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(später Baurath) im Dienste der Stadt Dresden als Leiter des gesammtrn städtischen Bauwesen-, seit 1889 nur noch des HochbauamtS (da ein Tiesbauamt gegründet wurde.) Bleibende Denk male seiner rühmenSwerthen Thätigkeit sind die hiesigen großartigen Bauten: Städtisches Wasser werk, Gasanstalt Reick, Wettiner Gymnasium, viele städtische Schulen, Rathhauspmbau rc. rc. Seine Bestattung dürfte Montag auf dem Trini- tatiSsriedhofc stattfinden. Er war Ritter deS AlbrechtsordenS I. Klasse und deS preuß. Kronen- ordenS seit 1881 bez. 1888. — Die königliche Kreishauptmannschaft Dresden genehmigte heute das Concessionsgesuch des Theaterdirektors Eugen Mauthner zu Errichtung eines Volkstheaters im Weißen Schloß iu Blasewitz. Damit ist jedoch noch keineswegs die Erlaubniß zum Spiel da selbst verbunden. Die Spielfähigkeit der neuen (zu erbauenden) Schaubühne hängt von separater polizeilicher Genehmigung ab. Mauthuerhat sich durch sein zeitherigeS Gastspiel im Residenztheater vortheilhaft eingesührt. Er ist Israelit, 1855 in Brünn in Mähren geboren und angeblich mit einer Schauspielerin Bensberg verheirathet. Er dürfte der erste mosaische Theaterdircktor iu Sachsen sein. Dresden, 31. August. Die Ergänzungs wahlen zum sächsischen Landtage sind auf den 13. Oktober auberaumt. Ein Unglücksfall mit tödtlichem Ausgang ereignete sich am Sonnabend früh beim Aus rücken der beiden Greuadierregimenter auf dem Kaserneuhof in Dresden. Durch die Musik scheute daS Pferd eines Arztes und warf Letzteren ab. Derselbe erlitt durch den Sturz eine so heftige Gehirn-Erschütterung, daß bald darauf der Tod eintrat. Dresden, 30. August. Gestern Mittag glückte es, im Ostragehege in der Person eines 25 Jahre alten Lohnarbeiters von hier einen jener Wüstlinge zu ermitteln und dingfest zu machen, die cs auf Schulkinder abgesehen haben. Er näherte sich dort in schamloser Weise einem sieben Jahre alten Schulmädchen, welches daselbst spielte, und forderte cs auf, zu ihm zu kommen. DaS Kind lies aber schreiend davon und traf glücklicherweise einen Arbeiter in der Nähe, dem es den Vorfall erzählte, worauf dieser den Menschen verfolgte. Er erlangte- ihn schließlich in einem Weidengebüsch, wohin er sich geflüchtet hatte. Der Festgcnommcuc dürfte schon wieder holt in ähnlicher Weise ausgetreten sein. Sebnitz, 28. August. Der Umstand, das; die Erzeugnisse der deutschen Industrie künstlicher Blumen immer vollkommener geworden sind, iu Verbindung mit dem weiteren günstigen Umstande, daß die Mode auch ferner die künstlichen Blumen namentlich der feineren Genres bevorzugt, sind Veranlassung, das; die Lage der Industrie im allgemeinen zur Zeit nicht ungünstig zu nennen ist. Freilich der Jnlandsmarkt würde ein noch besserer sein, wenn die alteingcwurzcltc Vorliebe für ausländisches Fabrikat, welches bei vielen Jnlandskonsnmeuten noch immer bevorzugt wird, sich nicht immer wieder geltend machte. DaS „Meißner Tageblatt" schreibt: „Die Schutzleute in Meißen haben strengen Befehl, betreffs genügender Beleuchtung die Hausfluren und Treppen zu rcvidircn. Am 30. August Abends sah man die Hüter deS Gesetzes, ihren Pflichten getreu, von Haus zu Haus gehen und nicht wenige Wirthe werden etwaige Nachlässig keit mit klingender Münze bezahlen müssen. Die weitverbreitete Ansicht der Wirthe, das; sie von jeder Verantwortlichkeit befreit sind, wenn sic ihren Hausgenossen die Weisung gegeben haben, sür Beleuchtung abwechselnd zu sorgen, ist eine irrige. Die Hauswirthe bez. Verwalter haben darauf bedacht zu sein, daß bei eintrctcndcr Dunkelheit, gleichviel ob im Winter oder Sommer, zu TageS- oder Abendzeit, Fluren und Treppen erleuchtet werden, und sind sür jeden Unfall, der durch Nichtbeachtung der gesetzlichen Vorschriften in ihrem Hause geschieht, verantwortlich." Dieser Tage wurde unvorsichtiger .Weise durch einen Lohgerberciarbeitcr in Dippoldis walde eine Quantität Kalkwassrr der Weißcritz, trotz öfteren Verbotes, zugrsührt, wodurch eine große Menge Fische, insbesondere Forellen, um gestanden sind. Die Strafe lies; natürlich nicht lange auf sich warten. Frankenberg, 29. August. Der langgehegte Plan, unsere Stadtkirche mit HcizungSanlagcn zu versehen, geht seiner Verwirklichung entgegen. Die sich ans etwa 8500 Mk. stellenden Kosten sind gedeckt. Leipzig, 27. August. Ein mächtiger Feuer schein' röthete in der lctztvcrgangenen Nacht den östlichen Himmel, so daß die Menschen zu Tau senden beranlaßt wurden, nach dem Brandplatze 9 Uhr Gottesdienst in der Klosterkirche, Mittags zu eilen. Es branden in dem neuangeschlosscnen Anger-Crottendorf auf einem Holzplatze die dort aufgcstapelten Meßbuden und somit hatte das Feuer große Nahrung. Bon allen Seite» eilten die Feuerwehren herbei und hinderten ein Um sichgreifen der mächtigen Lohe. Gegen 12 Uhr war daS Feuer gelöscht und die Gefahr beseitigt. — Gestern Nachmittag hielten die Bäckermeister Leipzigs im Saale des Kristallpalastes eine von nahezu 300 Mitgliedern der Innung und Nicht angehörigen derselben besuchte Versammlung ab, in welcher die Klagen über den ungünstigen Stand des Gewerbes unter den gegenwärtigen Verhält nissen zum lebendigen AnSdruck gelangten. Man hob im Laufe der Debatte hervor, daß das Be stehen vieler Bäcker bei dem heutigen Stande der Dinge in Frage gestellt sei und daß man eine Erhöhung der Brolpreise vorzunehmeu ge zwungen sei. Demzufolge nahm die Versamm lung drei Resolutionen an: 1) Den Preis sür ein Pfund Brot auf 15 Pfennig sestzusetzen. 2) Wenn die Verhältnisse sich noch ungünstiger gestalten sollten, den Preis des Pfundes Roggen brot aus 16 Pfennig zu erhöhen. 3) Eine andere Norm des Brotverkaufspreises einzuführen, d. h. immer nach oben abzurunde» (z. B. 3 Pfund Brot je 16 Pfennig kosten 50 Pf. u. s. f.). Leipzig, 30. August. (Unfall im Manöver.) Bei dem vorgestrigen Vormanöver bei Groß- Zschocher stürzte der Adjutant des 2. Husarcn- Negiments Nr. 19, Grimma, Lieutenant v. Watz dorf, Sohn des Kammerherrn v. Watzdorf-Dresden. Er wurde bewußtlos nach dem Gute deS Grafen von Hohcnthal-Knauthain getragen. Die 24 Aktienbrauereien im Königreiche Sachsen verfügten im vorigen Jahre über ein Aktienkapital von 20,301,300 Mk. Sie gehören in einer Zeit, wo in den meisten Geschäftszweigen über Mißerfolge geklagt wird, und wo die hohen LebcuSmittclpreise bitter empfunden werden, noch zu den gewinnbringendsten Unternehmungen. Freilich fehlt cs an Ausnahmen nicht; einige zahlten gar keine Dividende, aber 15 von ihnen vertheiltcn doch über 5 Prozent, 5 sogar über 10 Prozent, 3 zwischen 20 und 30 Prozent. Von mehreren Berichterstattern der Dresdner Handelskammer wird ei» Rückgang des Flaschen- biergcschästes hervorgehoben; bemcrkenSwerth ist auch, daß die Einfuhr von bairischem Bier fort gesetzt nachläßt, daß aber in gleichem Maße daS böhmische Bier cindringt. 8 Der Maurer Seidel, der in Zschoppau verunglückte, ist gestorben. — Ein Kupferschmied in einer Chemnitzer Maschinenfabrik wurde schwer verletzt. — Ein OjährigcS Mädchen iu Chemnitz wurde durch ei» Pserd so geschlagen, daß es starb. Ein 5jährigeS Kind kam mit leichteren Verletzungen davon. — Ei» zweijähriger Knabe in Dresden wurde von einem Lastwagen überfahren und getödtet. — Der 45jährigc Arbeiter August in GcrSdvrs bei Stollberg hat seinen Tod durch Carbolsäure gefunden, die er aus schmerzende Zähne genommen und unver sehens verschluckt. — Ein 4jährigeS Mädchen in Leipzig sand den Tod durch Sturz aus den, Fenster. - Das 3^/,jährige Mädchen eines Lithographen in Plauen i. V. wurde so verbrüht, daß cS bald darauf starb. — Ein Arbeiter iu Hilbersdorf stürzte von einer Wand und wurde lebensgefährlich verletzt. — Eine 20jährige Fabrik arbeiterin in Leipzig kam ins gehende Zeug und erhielt tödtliche Verletzungen. — Der 6jährige Knabe des Schutzmanns Kvtzsch in Leipzig wurde überfahren und schwer verletzt. — Die Händcl- sche Fabrik zu Lcitclshai», die schon am 24. August durch Feuer heimgesucht wurde, erlitt bald darauf wieder durch dasselbe Element einen Schaden von 10,000 Mk. — Ein Nnssc in Riga spendete 100,000 Rubel zur Förderung der Baue orthodoxer Kirchen i» den baltischen Pro vinzen. — Die 4. BezirkSschulc in Dresden ge denkt den 19. September ihr 50jährigcs Jubiläum zu begehen. — Zur Vorbereitung der Feier deS 100jährigen Geburtstages vom Komponist Rossini im Februar 1892 ist iu Florenz ein Komitee gebildet worden. — Mozart hat 676 unsterbliche Werke hinterlassen. Er starb den 5. Dezember 1791. (Billige Fahrt nach Wien). Am Sonn abend, den 5. Sept. d. I., wird von dem sächs.- österrcichischcn Grenzbahnhofe Tet sch en ein Svnderzug der österreichischen Nordwestbahn zu sehr ermäßigten Fahrpreisen nach Wien abgelassen. Die Abfahrt des Zuges erfolgt in Tetschen nach Eintreffen des von DreSden-Altstadt 2 Uhr 10 Min. Nachmittags abyehenden PersonenzugcS und zwar 5 Uhr Nachmittags, die Ankunft in Wien (Nordwesibahnhof) am Sonntag, den 6. September Vormittags 8 Uhr 50 Min. Die Preise der Fahrkarten mit vierzehntügister Giltig keit sind enorm billige und zwar in zweiter ' Klasse 11 Gulden 20 Kreuzer und in dritter Klasse 5 Gulden 60 Kreuzer. Die Fahrkarten sind bis eine Viertelstunde vor ZugSabgang im Bahnhofe Tetschen erhältlich. Vermischtes. — Professor Robert Koch hat bekanntlich im Frühjahr zu seiner Erholung längeren Aufenthalt in Aegypten genommen. Erst jetzt wird bekannt, daß Koch während seiner An wesenheit in Kairo den Auftrag erhielt, den zweiten Sohn des Czarc», den Großfürsten Georg, zu untersuchen. Großfürst Georg hatte seinen Bruder, den Thronfolger, auf der Reise nach Ostasien begleitet, mußte aber von Indien die Rückreise antreten, weil sein Befinden Be-- denken zu erregen begann. Die Aerzte schlugen zur Wiederherstellung der Gesundheit des jungen Prüizen einen längeren Aufenthalt in Aegypten vor. Dort nun wurde Koch konsultirt und er mußte zur Bestürzung des Großfürsten wie seiner Umgebung feststellen, daß der Großfürst an der Tuberkulose leidet. Professor Koch hat bisher Schweigen über diese Episode aus seiner ägyptischen Reise beobachtet. Die Mittheilung davon kommt auch nicht durch ihn oder durch seinen näheren Freundeskreis, sondern aus Petersburg. — Köthen, 28. August. DaS hiesige sozialdemokratische „Volksblatt" wird wegen Mangels an Abonnenten vom 1. Oktober d. I. ab zu erscheinen aufhörcn. , — Trier, 29. August. Bezüglich des Fremdenverkehrs fand eine Versammlung von Wirthen hier statt, welche einen so stürmischen und lärmenden Verlauf nahm, daß die Auflösung noch vor einer Beschlußfassung erfolgte. — Trier, 31. August. Nach offizieller Zählung haben bis gestern 425,000 Pilger die Ausstellung deS heiligen Rockes besucht. — Guben, 30. August. Durch eine große Feuersbrunst ist am Freitag voriger Woche unser Nachbarort Pohlo schwer heimgesucht worden. Vierzehn Wirthschaften mit Schenuen und Ernte vorrath sind dem Element zum Opfer gefallen. Zwei Kinder sollen verbrannt sein. — Elberfeld, 31. August. Die Zahl der Arbeitslosen ist aus 500- 600 gestiegen. Die selben wollten auf dem Markt eine große Demon stration veranstalten, wurden aber von der ver stärkten Polizei vertrieben. — Stendal, 30. August. Das Bismarck- Museum im Schlosse Schönhausen ist, wie das „Altm. J»t.-Bl." berichtet, am Sonntag eröffnet worden. DaS Museum umfaßt 8 Zimmer. Graf Herbert Bismarck hielt eine Ansprache an die Erschienenen und sür die GutSleutc war ein kleines Fest bereitet. — DaS von Seiten des Staates in Bochum zu errichtende Abnahmeamt soll nach ber „Rh. W. Z." eine ständige Centralbehörde werden zur Prüfung und Abnahme von Eisenbahnmaterial im ganzen niederrhcinisch-westfälischen Industrie bezirk, und zwar zum Dienst sür sämmtliche Staatsbehörden in ganz Preußen. Einstweilen ist die Besetzung mit 14 akademisch gebildeten Staatstechnikcrn, RcgierungSbaumeistcrn bezw. -Bauführern, vorgesehen. — München, 28. Aug. In der Gegend von Vohenstrauß (Oberpfalz) Hausen zwei Brüder Schuhmann und führen ein Räuberlcbcn, daS dem deS berüchtigten Schindcrhannes nicht nachsteht. Seit vier bis fünf Monaten verüben sie die verwegensten Einbrüche und Straßenräubereien. Durch ihre Kühnheit und Klugheit wußten sie bisher allen Nachstellungen zu entgehen. Die Entsendung eines Truppcndetachements blieb bis jetzt erfolglos. TheilS aus Furcht, theilS aus Inte resse befindet sich ein Thcil der Einwohnerschaft im Einverständnisse mit den Räubern, die von jedem Anschlag gegen sie sofort unterrichtet sind und sich demnach zu salviren wissen. Jüngst haben diese beiden Räuber in Vohenstrauß Plakate angeschlagen, mittelst welcher dem ihnen unbe quemen Gendarmerie-Wachtmeister sein Todcs- urtheil verkündet wird. - München, 29. August. Beim Manöver des ersten Feld-Artillerieregimentes bei Deisen hofen platzte eine Cartouche vor dem Ein schieben in das Geschütz. Ein Artillerist ist schwer, zwei sind leicht verletzt. --- Nordhausen, 27.August. Einegrauen- haste That vollbrachte die Ehefrau des Schneider meisters K. Hierselbst. Dieselbe versuchte, sich und ihre 3 Kiuder (im Alter von 11, 9 und 3 Jahren) in der Helme zu ertränken. Ein Opfer deS Wassers wurde nur da- 3 Jahre alte Mädchen, der neunjährige Knabe kroch selbst wieder aus dem Flusse, und da» älteste Kind,