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nicht von seiner Seite gewichen war, erschien, sekretär erschollen abermals brausende Hochruse. Nach „Farad zollern", weil er in den nächsten Tagen hofft, mit seiner Dacht eine Reihe von See-AuSflttgen unternehmen zu können. Die Verletzung des KnieeS erheischt, wie jede derartige Verletzung, thunlichste Vorsicht; doch kann der Kaiser sich bereits ganz gut auf dem verletzten Beine be wegen und eS unterliegt keinem Zweifel, daß in allernächster Zeit jede ärztliche Maßregel Weg fällen kann." Ueber den Unfall Sr. Maj. des Kaisers -auf der Nordlandfahrt wird der „Köln. Ztg." aus Kiel berichtet: Se. Majestät stand in leb hafter Unterhaltung mit mehreren Herren auf Deck, an die Kajütenwand gelehnt, und glitt bei einer schnellen Wendung auf dem glatten, mit Linoleum belegten Deck aus. Der anwesende Leibarzt Sr. Majestät, Generalarzt Professor Dr. Leuthold, stellte sofort fest, daß die rechte Kniescheibe aus der Gelenkkapsel getreten sei und renkte dieselbe sogleich wieder ein. Auf Wunsch des Leibarztes wurde Se. Majestät auf das Vett getragen, wo Professor Leuthold schnell einen Gypsverband anlegte. Die folgende Nacht verbrachte Se. Majestät in ruhigem Schlaf. 'Gegenwärtig kann Se. Majestät wieder gut stehen rind gehen, trägt jedoch vorsichtshalber noch einige Zeit feste Bandagen. Kiel, 12. August. Das Befinden Sr. Maj. deS Kaisers ist ein günstiges; Allerhöchstderselbe bewegte sich, ohne einen Stock zu benutzen. Ihre Majestät die Kaiserin nahm heute das Frühstück an Bord der „Prinzeß Wilhelm" ein. Kiel, 13. August. Se. Majestät der Kaiser unternahm heute Nachmittag wieder eine Segel fahrt auf dem „Meteor". Schwertn i. M., 13.Aug. Der Großhcrzog hat unter Massenansällen von Athemnoth, sowie unter großer Appetitlosigkeit zu leiden. Dabei ist natürlich die Schwäche des Kranken größer geworden, obgleich derselbe etwas Nachtruhe ge funden hat. Ueber die Vorgänge bei der Ueberreichung des HumpenS an den Fürsten Bismarck durch Vertreter der deutschen Studentenschaft wurde bereits berichtet. In Ergänzung dieser Mit theilungen entnehmen wir den „Hamb. Nachr.": „Die Stadt Kissingcn und derSalincnweg waren prächtig geschmückt. Es hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden, das Wetter war prachtvoll. Die Deputation der Studentenschaft zur Ueberreichung des Hnmpens bestand aus Chargirten und Vertretern fast aller deutschen Hochschulen und war etwa 80 Köpfe stark. Um 1 Uhr unternahm dieDeputation unter wirkungs vollster Entfaltung alles studentischen Pomps eine Rundfahrt, durch die Stadt, um 2 Uhr fand die Auffahrt zur oberen Saline statt, wo große Menschenmassen aus akademischen und nicht akademischen Elementen Aufstellung genommen hatten. Die Auffahrt erfolgte mit Musikchören, die Festordner waren zu Pferde. Nachdem unter fortwährenden Hurrahrufen der Anwesenden die Auffahrt beendet war, begaben sich die Deputaten in den großen Saal des ersten Stockwerks, wo Gras Herbert Bismarck sie empfing. Dieser meldete ihre Ankunft seinem Vater, der bald darauf, gefolgt von Professor Schweninger, den Saal betrat. Der Führer der Deputation be grüßte den Fürsten mit patriotisch schwungvollen Worten, feierte ihn als den Träger der nationalen Idee, als das ewig leuchtende Vorbild der deut schen akademischen Jugend nnd schloß mit einem Hoch auf den Fürsten, in das die im Saale anwesenden Studenten mit begeisterter Gewalt, die Schläger hoch erhoben, einstimmten. Draußen vom Schloßhofe her ertönten gleichzeitig musi kalische und stürmische Hochrufe. Der Fürst er widerte, nachdem der Jubel sich gelegt hatte, in längerer bedeutungsvoller Rede. Der Fürst trank aus dem ihm überreichten Humpen auf das Wohl der studireuden Jugend. Ein urkräf- tigeS „Prost" erscholl aus den Kehlen aller Anwesenden, in das sich abermals Tusch und Hochrufe von außen her mischten. Nun kreiste der mit Champagner gefüllte Ehrenhumpen; Jeder, an den die Reihe zu trinken kam, brachte dem Fürsten sein Quantum unter Beifügung eines historisch bedeutungsvollen CitatS aus Bismarcks Reden, wie „Wir Deutschen fürchten Gott und sonst Nichts auf der Welt" u. s. w. Alsdann ließ sich der Fürst die einzelnen Mit glieder der Deputation vorstellen, erkundigte sich leutselig und gut gelaunt nach Einzelheiten, frischte Erinnerungen ans seinem eigenen Stu dentenleben auf, prüfte die Schläger und ent wickelte all' die herzgewinnende Liebenswürdigkeit, die wir an ihm kennen. Einen anwesenden Ver treter des Göttinger Korps „Hannovera" begrüßte -er Fürst mit den Worten: „Da ist ja meine «lte Farbe!" Nach Beendigung des festlichen nochmaliger Ansprache des studentischen Wort- i ührers, der an die Kissinger Ereignisse im Jahre 1866 anknüpste, wurde ein Hurrah auf den Fürsten ausgebracht. Als derselbe gedankt hatte, I wurde die „Wacht am Rhein" von allen An wesenden entblößten Hauptes gesungen, was einen ergreifenden Eindruck machte. Der Fürst stand inmitten einer Gruppe von Studenten, welche im I -öchsten Wichs, mit erhobenen Schlägern und wehenden Fahnen, sich um ihn geschaart hatten. Das Ganze bot ein denkwürdiges, malerisch chönes Bild, das von einem Photographen fixirt wurde. Am Kommers, der um 4 Uhr im „Altenburger Haus" begann, nahmen 300—400 Studenten Theil, das übrige Publikum belief ich wohl auf das Fünf- bis Sechsfache. Der Fürst erschien um 4»/« Uhr und blieb bis 5'/^ Uhr. Der Kommers »ahm einen großartig be geisterten Verlauf. Beim Semesterreiben hatte Fürst Bismarck 118 Semester. Der Fürst trank auf das Wohl der deutschen Frauen. Im Laufe I des Gesprächs äußerte der Fürst unter Anderem, er sei nie Melancholiker gewesen, sei stets san guinisch oder cholerisch und werde dabei wohl l bleiben. Abends war Festvorstcllung im Theater. > Der Fürst erschien mit dem Grafen Herbert, I Professor Schweninger, Lothar Bucher und vr. Chrysander. Das gesammte Haus erhob sich bei seinem Eintritt. In den fünf ersten Reihen hatte die studentische Deputation in vollem Wichs Platz genommen. Die Vorstellung begann mit einer Jubel-Ouvertüre, worauf ein Prolog, ge dichtet und gesprochen von Ernst Possart, folgte. Bei den den Fürsten Bismarck feiernden Stellen der wohlgelungenen, äußerst wirkungsvollen Dichtung erhob sich ein begeistertes, minuten langes Hochrufen des sich erhebenden Publikums, die Studenten grüßten klirrend mit erhobenen Schlägern. ES war ein unbeschreiblich schöner I Moment. Der Fürst verneigte sich immer wieder dankend nnd grüßend in seiner Loge. Die Kund gebungen deS versammelten Publikums vor dem Theater bei der Auffahrt und Abfahrt deS Fürsten waren überwältigend. Kissingen hatte seit lange keinen so schönen Tag erlebt. Das Befinden deS Fürsten ist ein sehr gutes trotz der angrcisenden Bäder und der Strapazen des heutigen Tages. Der Fürst geht in etwa einer Woche direkt nach Varzin. Unter der Ueberschrift „Verkettungen" schreibt der „Schwäbische Merkur": Als durch Mitthei- lungcn, deren Verläßlichkeit von keiner Seite be stritten worden ist, bekannt wurde, daß Bismarck's Sturz im letzten Grunde (richtiger, daß der erste Anstoß zu den Meinungsverschiedenheiten) auf den Widerspruch zurückzusühren sei, den der damalige Reichskanzler der zweiten Kaiserreise nach Rußland entgegensetzte, da ließ sich noch nicht abschätzen, wie scharf das Adlerauge des großen Staatsmannes alle Konsequenzen jenes falschen politischen Schrittes vorauSgesehen hatte. Bismarck's Warnung war gewesen, das hoch- müthige Russenthum nicht zu verwöhnen und dadurch deu slavischen Größenwahnsinn nicht wieder wachzurusen. Der Erfolg zeigte, wie richtig der Fürst gcurtheilt hatte. Die Aufnahme entsprach den Erwartungen nicht. Die Truppenschau war eine nichtssagende Parade und verstimmt nnd unbefriedigt kehrten die preußischen Herrschaften nach Berlin zurück. Ein feierlicher Besuch in England sollte nun die Scharte wieder auswetzen. England, das seinen Vortheil versteht, versäumte nicht, die deutschen Gäste mit unerhörtem Jubel, mit nie dagewesener Pracht zu empfangen. Ver tiefte man doch so den Gegensatz zwischen Berlin und Petersburg und gewann eine Deckung gegen den Moskowiter, der Englands verhaßtester Rivale ist. Die Antwort auf diesen demonstra tiven Empfang, der in Deutschland recht kühl beurtheilt wurde, blieb nicht aus. Die französi sche Flotte erschien in Kronstadt und bewies, daß ein Zusammenwirken Rußlands und Frankreichs gegen die deutsche Ostseeküste eine strategische Möglichkeit sei. Der Czar hörte stehend die Marseillaise an, Bruderküsse wurden ausgetauscht, anzügliche Reden in Menge gehalten. Die Ueber- zeugung, stark dem Gegner gewachsen, vielleicht überlegen zu sein, wird der diplomatischen Aktion beider Staaten ein Selbstgefühl verleihen, das die Mutter schwerer Thaten werden kann. Möchte _ „ „ „ die Probe, wie richtig Bismarck auch in diesem I Jahresberichte, daß von dieser Vergünstigung Falle die Zukunft abschätzte, uns für die Zukunft l täglich Tausende von "s ' lehren, es mit dem Rathe des Mannes nicht I Gebrauch machen. Diesem Umstande Rechnung leicht zu nehmen, der im Heute das Morgen ' tragend, haben sich z. B. in unmittelbarer Nähe Aktes im Saale begab sich die Deputation in den Schloßhof, wo die übrigen Studirenden und das zugelassene Publikum versammelt waren. Als der Fürst in Begleitung von TyraS, der Der sächsische Erzähle*. E-rlte s. iE. wandeln sieht, auch wenn dieser Rath zum tiefen Schmerze der Nation nur noch indirekt ertheilt werden kann! Borkum, 12.August. Auf die vom StaatS- v. Stephan vom Bord deS Kabelschiffes „Faraday" vor Borkum anläßlich der glücklich beendeten neuen telegraphischen Verbindung zwischen Deutschland und England an den britischen Generalpoftmeister gerichteteBegrüßungs- depesche traf in wenigen Minuten folgende Antwort auf dem neuen Kabel ein: „Ew. Excellenz danke ich auf das herzlichste für das eben erhaltene Willkommen-Telegramm und sende meinen warmen ! Glückwunsch zu der glücklichen Vollendung der neuen Verbindung, welche die deutsche und die britische Nation noch enger verknüpfen und die freundlichen Beziehungen befestigen wird, die zwischen unseren beiden Verwaltungen so glücklich bestehen. RaikeS." Borkum, 13. August. Nachdem die Her stellung des Kabels von Emden über Borkum nach England gestern erfolgt ist, gehen die deutschen Ingenieure und Telegraphenbeamten heute nach Wilhelmshaven, von wo ein Kabel über Wangeroog nach Helgoland gelegt wird. In Fulda ist am 12. August die Bischofs. Konferenz eröffnet worden, an der sich 16 Bischöfe deutscher Diözesen betheiligten. Den Vorsitz führte der Erzbischof von Köln. Die Konferenz wird voraussichtlich zwei Tage dauern, die Gegenstände der Berathung sind nicht bekannt. Aachen, 12. August. Die Handelskammer für Aachen und Burtscheid hat beschlossen, der Eingabe der sächsichen Handelskammern betr. Festlegung des Osterfestes keine Folge zu geben. Hamburg, 11. August. Wie die „Hamb. Börsenhalle" vernimmt, hat die „Hamburg- Amerikanische Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft" be schlossen, eine Erhöhung der Zwischendeck-Preise um 20 Procent für alle vom AuSwanderungS- komitee beförderten russischen Auswanderer ein treten zu lassen. (Herr v. Vollmar macht Schule). In einer I Rede, welche der sozialdemokratische ReichStagS- I abgeordnete Birk vor einigen Tagen in München gehalten, berührte derselbe auch die Stellung der Sozialdemokratie zum Militärwesen und bemerkte I dabei wörtlich: „Wir betrachten es als Pflicht I eines Jeden, den Dienst, den das Vaterland von I ihm fordert, zu leisten. (Bravo!) Die deutschen Vertreter werden zu diesem Punkte auf dem Kongresse keine andere Stellung einnehmen können. Nicht unmöglich ist eS, daß in Brüssel etwas erregte Franzosen die Rückgabe von Elsaß- I Lothringen an Frankreich verlangen könnten. Hierüber würden wir uns wenig oder gar nicht I an der Diskussion betheiligen. (Bravo!) Meiner Ansicht nach sind die Grenzen zwischen Deutsch- I land und Frankreich, wie wir sie ansehen, keine i feindlichen, — aber daß wir Elsaß-Lothringen als russisches Bärenfutter ausliefern, das möge man nicht von uns erwarten." Herr Birk darf erwarten, daß ihm die „Jungen" noch kräftiger den Kopf waschen als seinem Fraktionskollegen ! v. Vollmar. Aus Berlin wird geschrieben: Ganz ge- I waltig sind am Dienstag die Kornpreise, besonders Roggen, an der Berliner Börse in die Höhe ge- I gangen, da nunmehr feststeht, daß die russische Roggenernte so schlecht ist, daß auf eine nennens- I werthe Einfuhr russischen Kornes in Deutschland nicht zu rechnen ist. ES sind auch in Rußland I Maßregeln getroffen, welche einem Ausfuhrverbot für Roggen, Roggenmehl und Noggenkleie gleich- I kommen. Es fehlte somit stark an Waare für die vorhandene Nachfrage. Der herrschende I Preis ist nun freilich für die Dauer von den Konsumenten wirklich nicht zu tragen. Der Mispel Roggen über 75 Thaler, das hält denn doch die große Volksmenge nicht aus. Entweder die Preise herunter — oder der Reichstag zu- sammenberufcn! Berlin, 12. August. Die „Volks-Ztg." plaidirt dafür, daß Deutschland ebenfalls ein Ausfuhrverbot erlasse und zwar nicht nur für l Roggen und Roggenmehl, sondern sür jede Ge- I treidefrucht und auch für Kartoffeln. Auch solle die Verwendung von Kartoffeln und Getreide zur Branntweinbrennerei auf das Mindeste be- ! schränkt werden. Weiter schreibt das Blatt, daß die Notbwendigkeit vorhanden sei, vaß die Vieh zölle ausgehoben und die Einfuhr amerikanischer Schweine gestattet werde. > I Ueber den Grenzverkehr in zollfreiem > I Mehl und Brod bemerkt die Handelskammer : I für den Regierungsbezirk Oppeln in ihrem Personen den ausgiebigsten )iesem Umstande Rechnung