthe in Aussicht genommen waren, bereit willigst im Interesse der gemeinsamen »Sache