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i. nahezu fertiggestellte Gesetzentwurf über die elek trischen Anlagen. Auch nach der vorläufigen Erledigung der letztgenannten Vorlagen stünde dem Reichstage noch reichliches Atbeitsmaterial zur Verfügung, wie die ersten Lesungen der Ent würfe, betr. den Verrath militärischer Geheimnisse und betreffend das Auswanderungswesen, und die verschiedenen Novellen zu den Militärpensions gesetzen, außerdem erwarten den Reichstag wiederum mancherlei Initiativanträge. Schließlich rückt dann auch die Zeit der zweiten Lesung deS „Ge setzes Heinze", sowie der Spezialberathung des Etats heran, so daß der Reichstag bis zum Be ginne der zweiten Lesungen der Militärvorlage und der Steuervorlagen zweifellos genügenden Arbeitsstoff zu bewältigen hat. „Reichsschutzjuden??", so überschreibt die freisinnig-demokratische „Volkszeitung" eine» Leitartikel, worin sie zunächst mittheilt, daß der Vorstand der jüdischen Gemeinde in Berlin sich mit der Idee trage, sich mit einer Petition an den Kaiser zu wenden, um Namens der deutschen Juden dessen Schirm und Schutz anzuflehen gegen die Ausschreitungen deS Antisemitismus: „Ob die Petition durch die Post übersandt oder von einer Deputation überreicht werden soll, darüber sind sich die Urheber deS Planes, als welche man uns die Herren Justizrath Meyer, Kommerzienrats) Goldberger und Geh. Kommer zienrats) Herz nennt, anscheinend noch nicht einig." Die ganze Sache ist dann aber selbst dem ge nannten demokratischen Blatte zu stark; es schreibt: „Und wenn ihnen (den Juden) der Kaiser aus ihre Adresse eine Antwort giebt, die ihren Ohren angenehm klingt, und au der nichts zu drehen und zu deuteln ist, welche Wirkung, glauben sie wohl, wird diese Antwort auf die Antisemiten erzielen? Schon der Vater Kaiser Wilhelms H. hat den Antisemitismus in schärfster Weise verurtheilt. Hat das aber verhindern können, daß ein Stöcker, ein Pickcnbach, ein Böckel, ein Ahlward deutsche Reichstagsabgeordnete wurden? Ist der Antisemitismus infolge jenes Urtheils irgendwie zurückgegangen? Kann das Wort eines Monarchen politische Parteien vernichten? Oder wollen die Herren Meyer, Goldberger und Herz, daß die verfassungsmäßigen Rechte der Antisemiten eingeschränkt werden? Das wäre doch das bedenklichste und verfehlteste Mittel, ihren Ausschreitungen zu steuer»! Eine Art Wiederbelebung deS „Schutz- uud HosjudenthumS" ist das Thörichste, waS die Juden selbst erstreben können. Wir hoffe» daher im öffentlichen In teresse und damit im Interesse unserer jüdischen Mitbürger selbst, daß die deutschen Juden dem Vorstande der Berliner jüdischen Gemeinde ganz entschieden das Recht bestreiten werden, in ihrer aller Namen zu spreche» und einen politischen Schritt zu thun, der sich in seinen möglichen Folgen an den Juden selber bitter rächen könnte!" Eine sensationelle Meldung bringt der sozia listische „Vorwärts" in Berlin. Er veröffent licht nämlich 100 angebliche WelfensondSquittungen und bringt auch die Namen der Ouittirenden, darunter auch Namen von Zeitungsredaktcuren und bekannten Parlamentariern. Das Blatt stellt noch weitere Eröffnungen in der Angelegen heit in Aussicht. Es wird sich ja wohl bald zeigen, welche Bewandtnis; cs mit diesen sensatio nellen Behauptungen hat. — Die „Nat.-Ztg." meldet darüber: Nach einer uns zugehcndcn Mittheilung wird in Regierungskreisen ein vom „Vorwärts" veröffentlichtes Verzeichniß von 100 Quittungen aus dem WelfenfondS als eine Erfindung bezeichnet und bemerkt, daß Quit tungen über die Zahlungen aus dem Welsen fonds überhaupt niemals cxistirt haben. Die langwierigen deutsch-russischen zoll politischen Unterhandlungen haben gerade zum Jahreswechsel ein erst greifbares Ergebniß ge zeitigt. Wie man aus Petersburg offiziös meldet, sind Deutschland und Rußland überein gekommen, bis zum 1. April 1893 gegen ein ander keine Acnderung ihres Zollsystems vorzu nehmen, wobei anscheinend von beiden Seiten stillschweigend vorausgesetzt wird, daß die schweben den Verhandlungen bis zu genanntem Zeitpunkt zu einem Abschlüsse gelangen. Noch in: AuSgange deS alten Jahres ist im Saarrevicr der angckündigte Bergmannsstreik auSgebrochen. Die Mannschaften der zur ersten Inspektion gehörenden fiskalischen Gruben streiken fast sämmtlich, die Stimmung unter ihnen ist eine sehr erregte, sie hat sich bereits in mehr fachen Exzessen Lust gemacht, viele Streikende sollen mit Revolvern versehen sein. Zur Charak teristik dieses Ausstandes fei bemerkt, daß der tägliche Durchschnittslohn eines HäuerS in letzter Zeit 4,55 Mk., derjenige sämmtlicher Bergleute 3,90 Mk. betragen hat. Die Bergarbeiter des Saargebietes sind also die bestbezahltesten. in ganz Deutschland, so daß von Noch und ge« drüaten Löhnen bei der Bergarbciterschaft an der Saar gewiß nicht gesprochen werden kann, wenngleich die Führer des Ausstandes behaupten, die Bergleute seien aus genannten Ursachen zur Arbeitseinstellung veranlaßt worden. Eine Aus sicht auf Erfolg besitzt der Streik nicht im Mindesten, so daß der Verdacht nahe liegt, er sei von seinen Urhebern weniger anS wirthschaft- lichen Gründen, als vielmehr aus politischen Erwägungen ins Leben gerufen worden. Ahlwardt wurde am Freitag ans dem Gefängniß Plützensee beurlaubt, um dem Be gräbnisse seines Schwiegervaters beiwohnen zu können. Zum neuen spanischen Botschafter in Berlin ist Mendez Nigo ernannt worden; die Königin- Regentin Christine unterzeichnete bereits das Ernennungsdekret. Der Wechsel in der Besetzung des spanischen Botschastcrpostens vom Berliner Hofe hängt mit dem in Spanien stattgesundenen KabinetSwechsel zusammen. In Oesterreich-Ungarn steht ein finan zielles Vorgehen in Sachen der Valutaregulirung unmittelbar bevor. Es haben in Wien dieser Tage wiederholte Konferenzen der beiderseitigen Finanzminister unter Hinzuziehung der Vertreter der Rothschild-Gruppe stattgesnnden und sollen hierbei Beschlüsse betreffs der gleichzeitigen Gold- rentenauSgabc und der Vornahme der nothwcndigen Konversionen gefaßt worden sein. Hiermit würde die vom österreichischen und ungarischen Parlamente schon vor Monaten gutgcheißene Valutaregulirung ihre erstmalige Umsetzung in die Praxis erfahren; bis zur vollständigen Durchführung dieser für die gesammte Volks- und Finanzwirthschast des habsburgischen Doppelstaates so wichtigen Operation werden indessen noch mehrere Jahre vergehen. In Italien streiten sich Rudini und Crispi nebst ihrem engeren Gefolge über die Dreibunds politik der italienischen Negierung in recht un günstiger Weise herum. Der ganze Streit ist von Herrn Crispi vom Zaune gebrochen, offen bar, um den Italienern erneut in Erinnerung zu bringe», daß er der kommende Mann sei. Die Rückkehr Crispis auf den Premierminister posten Italiens in vielleicht schon naher Zeit ist allerdings nichts weniger als unwahrscheinlich; wie er sich alsdann mit seinen jüngsten sonder baren Auslassungen über den Dreibund abfinden wird, daraus darf man freilich einigermaßen gespannt sein. Mit dem ersten Tage des neuen JahreS ist nunmehr der wirthschaftliche Krieg zwischen der Schweiz und Frankreich infolge der Ab lehnung des schweizerisch-französischen Handelsab kommens seitens der französischen Deputirtenkammer auögcbrochc». Schweizerischcrjeits bringt man den Generalzolltarif mit beträchtlichen Zollerhöhungen gegen das westliche Nachbarland zur Anwendung und werden von dieser Maßregel zahlreiche fran zösische Einfuhrartikel in die Schweiz so hart betroffen, daß sie einem Verbot der Einfuhr fast gleichkommt. Aber auch Frankreich rcvanchirt sich scharf gegen die Schweiz, eS bringt seinen gesalzenen Maximalzolltarif gegen eine Reihe wichtiger Erzeugnisse der schweizerischen Industrie und Landwirthschaft, die bislang in Frankreich ein weitverbreitetes Absatzgebiet besaßen, voll zur Geltung. Ob daS große Frankreich oder die kleine Schweiz eS in diesen, Zollkriege länger aushaltcn wird, läßt sich noch nicht bcurtheilen, jedenfalls herrscht schweizerischerscits eine be- merkcnswerth erbitterte Stimmung gegen die große Nachbarrepnblik und der feste Entschluß, indem aufgcdrungenen Kampfe bis zum Aenßcrsten auszuharren. Die Rückwirkung des Panama-Skandals auf die französisch-russische Freundschaft hat so eben durch den bekannten Ausfall der Peters burger „Nowoje Wremja" auf Frankreich zum ersten Male eine bezeichnende Illustration er fahren. Mit dürren Worten sagt cs das Panslavistcnblatt den Franzosen auf den Kops zu, daß sie durch ihre Panama-Affaire für Rußland erheblich an Werth als künftige Bundes genossen verloren hätten und daß man daher russischerseits den französischen Freund nicht mehr als eine verläßliche Stütze im Nothfalle betrachten könne. Welchen Eindruck diese Auslassungen des sonst so franzoseufreundlichen Petersburger Blattes in den Pariser politischen Kreisen machen müssen, kann man sich denken! ES ist darum sehr wahrscheinlich, daß die gegenwärtigen Macht haber in Frankreich in der begreiflichen Sorge, den Zukunstsverbündeten im Osten durch den Panama-Skandal ernstlich vor den Kopf zu stoßen, Alles versuchen werden, die weitere Ent- Der sächsische Erzähler. Leite ». sich z ! mit ppeluiz sich herausstellt, daß ei» 'r gerathen sei und seine Ulli AuSweisungSbefeil; wies darauf hin, daß er chalten j oskai werden den „Daily News" estcn „s dcnaustreibungcn" folgende mitgetl: werden den „Daily News" lt: Alle Geburtsscheine der aber doch aus politischen ! Unterstützung der russischen Letztere will jetzt die ge- noch energischer unterstützen der bisher bewilligten Meilen- g eineSeinmaligenRegicrungs-. >on 4.0,000 Rubel. Es geschieht spczillin Zwecke, der Gagarin'schen den Kmurrcnzkampf gegen die östcr- onaudciWfjchifffahrts-Gesellschast zu hoffe»!,« wird letztere nun ihrerseits 18»«. mdalS in harmlosere Bahnen les gelingen wird, Muß freilich Iden. — Mitten im' Panama- I Paris eine neue. Bomb en- «ch reden. Dieselbe hat in, Däude stattgefunden, glücklicher- Isonderen Schaden anzurichten. » schreibt man die That den I der anderen glaubt man, es len Racheakt eines entlassenen 8 in Paris selbst in bewegten »er sogenannte „Zuckerbäcker- Ilvcnde üblich, die stille Neber- Iden Parteien, während der mse möglichst wenig an die Ine zu rühren. Diesen Brauch keine auch diesmal gegenüber Indal hochgehalten, denn er sine scharfe neue Wendung auf, Affaire noch immer ein biS- rt wird. Aber aufgeschoben !n und vermuthlich wird der findende Wiederzusammentritt- Deputirtenkammer die Lösung I gleichviel nach welcher Seite, en. Ibeitet im europäischen Orient I, Mitteln, um daselbst seinen I Zu diesen Maßnahmen ge- Pründung der Gagarin'schen Unternehm»,, ds Gründen d Regierung nannte Ge illschaj durch Verd gelber und < ewähr Zuschusses dies zu de, Gesellschaft reichischc - erleichtern; eine finanz« le Ünteslützung vvu der österreichischen Regierung Aus N über die ne Einzelheitei Juden werr.n _ppn ar Polizei auf das genaueste untersucht, und bbä Jude nicht in M>sH geboren ist, wird er binnen 24 Stunden auhcli sen, um in seine, ost sehr entfernte Vatcrsbdt»fördert zu werden. Selbst hochbctagte Judn, >le noch unter dem Kaiser Nikolaus Soldat» Hoesen waren und Pensionen beziehen, werden dum diese Maßregel getroffen. Ein armer Jud, dr seit 30 Jahren in der Nähe des Genralp,stamteS einen Laden hält und allein mit seinj Nichte lebt, protestirte. mit Thräncn in den jAugen gegen den harten- AuSweisungSbefeil; c, wies darauf hin, daß er seine Arbeiter setS ;,t bezahlt habe, nie mit dem Gesetz in konsl Waaren doch licht ö 24 Stunden verkaufen könne. Vergeblch! . !s ist der Befehl des Czaren!" war.düeinzh: Antwort, die der Polizei kommissar gab. In linem anderen Falle war ein Jude, dessei Sölnc Advokaten und Acrzte sind, gezwungen seing Waaren unter schwerem Verlusten zu vekäusct und nach Südrußland zurückzukehren. Zemaiv suchte für ihn einen Aufschub zu erivckcn, ällein auch da lautete die Antwort: „ES t der Befehl des Czaren!" Es ist sogar gefährlch, für Juden cinzutretcn, da man dann selbst -erdächugt w>rd. Eine Familie, die der Korrcspndent 'gut kennt, wurde nach Polen gesandt. Die älteste Tochter, eine talent volle Klavierspüerin, entschloß sich zur Aus wanderung nach New-Mk; sie hofft, dort den Eltern eine nee Heimath schaffen zu können. Die Mutter wr in Verzweiflung und wurde beim Abschied nt Mühe davon abgehaltcu, sich unter die RädgrdeS ZugscS zu werfen. Uebcr die nqezu ciugeschlafcne Pamirsrage kommt wieder cimal eine Meldung. Sie besagt daß das Petexburgcr Kabinet den englischen Vorschlag, cs chge eine Konferenz zwischen Ruß land, England üd China zur Lösung der Pamir frage vereinbart werden, znrückgcwicscn habe,. Rußland will .lclmehr mit jeder der beiden anderen Mächte ctrennt zu verhandeln. Die Ausständen im nördlichen Argentinien haben sich nach Anfänglichen Erfolgen über die RegierungStruppe vorläufig wieder eine Schlappe geholt. Sie grmn in einer Stärke von 1500 Mann die von k)0 Mann NegicrungStruppen besetzte Stadt Heros an, 'wurden aber unter großen BerlustcMjurückaeschlagen. Nach einer weiteren MeldnnaauS Buenos AyreS hat dw Wickelung des Ä zu lenken — oll stark bezweifelt )> Trubel macht si Explosion voi Po izeipräfektur-« weise jeo och, ohiuj Auf der einen Ä Anarchisten zu, ü handele sich um^ Polizisten. Von jeher wj politischen Zeiten frieden" zur Jah^ einkunft zwischen weihnachtlichen jchwebendm Pro! hat man an deri dem Paivma-tzl weist gegeiiwärtsl wenn auch an chen herimlgesl« ist nicht qufgehD im Janucir stl der französische,« der ganzen Krisil bald nach N u ß l!a n d bekanntlich Einfluß z, starb hört auch die „Schwarze,Meer And Donau-DampfschifffahrtS- Gesellschast^, ein Hch Außen anscheinend privates : kräfr genieß.«