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Der ES Der mit — (Das Dreigespann des Kaisers.) Große Bestürzung rief eS Sonnabend Vormittag in Berlin hervor, als das bekannte russische Dreigespann des Kaisers, mit welchem derselbe schon einmal verunglückte, ohne Insassen und Führer die Bellevuestraße entlang raste. Der Leibkutscher und ein Diener, welche rineUebungS- sahrt mit dem Gespann gemacht, wurden herab geschleudert, wobei dem Kutscher der Wagen über den Leib ging; derselbe wurde schwer verletzt vom Platze getragen. Die Pferde bluteten stark und die Troika selbst ist vollständig verbogen. Man glaubt, daß das Gespann im Dienste des Kaisers keine Verwendung mehr finden werde. — AuS Thüringen, 30. Oktober. Ein Dukatenschatz ist vor Jahren von einer Bäckers frau in Neustadt bei Koburg in einer alten, auf einer Auktion erstandenen Lade gefunden worden. Der Werth betrug ungefähr 3000 Mk. Sofort entstand die Frage: Wem gehört dieser Schatz? zumal eine Koburger Frau die fragliche Lade als ihrer Mutter einstens gehörig bezeich nete. Es kam zum Prozeß und das Gericht entschied, daß den streitenden Parteien je die Hälfte des Schatzes zuzusprechen sei. DasOber- landeSgericht Jena bestätigte später dies Uctheil, aber damit will man sich noch nicht zufrieden gebe», sondern das Reichsgericht anrufen. Was wird da schließlich vom „Schatz" noch übrig bleiben? — Berlin, 2. November. Das Eisenbahn- betriebSamt Schneidemühl macht bekannt: Am vergangenen Sonnabend, den 31. Oktober, Abends r/,9 Uhr, ist auf dem Bahnhofe Filehne infolge der Nichtbeachtung eines Haltesignals ein von Schneidemühl kommender Guterzng in den nach Schneidemühl abfahrenden Guterzng Nr. 311 gefahren. Vier Wagen wurden zertrümmert. Der Schlußbremser Büch stürzte von der Bremse des letzten Wagens herab, wurde überfahren und sofort getödtet. Weitere Personenbeschädigungen sind nicht vorgekommen. Gegen 3 Uhr Morgens wurde der Verkehr der Züge wieder ausgenommen. Infolge der sich nöthig machenden Sperrung der Hauptgeleise erlitten die Schnellzüge eine ein stündige Verspätung. — Kohlfurt, 31. Oktober, lieber das Befinden der beiden beim Kohlfurter Eisenbahn unglück verletzten, in der Klinik des Herrn vr. BötcrS in Görlitz untergebrachten Personen theilt der „N. Görl. Anz." unter dem 30. Oktober Folgendes mit: Heizer Zippel hat seit mehreren Tagen bereits das Bett verlassen. Landwirth von Koschitzky ist ebenfalls in der Lage, sich, wenn auch auf Krücken, fortzubewegen. Die er heblichen Quetschungen der beiden Oberschenkel, die er bei dem Unglück erlitten, werden sicherlich bald geheilt sein. Lokomotivführer Trenner soll sich ebenfalls auf dem Wege der Besserung be finden. Am Montag hat in der Sache Ver nehmungstermin angestanden. Als erschwerend für Trenner ist dabei sestgestcllt worden, daß er kurz vorher die Maschine verlassen und sowohl im Waldhaus wie im Bahnhofs-Restaurant war; — als mildernd, daß er schon die vierte Nacht Dienst hatte, die von ihm geleitete Maschine schwer anging nnd Wechselshstein führte, d. h. bei Vorwärtsdrehen rückwärts und bei Rück- wärtsdrehen vorwärts ging. Die Weiche war eine sogen, englische und nicht zu stellen, sie steht immer für zwei Gleise. Trenner ist ohne Auf trag gefahren, weil er die Verspätung von zehn Minuten, die der Schnellzug hatte, nicht kannte. — JnderWetzel'schen Ranbmordsache in Spandau liegt bis jetzt nichts Neues vor. Zu einem unumwundenen Geständniß seiner Schuld hat man den Raubmörder noch nicht bezwingen können. DaS von einem Berliner Blatt verbrei tete Gerücht, Wetzel habe sich im Gefängniß ver giftet, ist falsch' — Einen entsetzlichen Vorfall berichtet der „Rotth. Anz.": Soeben erfahre ich aus sicherster Quelle, daß die schon längere Zeit an Geistes störung leidende Ehefrau des Försters in Gründen, ihr dreiviertel Jahre altes Kind in der Pfanne gebraten nnd zu Mittag den Leuten zum Schrecken Aller zum Essen vorsetzte. — Saßnitz, 1. November. Vorgestern ist das fiskalische Hotelgebäude auf Stubbenkammer ein Raub der Flammen geworden. DaS Feuer verbreitete sich so schnell, daß von dem sehr werthvollen Inventar so gut wie nichts gerettet werden konnte. Verletzt wurde zum Glück Nie mand. DaS Feuer leuchtete weit überS Meer und bot ein großartiges Schauspiel. — Breslau, 30. Oktober. Die JnflMpza tritt in der Provinz Schlesien in Besoryniß er regendem Umfange auf; das Lehrerseminar in Steinau a. d. O. hat geschlossen werden müssen. — Zerbst, 30. Oktober. DerW Mörder Höpfner aus Kloster Lehmn wie s. Z. gemeldet, Mitte vorigen Mw Leipzig, 30. Oktober. Dem königlichen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts, bez. dem in nächster Zeit zusammentreten den Landtage wird von dem landwirthschaftlichen Kreisverein Leipzig ein Gesuch unterbreitet werden, welches dahin geht, daß die Schulferien für die Hundstage und für Michaelis auf zusammen fünf Wochen ausgedehnt werden und darum ent weder tz 12 des Volksschulgesetzes vom 26. Okt. 1873 entsprechend abgeändert werde oder daß die Bezirksschulinspektoren Anweisung erhalten, im Beoürfnißfalle auf Antrag des Schulvorstandes die Verlängerung der Schulferien für die Hunds tage und für Michaelis zusammen um eine Woche zu genehmigen. Begründet wird das Gesuch mit dem Hinweise darauf, daß zur Erntezeit bei dem fast allgemeinen Leutemangel und bei der an strengenderen Wirthschaftsweise die Hilfeleistung der Kinder unentbehrlich sei. Leipzig, 29. Oktober. Zu dem Berichte über die juristische Doktorprüfung Sr. königl. Hoheit des Prinzen Max ist noch Folgendes nachzutragen: Den Vorsitz führte nämlich der derzeitige Dekan der juristischen Fakultät, Geh. Rath Professor vr. Wach, der auch selbst mit prüfte. Der Erfolg der Prüfung war glänzend; alle Zuhörer waren sich klar, daß dies nur durch ernste fleißige Arbeit hat erreicht werden können. Dieser lleberzeugung lieh auch Prof. Wach am Schluffe der Prüfung Ausdruck, indem er be tonte, der Prinz habe den höchsten Anforderungen in Bezug auf Klarheit und Vielseitigkeit des Wissens genügt. 8 — Der Männergesangverein zu Karlsruhe feierte vom 24.—26. Oktober das 50 jährige Jubiläum seines Bestehens. — DaS 50 jährige Jubiläum feierte der bekannte Schauspielunter nehmer Herr Neßmüller in Uhlenhorst bei Ham burg und der Waldarbeiter Wenzel iu Werms dorf. — Die Aktiengesellschaft für Eisenindustrie und Brückenbau zu Duisburg hat den 5000. Eisenbahnwagen hergestellt. — Das Testament des Königs Karl von Württemberg hat u. A. 400,000 Mark zu wohlthätigen Zwecken für ver schiedene Stiftungen bestimmt. — Die Leipziger Bierbrauerei zu Leipzig, Riebeck L Co., hatte im abgelaufenen Geschäftsjahre einen Bruttogewinn von 813,732.20 Mark und sind 10 o/o Div. in Vorschlag gekommen. Im Vorjahre 877,576 Mk. 72 Pf. — Die Oberschlesische Gesellschaft für Kohlenbau hatte 1890/91 einen Brutto gewinn von 232,462 Mk.; die Malzfabrik zu Hamburg 269,708 Mk. und die Berliner Ma schinenbaufabrik 1,443,366 Mk. — Der 37 jähr. Arbeiter Hein in Potsdam ermordete seine Frau infolge ehelichen Zwistes auf öffentlicher Straße. — Bei Neuhammer unweit Greiz wurde der Waldarbeiter Keller aus Daßlitz überfahren und getödtet. — Durch einen Unfall auf einem Neu baue zu Dresden kam ein Zimmermann um das linke Auge. — In Bärenstein wurde die Schule auf 3 Wochen geschlossen, weil im Schulhause und Schulbezirke Scharlach herrscht. — In Kölitz bei CoSwig kam cS zwischen den Bewohnern und mehreren Steinarbeitern zu blutigem Exzeß. Sehr übel erging cS dem zur Ruhe mahnenden Gemeindrvorstande. — In Großröda wurde ein Haltestellenwärter überfahren und schwer verletzt. — Eine Frau in Oelsnitz, die in glühende Asche gefallen, ist nach lOtägigem Leiden gestorben.— Der Geschirrführcr Lößncr in Flöha wurde durch den Schlag eines Pferdes getödtet.- DerOrtS- polizeidiencr in Hohenfichte wurde bei den« dortigen Feuer von einem stürzenden Balken erschlagen. — Der Erdarbeiter Hellebrandt in Plagwitz wurde von einer stürzenden Erdwand erschlagen. Vermischtes. — Gera, 31. Oktober. Heute Nachmittag um 2 Uhr fand in der Kirche aus Schloß Oster st ein die feierliche Taufe des Prinzen der Erbherrschaften statt. Ihre Majestät die Kaiserin Auguste Viktoria, welche von vielen Fürstlichkeiten umgeben war, hielt den Täufling während der heiligen Handlung, die durch den Oberkirchenrath Lotze vollzogen wurde. Bei dem beschränkten Raume der Schloßkirche war außer den hohen Herrschaften nur noch ein kleiner Kreis von ge ladenen Personen aus der Stadt bei der Feier lichkeit zugegen. Um 8 Uhr war Galatasel, zu welcher nur die Spitzen der Behörden Einladung erhalten hatten. Abends nach 6 Uhr erfolgt die Rückreise der Kaiserin mittelst Extrazuges nach Berlin. Heute ^,11 Uhr unternahin Ihre Majestät nn offenen Wagen eine Rundfahrt durch die Hauptstraßen der Stadt und wurde von dem zufällig die betreffenden Straßen pas- sirenden Publikum freudig begrüßt. In der huldvollsten Weise erwiderte die Kaiserin mit freundlich lächelndem Antlitz alle Grüße. » Un. ekcher, _ _ , onätS einen Arbeiter erschossen, den Amtsdiener, der ihn ver- haften wollte, schwer verwundet und sich dann in die benachbarten Wälder geflüchtet hatte, Ist in der hiesigen Umgegend durch Soldaten des 96. Linienregiments festgenommen worden. - — Naumburg, 28. Oktober. Dem durch den Naumburger Exzeß bekannten Sekondelieute- nant v. Blume vom Infanterie-Regiment Nr. 135 (früher 2. Bat. 36. Füs.-Reg. in Naumburg) ist der Abschied bewilligt worden. — Capellen, 30. Oktober. Heute früh riß von einem zu Berg fahrenden Schlepper ein eiserner Kahn ab, trieb den Rhein, stromab gegen die Horchheimer Brücke und sank. Vier daraus befindliche Menschen ertranken. — AuS Reichenberg, 1. November, wird gemeldet: Die Wirkungen des Zonentarifs, welcher am 3. Juni d. I. auf der Südnord deutschen Verbindungsbahn und Oesterreichischen Nordwestbahn in Kraft getreten ist, sind in Be zug auf die Verkehrsstatistik sehr beachtenSwerth. So wurden im Zeiträume vom 3. Juni bis 21. Oktober ans der garantirten Linie der Oesterr. Nordwestbahn gegenüber der früheren Frequenz um 400,000 Menschen inehr befördert und 50,000 fl. mehr eingenommen; auf der Elbethal bahn wurden 254,000 Menschen mehr befördert und 94,000 fl. mehr vereinnahmt; auf der Süd norddeutschen Verbindungsbahn betrug die Mehr frequenz 211,000 Personen, daS Plus an Ein nahmen 3000 fl. Diese ungeheure allgemeine Zunahme der Personenfrcquenz war in erster Linie ans Rechnung der Prager Landesaus stellung zu setzen. — Brünn, 2. Oktober. Gestern Abend sand außerhalb der Stadt auf der Strecke zwischen hier und dem Zentralfriedhosc ein Zusammenstoß zweier Lokalzüge statt, wobei eine Frau schwer und mehrere Personen leicht verletzt wurden. Mehrere Wagen wurden zertrümmert. Die Schuld an dem Unfall soll dem Maschinensührer des zum Zentralfriedhofe fahrenden Zuges treffen. — Ragaz, 30. Oktober. Heute früh vier Uhr brach in Rebstein bei heftigem Winde Feuer aus, 25 bis 30 Gebäude wurden eingeäschert. — Rom, 2. November. In ganz Italien herrscht eine abnorme Kälte. In den ober italienischen Voralpen ist Schnee gefallen. In den Abruzzen schneit es seit vorgestern; der Schnee liegt >/, Meter hoch. — Antwerpen, 30. Oktbr. In der Nacht wüthete neuerdings ein heftiger Sturm, sind zwei englische Dainpser untergegangen. Dampfer „JpSdcn" verbrannte im Hafen 20,000 Ballen Baumwolle. — (Schneefall in der Türkei.) Expreßzug aus Konstantinopel blieb am Freitag bei Dragoman im Schnee stecken, ebenso eine dahin gesandte Hilsslokomotive. Auch sonst werden aus allen Theilen des Landes Verkehrsstörungen gemeldet, die Telegraphenleitungen blieben be triebsfähig. — London, 2. Novembed. Gestern brach in Sandringham-house, der Residenz des Prinzen von Wales, Feuer aus. Der Schaden wird auf etwa 10,000 Pfund Sterling geschätzt. Die Werthgegenstände wurden gerettet. — London, 31. Oktober. Privatdepeschen über das Erdbeben in Japan berichten,, daß in der Provinz Nagoya 18,000 Häuser zerstört nnd 2000 Personen getödtet, in der Stadt 5000 Gebäude zerstört und 5000 Menschen, getödtet, sowie die Städte Ogaki, Kano und Kasamatsu mit 50,000 Einwohnern und die dortige Eisenbahn zerstört wurden. - — London, 2. November. Die Wirkungen des Erdbebens in Japan stellen' sich als weil furchtbarer heraus als bisher angenommen wurde. Die Gesammtzahl der Getödteten beläuft sich aus 30,000 l?). Die Küstenstadt Kano ist völlig ver sunken ; die Stadt Okakaku-Kasamatsu ist in einen Trümmerhaufen verwandelt. Die Eisenbahn^ strecke ist auf siebzig Meilen Länge zerstört, wes halb die Hilfsaktion ganz bedeutend gehindert wird. — In der MagelhaenSsiraße ist der chileni sche Dampfer „Milo" auf der Fahrt von Ant werpen nach Valparaiso nntergegangen. 70 Personen sind leider ertrunken. Repertoir der Königl. Hoftheater in Dresden. Altstadt: Mittwoch: Die Stumme von Bortici. — Donnerstag: ASrael. — Sonnabend: Meiusine. — Sonntag: Alessandro Stradella.—Gicilianische Bauernehre. Neustadt: Mittwoch: Der KriegSplan. — Donnerstag: Der Compaanou. — Freilag: Fortsetzung folgt. — DlS- creiion. — Hausmittel. — Ein Knopf. — Sonnabend: (DaS goldene Fließ). Der Gastsreund. — Die Argo nauten: — Sonntag: Fortsetzung 'olgt. — DiSeretwn- — Hausmittel. — Ein Knops. ' ......