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L8S1. und theilweise auch im Hafer, Gemenge und in den Erbsen. Ganz besonders haben aber Kar toffeln und zum großen Theil auch Rüben durch die Nässe gelitten. Auf nassen Feldern faulen erstere bereits stark im Boden, und die Ernte in dieser Frucht ist, wenn nicht bald trockene* und warmes Wetter eintritt, in Menge und Güte stark gefährdet. Abgesehen von diesen Er scheinungen hat sich aber der Stand sämmtlicher Halmfrüchte gebessert und besonders die Sommer früchte lassen eine schöne Ernte erwarten. Die RapSernte ergab, wie nicht anders zu erwarte« stand, geringen Ertrag. Der Roggenschnitt hat in den Niederungen begonnen und befriedigt in sofern, als die Güte des KornS zumeist ausge zeichnet ist. In den Gegenden mit leichtem Boden wurden bereits auch Weizen, Gerste und Hafer gemäht. Zumeist gut bis ausgezeichnet ist der zweite Kleeschnitt und der Grummetnach wuchs, so daß zu erhoffen steht, daß dieselben den Ausfall der Heuernte decken werde». Die Obsternte ist besonders in Birnen und Aepfeln außerordentlich reichlich. Trotz der zahlreichen und oft heftigen Gewitter blieb Sachsen auch im verflossenen Monate von verheerenden Hagel wettern, wie sie anderwärts so vernichtend auf traten, verschont. Nur die Umgegend von Rötha wurde am 23. Juli von einem starken Hagel schlag betroffen, der die Ernte zum Theil gänz lich vernichtete. L Neustadt, 17. August. Die mit Beginn des vorigen Monats angefangene Neupllasterung unseres Obermarktes, der Niedermarkt wurde schon im vergangenen Jahre einer Neupflasterung theilhaftig, hat einen erfreulichen Fortschritt ge nommen. Das Trottoir, aus braunen Chamorte- steinen bestehend, ist seit einigen Tagen vollständig fertig geworden, und auch auf einem Theile des Platzes konnte der Wagenverkehr wieder gestattet werden. Leider sah man sich durch die Pflaste rung genöthigt, ein Andenken aus längst ver klungenen Tagen, eine aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts herrührende Meilen säule, die, nachdem sie infolge der Fortschrittes unserer Zeit ihrem alten Zwecke nicht mehr zu dienen brauchte, als Träger einer Laterne Ver wendung fand, vom Marktplatze wegzunehmen. Doch wird dieselbe, wie man vernimmt, einer baldigen Renovation unterworfen werden und dann in der Nähe unserer Post zur Ausstellung kommen. Den von ihr innegehabten Platz aber soll in Zukunft ein jedenfalls mehrarmiger Kandelaber schmücken. R. Lohmen, 17. Aug. Im Jahre 1841 erfolgte auf Anordnung der Königlichen Amts hauptmannschaft zu Pirna die Herstellung einer größeren Wegeanlage auf dem rechten Wesenitz- ufer im herrlichen Liebethaler Grunde bis hinter zur Lochmühle, jenem traulichen Plätz chen am rauschenden Wehre. Seitdem haben Tausende sich auf diesem Pfade an den grotesken und herrlichen Felsgebilden und an dem wild rauschenden Wasser erquickt und haben in der Mühle Rast gehalten. Nächsten Sonnabend, den 22. August, Nachmittags, will man daselbst eine Gedenkfeier im Rahmen eines munter ver laufenden Ratursestes abyalten und hofft dabei die zahlreiche Betheiligung recht vieler Mitglieder aus allen Gebirgsvereinssektionen. Sektion Pirna hat die Leitung der Feierlichkeiten freundlichst übernommen. An lustiger Kurzweil und präch tigen Ueberraschungen (z. B. feenhafte Beleuch tung des Wehres u. s. w.) wird es nicht fehlen. Um 8,„ Uhr Abends geht ein Zug von Lohmen nach Arnsdorf, resp. Bischofswerda. Kamenz, 13. August. In der Woche Pal marum und in der folgenden Woche dieses Jahres erkrankten in Kamenz und Umgegend eine An zahl von Personen, welche in oer Eckardt'schen Bäckerei in Kamenz Brot entnommen und Oster- stollen hatten backen lassen, nach dem Genüsse dieser Backwaaren unter VergistungSsymptomen. Die behördlichen Ermittelungen stellten fest, daß dem Gebäck Arsenikpulver (arsenige Säure) bei gemischt worden war, und als Thäter wurde der Lehrling EckardtS, der in Dresden geborene, bis her unbestrafte Richard Porsche, entlarvt. Der selbe ist auch geständig. Als Grund der That gab er an, der Meister habe ihn strenge behan delt, deswegen habe er ihm einen Possen spielen wollen; die Leute hätten sich erbrechen und krank werden, der Meister die Kundschaft verlieren sollen. Der jugendliche Angeklagte wurde wegen Vergehens gegen das NahrungSmittclgesetz vom 14. Mai 1879, im Zusammentreffen mit (ein facher) Körperverletzung zu vier Jahren Gefäng- niß verurtheilt. Bautzen, 17. August. Im Lauf« dieser Woche begiebt sich der hochw. Bischof Vr. Wahl nach Köln a. Rh., um als CentralpräsrS der jüngsten Unruhen zu Schaden gekommenen Fremden die von den Mächten verlangte Entschädigung zu gewähren. Die diplomatischen Vertreter der Mächte hätten eine gemeinsameFlottendemonstration angedroht, wenn die chinesische Regierung auf diesem Standpunkte verharren sollte. Belgrad, 17. August. Der Regent Ristic und der Ministerpräsident Pasic sind wieder hier eingetroffen. Sachsen. Se. königliche Hoheit Prinz Georg wird in seiner Eigenschaft als Generalfeldmarschall und Generalinspekteur der zweiten Armee-Inspektion (V., VI. und XU. Armee-CorpS) in der Zeit von Donnerstag den 20. bis Dienstag den 25. d. M. zum Zwecke von Jnspizirungen im Be reiche des VI. Armee-CorpS verweilen. Nähere Bestimmungen über die zu inspizirenden Truppen- theile und über den Zeitpunkt der einzelnen Inspektionen stehen noch aus. Wie verlautet, wird Se. königl. Hoheit in Leobschütz bei Ratibor wohnen. Am Abend des Ankunftstages soll ein großer Zapfenstreich sämmtlicher Musikkapellen der manövrirenden Truppentheile stattfinden. Die feierliche Vermählung des Prinzen Friedrich Angust von Sachsen mit der Erz herzogin Louise von ToSkana wird sicherem Vernehmen nach am 21. November mit großem Pomp in Wien gefeiert werden. Die sächsische Königsfamilie, der Kaiser von Oesterreich und viele andere Fürstlichkeiten werden der Hochzeits feier beiwohnen. Bischofswerda, 17. Aug. Das Sommer fest des hiesigen Militärvereins gestaltete sich gestern auf dem Schützenhause zu einem förm lichen Volksfeste und war der Besuch ein über aus starker. Am Prämienschießen betheiligten sich circa 150 Mitglieder und wurde auf beiden Zugscheiben lebhaft geschossen, die 5 besten Schüsse erzielten die Herren Schnhmachermeister Koch, Amtsgerichtswachtmeister Saupe, Ehrenmitglied Redakteur E. May, Lehrer Mäder in Belms- Horf und der Vorstand des Vereins Drogist Paul Schachert. Der Abend vereinigte die Mitglieder mit ihren Frauen und Angehörigen zu einem animirten Balle. DaS coulante Entgegenkommen der Schützengesellschaft für Ueberlassung des Schießstandes verdient lobend anerkannt zu werden. — 18. August. Der hiesige GebirgS« verein unternimmt nächsten Sonnabend die all jährlich fast feststehende Partie nach der Loch mühle im Liebethaler Grunde, um sich an der von der Sektion Pirna zu veranstaltenden Festlichkeit daselbst zu betheiligen (s. Ins.). Der herrliche Wesenitzgrund und die schöne Höhe bei Ditters bach werden ebenfalls berührt werden. Mittwoch, den 26. August, wird der genannte Verein ein Sommervergnügen im Garten des Gasthauses zum goldnen Löwen veranstalten, bestehend in Konzert, gespielt vom hiesigen Stadtmusikkorps, welchem sich ein Tänzchen anschließen soll. Bischofswerda, 18. August. Seit einer längeren Periode geht wieder ein epochemachendes Schauspiel über die Bühnen aller größeren Theater Deutschlands: „Die Quitzow's!" ES ist ein Lieblingsschauspiel unseres verehrten Kaisers und zeigt uns ein Stück Weltgeschichte aus der Zeit des Raubritterthums, dem Friedrich I., Burggraf von Nürnberg, später Markgraf von Branden burg, durch energisches Eingreifen ein Ende machte. Dies Schauspiel wurde 8 Tage hintereinander für sämmtlichc Schulen Berlins entreefrei den Kindern vorgeführt, daß in den jugendlichen Ge- müthern die Liebe zum Vaterland, zu Recht und Gesetz befestigt wird. So viel wie wir vernommen, hat Herr Dir. Clar weder Kosten noch Mühe gescheut, das Stück, welches ein ungeheueres Personal erfordert, würdig aufführen zu können. Jedenfalls dürfte es einem ächten Deutschen und guten Bürger angenehm sein, dieses Stück Welt geschichte vor seinen Augen entrollt zu sehen. h Bischofswerda, 17.Aug. Wie man hört, soll die Privat-Post Kamenz-BischofSwerda zum 1. Oktober eingestellt werden, weil der jetzige Unternehmer, Herr Wittig in Kamen-, gekündigt hat. Die jetzige Einnahme, ca. 2500 Mark, ist zu gering und will Herr Wittig etwas mehr haben. Da über kurz oder lang die Stichbahn Kamenz-Elstra auf alle Fälle nach Bischofswerda ausgebaut werden wird, so wäre eS um so wttnschenswerthcr, wenn die jetzige Post wenig stens noch einige Jahre weiterbesteht, und wäre eS Sache der betr. Ortschaften sofort darüber bei der kaiserl. Oberpostdirektion vorstellig zu werden. Stillstand ist Rückschritt und die Stadt Bischofswerda, Rammenau, Burkau, Rauschwitz, Kindisch, Gödlau rc. sind in allererster Reihe Laran sehrinteressirt, daß gerade jetzt die Post Der sächsische Erzähler. Gett* » weiter besteht. Auch zu den Vorarbeiten beim Bahnbau, sowie während des Bahnbaues würde die Post sehr am Platze sein, auch immer gute Geschäfte machen, sobald ein tüchtiger Mann Unternehmer ist und die Umgegend durch recht fleißige Benutzung dazu beitragen hilft. Bischofswerda. Wie wir schonmittheilten, hat die Staatsbahnverwaltung bei der Beliebt heit, welcher sich die billigen Sonderzüge Dresden- Leipzig beim Publikum erfreuen, für dieses Jahr die Ablassung eines zweiten billigen SonderzugeS nach Leipzig in Aussicht genommen. Derselbe wird bereits Sonntag, den 23. August d. I., verkehren und erfolgt die Abfahrt aus Dresden- Altstadt 5 Uhr 45 Min. Vormittags, auS Dresden-Neustadt, Leipziger Bahnhof, 6 Uhr, aus Radebeul 6 Uhr 11 Min., auS Kötzschen- broda 6 Uhr 19 Min. und auS CoSwig 6 Uhr 28 Min. Vormittags. In Leipzig kommt der Sonderzug Vormittags 9 Uhr 2 Min. an. Die Rückfahrt erfolgt von dort Abends 11 Uhr und die Ankunft in Dresden gegen Uhr Nachts. Die Preise der Fahrkarten sind von allen Stationen gleich und betragen 4 Mk. 50 Pf. in II. und 3 Mk. in m. Klasse. Die Rückfahrt kann- auf diese Fahrkarten auch noch am Montag, den 24. August, in allen Personenzügen erfolgen. Da die Hinfahrt des SonderzugeS von Dresden aus nach Ankunft der fahrplanmäßigen Frühzüge von Bautzen, Pirna und Tharandt erfolgt, so ist auch von diesen Städten eine überaus günstige und billige Fahrgelegenheit nach Leipzig geboten. — Die Landtagswahlen werden diesmal in der zweiten Hälfte des Oktober stattfinden. — Am 7. und 8. September wird die 3. Klasse der 120. Landeslotterie gezogen. Da der Erneuerungstermin für Loose in die Zeit der 2. Hälfte der Gerichtsferien fällt, bringen wir die rechtzeitige Erneuerung der Loose in Erinnerung. — Die Statistik der wirklichen Sommer tage hat sich im letzten Jahrzehnt ganz bedenk lich gestaltet. Während im Jahre 1881 bis zum 31. Juli noch 40 Sommertage gezählt wurden, ging die Zahl bis 1890 auf 18 herab, daS laufende Jahr nimmt aber den traurigen Ruhm in Anspruch, bis 31. Juli nur 17 Sommertage gehabt zu haben. — In den meisten sächsischen Blättern hat ein Artikel Aufnahme gesunden, welcher die irrige Annahme verbreitete, daß durch Frachtermäßigung die böhmische Braunkohle per 200 Ztr. Wagen um 11 Mark, also pro Zentner 5^/, Pfennige billiger geworden sei. Man hat darüber nähere Feststellungen veranlaßt und die Erfahrung gemacht, daß auS dem böhmischen Reviere, zumal von Station Brüx von den k. k. Juliusschächten, Viktor-Tiesbauschächten, sowie von der Station Dux von den Amalia- und den Union-Schächten, von wo die meisten Kohlen für hiesige Gegenden bezogen werden, leider nur per 200 Zentner um 30 Pfg. in der Fracht billiger geworden sind, also per Zentner ('/„) V« Pfennig. Demnach ist es mit billigerer Kohle nichts, eher dürfte so gar vom 15. September ab eine Erhöhung der Preise in Aussicht sein. Für die Jnvaliditäts- und Altersversicherung ist mit Genehmigung des Reichsversicherungs amtes bestimmt worden, daß bei Verheirathung versicherter Personen weiblichen Geschlechts auf deren Quittungskarte der bisherige Name mit dem Zusatze: „Jetzt verheirathet" rc. zu versehen, eine Einziehung und Erneuerung der Karte da gegen nicht nöthig ist. Dem im Bureau des Landeskulturraths zu sammengestellten Bericht über den Saatenstand im Königreich Ende Juli entnehmen wir folgende allgemeine Uebersicht: Die Ungunst der Witterung in der Berichtsperiode war allenthalben gleich groß; es waren im Monat 22 bis 29 mehr oder minder stark verregnete Tage und zahlreiche Gewitter zu verzeichnen, wobei gleich, zeitig die Temperatur starken Schwankungen unterworfen war, so daß dieselbe in Reitzenhain mit der Monats-Minimaltemperatur von nur 4,0 Grad bis auf 25,2 Grad Wärme stieg und anderseits in Leipzig mit dem höchsten Wärme grad von 31,2 auf 9,6 Grad zurückging. Unter dieser Ungunst der Witterung hatte in erster Linie die Heuernte zu leiden; dieselbe zog sich in vielen Bezirken wochenlang hin und es konnte das Heu nur mit mehr oder weniger Schaden geborgen werden. In den Niederungen der Lausitz ist außerdem viel Heu weggeschwemmt worden. Ebenso verzögerten die ungünstigen WittcrunaSverkältnisse die Weiterentwickelung der Halmfrüchte, so daß deren Reife um 8 bis 14 Tage gegen normale Jahre zurückgeblieben ist. Außerdem verursachten die zahlreichen und zum Theil heftigen Niederschläge starkes Laaer in allen Halmfrüchten und vielfach Lohe im Weizen