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H-. F- Freitag, den 3. Juli 1891, Nachmittags S Uhr, soll in Demitz 1 Nähmaschine, sowie 1 Kleiderschrank gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Versammlungsort r Restauration von Schramm in Demitz. Bischofswerda, am 29. Juni 1891. Der Gerichts-Bollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. Saupe Diese Zelischrift erscheint wSchentlich zwei Mal, «Nttwoch» und Son«abe«»S, und kostet einschließlich der Sonnabends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark SO Pf. Einzelne Nummer 10 Pf. Änserate, welche in diesem Blatte die weiteste «erbreitung finden, werden bi« Dienstag und Freitag stüh» Mr angenommen und kostet die dreigespaltene LorpuSMe lO Pf., unier„Eingesandt" 20Pf. Geringster Jnseratmbetrag 2d Pf. PMische Weltschau. Sommerliche Stille zieht auf den Schwingen der endlich gekommenen Hitze in's deutsche Land hinein, und der politische Streit beginnt mehr und mehr in den Hintergrund zu treten. Selbst die Debatten über Zollfragen und LebenSmittel- preise in den Zeitnngsspalten werden ruhiger und ruhiger, denn von Woche zu Woche kommt auch die Ernte näher, und daß sich dann Vieles ändern wird und ändern muß, ist dir allgemeine Ueberzeugung. Am empfindlichsten macht sich heute in vielen deutschen Bezirken der Mangel an Eßkartoffeln geltend, und die übertriebenen hohen Kartoffelpreise haben schon mehrfach zu sehr kräftige» Kundgebungen der aufgeregten Hausfrauen, die mit ihrem WirthschaftSgelde nicht auszukommen vermögen, Anlaß gegeben. Von neuen Strikebewegungen ist in diesem Sommer bei uns so gut wie nichts zu verspüren, und so läßt sich auch annehmen, daß die bevor stehende Saure-Gurkenzeit wirklich ihrem Namen Ehre machen wird. In der Thronrede, mit welcher Kaiser Wilhelm nunmehr die schon acht lange Monate andauernde Session des preußischen Landtages geschlossen bat, hat er noch ausdrück lich hervorgehoben, daß keinerlei Besorgnisse weyen einer etwaigen Störung des europäischen Friedens obzuwalten brauchen^ diese Worte, welche manchen in letzter Zeit wieder verbreiteten müßigen Klatschereien ein Ende bereitet haben, werden viel zur sommerlichen Beruhigung bei- tragen. Gleich nach dem Schluß der parlamen tarischen Arbeiten hat nun auch der Eisenbahn minister von Maybach seinen Posten verlassen und ist durch den bisherigen Eisenbahn-Direktions- Präsidenten Thielen auS Hannover ersetzt worden. Der Kaiser hat dem scheidenden Minister in einer besonderen KabinetSordre seinen Dank und seine Anerkennung ausgesprochen. Einen bedauerlichen Verlust hat die deutsche Armee erlitten. Der Hochbegabte frühere Kriegsminister General Bestellungen werden bei allen Postanstalten deS deutschen Reiches, für Bischofswerda und Umgegend in der Expedition dieses Blatte- angenommen. Sechs««dvlerzl»fter"Jahr««««. Wgnr. 9) Die Schule vor 100 Jahren. 10) Die frühere Erbunterthänigkeit und die heutige Stellung der ländlichen Besitzer. 11) Kinder erziehung auf dem Lande. 12) Die soziale Be wegung ist Jahrtausende alt! In der Einladung heißt es: „Wir wollen als Leute vom Lande uns auch selber berathen und unterhalten über Fragen aus der Vergangenheit oder Gegenwart, welche gerade für uns von Bedeutung und Interesse sind. Wir wollen in ungezwungener Zusammenkunft ländliche Gemeinschaft wieder pflegen und das Zutrauen gegen einander fördern oder wiedergewinnen. Darum: Was wir wollen? Uns sehen wollen wir, damit wir unS kennen lernen. Uns hören wollen wir, damit wir auch andere Ansichten schätzen lernen. Uns finden wollen wir an solchem Ort, zu solcher Zeit, wo Jeder kommen kann und reden darf, wo die ersten und letzten Männer der Gemeinde uns gleich lieb und des persönlichen Verkehrs gleich würdig sind. Was wir brauchen? Nicht Geld, nicht kluge Leute, aber Männer brauchen wir, Männer auS allen Ständen, den ländlichen Besitzer, Arbeiter und Handwerker, den Fabrik herrn und Tagelöhner, Angesessene und Inwohner, Geistliche und Lehrer. Wir brauchen Männer, welche das Vertrauen zu dem Andern noch nicht verloren haben, welche Jedem als einem Freunde gegenübertreten, welche auch die vielseitige Noth m den ländlichen und bäuerlichen Verhältnissen erkennen und nach Abhilfe sich umschauen." — Ueber die Erfahrungen, welche in diesen Volks versammlungen gemacht wurden, sagt ein dem „Reichsboten" zugegangener Bericht: „Der Be such der Versammlungen steigerte sich mit jedem Mal und alle Stände vom Herrn bis zum Arbeiter und Dienstknecht waren vertreten. In frei gehaltenem, etwa '/^stündigem Vortrage be handelte einer der Anwesenden, bis jetzt waren eS Geistliche und Lehrer, die durch Zeitungen und durch die Ortsschulzen bekannt gegebene Mit dieser Nummer beginnt ein neues Quartal des „sächs. Erzählers" wozu wir zu neuen Nestel- lungen ergebenst einladen. Um keine Störung in der regelmäßigen Zusendung unserer Zeitung eintreten zu lassen, ersuchen nur unsere geehrten Abonnenten, welche das Blatt durch die Post beziehen, das Abonnement bei den betreffenden Postanstalten baldmöglichst zu erneuern. Viv Lxpeämo» ä«8 „8LeIi8. Lr^LKIors". Wir bringen hierdurch in Erinnerung, daß jeder Logiswechsel pünktlich auf hiesiger Polizeiexpedition anzuzcigen ist und daß bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 30 Mark kein Bermiether eine« Äbmiether eher bei sich aufnehmen darf, als bis letzterer den erforderlichen WohnunaSanmeldefchein dem Bermiether voraezeigt hat. Jngleichen ist jeder Dienst- und Arbeitswechsel und jedes neue Dienst-, Lehrlings- und ArbeitSverhältnist von den betreffenden Dienstherrschaften, Lehrmeistern und Arbeitgebern bei ebenmäßiger Strafe ungesäumt anher anzumeloen. Stadtrath Bischofswerda, den 30. Juni 1891. Tinz. ^önsär^vö^^cheüeMrs^Ületz^mnmänbeu^ des 1. preußischen Armeekorps, ist im Alter von noch nicht 60 Jahren ganz plötzlich gestorben. Allgemein wird anerkannt, daß der General einer der fähigsten Schüler Moltke'S, einer der besten deutschen Generale gewesen ist. Der deutsche Kolonialrath, welcher seit Anfang d. M. in Berlin, mit vereinzelten Unterbrechungen, getagt hat, hat jetzt seine begutachtenden Berathungen beendet, und wird erst im Herbst wieder zusammentreten. Ueber einen interessanten und wohlgelungenen Versuch, die Landbevölkerung zu gemeinsamen Berathungen politischer und sozialer Zustände und Entwickelungen in öffentlichen Versamm lungen heranzuziehen, um damit der agitatorischen Thätigkeit der Sozialdemokraten die Wege zu verlegen, wird auS Schlesien berichtet. Die Sache war von langer Hand und auf das Sorg fältigste vorbereitet, da man sich sagen mußte, daß ein Mißlingen auf Jahre hinaus einen neuen Anfang unmöglich machen würde. Im Spät sommer vorigen Jahres, noch vor Aufhebung des Sozialistengesetzes, verbreitete eine große Anzahl von Männern aller Stände (Gemeinde vorsteher, Gutsbesitzer, Geistliche, Handwerker, Fabrikanten, Kleinbauern, Lehrer, Verwaltungs beamte u. s. w.) einen Aufruf in zehn benach barten Gemeinden, in dem sie bekannt machten, daß von Michaelis an in den Gasthäusern der Dörfer volksthümliche Vorträge gehalten werden sollten. Der Aufruf gab gleich die Themata dieser Vorträge an, die zum großen Theil als sehr geschickt gewählt bezeichnet werden müssen. Sie lauteten: 1) Wie cS in den Dörfern im Norden unserer Kreisstadt vor 600 Jahren auS- sah. 2) a. Warum unsere ländlichen Dienstboten nicht mehr ersparen, d. Hat der Mensch eine unsterbliche Seele? 3). Der Wald und seine Be deutung. 4) Ernährt Deutschland seine Be wohner? b) Die Soldaten vor 100 Jahren. 6) Vom Kienspan bis zum elektrischen Licht. 7) Wieviel Stunden hat der Arbeitstag auf Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpe« «nd Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amishauptmannschast, der Kgl. Schulins-ection ii. des Kgl. Hmitztsteucmmtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrathcs zu Bischofswerda. Bekanntmachung. Mit Genehmigung des Bezirksausschusses der unterzeichneten Amtshauptmannschaft wird von jetzt ab die Verkündigung allgemeiner Veröffentlichungen und Anordnungen in der Gemeinde Ober-Reuttrch durch Anschlag in dem an dem Hause des Kaufmann Sttodlt» dortselbst angebrachten Aushängekasten erfolgen. Bautzen, am 26. Ium 1891. Königliche Amtshauptmannschaft. von Boxberg. Auf Fol. 241 des hiesigen Handelsregisters ist heute die Firma Hermann Petzold in Bischofswerda und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Ernst Herman» Petzow in Bischofswerda eingetragen worden. Bischofswerda, den 27. Juni 1891. Königliches Amtsgericht. Fürsten, Assessor.