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mirte Grupven enthalten, welche, von einem Herold gefttyrt, Pie Entwickelung des Heerwesens «i Zeiträumen von je 100 Jahren darstellen. DaS „M. Tageblatt" schreibt: Als Montag Nachmittag Ihre Königlichen Hoheiten Prinz Georg, Prinzeß Mathilde und die Prinzen Jo hann Georg und Albert nebst Gefolge die be absichtigte Fußwanderung elbabwärts beendet hatten, wurde nach der Dampfschiffs-Station „Karpfenschänke" bei Meißen übergefahren. Da die hohen Herrschaften im strengsten Inkognito reisten, war selbstverständlich von dem Eintreffen der hohen Fahrgäste nichts bekannt und der Fährknecht vollends hatte nicht die geringste Ahnung, daß er Angehörige unserer sächsischen KönigSfannlie übersetzen durste. Unglücklicher weise war nun gerade die zur Ueberfahrt zu benütz ende Schaluppe frisch getheert worden. Ahnungs los hatten die hohen Herrschaften Platz genommen und erst als die Ueberfahrt-beendet war, merkten die Theilnehmer an dieser Wasserfahrt, daß eine geheimnißvolle Kraft sie an den Sitzen festhielt. Nach einiger Anstrengung gelang zwar die Befreiung von dem weich gewordenen Theer, die Kleidung der hohen Reisenden zeigte aber deut liche Spuren des gehabten Mißgeschickes. Nicht sehr erbaut darüber betrachteten die Fahrgäste sich gegenseitig, als der Fährknecht die Geschä digten mit den Worten beruhigte: „I, daS is weiter uischt! Nehmen Se nur e Bissel Butter oder Pötroljum, da gicht's glei wieder raus, deSwägen zieht der Gurkenhandel furt!" Dieser Trost versetzte die Herrschaften in die heiterste Stimmung und noch später auf der Weitersahrt nach Riesa soll der Zwischenfall Stoff zur Heiter keit gegeben haben. Aus Riesa wird geschrieben: Das ist daS Unglück des Geschäftslebens, daß so viele Ge werbetreibende nicht rechnen können. Am 12. d. Nachmittags fand in Riesa die Eröffnung der eingcgangenen Angebote für den Bau der Ar- tillcriekaserne statt. Die Preise der Maurer arbeiten schwankten zwischen 93,007 und 61,804 Mk., die der Steiumetzarbeiten zwischen 20,581 und 6870 Mk., die der Zimmerarbeiten zwischen 37,728 und 30,846 Mk. und die der Eisen arbeiten zwischen 15,116 und 9000 Mark. Ein Unternehmer will Alles für 146,000 Mk. über nehmen. ES ist schlimm, daß Stadt und Ge meinde daS verhängnißvollc Submissionswesen benutzen und auf diese Weise leichtsinnigen oder unverständigen Meistern Gelegenheit geben, das solide Geschäft zu schädigen. Döbeln, 19. August. Dem hiesigen, in weiten Kreisen sehr beliebten Bahnhofs-Inspektor Böcker, welcher am 1. Oktober d. I. nach einer 40jährigen Bcamtendicnstzeit in den wohlverdienten Ruhestand treten wird, wurde heute durch den mit dem Frühzuge von Dresden eingetroffenen Herrn Obcrfinanzrath Zieger daS von Sr. Maj. dem König verliehene Ritterkreuz II. Klasse vom Verdienstorden überreicht. An dieser Feierlichkeit nahmen außer dem von Leipzig eingetroffenen Betriebs-Inspektor von Burchardi noch die auf der Station befindlichen Beamten theil. Die turnerische» Kreise Sachsens richten zur Zeit ihr Augenmerk aus das am 30. August d. I. in Döbeln abzuhaltende Vorturnerturnen. Seit dem Jahre 1882, wo in Chemnitz ein sächsisches Kreisturnsest stattfand, hat ein Tarnen deS sächsischen Kreises nur zweimal, 1885 bei Gelegenheit des deutschen Turnfestes in Dresden und im Jahre 1889 in München bei gleicher Veranlassung stattgefnnden. Diese im Rahmen eines größeren turnerischen Festes dargcbotenen Sonderaufführungen konnten selbstverständlich ein Kreisturnfest nicht ersetzen, aber die Bemühungen des KreisturnratheS, ein solches zu veranstalten, scheiterten immer an der Schwierigkeit, eine Stadt zur Uebernahme des Festes zu gewinnen. Infolgedessen beschloß im vorigen Jahre der KreiSturntag zu Glauchau, nunmehr im Jahre 1891 ein Kreisvorturnerturnen zu veranstalten, die Ausführung desselben aber dem KreiSturn- rathe zn überlasse». In Ausführung dieses Beschlusses nun setzte dieser fest, daß das Vor- turnerturucn am 30. August in Döbeln statt finden und daß dasselbe bestehen soll in: 1) einem Aufmärsche mit darauffolgenden Stabübungen; 2) unvorbereiteten Freiübungen; 3) gemeinsamem Turnen an den Gcräthen Bock und Pferd, ohne Gebrauch des Sprungbrettes; 4) Riegenturnen; 5) Weitspringen sämmtlicher Theilnehmer inner halb deS RiegenverbandeS; 6) Turnspiele der einzelnen Gaue und 7) Kürturnen. Wie man dem „Leipz. Tageblatt" aus Döbeln berichtet, ist dort zur Vorbereitung dieses Vorturnerturnens ein Ortsausschuß gebildet, der sich aus Bürgern und Turnvereinsmitgliedern zusammensetzt. An 4>er Spitze desselben stehen Bürgermeister Thiele als Ehrenvorsitzender, Rektor Prof. vr. Rühl- mann und Stadtrath Eifrig als 1. und 2. Vor sitzender. Dieser Ausschuß hat beschlossen, das Turnen auf dem vom Regiments-Kommando des 139. Infanterie-Regiments zur Verfügung über lassenen kleinen Exerzierplatz abzuhalten, da die auf demselben stehende Exerzierhalle die Gewähr bietet, daß auch bei ungünstiger Witterung daS Turnen stattfinden kann. Dieser Platz ist vom Bahnhofe und von der Haltestelle Döbeln gleich weit (etwa 15 Minuten) entfernt. Derselbe wird eingetheilt in einen Gerätheturnplatz und einen solchen für Frei- und Gesellschastsübungen; abgegrenzt wird er von einer 2 m. hohen Brett wand, so daß der Zutritt zu demselben nur gegen Erlegung eines Eintrittsgeldes erfolgen kann. Die günstige Verkehrslage Döbelns ist für die Theilnehmer von ganz besonderem Werthe, eS soll aber auch noch durch Einlegen von Sonder zügen von und nach Leipzig und Dresden das Her- und Fortkommen der Theilnehmer gefördert werden. Denen jedoch, welche infolge der Ent fernung ihres Wohnortes nicht im Stande sind, in einem Tage nach Döbeln und zurückznkommen, stehen für die Nacht vom 29. bis 30. August Freiwohnungen bei der Bürgerschaft zur Ver fügung. Die Eintheilung des KreiSvorturner- turnens ist wie folgt festgesetzt: Sonnabend, den 29. August 1891, von Nachmittags 4 Uhr an, Empfang der eintreffenden Turner. 6 Uhr: Sitzung des Beurtheilungsausschusses, 8 Uhr: BegrüßungSkneipe im Saale des Schützenhauses. Sonntag, den 30. August, früh 7 Uhr Empfang, 7 bis r/z9 Uhr Beginn des NiegenturnenS, 9 bis 10 Uhr kurze Spaziergänge in die Umgebung Döbelns, Vz 11 Uhr Turnen, event. Frühschoppen konzert im Garten des Hotels zur „Goldenen Sonne", i/,2 Uhr Stellen der Turner auf dem Markte, ^2 Uhr Abmarsch nach dem Turn plätze und 2 bis 7 Uhr Turnen. Zur Theil- nahme an dem Turnen rechnet mau auf 12- bis 1500 Turner. Es ist dem Publikum also Ge legenheit geboten, eine große Masse tüchtiger Turner auf einmal bei der Arbeit zu sehen, eine Gelegenheit, die sich sehr selten und nur den Besuchern großer deutscher Turnseste bietet. Es ist daher wohl mit Sicherheit zu erwarten, daß alle Diejenigen, die Interesse am Turnen haben, sich am 30. August in Döbeln cinfinden, um sich daS Dargebotene anznsehen. In der Ge schichte der sächsischen Turnerschaft aber wird das Vorturncrturncn einen wichtigen Platz ein nehmen, soll cS doch Kenntniß davon geben, wie weit die Tüchtigkeit der sächsischen Turner ge diehen ist und daß der sächsische Turnkreis hinter keinem andern zurücksteht. Der „Anzeiger für Döbeln" schreibt: Ge legentlich einer au sich nicht bedeutenden Streiterei, die sich am Sonntag während der Tanzmusik im Schützenhaus nach 11 Uhr entspann und dann sich auf der Straße sortsetzte, hat der Feldwebel S. den unbetheiligten sechzehnjährigen Fleischerssohn W., welcher vor dem Schützenhaus gestanden hat, mit dem Säbel am Kopse arg zugerichtet. Der junge Mensch wurde »ach dem städtischen Krankenhaus«: gebracht. Wie man hört, sind noch mehrere Personen durch die Säbelhiebe des Feldwebels verwundet worden. (Preiselbeer-Ernte.) In Gottleuba wurde am Dienstag die Preiselbeer-Ernte vor genommen. Gegen 350 Personen begaben sich früh 5 Uhr an die Sammelstellen. Die Ernte war befriedigend, man kann sie auf über zwölf Zentner schätzen. In einem Walde bei Bienen mühle fand man einen Eierpilz im Gewichte von 10 Pfund. Derselbe wurde nach Freiberg zum Verkaufe ge bracht. — Wüchsen doch Pilze von solcher Größe recht häufig. In Leipzig ist Geh. Hofrath vr. Georg Voigt, ordentlicher Professor der Geschichte, im 65. Jahre nach längerer Krankheit verschieden, ein Mann, der eine hohe Stellung als Gelehrter und Lehrer einnahm. Die Leipziger Herbstmesse beginnt laut amtlicher Bekanntmachung am 28. September und endet am 17. Oktober, indessen ist dem Groß handel bereits vom 21. September ab der Ver kauf seiner Artikel gestattet. Von einer Liebestragödie wird aus Leipzig berichtet: Der 23jährigr stuä. jur. Freiherr von Zedlitz und Neuurch tödtete am Donnerstag früh seine Geliebte, Namens Meißner, durch einen Schuß, woraus er sich selbst zu tödten versuchte, sich jedoch durch zwei Schüsse nur schwer ver letzte. DaS Motiv der That ist Eifersucht. Wegen der Meißner, einem 19jährigen Mädchen von großer Schönheit, hat sich schon einmal ein junger Mann getödtet. Soeben erschien im Verlage von C. Heinrich in Dresden der Kalender und Statistisches Jahrbuch für das Königreich Sachsen nebst Marktverzeichnissen für Sachsen und die Nachbarstaaten auf das Jahr 1892, heraus geben vom Statistischen Bureau des königl. sächs. Ministeriums des Innern. Wie in früheren Jahrgängen, bringt diese Veröffentlichung zunächst den astronomischen Kalender nebst vollständigem protestantischen, katholischen und griechischen Kalender, sowie jüdischem und mohammedanischem Kalender im Auszuge auf das Jahr 1892, be arbeitet von A. Nagel, Direktor des königlichen Mathematischen Salons zu Dresden, und P. Uhlich, Professor an der königl. Bergakademie zu Freiberg, sodann daS Marktverzeichniß, ent haltend sämmtliche Messen, Kram-, Vieh-, Woll- und andere Märkte im Königreich Sachsen, in den angrenzenden königlich preußischen Regierungs bezirken Merseburg und Liegnitz und den thüring ischen Staaten im Jahre 1892. Das Statistische Jahrbuch, redigirt von dem Direktor des Statistischen Bureaus des königl. Ministeriums des Innern, Geh. RegierunaSrath Professor vr. Victor Böhmcrt, enthält folgende das Königreich Sachsen, bezw. die deutschen Bundesstaaten be treffende statistische Mitlheilungen: Alphabetische Uebersicht sämmtlicher Gemeinden des Königreichs Sachsen nebst Angabe der Amtshauptmannschaft, der Bestellungspostanstalt und der Eisenbahn verkehrsstelle, sowie der vorläufig ermittelten Einwohnerzahl nach der Zählung vom 1. De- cember 1890. Die vorläufigen Volkszählungs ergebnisse von 1890 in den einzelnen deutschen Bundesstaaten. Eheschließungen, Geburtm und Sterbefälle 1889. Kindersterblichkeit in Sachsen 1880 bis 1889. Auswanderungen aus Sachsen. — Erträge des Staatsforstwesens, der Jntraden und Domänen, des Berg- und Hüttenwesens, der Porzellanmanufaktur, der indirekten und direkten Steuern. Ergebnisse der Einschätzungen zur Einkommensteuer. Sparkassenverkehr. Stand der Land-, Landeskultur- und Altersrentenbank. AuSmünzungen. — Bergwerksbetrieb, Eisen produktion und -Verarbeitung, Zuckerproduktion, Bierbrauerei- und Branntweinbrennereibetrieb. Ergebnisse der Fabrikarbeiterzählnng. Stein bruchsbetrieb. — Dampfkessel und Dampf maschinen. — Anbauflächen und Ernte-Erträge. — Eisenbahn-, Post-, Telegraphen- und Schiff- sahrtSverkehr. Staatsstraßen. — Mobiliar- und Jmmobiliarbrandversicherung. — Fleisch- und Salzverbrauch. — Bestrafungen wegen Bettelns und Vagirens. Vorläufige Ergebnisse der Armenstatistik 1890. — Krankenbestand - in den öffentlichen Krankenanstalten. Sterblichkeit und Todesursachen im Jahre 1890. Jmpfergebnisse. Die öffentlichen Schulen und deren Frequenz. Acußerungen des kirchlichen Lebens, Austritte aus der Landeskirche und Uebertrittc zu derselben. Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen. AuS diesen Abschnitten ergiebt sich die große Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit des Jahrbuchs, welches nicht nur Behörden, Beamten und Ge schäftsleuten, sondern überhaupt allen Denjenigen, welche sich für die staatlichen und wirthschast- lichen Einrichtungen Sachsens interessiren, reiche Belehrung bieten nnd als ein nützliches und oft sehr nöthigeS Rachschlagebuch dienen wird. Der Preis für daS ganze circa 23 Bogen umfassende Buch beträgt 1 Mark. (Wo kommen die Türken her?) Ver schiedene Zeitungen melden: Am Sonntag Nach mittag 3 Uhr passirte eine 16 Mann starke Truppe türkischer Soldaten in Uniform den Bahnhof zu Reichenbach. Die Leute, von denen nur zwei etwas deutsch verstanden, nahmen im Wartesaale eine Erfrischung zu sich und setzten die Reise über Hof nach München fort." — Bei einigem Nachdenken hätte man sich vor Aufnahme dieser Notiz wohl fragen müssen: Wo kamen die türkischen Soldaten her und was wollen sie in München? — Die Sache hat folgende Be- wandtniß: Jene Fremdlinge waren nicht türki sches Militär, sondern eine Truppe arabischer Künstler, welche in ihrer Nationaltracht und mit Waffen versehen von Breslau nach München reiste. Kiel, 19. August. Der Kaiser hat heute früh zum ersten Male seit der Verletzung des Knies ein Pferd bestiegen, welches zu diesem Zweck vom königlichen Marstall nach Kiel gebracht worden war. Se. Majestät ritt ohne jegliche Beschwerde in verschiedenen Gangarten. Kiel, 19. August. Se. Majestät der Kaiser ritt heute im Laufe des BormittaaS einige Zeit in der Reitbahn deS königlichen Schlosses, empfing hierauf den Reichskanzler General v. Caprivi, während Ihre Majestät die Kaiserin, welche ebenfalls in der Reitbahn gewesen war, sich um