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er säcMche Lrzähler, Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Montag, den 17. August, Viehmarkt in Pulsnitz Bestellungen werden bei allen Postanstalten des deutschen Reiches, für Bischofswerda und Umgegend in der Expedition dieses Blattes angenommen. T < ch S « n d v lerzlMer"J a h * a a n s Deutsches Reich. Se. Majestät der König hat während seines Aufenthaltes in München bei Franz v. Lenbach sein Bildniß bestellt, wozu der Künstler die Vor bereitungen durch Aufnahme zahlreicher Photo- graphien alsbald getroffen hat. Zur allgemeinen Lage des Handels und der Gewerbe. Der soeben erschienene Bericht der Handels und Gewerbekammer Zittau sagt über die Lage des Handels- und der Gewerbe: Wenn wir im Berichte über das Vorjahr an dieser Stelle bereits andeuteten, daß mit dem Jahre 1889 der Höhepunkt der Prosperität überschritten scheine, so müssen wir hier — zu unserem Be dauern — feststellen, daß wir uns darin nicht getäuscht haben. Die Gesammtlage der Industrie ist nicht mehr die hervorragend günstige; daS Kleingewerbe liegt zumeist darnieder; der Handel steht unter dem Einflüsse einer allgemein sich bekundenden wirthschaftlichen Depression. Gemeinsam aber scheint allen betheiligten Faktoren ein Verlust an Schaffensfreudigkeit, welcher bedingt ist durch die Zweifel darüber, ob allenthalben die sür eine gesunde Fortentwickelung des deutschen GewerbsfleißeS nothwendigen Lebens bedingungen klar erkannt, die im Interesse einer solchen erforderlichen Schritte schnell und energisch gethan werden. Auf allen Gebieten deS öffentlichen Lebens machten sich die Nachwehen geltend, welche das Ausscheiden des Fürsten Bismarck aus dem Amte mit sich bringen mußte. Die Aufmerksamkeit der Industrie, des Handels und der Kleingewerbe wandte sich im Berichtsjahre vornehmlich den Vorarbeiten zu, welche unternommen wurden zum Zwecke der Neuregelung der inneren Verhältnisse zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern und der Um gestaltung der zollpolitischen Beziehungen mit dem AuSlande. Die Vorlage der Novelle zur Gewerbeordnung ries eine große Beunruhigung unter den bc- ihciligtcn Kreisen hervor. Die Stellung, welche die Zittauer Kammer nach eingehender Anhörung der Bezirkseingesessenen zu jener genommen hat, ist im gutachtlichen Theile dieses Berichts aus führlich wiedergegeben worden. Wenn wir des halb dorthin verweisen können, so möchten wir doch auch an dieser Stelle die Ansicht zum Ausdruck bringen, das Handel, Industrie und Gewerbe die Lasten, welche ihnen eine humanitäre Gesetzgebung aufzuerlegen zweifel los berechtigt ist, nur dann und insoweit tragen können, als sie dadurch in ihrer Entfal tung nicht gehemmt werden und daß die Lage der. Arbeiter durch Schutzmaßregcln, welche die Erwerbsgelegenheit zu beeinträchtigen geeignet sind, keineswegs verbessert werden kann. — Die Thätigkeit, we che die Kammer auf zoll politischem Gebiete ent altet hat, muß sich noch öffentlicher Berichtersta tung entziehen. In Frage kamen die handelspolitischen Beziehungen nament lich zu Oesterreich, Rumänien und Nordamerika. Je näher übrigens der 1. Februar 1892, d. h. der Zeitpunkt, zu welchem die meisten Han delsverträge zwischen den Hauptstaaten des Welt verkehrs ablaufen, heranrttckt, je mehr wächst die Besorguiß der Industrie, die klare, bestimmte Dispositionen nicht treffen kann, weil sie sich in Unkenntniß über die Zollsätze befindet, welche sie uothwendigerweise mit in den Kreis ihrer Be rechnungen ziehen muß. Wird nun hierdurch die Unternehmungslust gelähmt und demzufolge die Produktion auf das Nothwendigste beschränkt — mehrfach mußte im Kammerbezirk die Arbeitszeit gekürzt werden —, so kann der Rückschlag nicht ausbleiben, welcher sich unter dem Hinzutretcn einer Steigerung der Preise fast aller Lebensmittel in den schwierigeren Mehr wie je muß deshalb die Reichsregierung ihre Thätigkeit richten auf die Erhaltung der gegenwärtigen und die Erschließung neuer Ab satzgebiete durch Erzielung günstiger Handelsver träge, die zum Mindesten alle diejenigen Vor theile enthalten müssen, welche anderen konkur- rirenden Industriestaaten, die häufig genug noch im Vorsprung durch günstigere Produktions-Be dingungen sind, eingeräumt werden; hierüber muß rechtzeitig den betheiligten Kreisen volle Klarheit geboten werden: dann ist Hoffnung vor handen, daß sich bei Erhaltung des äußeren Friedens die Verhältnisse der Industrie und da mit die der Arbeiterkreise wieder bessern werden. Für die doch nur ausnahmsweise eintretenden Fälle einer Nothlage der Arbeiter durch Krank heit, Unfall und Invalidität ist in segensreicher und dankensiverthester Weise Fürsorge getroffen worden; möchte darüber nicht die Erwägung verabsäumt werden, daß mehr noch für die nor malen Zeiten, die des kräftigsten Arbeitens, die Arbeitsgelegenheiten erhalten bleiben müssen und daß dies nur durch möglichste Förderung der Industrie zu erreichen ist. Im Kleingewerbe halten die Klagen über die Auswüchse im Hausirwesen, über die Handhabung deS Submissionswesens an; im klebrigen möchten wir wegen des Kleingewerbes auf daS von unS in unserem vorjährigen Berichte an dieser Stelle Gesagte verweisen. Es liegt in der Natur des selben, daß nicht alljährlich über größere Ver änderungen in seiner Lage berichtet werden kann. Wenden wir uns nun zu den einzelnen Grup pen der Gewerbe, so haben wir zunächst auf dem für den Kammerbezirk wichtigsten Gebiete, der Textilindustrie, eine mißliche Gesammtlage zu konstatiren. Die Fabrikation baumwollener Rock- und Hosenstoffe war wenig befriedigend; das deutsche Geschäft war ohne jede Erholung, der Export nach den südamerikanischen Staaten, bedingt durch die dort herrschenden Wirrnisse, vermindert, nur nach Rumänien noch zufrieden stellend. Ebenso litten die Erzeuger halbwolle ner Maaren unter schwierigeren Absatzverhält nissen; der Geschäftsgang war schlecht und schleppend; Arbeitsreduktion war beiden Branchen gemeinsam. Aehnlich war die Lage der Fabri kation bunter baumwollener Gewebe. Die Baumwollspinnereien, welche zuerst ein be friedigendes Geschäftsjahr erwarten durften, mußten am Jahresschlüsse ein ungünstiges Gesammtresul- tat feststellen. Die rapide fallenden Preise der Baumwolle verursachten ein gleiches Weichen der Preise der Gespinste, so daß auch der Baum wollgarnhandel unbefriedigt blieb. Ebenso wenig kann über den Wollgarnhandel Gün stiges berichtet werden; nur in der ersten Hälfte des Jahres war der Konsum in Wollgarn ein besserer. Die günstigen Erwartungen, welche die Tuchfabrikation an das Berichtsjahr knüpfte, wurden nicht erfüllt; zwar war dieselbe voll be schäftigt, indessen war der Absatz ein sehr schwie riger. Der Leinengarnhandel konnte einen Aufschwung nicht erfahren; die Leinenspinne reien klagten über flauen Geschäftsgang, wovon nur die ersten Monate des Jahres auszunehmen sind. In glatten weißen Leinen kann gegen die Vorjahre ein kleiner Fortschritt verzeichnet werden; namentlich für größere Breiten war die Nachfrage wiederum bedeutender; Dagegen war das Geschäft in einfachen Zwillichartikeln wenig befriedigend. Feine Damastwaaren wurden ziemlich gut gekauft; in Jacquard- Tischzeugen wechselte die Lage mehrfach. DaS Exportgeschäft litt unter der Unsicherheit über das Schicksal der Mc. Kinley-Bill; nach der Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und TonnabendS, und kostet einschließlich der Sonnabends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljithrlich 1 Mark 50 Pf. Einzelne Nummer 10 Ps. Entscheidung trat wieder regulärer Geschäftsgang ein. Das deutsche Geschäft überschritt die bis herigen engen Grenzen nicht. DaS Geschäft in leinenen Canevasdecken und Phantasie geweben muß als unbefriedigendes bezeichnet werden; das in Javadecken und in Frottir- waaren hätte besser sein können. Die Bleich - anstalten und Bleichereien waren genügend beschäftigt; indessen sind die erzielten finanziellen Ergebnisse nur geringe. In leinenen und halbleinenen Rock- und Hosenstoffen hat sich ein merklicher Rückgang in den Äbsatzver- hältnissen auf fast allen Gebieten geltend gemacht. Vorbedingungen zu einer vortheilhaften Entwicke lung des Geschäftes auf dem deutschen Markte waren nicht vorhanden; nicht weniger ungünstig lag das Exportgeschäft. Die Jutespinnerei und -Weberei wurde nicht befriedigt; die Fabrikation von Posamenten — abgesehen vom Artikel Posamentenknöpfe, welcher nicht genug geschafft werden konnte — athmete erst in den letzten Monaten des Jahres auf; ebenso ist das Berichtsjahr auch sür Band- und Gurtartikel weniger günstig gewesen, als seine Vorgänger.— Besser als diese Gesammtlage der Textil industrie, gestaltete sich diejenige einiger anderer Branchen. Insbesondere war die Maschinenfabri kation, auch die landwirthschaftlicher Maschinen, gut beschäftigt; es wurden lohnende Aufträge er ledigt. Auch in Walzeisen wurde ein reges Geschäft — mit kurzer durch Spekulation ver anlaßter Pause — erzielt. Die größeren Papierfabriken waren ununterbrochen vollauf beschäftigt; eS fand eine Steigerung der Ge- sammtproduktion statt, der Papiermarkt war in folge der von den Papierfabrikanten getroffenen Vereinbarungen etwas stabiler; höhere Preise waren jedoch immer noH nicht durchzusetzen. Die Buntpapiersabrikation befand sich in minder guter Situation; ungünstig war die Lage für die Cigarrenfabrikation, welche jedochBesse- rung derselben erwarten zu können glaubt. Die Granitindustrie war im ersten Halbjahr recht gut beschäftigt, während das zweite, in welchem die Baulust nachließ, schwieriger war; das Ge schäft in Pflastersteinen und Trottoirplatten blieb gut. Die Töpfereien des Bezirks litten unter dem Mißverhältniß der Waarcnpreise zu den Preisen des Rohmaterials und der Kohle. Die Fabrikation emaillirten Geschirres schloß, nachdem die Lage das Jahr über eine schwankende gewesen war, mit solchen niedrigen Preisen, wie sie noch kaum bestanden haben. Recht günstig waren die Jahresabschlüsse für die Fabrikation von Hohlglas, speziell Medizinglas, Apotheken-Standgefäßen, Tintenflaschen und Parfümerieflacons, sowie für die Fabrikation künstlicher Blumen. Ebenso war die Lage der Zuckerindustrie eine gesunde und kräftige; die der Bierbrauereien dagegen örtlich verschieden. Die Mühlenindustrie und der Getreidehandel im Kammerbezirk haben sich noch nicht erholen können. Die Kreditverhältnissc sind nach manchem Wechsel während des Jahres mit dem Schluffe desselben wieder in ihre früheren, ruhigen Bahnen zurückgekehrt. Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmanuschast, der Kgl. Schulinspection u. des Kgl. Hau-tstcmaintes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrathes zu Bischofswerda. Inserat-, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung finden, werden bis Dienstag und Freitag früh » Uhr angenommen und kostet die dreigespaltene CorpuSzeile 10 Pf., unter „Eingesandt" 20 Pf. Geringster Jnseratenbetrag 25 Pf.