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Sachsen. -n. Bischofswerda. Als die ersten deut schen Lutherbibeln in die Kreise des Volkes sich verbreiteten, da zeigte sich ein wahrer Heißhunger nach dem Worte Gottes und unzählige Häuser Wurden zu Predigtstätten des Evangeliums. Wo sind Bibelleser wie damals heute zu finden? Wieviele kennen keine Morgenandacht, keinen Abendsegen, kein Tischgebet mehr. Und doch haben wir heute neben der so billig gewordenen Bibel eine reiche Zahl guter Andachtsbücher, die es jedem Hausvater, jeder Mutter erleichtern, christliche Andachten in ihren Häusern einzufiihren. Freilich sind unsere AndachtS- und Predigtbücher immer noch etwas theuer. Spengler'S Pilger stab, Stark'S Andachtsbücher, Thomas a Kenipis, Arndt's wahres Christenthum und Paradiesgärt lein u. s. w. oder Gerock's, Hosacker's rc. Predig ten sind vielfach verbreitet, aber der hohe Preis macht es doch Vielen schwer, sich diese anzu schaffen. Da sei nun hingewiesen auf ein lange noch nicht beobachtetes Unternehmen, die Pfennig predigten des Vereins für innere Mission. .Sie sind zwar zunächst für sonntagslose Leute ge schrieben und werden in gleicher Weise, wie die Stöcker'schen Predigten in Berlin, massenweise an Bahnbeamtc, Droschkenkutscher, Dicnstleute u. A. verbreitet; aber wieviel Kranke, die nicht in's Gotteshaus gehen können, wieviele, die noth- wendig zu Hause bleiben müssen, wenn die übri gen zur Kirche gehen, wie junge Mütter, Pfleger und Pflegerinnen, würden gern ihre Predigt daheim lesen, und endlich wieviele christliche Männer und Frauen rufen sich gern die am Morgen gehörte Predigt durch Lesen einer solchen über denselben Text am Abend noch einmal in'S Gcdächtniß und Herz zurück. In Bischofswerda sind diese Predigten das Stück zu 1 Pfennig bei Herrn Kaufmann Herrmann Hanisch jun. zu be kommen, wer 13 Pfennige daS Vierteljahr zahlt, kann sich dort jeden Sonntag seine Predigt holen; für 52 Pfennige jährlich erhält man jeden Sonn tag des JahreS seine Predigt und setzt man dies vier Jahre lang fort, sammelt die Predigten sorgfältig und läßt sie sich dann binden oder heftet sie sich selber, so hat man für nur 2 Mk. 8 Pf. vier Jahrgänge Predigten über sämmtliche Perikopcn der sächsischen Landeskirche. Fürwahr ein billiges und doch so reichhaltiges Prcdigtbuch. Landgemeinden wollen die Predigten bei ihren Pfarrern bestellen, um Herrn Hanisch die Ver breitung zu erleichtern. In Großdrebnitz und Burkau hat diese Predigtverbreitung großen Um sang angenommen; wer noch kein Predigtbnch besitzt, mache ja von dieser bequemen und billigen Erwerbung dieser Predigten Gebrauch. — Mancher Londwirth, dessen Sohn die Volksschule oder eine andere Lehranstalt zu Ostern verläßt, sieht sich vor die Frage gestellt: Wie bilde ich meinen Sohn zu einem tüchtigen Landwirth aus? Die bisherige Art, die jungen Leute nur in die eigene Wirthschast zu nehmen, ihnen die bisherige Betriebsweise zu lehren und ihnen Fertigkeiten in den praktischen Handgriffen beizubringen, genügt nicht mehr. Der Landwirth bedarf heute unbedingt mancher fachlicher Kennt nisse zur Ausübung seines Berufs. Diese aber «müssen in der landwirthschaftlichen Fachschule erworben werden. Verläßt daher ein Jüngling die Schule, so trete er, nachdem er vorher die wichtigsten Handfertigkeiten im Landwirthschafts- betrieb erlangt hat, in eine landwirthschaftliche Schule ein, welche wir in Deutschland nun in , allen Kreisen finden, um sich die nöthigsten fachwissenschaftlichen Kenntnisse zu erwerben. Hat er eine solche landwirthschaftliche Fachschule mit .Fleiß durchgemacht, dann wird er, wenn er arbeitsam und sparsam ist, seinen Beruf mit viel größerem Erfolg ausüben, da er in Allem sich der Gründe seines Handelns bewußt wird und nicht mehr bloS nachahmt. Wer sich in Fragen der Pflanzenkultur, der Düngung, Fütterung, Züchtung, der Milchwirthschast u. s. w. auf wissenschaftliche Grundlagen zu stellen vermag, der wird sich, rasch orientiren und viel eher das Richtige treffen, als derjenige, welcher der ent sprechenden Kenntnisse entbehrt. Manche Land- wirthe scheuen die Kosten, die der Besuch einer landwirthschaftlichen Fachschule verursacht und bedenken nicht, daß die Mittel, welche auf eine gute Ausbildung der jungen Leute verwendet, wenn sie sonst brav sind, die reichsten Zinsen tragen. — Die Ziehung der 3. Klasse der 123. Mnigl. sächs. LandeS-Lotterie findet am 6. und Mürz statt. Mit. Bei der Einfuhr in die Türkei müssen Felle, Häute und sonstige Thierabsälle (Knochen, Hörner u. s. w.), josern fix nicht bearbeitet sind, von amtlichen Ursprungszeugnissen begleitet sein; andernfalls werden sie in sämmtlichen türkischen Häsen zurückgrwiesen, Diese Ursprungszeugnisse werden nur dann als gültig betrachtet, wenn sie unmittelbar im Versandthafen'ausgestellt sind. V. Steinigtwolmsdorf, 23. Februar. Der bisherige 2. Hilfslehrer an unserer Schule, Herr Georg Karl Wagner, wurde als ständiger Lehrer »ach Stolpen gewählt. Umschau in der sächs.-prcuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 23. Februar. Ein Geschirrführcr aus Zittau kam unter den Wagen und erlitt einen Arm- und einen Bein bruch. — Der GutSauszttgler Rieger zu Herms dorf bei Reichenau stürzte vom Gebälk auf die Tenne und wurde so schwer verletzt, daß er nach '/i Stunden starb. — Der bekannte Thierarzt und Weinschankbcsitzer Wanja in Schlucken«» ist, 80 Jahre alt, verschieden. — Durch den starken Eisgang ist bei Zöblitz eine Brücke der Neisse weggrrissen worden. — Das Bcsiythum des Spediteurs Kunath in Radeberg, aus dem 92,000 Mark Hypotheken lasteten, wurde für 50,000 Mark verkauft. Die in 13 Jahren ge machten Acsammtschulden wurden auf 275,000 Mark geschätzt. — Die Oberlausitzer Bank zu Zittau machte im vergangenen Jahre einen Ge winn von 190,940 Mk., wovon 162,000 Mk. als Dividende zur Auszahlung kommen. — Die Aktienbrauerei zu Löbau machte einen Gewinn von 172,854 Mk. Abgesetzt wurden 48,653 dl. Bier. — Herr Direktor Lämmerhirt hielt in Hohnstein einen Vortrag über Obstbaumzucht. — Die freiwillige Feuerwehr zu Langburkersdorf hielt ihr lOjährigeS Stiftungsfest ab. -- Herr Dampsdreschmaschinenbauer Klinger in Altstadt bei Stolpen hat eine Dreschmaschine fertig gestellt", die für die Ausstellung zu Chicago be stimmt ist. — Zur Gründung eines Kinderheims gaben die Herren Lehrer in Lohmen ein Kinder konzert, das von ca. 400 Personen besucht war und 134 Mk. 75 Pf. einbrachte. — Das 50- jährige Ehejubiläum feierten die Herren Fabrikant Röthig zu Löbau und Damastweber Krumholz in Großschönau. — Der Bahnbau unweit Bern stadt hat auf 3 Punkten begonnen. In Baruth und Umgegend wirkt man für Weitersührung der beabsichtigten Görlitz-Wcißenberger Bahn durch Baruth, Guttau nach Kubschütz oder Klein- welka. — Der Turnwart Hoffmann in Oderwitz wurde vom Verein mit einem werthvollen Möbel stück bcschcnkl und zwar in Anerkennung seiner Verdienste um den Turnverein. — Für 14jähr. Leitung des Gewerbevereins zu Gersdorf wurde der Vorsitzende Herr Baumeister Fuchs zum „Ehrenobermeister" ernannt. — In den 22 Parochien der wendischen Pflege mit 61,779 Seelen gab es 1892 2107 Geburten, 1563 Ge storbene, 626 Paar Getraute und 13,858 Kom munikanten, dabei 1177 Erstlinge. — Im Jahre 1892 wurden abgesendet von Löbau 15,312, von Kubschütz 11,098, von Seilschcn 27,771, von Bischofswerda 12,003, von Bischheim 13,556, von Neustadt 13,770 und von Stolpen 14,169 Krüge Milch. Löbau, 21. Februar. Gestern wurde von der Schutzmannschaft ein Durchreisender festge- nommen, der auf zwölf verschiedene Namen lau tende Legitimationspapiere bei sich führte. Außcr- derw war der Unbekannte noch im Besitze zahlreicher mit falschen Stempeln versehener Drucksormulare von Berhaltscheinen und Abmeldebescheinigungen, wie derselbe solche an legitimatiouSlosc Reisende gegen Bezahlung abgegeben hat. In Begleitung desFestgenommenen hat sich noch ein Unbekannter befunden, welcher sich seiner Verhaftung durch die Flucht und unter Zurücklassung eines unter dem 5. September 1887 von der Königl. Amts hauptmannschaft zu Kamenz ausgestellten, bis 1894 verlängerten, auf den Müllergesellen Jo hann Schneider lautenden Reisepasses, entzogen hat. Die Polizei vermuthct, daß der Festge nommene mit einem im Gend.-Blatt ost vorkom menden Jndividium identisch ist. G.Dresden, 21. Februar. Der alljährlich am hetzten Mittwoch des Februar hier abge hobene Gesäme-, Saat- und Sämerei-Markt nahm mit dem Vormarkte heute an der Frauen kirche seinen Anfang. Eingefunden hatten sich etwa 130 Firanten, darunter die größte Zahl sogen. Steckzwiebelleute. Große Zwiebeln und Meerrettig waren nur in schwachen Mengen an« gefahren. Die Preise waren größtentheils 20 bis 30 Prozent höher al» vor 1 brz. 2 Jahren, m Bischofswerda, den Februar I8VS. ein Umstand, der aus die große Trockenheit, de vorigen Jahres zurückzuführen ist. Die heute . -N gezahlten Preise — es kamen hierbei vornehmlich -'M größere Abschlüsse in Frage — stellten, sich wie folgt: per 5 Liter Steckzwiebeln groß 3 bis 4 Mk., Mittelsorte 5 bis 6 Mk., kleine Steckzwiebeln . M 6 bis 8 Mk. Saubohnen bis 2 Mk., verschiedene . > «W andere Bohneniorten 2 Mk. 30 Pfg. bis 2 Mk. M 80 Pfg. Möhrensaamen durchschnittlich 1 Mk. 70 Pfg., Gurkensaamen 14 bis 15 Mk., Runkel- rüben-Sämerei 2 Mk., Erbsen je nach Sorte 4 bis 5 Mk. Die Blumen-Sämereien gelangten ^4 ungefähr 30 bis 50 Prozent höher als im Vor jahre zum Angebot. Zwiebeln nach Gewicht , wurden bezahlt per Ccntper mit 12 bis 13 Mk., W Zwiebeln in Reihen kosteten per Schock (^- 60 A Stück) 30 und 31 Mk. Meerrettig wurde in dünnen Stangen mit 10, in stärkerer Waare bis Ä zu 20 Mk. per Schock ausgeboten und bezahlt. CS ist noch dem Ergebniß des heutigen Bor- - Marktes sogar möglich, daß Morgen im Einzel- , verkauf noch wesentlich höhere Preise erzielt werden, zumal da heute die Kauflust nicht be- sonders stark war, da verhältnißmäßig wenige Käufer sich eingefunden hatten. Dresden. Der erste diesjährige Jahrmarkt findet hier am 13. und 14. März statt. Bei' ' demselben ist das Apspacken und Auslegen von Maaren am Sonntage, den 12. März d. IS., nur während der zehn Stunden von 11 Uhr Vormittags bis 9 Uhr Abends gestattet. Das Eis von der in der Moldaumündung vorhanden gewesenen Eisversetzung hat am Mitt woch von früh 4 Uhr an bei einem Höchstwasser stande von 231 em über Null Dresden passirt. Nach den bis jetzt cingegangenen Nachrichten auS Böhmen ist aus der Moldau, Jser und Keinen Elbe eine geringe Zunahme deS Wassers zu verzeichnen, auf der Eger und Elbe (bei Leit- meritz) aber Fall eingetreten. Es ist demnach zur Zeit ein gefahrdrohendes Anschwellen der Elbe nicht zu besorgen. Depeschen gingen noch ein auS: Melnik: Wasser von Dienstag Nach mittag 4 Uhr bis Mittwoch früh 7 Uhr von 243 auf 250 em über Mull gestiegen; auS Tetschen: Wasser von Dienstag Abend 9 Uhr bis Mittwoch früh 8 Uhr von 325 auf 300 em über Null gefallen. Nach Angabe deS LandeSkulturratheS zu Prag sollte am Donners tag Abend in Dresden ein Wafferstand von 240 cm über Null zu erwarten sein. Dem „P. A." wird aus Loschwitz bei Dresden berichtet: „Dem wunderlichen Heiligen Heinrich Scham alias Heinrich Pudor scheint der Boden ans seinem idyllischen Landsitze „Lug in's Land" in Loschwitz infolge seiner Schrift „Nackende Menschen" etwas heiß geworden zu sein. Wie man mittheilt, soll der originelle Jünger Johannes Guttzeit's den Wanderstab ergriffen haben und nach England oder nach einer anderen Mit theilung nach Italien geflüchtet sein. „Lug in's Land" soll verkauft und die Möbel deS ehe maligen Loschwitzer Diogenes eingepackt fein. Jedenfalls hat die Polizei dem exzentrischen Herrn in letzter Zeit arg zu schaffen gemacht." Wurzen. Einem echten Spitzbuben ist nichts heilig; so hat ein HändwerkSbursche auS der hiesigen Polizeistube den Stadtstempel ge stohlen und damit daü Weite gesucht. Hohenstein. Wahrscheinlich infolge Brand stiftung ist die zum Schützenhause gehörige, vor zwei Jahren neu erbaute große Halle, die zu Tanzvergnügungen und als Turnhalle benutzt ward, vollständig eingeäschert worden. Die deutsche Turnerschast hat von dem nordamerikanischen Turnerbund eine äußerst herz liche Einladung zu dessen 2Y. Turnfeste erhalten, welches vom 21. bis 26. Juk( zu 'Milwaukee im Staate Wisconsin stattsrndet. Die Einladung schließt mit den Worten: „Es ist Euch Allen bekannt, daß die große Weltausstellung zu der selben Zeit in Chicago stattfindet und so kann Euer Besuch unseres Festes mit dem der Welt ausstellung verbunden und doppelt genußreich gestaltet werden. Darum, wrrthe Turner, aus nach Chicago und Milwaukee! Beweist durch Eure Gegenwart, daß das Motto: „ölons sana . in oorporo sano" für alle Nationen dieselbe wichtige Bedeutung hat.*.,« . , ' Todt ausgefunden wurden: In, einem Teiche bei. Zschecknitz die 16jährige Lina Vogel Z auS Kreischa; in einer mit Wasser gefüllten ' > Kiesgrube bei Gommern ein Uhrmacher auS Dresden; ein Buchhalter in Leipzig; ein Unbe« '< kannter am Lugberae; zwei ertrunkene Knaben bei Schneeberg. -- Ein Wagenrücker in Chem nitz wurde Überfahren und getödtet. — In Em»-