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WWWWWWWMWWWW I Der Gedanke der Großmutter war der, daß die ! kleine Majestät, deren höchstes Entzücken ist, den Garten mit seinen Spaten und Rechen „in Ordnung zu bringen" — wie sie eö nennt — diese Spritze zu seinen Gartenbeschästigungen verwende. Allein der kleine Mann hatte auch noch andere Verwendung sür sein Instrument. Zu einer kleinen Gartengescllschast war auch eine Anzahl Offiziere in großer Uniform erschienen, darunter ein General in hellblauer, goldgestickter Uniform mit Großkreuz uud vielen anderen Orden und Ehrenzeichen. Diesen wählte sich Alfonso als Opfer ans. Er machte sich in harmloser Weise an einem Blumenparterre zu schaffen, in dessen unmittelbarer Nähe die Handspritze stand, die er bis oben hin mit Wasser hatte anfüllen lassen. Scheinbar um dem General einige Blumen zu zeigen, rief er denselben heran, und als der General in Schußweite war, richtete Alfonso mit sicherer Hand den vollen Strahl seiner Spritze auf den Aermsten, so daß Uniform und Deko rationen, Helm und Fcderbusch, kurzum die ganze Gala-Erscheinung eingewcicht wurde. Unbändiges Vergnügen malte sich aus dem Gesichte des kleinen Königs, als ihm sein Streich so über die Matzen gut gelungen war, und er rief gleich Msgr. Merry del Val, den Sohn des spanischen Bot schafters in Wien, heran, um auch ihm eine Dosis zu verabreichen. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Statistik der im Mai d. I. auf deutschen Bahnen öLnkvsrsin LisekoksdsräA, vergütet bis auf Weiteres für Baareinlagen bei täglicher Verfügung 2V, °/a, - monatl. Kündigung 3 °/°, - 3monatl. - 3V, °/° . ' Vermischtes. — Die Roggen-Ernte hat in Berlins Um gebung begonnen. Am Montag wurde „der erste Schnitt" auf der Lichtenberger Feldmark gemacht. In weiterer Entfernung sah man bereits am Sonntag gemähten Roggen in Garben auf gestellt. — Hirfchberg, 13. Juli. Im Gräflich Schaffgotsch'schen Forste bei RabiShau ist der Revierjäger Klamt in der vergangenen Nacht von Wilddieben durch einen Schuß aus dem Hinterhalte ermordet worden. — Infolge eines Wolkenbruchs ist der Bahn damm zwischen Sagau und WellerSdorf der Linie Gassen-Arnsdorf arff 600 Meter unter spült und der Verkehr vollständig unterbrochen. Die Züge von BreSlau gehen über Sorau. — DaS „Dresdner Journal" schließt eine Mittheilung über einen UnglückSsall, der auf der Strecke DreSden-BreSlau unweit Liegnitz durch Ausspringen der Coupeethüre eines DurchgangS- wagenS entstand und eine schwere Verletzung der Frau des KreiSphysikus vi. Löser in Nimptsch rind den Tod eines ihrer Kinder herbeiführte, mit der Bemerkung, daß in dem betreffenden Kurs DreSden-Altst.-BreSlau, bezw. Mysiowitz, aus Dresden-Ältst. 10 Uhr 3 Min. Vormittags, die drei Durchgangswagen der königl. preußischen StaatSeisenbahn-Berwaltung gestellt werden. Wie aus anderen Blättern zu entnehmen war, soll nämlich der Schaffner einige Male darauf auf merksam gemacht worden sein, daß die Thür des Coupeeö nicht richtig schließe. — Hamm, 10. Juli. Der Untertertianer KlumbieS ging mit seinem jüngeren Bruder vor gestern Abend gegen 8 Uhr nach dem großen Exerzierplatz, nm dort mit einer alten Pistole Spatzen zu schießen. Da dieselbe bei dem ersten Schicßversnche nicht sogleich loSgehen wollte, glaubte er aus irgend eine Weise nachhelfen zu müssen, hielt aber dabei die Mündung sich gegen die Brust. In demselben Augenblick ging der Schuß los und ihm aeind>> in'» <-»»>-> Tod ^folgte sofort. — Halle«, d. Saale, 13. Juli. Die Stadtverordnetenversammlung genehmigte die be antragte städtische Anleihe im Betrage von 7 Millionen Mk. zu öffentlichen Zwecken. Dieselbe soll in 7 Serien je nach Lage des Geldmarktes zu 3'/, oder 4 Prozent auSgegeben werden. — Kassel, 15. Juli. Ein großes Feuer vernichtete gestern Abend sieben Häuser zwischen der Königstraßc und dem Martinsdom. — Von einem entsetzlichen UnglückSsall wird aus Kassel berichtet. Drei halbwüchsige Burschen i erprobten am sogenannten „Graben" scherzweise s ihre Kräfte in gegenseitigem Ringen aus dem etwas schmalen Bürgersteig. Gerade in dem Moment, als ein Pserdebahnzug die betreffende Straßcnstclle passirte, wurde einer der Kämpfen den vom Trottoir herabgcstoßen nnd fiel körper- längS zwischen die Pscrde nnd den Pferdebahn wagen. Der junge, 15 Jahre alte Mensch war so unglücklich gekallen, daß die schweren Räder ihm den Kops, buchstäblich genommen, zermalm ten. Von hilsbereiten Händen in das nächste Haus getragen, war er wenige Minuten darauf eine Leiche, noch ehe der herbcigeciltc Arzt ihn untersuchen konnte. Den Kutscher soll keinerlei Verschulden treffen. — Köln, 13. Juli. Im Dom-Hotel wurde in vergangener Nacht ein Engländer verhaftet, der das Bankhaus Oppenheim um 100,000 Mk. zu betrügen versucht hatte. — Posen, 15. Juli. Die Strafkammer in Wollstein verurtheiltc heute den katholischen Vikar Oleinik wegen Majcstätsbcleidigung zu vier Monaten Festung. Derselbe hatte seinen Unwillen darüber geäußert, daß in der Wohnung einer katholischen Familie zwei Kaiserbilder zwischen Heiligenbildern an der Wand hingen. — Lemberg, 14. Juli. Die Polcnblätter melden: Eine russische Grenzwache hielt bei NomaniSzki mehrere hundert jüdische Auswanderer an und beförderte dieselben zwangsweise zurück. (ausschließlich BaiernS) vorgekommenen Eisen bahn-Unfälle. Darnach waren zu verzeichüen: 11 Entgleisungen und 3 Zusammenstöße auf freier Bahn, 11 Entgleisungen und 4 Zusammen stöße in Stationen und 178 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kessel-Explosionen und andere Ereignisse beim Eisenbahnbetriebe, sofern bei letzteren Personen getödtet oder verletzt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größtcntheilS durch eigenes Verschulden, 213 Personen verun glückt, sowie 48 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 57 unerheblich beschädigt. Bon den beförderten Reisenden wurden 2 getödtet und 21 verletzt. Von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst wurden beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 35 getödtet und 132 verletzt, von Steuer« u. s. w. Beamten 2 verletzt, von fremden Personen (ein schließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahn beamten und Arbeiter) 13 getödtet und 8 verletzt. Außerdem wurden bei Nebenbeschäftigungen 47 Beamte verletzt. — Als vorzüglich schmerzlinderndes Mittel bei Verbrennungen empfiehlt ein ungarischer Arzt, vr. GtigoreScu (Budapest), das Glyzerin. Es soll, sofort nach der Verbrennung angewendet, den Schmerz vollständig und dauernd beseitigen. Je schneller eS applizirt wird, desto intensiver ist die Wirkung. In sehr schweren Fällen muß es zwei bis dreimal angcwcndet tverden, sür die meisten Fälle genügt aber eine einmalige An wendung. Der verbrannte Theil muß ununter brochen mit Glyzerin befeuchtet sein. Zu diesem Behufe werden einige Tropfen Glyzerin auf die Brandwunde gebracht und dort verrieben. Da« Gefühl von Brennen schwindet sofort und läßt eine Art lokaler Anästhesie (örtlicher Empfindungs losigkeit) zurück, ähnlich derjenigen, welche eine zu starke Lösung der Karbolsäure an den Fingerspitzen hinterläßt. Die in fast allen Fällen von Ver brennung nachher auftretenden Entzündungen der Haut werden durch die Glyzerinanwendung fast vollständig verhütet. Ganz langsam erfolgt die Abstoßung dec. zurück. — (Wie crkcnut man den Tod mit Sicherheit?) Der reiche Marquis d' Orches hatte einen Preis von 20,000 Franken ausgesetzt für die Entdeckung eines praktischen Verfahrens, den eingetretenen Tod auch in den ärmsten Hütten deutlich zu erkennen, vr. Carniere von St. Jean du Gard gewann diesen Preis. Sein einfaches untrügliches Verfahren besteht darin, in einem dunklen Raume die Hand des Todten oder Todtgeglaubten gegen eine Flamme zu halten. Ist der Tod noch nicht eingetreten, so scheinen die Finger besonders an den Umrissen durch schimmernd mit einem rosigen Anflug. Hat aber das Leben ausgehört, so verdeckt die Hand das Licht wie eine Hand voll Holz und grenzt sich schars gegen die Strahlen ab. — DaS billigste Briefporto besteht wohl in Japan. Dort kostet die Beförderung eines Brieses im inländischen Verkehr nur 2Seni oder etwa einen halben Pfennig. Dies ist um so erstaunlicher, als das Eisenbahnnetz bisher eine nur geringe Ausdehnung besitzt und die Post meist durch Fußboten befördert wird, welche aus theilweise sehr beschwerlichen Bergpsaden ihre Last schleppen. Zu berücksichtigen aber ist hierbei der höhere Werth des Geldes in Japan, sür 1 Sen bekommt mau dort ebensoviel Waare, wie bei uns für 5 Pfg. Das jüngste, 2 t. Heft der beliebten reich illustrirten Familien-Zeiljchrist „Universum" enthält folgende Bei trüge: „Gretchen", Novelle von Emil Peschkau; „Der Tadsch Mahal" von Max Henning, mit Illustrationen von Alb. Richter; „Beim Abendstern" von I. G. Fischer; „Die Elternliebe der Insekten" von Theo Seelmann; „Ein Narr der Schönheit" von Leo Lübeck; „Ueber den Hohentauern" von P. K. Rosegger; Jugenderziehung im nächsten Jahrhundert"; „Radu Glcva", Roman auS Ru mänien von Marco Ärociner; Rundschau, MiScellen, Räthsel re. — Von den Illustrationen sind als ganz hervorragend zu ermähnen: „Der Herr Lakai" von W. Sprenger; „Die Freuden des Alters" von C. Sohn jun.; „Löwenpaar, das Lager einer Karawane beschleichend" von R. Friese; „Verlorenes Glück" von Th. Malthai; „Mit Zaunbillet beim Grand Prix" von O. Gerlach. Der Preis sür jedes Hest ist nur 50 Pf. Vorzüglichste Braun Gaskohle. Allererste böhmische Marke auS den lSravI»«i» vo gros und en ckotail. Preisblatt auf Verlangen franko. Brücher Kohlenwerke, Prag VI., Hradek. Bischofswerda, den 18. Juli 18V1 — Linz, 14. Juli. Bei einer Fcuerwehr- Uebung in Vöcklabruck brach die Schubleiter. Vier Steiger stürzten vom dritten Stock von der Leiter, zwei derselben wurden lebensgefährlich, zwei schwer verletzt. — Triest, 14. Juli. Nachrichten aus Massauah zufolge richtet die Cholera daselbst große Verheerungen unter den Eingeborenen an; eS sind jedoch auch bereits vier Bersaglieri und eine griechische Dame in Massauah an der Cholera gestorben. Die übermäßige Hitze (bis 40 Grad Reaumur) trägt sehr zur Verbreitung der Krankheit bei. — Bern, 15. Juli. Nach einer Mittheilung der Ober-Postdirektion geriet!) in dem gestrigen Nachtzug Zürich-Genf der Beiwagen zur Bahn post Zürich-Genf zwischen Olten und Rothrist in Brand und wurde bis auf die Eisentheile zerstört. Die Postladung, bestehend aus Sendungen von der Ostschweiz und weiterher nach Bern, Lausanne, Wallis, Genf rc. ist vollständig ver nichtet. Die administrative und gerichtliche Untersuchung ist im Gange. — (Eine Riesenglocke.) Die vor Kurzem in Annecy gegossene Hauptglocke für die Kirche zum heiligen Herzen in Paris wiegt 25,000 kx. Die Glocke, deren Schwere allerdings von der Kaiserglocke in Köln noch um 1500 kx. übertroffen wird, wird mittels einer Dampfmaschine geläutet. — New-Uork, 15. Juli. Bei dem gestern in Brooklyn stattgehabten Ausladen des Dampfers „Gr. Booth" explodirte eine Kiste mit Dynamit. Zwei Arbeiter, die dieselbe trugen, wurden ge tödtet, der Steuermann William und der In genieur Everson schwer verletzt. Der Dampfer traf heute hier zur Reparatur ein und sank beim Einfahren in das Trockendock. Der Kapitän des Schiffes ist wegen gesetzwidrigen Transportes gefährlicher Sprengstoffe verhaftet worden. — Der älteste Sohn des Turnvaters Jahn, Arnold Siegfried Jahn, ist am 29. Juni in Chicago, 79 Jahre alt, unter außerordentlichen Ehren begraben worden. 32 Turnvereine nahmen an der Bestattung theil, die in erster Reihe eine - - - — Der kleine König von Spanien ist für die Hofgesellschaft ein vnknnt tvrrible. Seine Kindcrstreiche, die gerade am spanischen Hose so strenge Etikette vollkommen über den Haufen wersen, haben zu der Nothwendigkeit geführt, zu seiner strengeren Beaufsichtigung ihm einen Gou verneur statt der Gouvernante zu geben. Den letzten Anstoß dazu gab folgender Streich von ihm, von dem die „Köln. Volkszeitung" berichtet: Im vorigen Jahre bekam er von seiner Groß mutter eine kleine Handspritze als Spielzeug.