Volltext Seite (XML)
ü.». i im Schneiderhandwerk sehr geschickt gewählt ist; i Venn gerade jetzt hatten die Meister mit der An- 18V«. L . ,, ,,, ..., , —,'.i . M Bischofswerda, 3. April. Zu dem in der letzten Nummer unseres Blattes enthaltenen Artikel „zur Abwehr", unterzeichnet von den Turnvereinen von Bischofswerda, Brettnig, Groß- Harthau und Hauswalde, haben wir nur zu be merken, daß durch unser Referat über die betr. Reformvereinsversammlung in HauSwalde keineS- .wegS die betr. Turnvereine „der Verfolgung politischer Ziele und zwar im sozialdemokratischen Sinn bezichtigt werden/', im Gegentheil sollte dasselbe nur den Zweck^haben, die Turnvereine aus die genannten Vorkommnisse in ihrem eignen Interesse aufmerksam zu machen. Alle übrigen in oben bezeichneter Erklärung enthaltenen Schluß folgerungen fallen somit von selbst fort. Die „Dresdner Nachrichten" schreiben über diesen Gegenstand Folgende«: „Ein neuer Streit um die Politik in Turnvereinen hat sich gelegentlich einer Versammlung nationaler Wähler in HauS walde entspannen, welche durch Sozialdemokraten in tumultuarischer Weise gestört wurde. In einem Referat über diese Versammlung bemerkt der „Sachs. Erzähler": „Es muß hierbei ausge sprochen werden, daß, wie vor wenigen Wochen in Harthau, so am vergangenen Sonntag in Hauswalde es Mitglieder von Turnvereinen waren, welche offen als Sozialdemokraten auf traten, und es liegt jedenfalls im eigenen Inte resse dieser Vereine, wenn sich dieselben das bis her genossene An'ehen und die ihnen gewidmeten Sympathien erhalten wollen, hierauf ein wach sames Auge zu richten." In einer „zur Ab wehr" erlassenen Berichtigung erklären nun die Turnvereine von Bischofswerda und Umgebung, „daß den Turnvereinen hier wie allerwärtS Mit glieder aller politischen Parteien angehören, können wir nicht hindern, da kein Mitglied wegen seiner politischen Meinung, die er außerhalb des Ver eins bekundet, gemaßregelt werden kann — eben darum, damit keine Politik in den Verein ge tragen werden soll?" — Diese Ausfassung dürfte denn doch etwas irrthümlich sein. Denn wenn auch die Turnvereine nicht Politik treiben sollen, so ist es doch ihre Pflicht, Elemente, deren Ziel ausschließlich der Umsturz der bestehenden Ordnung, die Unterwühlung von Thron und Altar ist, aus ihrer Mitte fernzuhalten. Die Turnerschast anderwärts, d. h. die außerhalb des Kreises Bischofswerda, dürste denn auch da für danken, sich von der Sozialdemokratie ge wissermaßen als eine für ihre Zwecke nützliche Organisation ansehen zu lassen." — 4. April. In der Nacht vom 1. zum 2. Osterfeiertag haben in der hiesigen Umgebung zwei Schadenfeuer stattgefunden. In Großharthau brannte VrH Uhr das Wohn haus der Frau vcrw. Venus total ab, wobei auch eine Ziege nmgekommen ist. Gegen >/,4 Uhr brannte das alte Wohngebäude, sowie ein Trockenschuppen der Kauserschen Ziegelei total nieder, ohne daß irgend etwas gerettet werden konnte. Auch in Elstra soll ein Schadenfeuer stattgefunden haben. — Anfang April treten nicht selten auf fallend warme und schöne Tage ein. Nach den alten Wetterbüchern jedoch ist eine schnelle Ent wickelung des GewächSreichcS, zumal der Blüthen, innerhalb der ersten 10 Tage dcS Aprils kein gutes Zeichen für die künftige Witterung und läßt insbesondere schwere Nachtfröste erwarten. Trübe, regnerische, jedoch milde Tage im Anfang des Monats haben meist Heiterkeit und Wärme am 9., 10., 11. und 12. zur Folge. An diese reihen sich jedoch alsdann meist stürmische und kalte Tage vom 13. an. Die Nachtfröste, welche nach der ersten Regel zu erwarten sind, stelle» sich gewöhnlich am 23. und 24. und zwar dann am Gewissesten ein, wenn bis dahin die Gehölze schon grün sein sollten. Starker Schneefall im April ist fast ohne alle Ausnahme Vorzeichen eines ungünstigen, nassen, ost äußerst rauhen und kalten Mai, zuweilen sogar eines nassen und kalten JahreS überhaupt. — Eine tiefeingreifende Aenderung wird sich in der nächsten Zeit in den Grundsätzen voll ziehen, welche bisher bei den staatlichen Behörden in Bezug auf die Anstellung und Beförderung der Bureaubeamten ohne höhere Vorbildung - der Expedienten im weiteren Sinne — zur Anwendung gekommen sind. Auf Grund einer im Finanzministerium bearbeiteten Denkschrift sind folgende Festsetzungen getroffen worden. Die Expeditionsbeamten bei den Behörden im Bereiche de» Finanzministeriums, des Kultus ministerium», des Justizministeriums und de» Ministerium» de» Innern werde» künftig in drei Gruppen eingetheilt. Die zur untersten Gruppe gehörigen Beamten behalten den Titel „Ex pedienten". Für die Anstellung der Expedienten scheinen indessen hierbei eine Rolle gespielt zu hüben. Ueber die Sache selbst berichtet ein Barcelonaer Telegramm' lakonisch, daß daselbst am 28. März Kundgebungen der Studenten stattgesunden hätten, infolge deren cS zu Exzessen gekommen sei, bei welchen 9 Studenten schwer und 60 leicht verwundet worden seien. Fürst Ferdinand von Bulgarien hat sich von seiner jüngsten nicht ungefährlichen Er krankung nahezu wieder vollständig erholt. In dessen ist es doch fraglich geworden, ob eS noch bei dem für die Vermählung des Fürsten mit der Prinzessin von Parma angesetzten Termine sein Bewenden haben wird. Allerdings richtet man sich aber in Sofia anscheinend schon auf die bevorstehende Feier des Hochzeitsfestes ein. Der bulgarische Finanzminister Sallabaschew ist in Wien eingetroffen und zwar in Ausführung des Hochzeitsgeschenkes, welche» Bulgarien der künftigen Gemahlin des Landesfürsten darbringen wollte, so versichert wenigstens eine Meldung aus Sofia. Die Nordamerika ner scheinen sich auch nach dem Präsidentenwechsel mit der wiederholt ange- kündigtcn Revision der Mac-Kinley-Bill nicht beeilen zu wollen. Erst im kommenden Sep tember will, wie eine in London eingegangene Meldung aus Sofia besagt, Präsident Cleveland den Kongreß behufs einer Erörterung über die Paßlichkeit einer Revision des jetzigen Zolltarifs der Union einberufen. Zu dem angeblich bevorstehenden Wechsel im preußischen Kriegsministerium meldet die „Mil. Pol. Korr.": „Wir erfahren, daß ein Gesuch des Kriegsministers, Generals der Infanterie von Kaltenborn-Stachau nm Entlassung aus dem Amte als Kriegs-Minister, dessen Veranlassung übrigens mit der Miltärvorlage in keinem Zu sammenhänge stand, nunmehr von Sr. Majestät dem Kaiser in Gnaden abgelehnt ist." AuS Mannheim wird dem „B. T." gemeldet: Schießversuche auf Dowcpanzer, welcher gesunden Schweinen angchängt wurde, werden der „Köln. VolkSztg." zufolge mit dem Lebelgewehr fort gesetzt. Es sind etwa neun Lebelgewehre in Deutschland vorhanden. Die Reidelsche Erfin dung besteht vermuthlich wesentlich aus Kork. Die von dem Rabbiner vr. Rahmer in Magdeburg herauSgcgebenc „Israelitische Wochenschrift" giebt ihren jüdischen Lesern den Rath, bei einer Auflösung dcS Reichstages nur solchen Kandidaten die Stimme zu geben, die sich für die Militärvorlage erklären, damit die Juden nicht als „erklärte Feinde der Regierung" austreten. Die „VolkS-Ztg." bemerkt dazu: „Wir wissen nicht, ob irgend Jemand durch irgend einen verrückten Rath den Juden mehr in den Augen der Welt schaden könnte, als eS die Israelitische Wochenschrift" durch ihren Vorschlag thut. Denn wenn das Rabbinerblatt meint, die Juden müßten ihr Urtheil bei einer militärischen Vorlage „abhängig machen von „religiös-politischen Erwägungen (!) und wenn die „Israelitische Wochenschrift" ferner schreibt, die Rücksicht auf die Selbsterhaltung (!) und die Pflicht, die Juden vor Schaden zu wahren, zwingen dieselben, der Re gierung entgegenzukommen, so hat die freikonser vative „Post" recht, wenn sie aus dieser angst- meierlichen Kannegießcrpolitik als deS Pudels Kern die Meinung herauSschält: also nicht aus nationalen Erwägungen wird das Eintreten für die Militärvorlage empfohlen, sondern aus Angst um das „Ich". -- Wenn doch die Rabbiner sich nicht als politische Vormünder der Juden ausspiclen wollten! — Zu dem Artikel in der „Israel. Wochenschr." bemerkt der sozialdemo kratische „Vorwärts": „Aus diesen Kundgebungen erhellt, daß daS Geldjudenthum aus Heller Angst vor den Antisemiten zu jedem Dienste für die Regierung zu haben ist. Da nun bis jetzt nur die Konservativen, die kraft ihres Tivoli-Pro- grammS geborene Judenfresser sind, und die Antisemiten rückhaltlos für die Militärvorlage eintreten, so erleben wir daS ergötzliche Schau spiel, daß die von schlotternder Furcht vor den Stöcker, Ahlwardt, Pickenbach, Hammerstein ge schüttelten Juden unverfälschten Antisemiten ihre Stimme geben. So geht es den Geldjuden wie : jenem Propheten des alten Bundes, der auSge- zogen war, den Kindern Israels zu fluchen, auf dessen Lippen aber sich die Verwünschungen in Segenssprüche verwandelten. Herr Rickert, der seinen Judenschutz mit dem Eifer einer brütenden Henne auSübt, sieht sich in seinen deutschsrei- sinnigen Hoffnungen enttäuscht, nun die hebräischen Kapitalisten sich offen bekennen als der borussischen Reaktion demüthige Schutz- und Kammerjuden." In Berlin ist ein Streik der Schneider- -gesellen «»»gebrochen. Man wird gestehen müssen, idaß der.Zeitpunkt für eine Arbeitsniederlegung n gerade jetzt hatten die Meister mit der An fertigung von EinsegnungS- und Feiertagskleidern die Hände voll zu thun. Gleichwohl sind die JnnungSmeister zu dem sehr vernünftigen Ent schlüsse gelaugt, die Forderungen der Streikenden nicht zu bewilligen, also mit den Ausständigen den Kampf aufzunehmen. Anders handelten die Kleidcrmagazininhaber, diese — insbesondere solche, die sich in jüdischen Händen befinden — bewilligten alsbald den von der Streikkommission aufgestellten Tarif und, zwar, wie wir anzunehmen allen Grund haben, infolge von Konzessionen, die ihnen von den sozialdemokratischen Streikführern gemacht worden sind. Bei der Bewilligung dcS erhöhten Tarifs hoffen nämlich die Kleider magazininhaber sowohl als auch die Schneider gesellen und vor Allem natürlich die Sozialde mokraten,gute Geschäfte zu machen. Die Schneider meister, denen an sich schon die Magazine daS Lebenslicht auSzublasen bemüht sind, werden durch das Hand in Hand gehen der Sozialdemokratie mit den Magaziniers völlig lahmgelegt; der „Vorwärts" fordert die „Genossen" auf, nur in den letzteren ihren Osterbedars zu kaufen, und veröffentlicht eine Liste der betreffenden Kleider läden. Die Handwerker sollen also regelrecht boykottiert werden. Es kann nicht schaden, auf dieses Beispiel planvollen Vorgehens behufs Ver nichtung der Selbständigkeit der Handwerksmeister ausmerffam zu machen. Viele Kleinmeister sind blind genug, sich der Sozialdemokratie in die Arme zu werfen, weil sie ihren heuchlerischen Versprechungen glauben. Wohin die Sozial demokratie aber das Handwerk führen will, zeigt ihr Hanv in Hand gehen mit den jüdischen Kleiberhändlcrn. Eine Partei, die in der That den Arbeitern, in diesem Falle also den Schneider gesellen, nützen will, muß bestrebt sein, den Meistern dir Möglichkeit zu verschaffen, daß diese höhere Löhne zahlen können. Statt dessen schwächt die Sozialdeinokratie daS Handwerk und kräftigt den — bekanntlich durch Anstellung von schlechtbezahlten Mädchen die Gesellen schwer schädigenden — Magazinhandel, der, sobald das Geschäft gemacht ist, gar nicht zögert, den Lohn der Gesellen zu drücken oder sie aus die Straße zu Wersen. So vertritt die Sozialdemokratie die Handwerksgesellen! . Paris, 3. April. Infolge der Weigerung Poincarö'S, daS Finanz-Portefeuille zu über nehmen, begab sich Mölinc zum Präsidenten Carnot und theilte demselben mit, daß er von der Mission der Kabinetsbildung zurücktrete. Carnvt wird nunmehr mit Casimir Pörier kon- seriren. Pari», 3. April. Der Präsident Carnot bot Dupuy, dem Unterrichtsminister eines früheren Kabinets, die Bildung des Ministeriums an. Dupuy nahm den Auftrag CarnotS an. London, 3. April. Den „Daily NewS" wird aus Konstantinopel gemeldet, daß der dortige diplomatische Agent der Vereinigten Staaten von Nordamerika eine Protest-Note an die Pforte gerichtet habe, weil ein mit dem Siegel des amerikanischen Konsulats versehener Brief aus Armenien erbrochen worden sei. — Demselben Blatte zufolge sei die Erregung der Muselmannen gegen die Armenier in Cäsarea sehr groß, 250 Armenier seien ins Gefängniß gesetzt worden. Sachsen. Bischofswerda,3. April. Am vergangenen Sonnabend, den 1. April, dem Geburtstag unseres Ehrenbürgers Fürsten Bismarck, wurde von dem Rath und Stadtverordneten ein herz licher Glückwunsch telegraphisch abgesandt. Das RathhauS und Amtsgericht, sowie viele Privat gebäude hatte» Flaggenschmuck angelegt. Der Männeraesangverein „Liedertafel" brachte am Bismarckdenkstein in der Schulpromenade dem Altreichskanzler durch Darbietung des Liedes „DaS treue deutsche Herz" eine erhebendeOvation dar. Der Markt war Abends durch GaSpyramide festlich erleuchtet. Bischofswerda, 3. April. Mit Schluß des Schuljahres hat wiederum eine treue Lehrer- thätigkeit ihren Abschluß gesunden. Herr Ober lehrer Emil Kneschke, welcher 42 Jahre lang seine Kraft unfern« Schulwesen gewidmet, ist mit dem 24. März in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Die Schule verliert in ihm eine vor zügliche Kraft, welch' letztere er derselben in selbst losester und erfolgreichster Weise gewidmet. Der Dank unserer ganzen Schulgemeinde ist ihm für alle Zeiten gesichert. Wir fügen noch den innigen Freundeswunsch an, daß rin langer heiterer Lebensabend in rüstiger Gesundheit deS Leibes und Geistes dem Scheidenden beschieden sein möge.