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Appolt. Freitag, den 17. Juli 1891, Nachmittags S Uhr, kommt in Kyttitzfch eine schwarzstriemige Kuh gegen sofortige Baarzahlung öffentlich zur Versteigerung. VersammlnngSort: Restauration zur Ritterburg in Kynitzsch. Bischofswerda, den 14. Juli 1891. Der Gerichts-Vollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. Taupe- Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs nnd Sonnabends, und kostet einschließlich der Sonnabends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. Einzelne Nummer 10 Pf. Politische Weltschau. Der Besuch des deutschen Kaiserpaares im britischen Jnsclreich hat am Freitag seine glänzendste Phase überschritten. Die Kundgebung der Lon doner Stadtvertretung in der durch tausend historische Erinnerungen geheiligten ehrwürdigen Guildhall gestaltete sich zu einer Demonstration, wie sie in ähnlichem Umfange in der Riesenstadt an der Themse noch selten und für einen fremden Souverän gewiß niemals vor sich gegangen sein dürste. Die ganze groteske und farbensatte Pracht der englischen offiziellen Gala war voll entfaltet. In feierlichem Zuge trafen der Kaiser und die Kaiserin, gefolgt von sämmtlichen König lichen Prinzen, unter dem Geläute der Glocken vor der Guildhall ein und wurden am Zugänge zu derselben ehrfurchtsvoll empfangen. Eine ungeheure Menschenmenge harrte vor der Guild- Hall der Ankunft des Zuges. Auf dem ganzen Wege, den der Zug nahm, sowie in den benach barten Straßen waren die Läden geschlossen. Als der Zug den Justizpalast passirte, erschallten stürmische Hnrrahrufe; von den Fenstern warfen die Zuschauer Bouquets und kleine Blumen sträuße auf den Weg. Ueberall wurden die Majestäten mit größtem Jubel begrüßt. Der Kaiser trug weiße Kürassier-Uniform mit den Insignien des Hosenbandordens. Nach der Be grüßung durch den Lordmayor erfolgte dieUeber- reichung.der Adresse an die erlauchten Gäste. Das Kästchen, welches die dem Kaiser zu über reichende Willkommenadresse enthielt, ist ein wahres Prachtstück der Goldschmiedekunst, reich emaillirt und mit kostbaren Edelsteinen verziert. Der Deckel zeigt Ansichten der Citv. Eine die City darstellende Figur ist von deutschen Adlern umgeben. Ferner sind das deutsche Reichswappen mit der Kaiserkrone, sowie Darstellungen der Vermählung der Königin Victoria mit dem Prinzen Albert und der Vermählung des Kaisers Friedrich mit der Prinzessin Victoria angebracht. Auf den Kaiser, wie au alle Anwesenden übte die ganze Feierlichkeit einen mächtigen Eindruck. Mit frischer Heller Stimme erwiderte der Monarch aus das in der herzlichsten Form ihm dargebrachte Willkommen zum Lordmayor gewendet: „Mylord, empfangen Sie Meinen herzlichsten Dank für das warme Willkommen, welches Mir seitens der Bürger dieser alten und edlen Metro pole geworden. Ich bitte Eure Herrlichkeit Denjenigen, in deren Namen Sie gesprochen, den AnSdrnck meiner Gesinnungen gütigst über mitteln zu wollen. In diesem reizenden Lande habe Ich Mich stets zu Hause gefühlt als Enkel einer Königin, deren Name stets in Erinnerung bleibe» wird als ein edler Charakter und als eine Dame, die groß ist in der Weisheit ihrer Rathschläge und deren Regierung England dauernde Segnungen verliehen hat. Ueberdies läuft dasselbe Blut in den englischen und deutschen Adern. Dem Beispiele Meines Großvaters und unvergeßlichen Vaters folgend, werde Ich stets, soweit es in meiner Macht steht, die historische Freundschaft zwischen diesen unseren beiden Nationen bewahren, welche, wie Eure Herrlichkeit erwähnte, man so oft neben einander gesehen zum Schutze der Freiheit und Gerechtigkeit. Ich fühle Mich in meiner Aufgabe ermuthigt, wenn ich sehe, daß weise, fähige Männer, wie Sie hier versammelt sind, dem Ernste und der Ehrlichkeit Meiner Absichten Gerechtigkeit widerfahren lassen. Mein Ziel ist vor Allem die Aufrechterhaltung des Friedens; denn der Frieden allein kann das Vertrauen einflößen, welches zur gesunden Ent wickelung der Wissenschaft, Kunst und des Handels erforderlich ist. Nur so lange der Friede herrscht, steht es uns frei, ernste Gedanken den großen Problemen zu widmen, deren Lösung mit Billigkeit und Gerechtigkeit Ich als die hervor ragendste Aufgabe unserer Zeiten betrachte. Sie dürfen sich daher versichert halten, daß ich fort fahren werde, Mein Bestes zu thun, um die guten Beziehungen zwischen Deutschland und anderen Nationen zu erhalten und beständig zu stärken und daß man Mich stets bereit finden Freitag, den 17. Juli d. I., Vormittags 8 Uhr, Versteigerung der auf dem Holzichlage in der Gruna oufbereitcten Brennhölzer, als 120 rm kieferne Tcheite, 1 rm birkene und 54 r» kieferne Knüppel, 180 rm kieferne Stöcke, O,zg Wellenhundert birkenes und 32,g, Wellenhundert kiefernes Reitzig Versammlung auf dem Schlage Stadtrath Bischofswerda, den 10. Juli 1891. Sinz Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen nnd Umgegend. Amtsvlatt der Kgl. Amtshniptmaiinschast, der Kgl. Schulins-cetion u. des Kgl. HauWeuewmtes zu Buiitzm, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtralhes zu Bischofswerda. Anserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung Men, werden bis Dienstag und Freitag früh 0 Uhr angenommen und koste« die dreigespaltene Corpuszeile 10 Pf., unter „Eingesandt" 20Pf. Geringster Jnseratenbetrag2LPf. Bestellungen werden bei allen Postanstalten des deutschen Reiches, für Bischofswerda und Umgegend in der Expedition dieses Blattes angenommen. SechsnndvleiUgMr^Jahrgang Aus Antrag der Erben Karl Heinrich Richters weiland in Niederputzkau soll das zu dessen Nachlasse gehörige ErbgerichtSgut Folinm 90 de« Grund- und Hypothekenbuchs, Nr. 87 des Brandkatasters für Niederputzkau, auf welchem jedoch Realgerechttgketten MW» haften, nnd nnr die Oekonomie betrieben wird, umfassend 28 Ii 77,, a --- 52 Acker 114 mR mit 765,ig Steuereinheiten, bei dn Lanves- brandversicherungsanstalt persichert mit 19,010 Mk. und einschließlich der diesjährigen Ernte ortSgcrichtlich aus 40,000 Mk. geschätzt, mtt dieser Ernte Sonnabend, den 18. dieses Monats, Vormittags IO Uhr, im gedachten Rachlaßgute zu Riederputzkau durch das unterzeichnete Kgl. Amtsgericht versteigert werden. Die Versteigerung des zum Nachlasse Richter's gehörigen lebenden und todten Inventars und Mobiliars nebst Borratyen aber, wozu drei Pferde, drei Bullen, elf Kühe, eine Kalbe und vier angebundene Kälber gehören, soll Montag, den 20. dieses Monats, und eventuell den Tag darauf, von Vormittags 8 Uhr an, im Richter'schen Nachlaßgute durch die OrtSgerichten erfolgen. Solches wird unter Bezugnahme auf den im Friedrich'schen Gasthose zu Niederputzkau aushängenden Anschlag und die demselben beigcfügten Versteigerungsbedingungen mit dem Bemerken hierdurch bekannt gemacht, daß die Gebäude des Richter'schen Gutes bis auf das Schennengebände mit Schiefer- bez Ziegeldach versehen find Bischofswerda, am 7. Juli 1891. Königliches Amtsgericht. Schmalz. L. wird, Mich mit Ihnen und denselben zu vereinen in einer gemeinsamen Arbeit für den friedlichen Fortschritt, den freundschaftlichen Verkehr und die Förderung der Civilisation." Beim Beginn seiner Ansprache an das Kaiser paar brachte der Lordmayor zunächst einen Toast auf die Königin, sodann auf den Kaiser und die Kaiserin aus. In dem letzteren Toaste sagte der Lordmayor, die Stadt habe schon oft Gelegenheit gehabt, auswärtige Herrscher in ihren Mauern zu bewillkommnen. Der gegenwärtige Anlaß sei jedoch von einzig dastehendem Interesse, da der Kaiserliche Gast ein Enkel von Englands geliebter Königin, ein Sohn der ältesten Tochter Ihrer Ma jestät sei. Sich zu dem Kaiser wendend fuhr der Lordmayor fort: „Ew. Majestät erwies sich als würdiger Nachfolger Ew. Majestät ehrwürdigen Großvaters, des großen Gründers der deutschen Einheit. Wir haben Ew. Majestät merkwürdige körperliche und geistige Thätigkeit und unermüdlichen Eifer in Allem, was die Wohlfahrt des Volkes för dern könnte, mit Bewunderung beobachte»." Der Lordmayor wies sodann auf das große Interesse hin, welches die jüngste Rede des deutschen Kaisers über die Erziehung bei dem englischen Volke hervorgerufen habe, und schloß mit dem Danke für die Ehre des kaiserlichen Besuches. ES folgte hierauf die obige Ansprache des Kaiser«. — Um 3 Uhr 15 Minuten traten die Majestäten die Rückfahrt den Themseauai entlang nach dem Buckingham-Palast an. Wie die Hinfahrt nach Guildhall glich auch die Rückkehr einem wahren Triumphzuge. Sämmtliche zu dem Zuge be nutzten Wagen waren königliche Galaequivagen mit Kutschern und Lakaien in prachtvollen Livreen in Roth und Gold. Während des Dejeuners in Guildhall läuteten sämmtliche Kirchenglocken der Umgegend. Nachmittags hielt der Kaiser eine Revue über die Freiwilligen von West minster ab und besuchte sodann die Marine- AnSstellung, welche während dieses Besuches für das Publikum geschlossen war. Der glän zende Verlauf des Empfanges der Majestäten