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Sommerferien, die großen Ferien, von denen man jetzt Abschied nehmen soll I Mit wie fieber- dahin, wie unendlich erschien die stickende Zeit der und AltgerSdorf erschienen. An dem Fcstzuge Freiheit und Ungebundenheit! Und jetzt? Man j betheiligten sich weiter die Schützengesellschaft LU cu zo U> K ttz bc w al s- 2 ei L L I 5 r d L e r dem Gauverband waren nur circa zur Hälfte ' vertreten — insbesondere vermißten wir die Sebnitzer Turngenossen schmerzlich — dagegen waren auch außerhalb des Verbandes Sohland Der sächsisch-Erzähler. Seite ». merkt, daß auch die Ferientage kürzer werden. Schwer genug wird es, von ihnen Abschied zu nehmen und sich in den Gedanken an die ernste Arbeit hineinzuleben. Adieu! lachendes Feld und rauschender Wald, adieu! Bergeshöh' und klarer See! Ihr werdet noch manchmal in euren glänzenden Farben vor den geistigen Augen der Knaben und Mädchen anftauchen, wenn die leeren Wände des engen Schulzimmers statt eurer sie umgeben. Doch das ist dec Lauf der Welt, und gut, daß eS so ist. Wäre die Arbeit nicht, wie sollte die Ruhe und Erholung schmecken? Also nicht mit Bangen der neuen Schulzeit entgegen geschaut, sonder» mit Zuversicht und Pflicht gefühl. Nicht aus Spiel und Tändelei, sondern aus dem, was die Jugend gelernt, was sie an Gutem und Schönem in sich aufgenommen hat, entspringen die Freuden des Lebens, entspringt die Ruhe und Zufriedenheit des Alters. Mag auch nach so beglückender Freiheit das „Muß" einen besonders bitteren Beigeschmack haben — man gewöhnt sich daran; bittere Kräuter sind ost die kräftigsten und heilsamsten. — Endlich sind die sieben bösen Wochen nach dem Siebenschläfer vorüber. In diesem Jahre hat die alte Witterungsregel Recht gehabt, denn fast kein Tag ist seit dem 27. Juni ver strichen, ohne daß nicht des Himmels Schleusen sich geöffnet und ihren Inhalt über die Erde ansgcschüttct hätten. Mit besonderer Sehnsucht harrten die Landwirthe dem Ende dieser Wochen entgegen, und cs scheint, ihre Hoffnungen sind nicht getäuscht, denn das Wetter nimmt jetzt sichtlich eine freundlichere Gestalt an. Möchte nun eine Reihe von schönen Tagen folgen, denn sie werden gebraucht. Aus den Feldern begann schon das Korn in den Aehren zu wachse» lind die Kartoffeln singen an infolge der Nässe schwarz zu werden, sodaß die Aussichten auf eine gute Ernte täglich mehr und mehr zu schwinden begannen. — Die Farbe der auf das Jagdjahr 1891/92 geltenden Jagdkarten ist zitronengelb. — Nachnahmen auf Drucksachen, Bücher, Zeitungen u. s. w. waren nach den früheren Bestimmungen zulässig. Nach einer anderweiten Regelung des Postnachnahmewesens ist dieses Verfahren nicht mehr gestattet und können solche Beträge nur noch aus geschlossene Briefe und Packcte uachgcnommen werden. j- — Diejenigen Bienenzüchter, die ihre Völker nicht zur Heidetracht in fernere Gegenden führen wollen, waS nun auch bald geschehen muß, haben die Herbstrevisionen der Völker schon jetzt vorzunchmen, damit sie vom 15. d. M. ab auf den richtigen Pollen-, Honig- und Wabenstand gebracht werden. Von da an sind diejenigen Stöcke (spekulativ) zu füttern, die man besonders gut durch den Winter bringen und zu größeren Volksstärkcn zu veranlassen sucht. Als Futter verwendet man gewöhnlich eine Lösung von Krystallzuckcr, Honig und Wasser (1 Pjd. Zucker, 1 Psd. Honig und 1 Liter Wasser), welche in einem Kessel gekocht und gut abgeschäumt werden. HI). Ober - Neukirch, 11. August. Heute wurde von der Theaterdircktion Clar, leider vor sehr schwach besuchtem Hause, „Commercicuraths Töchter" im hiesige» Hofgericht (Besitzer Herr Fritz Weber) gespielt, und wir haben alle Ursache, der Direktion unseren herzlichen Dank zu sagen und sie zu bitte», uns »och einmal zu besuchen. Wer von den wenigen Zuschauern Gelegenheit hatte, die beiden Schlußakte, „wo sie sich kriegen," zu sehen, der wird mit ganzem Herzen einstim- mcn in das Lob, daß es ausgezeichnet hübsch war. Frau Direktor Clar war, mit einem Worte, in ihrer Meisterschaft so hübsch, daß wir wünschten, sie wäre immer bei uns. Also auf fröhliches Wiedersehen! Ild. Neukirch a. H., 11. August. Am vergangene» Sonntage beging der hiesige Turn verein die Weihe der auf Kosten deS Herrn Gast- hofsbesitzers Ernst Winkler zur „goldnen Krone" hier ncuerbautcn Turnhalle, welche in ihrem Aeußeren eine schmucke Zierde des Ortes und im Innern so eingerichtet ist, daß sie allen turneri schen Ansprüchen genügt. Wir haben alle Ur sache uns über dieses fertige Bauwerk zu freuen. Wie wohl das Fest bis gegen 2 Uhr Mittags unter Ungunst des Wetters litt, konnte von dieser Zeit ab doch das Programm vollständig durch geführt und das Fest selbst darf als ganz ge lungen bezeichnet werden; es war schlicht, aber von Anfang bis zu Ende von ächt turnerischem gemüthlichen Geiste durchweht. Die Vereine aus haster Sehnsucht hat man sie herbeigesehnt, wie < . schneckenlangsam schlichen die letzten Schultage waren auch außerhalb des Verbandes Sohland zu Neukirch, der Gesangverein, die Feuerwehr, Gemeindevorstände und das Lehrerkollegium, sowie Ehrengäste. Nach der Begrüßungsrede des Turn- vorstandeS übergab Herr Ernst Winkler die Schlüssel der Halle demselben unter Worten der besten Wünsche für den Turnverein und die Weihercde hatte für den Herrn Kantor Hoffmann dessen Sohn Herr Lehrer Hoffmann übernommen. Die Rede, von hohem sittlichen Ernste durchdrungen, ächt turnerisches Wesen der alten und neuen Zeit betonend, sicher und fest gesprochen, machte einen tiefen Eindruck und kann sich daraus die junge Generation viel behalten, weiteres auch aus der darauffolgenden Festrede des Herrn Gauvorstandes Mißbach. Ehrerbietiger Dank sei diesem unseren Vorsitzenden, der mit so seltener Ausdauer sich der Turnsache widmet, dargebracht. Abwechselnd zwischen Fest- und Weihereden sang der hiesige Gesangverein wie auch bei dem späteren Commers, in der Turnhalle, unter Leitung des Herrn Aug. Richter und Herrn Kantor Hoffmann, patriotische und turnerische Lieder, wodurch das Fest sehr verschönert wurde. Bei den Freiübungen turnten 54 Turner, dagegen war das Niegenturnen leb hafter, namentlich zeichnete sich eine Riege aus Langburkersdors dabei aus, was besonders her- vorzuhebeu ist. Während des Turnens traf von dem früheren TurnvereinSmitgliede, jetzigem Turn lehrer Kunath in Bremen vom Nordseebad „Juist" ein BcgrüßungStelegramm ein. Der Kommers am Abend, geleitet von Herrn Mißbach, verlief sehr angenehm, da namentlich auch die SaugeSbrüder unermüdlich waren. Von den verschiedenen dabei gehaltenen Reden seien erwähnt der Dank an den Verein und die Ehrengäste für das dem Turnverein Niederneukirch geschickte Bild mit Inschrift, waS unsere fernere Einmüthig- keit jederzeit darthun mag, der Dank für die von einem Mitglied«: geschenkte Faline auf die Turnhalle und der Dank an Herrn Hauptmann von Oppcn-Huldenberg, welcher in hochherziger Weise dem Verein, ohne daß ihn derselbe darum gebeten, ein nahmhastcs Geldgeschenk gemacht hat. Der Ball auf dem Saale deS Gasthauses zur goldnen Krone war gleichfalls sehr gut besucht und animirt. Z Neustadt, 13. August. Nächsten Sonn tag veranstalten die beiden hiesigen Männergesang vereine gemeinsam mit drei Sebnitzer Gesangver einen und den Gesangvereinen zu Wendischsähre und Krippen, sowie dem Schandauer Männer gesangverein „Liederkranz" im letztgenannten Orte einen Sängertag, bestehend in einen« Konzerte und einem nachfolgenden Kommerse. Beides findet im dortigen Schützenhause statt. Das Konzert wird außer Massenchören auch Vorträge der einzelnen Vereine bieten. Der Ertrag soll wohlthätigen Zwecken zufließen. — Die am ver gangenen Sonntage zu Dresden abgehaltene Versammlung des aus 136 Vereinen mit 3600 Sängern bestehenden ElbgausängerbundeS, dein auch die beiden Mannergesangvereine unserer Stadt ange- hören, hat beschlossen, das nächste Gaufest am 7. und 8. Aug. künftigen Jahres in hiesiger Stadt abzuhalten. Obwohl alle Nachrichten über das Befinden des deutschen Kaisers mit größter Bestimmt heit versichern, daß der Gesundheitszustand des Herrschers ein sehr günstiger und lediglich die Verletzung des Kniees es ist, welche dem Kaiser Schonung auserlegt, läßt sich doch nicht ver kennen, schreibt die „Tägl. Rundschau", daß eine volle Beruhigung der öffentlichen Meinung da durch noch keineswegs erreicht worden ist. Die Volksstimme verweist den privaten Meldungen der Presse gegenüber auf das peinliche Still schweigen der amtlichen Organe und zieht ins besondere aus dein Umstande, daß der Kaiser seine Uacht nicht verläßt, abenteuerliche Schlüsse, die so lange nicht gänzlich Hinwegzuräumen sind, als nicht von zuständiger Seite entsprechende Aufklärung erfolgt. Aus der Thatsache, daß das deutsche Volk sich weit inniger mit seinem Kaiserhause verbunden weiß, als jede andere Nation, ergiebt sich auch die Berechtigung seines Wunsches, daß durch geeignete amtliche Eröff nungen der Bildung beunruhigender Gerüchte^ wie solche jetzt umlaufen, eil« Ende gemacht werden möge. — Die „Köln. Ztg." ist in der Lage, auf Grund bester Quelle versichern zu können, daß das Befinden des Kaisers ein durchaus günstiges ist und nicht zu den geringsten Beunruhigungen Anlaß giebt. „Der Kaiser bleibt lediglich aus BequemlichkcitSrücksichten an Bord der „Hohen-- Dem Ministerium deS Innern ist im diplomatischen Wege mitgetheilt worden, daß die königlich rumänische Regierung beabsichtigt, fortan von jedem die Landesgrenze überschreitenden Ausländer die Vorzeigung eines regelrechten, mit dem Visa eines diplomatischen oder konsularischen Vertreters Rumäniens versehenen Reisepasses erfordern und bei dem Mangel eines solchen V saS den Eintritt nach Rumänien versagen zu lassen, wovon die zur Ausstellung von Reisepässen befugten Behörden rc. behufs Verständigung der um Reisepässe nach Rumänien Nachsuchenden und die nach dort Reisenden zur Nachachtung in Kenntniß gesetzt werden. -d- Bischofswerda, 13. August. Das 25jähr. Jubelfest unserer sreiw. Feuer wehr wird, wie nunmehr der Festausschuß be schlossen hat, Sonntag, den 13. September d.J., in einfacher aber würdigcrWeise begangen werden, und sollen hierzu, wie wir hören, sämmtliche dem lansitzer Verbände angehörende Wehren (48), sowie einige Nachbarwehrcn anderer Verbände Einladung erhalten. Diese Feier dürfte in unserer Stadt ein reges Leben entwickeln, da eine ziem liche Anzahl Feuerwehrkameraden (man spricht von 6—800 Mann) hier eintreffcn werden, und außerdem noch ein großer Zuzug anderer Gäste zu erwarten steht. Ueber das speciclle Festprogramm hoffen wir Näheres unser» ge ehrten Lesern in einer der nächsten Nummern d. Bl. mitthcilcn zu können. d Bischofswerda. Unsere Stadt birgt in ihren Mauern einen berühmten Gast. Der bedeutende Dresdner Klavicrvirtuose Herr Paul Lehmann-Osten logirt bei Herrn Neumann im goldnen Löwen. In letzter Zeit haben sich verschiedene hiesige Einwohner an dem herrlichen Spiele des jungen, liebenswürdigen Künstlers entzückt. Herr Lehmann-Osten «veilt zur Erholung hier. Bischofswerda. Bei einem Gutsbesitzer im benachbarten Weickersdorf waren in der Nacht zum 5. d. M. etwa 280 Mk. Geld und verschiedene Gegenstände mittelst Einbruchs ge stohlen worden. Die vermeintlichen Diebe, zwei jugendliche Arbeiter, wurden am Sonntag in Dresden bezw. auf der Vogelwiese verhaftet. Sie leugneten zwar die That, waren mich nicht mehr in« Besitz von Geldmitteln, cs gelang jedoch, dem Einen erhebliche Ausgaben nachzuwcisen, die ii« keinem Verhältnis; zu seinen Mitteln standen. So hatte er sich in den letzten Tagen einen neuen Anzug und einen goldenen Ring gekauft und auch sonst viel Geld verthan. Die Burschen wurden an das Gericht abgcliefert. — Wie aus den kirchlichen Nachrichten heutiger Nummer ersichtlich, wird in den cvang.- luth. Landeskirchen eine Landcskollektc für den Ba«l einer neuen Kirche zu Mariench, be kannt als der Geburtsort des Dichters Mosen, eingcsammclt werden. Die alte Kirche, welche noch dem 13. Jahrhundert entstammt, befindet sich in einem so schlechten baulichen Zustande und ist so beschaffen, daß sie nicht mehr reparirt werden kann, da eine Reparatur so umfangreich würde, daß sie einem Neubau gleichkäme. So ist der Bau einer völlig neuen Kirche ganz un vermeidbar geworden und hat auch bereits der Verein für kirchliche Kunst den Plan einer solchen unentgeltlich überlassen, dessen Ausführung bei aller Einschränkung lind Sparsamkeit doch die Stimme von 40,000 Mk. erfordert. Bei dem großen Unvermögen dasigcr Parochie, deren Be wohner durchgängig aus kleinen Grundstücks besitzern und armen Handwerkern bestehen, und bei den großen Lasten, die dieselben schon zu tragen haben — im vergangenen Jahr waren allein 3579 Mk. 54 Ps. für Wcgebauten, Kirche, Schule und Armenversorgung durch Anlagen aufzubringen, wobei nur 19,654 steuerpflichtige Einheiten mit 500 beitragssähigcn Steuerzahlern in Betracht kommen —, ist es bei allem guten Willen der Gemeinde nicht möglich gewesen, mehr als 15,000 Mk. zu einem solchen Bau zu be willigen, und sie bittet deshalb alle lieben Mit christen, an genanntem Tage fröhlichen Herzens nach Kräften eine Gabe spenden zu wollen, damit der bedeutende Fehlbetrag mit Gottes Hilfe durch eine thatkräftige Unterstützung aller Glieder unserer theuren Landeskirche gedeckt werden könne. Gott aber möge auf jeden Geber und auf jede Gabe, deren an« nächsten Sonntag hoffentlich recht reichliche fließen werden, seinen Segen legen! — Die schönen, genußreichen Ferien sind nun bald zu Ende. Wo sind sie eigentlich geblieben? Niemand vermag Rechenschaft zu geben, aber daß sie vorüber sind, mit Windeseile entflogen, das leuchtet Jedem schmerzlich ein. Schon der Kalender läßt keine Täuschung hier über auskommen. Und es waren doch die