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1 s ihren Entschlüssen Nachdruck zu geben, auch nicht« an anderen Thatsachcn, welche wie vor in Rußland und in Frankreich immer wieder abkühlend wirken könnten. FriedcuSbund hat rin großes, gemein- ne« de, G« kai hei K 1 T bi sä iv i» ai d u der die be« vr. Kc wi na ge ül ve S« st Mit dag« ritz -Wil, Bra man Dick L .< Löb H. Jut baci Pul dor Za! thei je baä dor 3 i 5 Os! Re doi Li! zunächst Befremden erregen, daß diese Rede wendung die Annahme zuläßt, als wenn der Reichskanzler habe andeuten wollen, das euro päische Gleichgewicht sei durch den Dreibund bis zum Abschluß des russisch-französischen Bünd nisses gestört Aewesen. Diese Anschauung hat Herr v. Caprivi sicher nicht aussprechen wollen, und man darf deshalb von amtlicher Stelle vielleicht einer Erläuterung dieser Worte ent gegensehen. Doch dies nur beiläufig. Schein bar im Widerspruch mit diesen Worten des Leiters der deutschen Politik stehen die folgenden Aeußerungcn des französischen Ministers des Auswärtigen: „Unser einziges Verdienst ist, fort gesetzt zu haben, was unsere Vorgänger begannen, und allenfalls auch begriffen zu haben, daß der Augenblick gekommen war, ihren Anstrengungen den Abschluß (Consöcration) zu geben, der den Wünschen des Landes entsprach. Es ergiebt sich hieraus, daß sich Frankreich in einer neuen Lage befindet, was aber nicht etwa bedeutet, daß es sich einer neuen Politik anzupassen habe. Herr v. Caprivi also versichert, daß es sich bei dem französisch-russischen Einvernehmen nur um den Ausdruck schon bestehender Verhältnisse ge handelt habe, während Herr Ribot erklärt, daß sich Frankreich in einer neuen Lage befinde. Im Grunde genommen haben Beide Recht: Frankreich ist sich gleich geblieben. Es hat um die Gunst des Czaren jetzt wie vor Jahrzehnten gebuhlt. Aber der Czar hat seine Haltung verändert, weil er sich der Republik für seine Pläne zu be dienen gedenkt. Die Franzosen sind mit trauriger Blindheit geschlagen, wenn sie wähnen, Rußland würde einen einzigen Kosaken einsetzen, um Frank reich oder gar der Republik aus der Noth zu helfen. Nicht der Verbündete, sondern das Werk zeug des MoskowiterthumS soll Frankreich sein. Daher die regere Orientpolitik Rußlands seit der Verbrüderung mit der französischen Flotte! Die Franzosen sollen den Russen Vorspanndienste leisten; aber in demselben Augenblick, in welchem das Czarenreich durch Preisgabe Frankreichs bessere Geschäfte machen kann, werden die Fran zosen vereinsamt und verloren sein. Der Czar ist einzig und allein auS seiner bisherigen Zurück haltung gegenüber dem französischen Liebeswerben herausgetreten; er hat gestattet und theilweise auch befördert, daß der Gedanke an ein Bünd- niß mit Frankreich in Rußland offiziell zum Ausdruck kommt. Wenn die Franzosen darin eine Aenderung der Lage erblicken wollen, so haben sie ja bis zu einem gewissen Grade ein Recht dazu; in vielen wichtigen Punkten aber haben die jüngsten Vorgänge nichts ändern können. In erster Linie nichts in den Entschlüssen der Mächte des Dreibundes und an deren Fähig keit, Aber nach doch Der sameS Interesse, welches ihn, falls er genöthigt würde, sich im Kampfe zu bewähren, sicherer zu sammenhalten würde, als es irgend ein Vertrag vermöchte: die ihm «»gehörenden Staaten würden für ihre Existenz fechten, welche jedem derselben nur durch die Existenz der anderen gewährleistet würde. Was aber ist den Russen der französische Anspruch aus Elsaß-Lothringen, waS den Fran zosen das Verlangen der Russen nach Konstanti nopel? Ihren Zielen nach würde die russisch französische Vereinigung zu jenen ganz äußer lichen Bündnissen gehören, welche niemals Nieder lagen und häufig sogar Siege nicht überdauert haben, weil die Interessen der Verbündeten zu verschieden waren. Die Mächte des Dreibundes ferner besitzen unter einander den Zusammenhang ihrer Gebiete, der die wichtigste Voraussetzung eines Zusammengehens im Kriege ist; Frankreich und Rußland dagegen sind durch halb Europa von einander getrennt; sMr zu den jüngsten Demonstrationen war eine Meerfahrt erforderlich, deren Wiederholung im Kriege auf ernstliche Schwierigkeiten stoßen würde. Man sieht: ES ist schon dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Herr von Caprivi hat ferner in seiner Rede einen Gedanken ausgesprochen, dessen Bedeutung für die Bewahrung des Friedens sehr oft außer Acht gelassen wird, sonst könnten die Börse und die ihr verwandten Kreise bei der geringsten Alarmnachricht nicht gleich den Kopf verlieren. Der Herr Reichskanzler sagt: „Keine Regierung wolle, soweit er eS zu übersehen vermöge, einen Krieg, der in seinen Leiden und seinen Folgen alle früheren Kriege voraussicht lich an Furchtbarkeit übertreffen werde." Wir Deutschen wissen — Fürst Bismarck hat ,S im Reichstag offen ausgesprochen — daß man ------ D«r sächsisch- Hrzählet. GM S. uns als staatlich organisirteS Volk vernichten würde, wenn wir in dem nächsten Kriege unter lägen. Dieser nationalen Todesgefahr würde die Entschlossenheit entsprechen, womit wir — und gleich uns die anderen Völker des Friedens bundes, denn ihnen droht dasselbe Schicksal — einen uns aufgedrungenen Krieg führen würden, die Entschlossenheit insbesondere, uns, wenn wir die Sieger bleiben, ebenso rücksichtslos für die Zukunft Ruhe zu schaffen, wie man seitens der Gegner schonungslos gegen uns als Besiegte vorgehen würde. Die Gewißheit, daß der nächste Krieg einen derartigen Charakter annehmen müßte, ist die stärkste heut zu Tage bestehende Friedensbürgschaft, und Herr von Caprivi that wohl daran, sie ausdrücklich zu betonen. Aber diese Gewißheit behält ihr Gewicht nur so lange, als die kühle Ueberlegung die Herrschaft behauptet. Gegenüber der Leidenschaft der Völker oder dem Frevelmuth von Agitatoren, welche diese Leidenschaft zu entfesseln vermögen, würde sie werthlos sein. Um so dankbarer nehmen wir deshalb die Versicherung des Herrn Ribot auf, daß Frankreich in dem Augenblicke, wo eS mit der größten Würde in Frieden leben könne, sich nicht dem auSsetzen werde, den Frieden zu ge fährden, daß Frankreich im Bewußtsein seiner Stärke fortsahren werde, die Klugheit und daS kalte Blut zu zeigen, die ihm die Achtung der Völker verschafften. Auch von Seiten Rußlands beeilt mau sich? Versicherungen friedlicher Absichten zu geben. So veröffentlicht die in Paris erscheinende halb amtliche „Correspondence russe" einen Artikel, in welchem ausgeführt wird, daß aus der Nicht begegnung der Kaiser von Deutschland und Rußland keine nachtheiligcn Schlüsse gezogen werden dürsten. Die letzte Petersburger Reise deS Kaisers Wilhelm wäre auf besondere Ein ladung des Czaren behufs Theilnahme an den großen russischen Manövern erfolgt; der Czar werde seinerseits den nächsten großen deutschen Manövern beiwohnen. DaS persönliche Verhält- niß zwischen beiden Kaisern sei ein äußerst herz liches. Nun weiß man zwar genau, daß Ruß land im gegenwärtigen Augenblick, wo eS seine Anleihe nnterzubringen gedenkt, alle Ursache hat, ein möglichst freundliches Gesicht zu zeigen, nichts destoweniger werden auch diese Aeußerungen dazu beitragen, den Alpdruck, der bisher über ganz Europa lag, sich einigermaßen wieder ver flüchtigen zu lassen. Deutsches Reich. Se. Majestät der König beauftragte den Generaldirektor der sächsischen StaatSbahuen, Hoffmann, sich zum Empfang deS Kaisers Franz Joseph nach Reichenberg i. B. zu begeben. In Begleitung deS Generaldirektors werden sich der Betriebsinspektor v. Schönberg der Betriebsober inspektion DreSden-Ncnst. und Direktor Ströhner der Zittau-Reichenbcrger Privatbahn befinden, welche letztere unter sächsischer Staatsverwaltung steht. — Ihre Majestäten der König und die Königin begeben sich Mitte dieses Monats zu längerem Aufenthalte nach Sibyllenort. Se. Majestät der König hat dem Oberlehrer an der Fürsten- und Landetzschule Grimma, vi. plül. Felix Johannes Pöschel, den Titel „Pro fessor" verliehen und genehmigt, daß der in den Reichsdienst übertretende Rath bei dem Land gericht Dresden, vr. Karl OSkar Schanze, aus dem königl. sächsischen Staatsdienste ausscheide. Ferner hat Se. Majestät den HilsSrichter bei dem Landgericht Dresden, charakterisirten Land richter Georg Rudolf Roch, zum etatmäßigen Landrichter bei diesem Gericht ernannt. Den Vermählungsfestlichkeiten Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August und Ihrer kaiserl. und königl. Hoheit Erzherzogin Luise Antoinette von Toskana, welche in der Residenz Dresden in der bereits mitge- theiltcn Weise geplant sind, wird dem Vernehmen nach auch Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. beiwohnen. Se. kgl. Hoheit Prinz Friedrich August unternimmt mit seiner Braut, Ihrer kaiserl. und kgl. Hoheit der Erzherzogin Luise von Tos kana und deren Familie von Lindau aus un ausgesetzt Ausflüge in die nahe und weitere Umgebung der toskanischen Besitzungen am Boden see. Bor einigen Tagen trafen die hohen Herr schaften, wie gemeldet wird, am Traunsee im Salzburgischen ein und nahmen dann Wohnung in Traunkirchen. In Offensee fand ein größeres Diner statt, an welchem außer den genannten aroßherzotzliHen Herrschaften und Sr. kgl. Hoheit Prinz Friedrich August auch Se. kaiserl. u. kgl. Hoheit Erzherzog Franz Salvator, der seit dem 22. Scptbr. in Offenste wohnt, und dessen Ge- am 24. September dort eintraf, theilnäbmen. Bischof-werda. Die Postschalter sind vom: 1. Oktober ab erst früh 8 Uhr geöffnet. — Vom Königl. Ministerium deS Innern sind zur bevorstehenden LandtaaSwahl zu Wahl- kommiffaren ernannt worden: für den 2. städti schen Wahlkreis Herr RegierungSrath von Dö ring zn Bautzen, sowie für den 7. Wahlkreis des platten Landes (Gerichtsamtsbezirke PulSnitz und Bischofswerda) Herr AmtShauptmann vr. v. Boxberg zu Bautzen. — Es wird jetzt vielfach über die Frage verhandelt, ob in Sachsen bei den Landtags wahlen eine Stichwahl stattfindet oder nicht. Der daraus bezügliche im Gesetz vom 3. Dezbr. 1868, die Wahlen zum Landtage betr., enthaltene 8 30 lautet: Für gewählt als Abgeordneter ist Derjenige anzusehen, welcher in einem Wahlkreise die meisten der abgegebenen gütigen Stimmen, mindestens aber ein Dritttheil derselben erhalten hat. Hat Niemand mindestens ein Dritttheil der Stimmen erhalten, so ist zur engeren Wahl, zwischen denjenigen zwei Personen zu verschrecken, aus welche bei der ersten Wahl die meisten Stimmen gefallen sind. Im Falle der Stimmen gleichheit entscheidet sowohl für die Zulassung zur engeren Wahl, als für die Wahl zum Ab» geordneten selbst das LooS. AuS diesem Para- graphen geht hervor, daß es nur dann zu einer Stichwahl kommen kann, wenn in einem Wahl kreise mehr als drei Kandidaten ausgestellt sind, ein Fall, der nur höchst selten eintritt, wes wegen auch vielfach die irrige Meinung verbreitet ist, daß in Sachsen keine Stichwahlen vorgesehen seien. Bei den bevorstehenden Landtagswahlen könnte eventuell im 24. ländl. Wahlkreise eine Stichwahl stattfinden, da in demselben sich mehr als 3 und zwar 4 Kandidaten gegenttberstehen.. — Bezahlt die Rechnungen der Handwerker! Gerade jetzt, wo die Preise der Lebensmittel so hohe sind, werden von den selbständigen Hand werkern immer lautere Klagen geführt, daß die Kunden die überreichten Rechnungen so langsam bezahlen. Es ist nicht immer Zahlungsunfähig keit, welche den Kunden veranlaßt, den Hand-- werker aus spätere Zeiten zu vertrösten, häufig genug geschieht es lediglich auS Bequemlichkeit oder Nachlässigkeit. Wenn man bedenken würde, wie der Handwerker, der bei Anfertigung der Arbeit natürlich Ausgaben für Material und Lohn gehabt hat, die Bezahlung sehnsüchtig er wartet und nothwendig braucht, man würde anders handeln. Will man dem Handwerker wohl, dann ist eS Pflicht eines Jeden, nach Em pfang der Arbeit so schnell wie möglich Zahlung zu leisten. — Die vielgeübte Praxis, in Ermangelung einer Postkarte mit Antwort zwei gewöhnliche Postkarten mit einer Stecknadel zusammen» zuheften und diese dann abzusenden, ist nach Bestimmung der Postbehörden unzulässig. Solche Karten werden nicht befördert. — (Einkommensteuer.) Am 30. Sept, wurde der 2. und letzte Termin der diesjährigen staatlichen Einkommensteuer fällig. Die Zahlung, dieser Steuer hat innerhalb 3 Wochen in der Stadtstcuer-Einnahme im RathhauS zu erfolgen. Gleichzeitig mit diesem Termine sind auch die Beiträge für die Handels- und Gewerbekammer abzusühren. Am 2. und 3. Oktober wird zu Bautzen die 16. Hauptversammlung deS Vereins sächsischer Realschulmänner abgehalten werden. Auf Tagesordnung steht außer Anträgen über Geschäftsführung, Mitgliederbeiträae u. A. sonders ein Vortrag de« RealschuldirektorS Vollhering in Bautzen über die Bildung des Willens. In Abtheilungssitzungen wird über Gegenstände aus dem deutschen und neusprach lichen, sowie dem mathematisch-naturwissenschaft lichen Unterricht berathen werden. Im neuesten Zittauer Handelskammer bericht finden sich statistische Mittheilungen über die elektrischen Beleuchtungsanlagen im Kammerbezirke, das Jahr 1890 umfassend. In Zittau haben folgende Etablissements elektri sches Licht: Erste Oberl. Lichtdruck-Anstalt Johannes Beyer, I. B. Limburger jun., städtischer Schlachthof, Restaurant Lindenhof, Spinnerei F. Schmitt, Mechanische Weberei, Eisengießerei G. Grundt L Eo., Knopsfabrik Becker L Will mer. Die Kosten einer Brennstunde inkl. M»r- zinfung und Amortisation ist bei Glühlampen in einem Falle mit 2,3 Pf., in einem andren Falle mit 1^—2, in einem dritten mit 2,6 Pf. apae« ßeben. Bei den auswärtigen Anlqaen finden sich in Bezug auf diese Kosten erhebliche Unterschiede verzeichnet. Eine Bautzner MasHneckfavrik He- rechnet 1,5 Pf. sür die Kosstn ökmeMemistunde