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MPWMWWMMWMWWWWWWf - - Der sächsisch- Erzähler. G-tte ». Qjealer- und Kalkbrcnner-Berein, welcher vorher l deutschen Eisenbahnschienen. Unter dem Hinweis S ch tv e i z. Ein kaum glaubliches Stück haben die Schweizer Behörden nach dem Eisenbahnunfall von Mönchenstein geleistet: Gegen Zahlung von Entree wurde dem Publikum gestattet, die Un- glttcksstätte zu besichtigen. Die Folge davon ist gewesen, daß man heute noch nicht mit den Auf räumungsarbeiten fertig ist. Selbst die Leichen der Verunglückten konnten gegen Zahlung dieses Entrees besichtigt werden. — Die Liste der Ver mißten ist bis auf drei Namen erledigt. Alle übrigen Personen haben sich als lebend einge- funden. Bern, 23. Juni. Der Erbauer des Pariser WeltausstellungSthurmcs, Ingenieur Eiffel, hatte nach der Mönchensteiner Katastrophe öffent lich erklären lassen, er habe die Brücke über die BirS nach Plänen konstruirt, die ihm von der darauf, daß Rußland noch im Jahre 1890 Eisenschienen im Gewicht von 47,000 Pud und Stahlschienen von 103,000 Pud aus Deutschland bezogen hat, wird die Regierung aufgefordert, die Schienenwege der MoSkau-KurSker, der Rybinsk-Bologoff'schen, der MoSkau-Jaroslaff- schen Bahnen, die vornehmlich untaugliche Fabri kate aus Deutschland bezogen hätten, einer sorg fältigen Revision zu unterwerfen und überhaupt auf die weitere Einfuhr untauglicher deutscher Materialien für die russischen Eisenbahnen die ernsteste Aufmerksamkeit zu richten. In jedem Falle sind die Produkte der Bochumer Fabriken zur Zeit in Rußland schwer diSkreditirt und werden hier einen großen, wenn nicht den größten Theil ihres Absatzes verlieren. Bochum, 23. Juni. Die „Wests. VolkSztg." veröffentlicht ein Verzeichniß angeblich vom Bochumer Verein gefälschter Stempel, unter welchen sich zahlreiche Stempel staatlicher Eisen bahnverwaltungen des Inlandes befinden. O e st e r r e i ch. Wien, 24. Juni. Die „Neue Freie Presse erblickt in dem Besuch der englischen Flotte in Fiume anläßlich der Anwesenheit des Kaisers daselbst eine liebenswürdige Absicht. Aus den jüngsten Erklärungen des englischen Unterstaats sekretärs Fergusson schließt das Blatt, daß die Abmachungen Deutschlands und Oesterreichs mit Italien dem englischen Kabinet mitgetheilt worden seien, eine Thatsache, welche die Innigkeit der Beziehungen zwischen den Dreibundmächten und England darthue. Diese Innigkeit erhalte durch den Besuch deS Kaisers Franz Josef aus den Schiffen des englischen Geschwaders eine neue Bekräftigung. Die „Neue Freie Presse" hebt gleich dem „Neuen Wiener Tageblatt" hervor, daß die Interessengemeinschaft Oesterreich-Ungarns und Englands, lind insbesondere das gemeinsame Interesse beider Länder an der Erhaltung des Friedens und des Gleichgewichts im Mittel ländischen Meere ein festeres Band bilde, als irgend welche geschriebenen Abmachungen. Wien. Die „MontagSrevue" bemerkt zu den verschiedenen Meldungen über die Frage zur Erneuerung des Dreibundes, sie glaube, daß die Frage bezüglich der Erneuerung des Dreibundes I überhaupt nicht existire. Der gemeinsame Wunsch > nach Erhaltung des Friedens habe die drei Reiche zusammengeführt und kein Wechsel in einer Re gierung vermöge an den bestehenden Verhält- I nisten etwas zu ändern. Prag, 24. Juni. Die Privatklage CzizekS I gegen Müller wegen Ehrenbclcidignng ist zurück- ! gezogen worden, nachdem der Richter auf die I Aussichtslosigkeit derselben hingewiesen, da sttr i den Ausdruck „czcchische Bagage", welcher das I Faktum der Klage bildete, keine Bestätigung durch Zeugen vorhanden sei. Prag. Die Polizei verbot das Spiele» der I Marseillaise und der russischen Volkshhmne ans dem AusstellungSplatzc, weil von Seiten des Publikums stets Demonstrationen stattfanden. Ein interessantes Kleeblatt wird in wenigen Tagen in Karlsbad vereinigt sein, nämlich Fürst Ferdinand von Bulgarien, Exkönig Milan von Serbien und Graf Hartenau, früher Fürst I Alexander von Bulgarien, der mit Milan bekannt lich einen blutigen Krieg führte. Budapest, 23. Juni. DaS Militär hat die Ruhe im rcbcllireuden Csanader Komitat I wiedcrhergestellt. Als Ursache des Ausstandes der ländlichen Arbeiter wird erwähnt, daß die I Pachtverhältnisse daselbst ungemein drückend gc- i staltel worden sind und daß die Gutsherren außer dem Pachtzins verschiedene Leistlingen, n. A. den Zehnten von den bäuerlichen Pächtern verlangen, so daß sich im Landvolk die Meinung ! verbreitete, man wolle die Hörigkeit wieder einsühren. die FriedrichSruher Thonwerke besichtigt, am Montag ungefähr 12 Uhr Mittags an der kleinen Brücke in Friedrichsruh zahlreich einge funden. Um 12»/< Uhr Mittags zeigte sich der Fürst in dem kleinen Gartenpförtchen, durch welches er alltäglich um diese Stunde seinen I Spaziergang anzutreten Pflegt. Der Fürst schritt I auf die Gesellschaft zu, erwiderte freundlich die ehrfurchtsvollen Grüße und nahm einige kleine i Blumensträuße der anwesenden Damen entgegen. Da der Vereinsvorsitzende Baurath Friedr. Hoff mann verhindert war, hielt dessen Sohn Regie- l rungsbaumeister Kurt Hoffmann eine Ansprache ! an den Fürsten. Der Fürst erwiderte folgender maßen: „Meine Herren! Ich danke Ihnen für I die Anerkennung, welche Sie mir haben zu Theil ! werden lassen und für die gute Meinung, die Sie von mir haben. Wenn ich vielleicht nicht I das Alles verdient habe, so bin ich doch bemüht gewesen, es zu verdienen und war bestrebt, in dem von Ihnen angedeuteten Sinne zu handeln. Ich habe wenigstens das gute Gewissen, daß ich meine Schuldigkeit gethan habe zu jeder Zeit I und mehr kann von mir nicht verlangt werden, wenigstens nicht von einem ehrlichen Manne. Ihr ! Gewerbe war mir von Anfang an sympathisch und I ich habe mich von Jugend ans damit befaßt. I Ein großer Theil meines väterlichen Vermögens I ging allerdings verloren durch eine Ziegelei, I welche mein Vater in der Nähe von Berlin be saß, so daß ich der Ansicht bin, daß man sich mit Ihrem Berufszweige nicht befassen soll, wenn man nicht eine durchdachte Anlage machen und sie mit richtiger, fachmännischer Leitung im Großen betreiben kann. Ich habe noch auf allen meinen Gütern Ziegeleien und bin da größten- thcils mein Selbstabnehmer. Aus einer der beiden Ziegeleien in Varzin wird freilich auch verkauft, so daß ich dabei eben bestehe; es kommt, wie ! man zu sagen pflegt, gerade die Butter heraus. I Auch hier in Friedrichsruh habe ich schon früher Versuche im Kleinen angestellt, jetzt steht dort das größere Werk, daS Sie Alle besichtigt haben I und kennen, ich hoffe, daß es gedeiht! Hieraus sehen Sie, daß ich gewissermaßen ein Kollege und Mitarbeiter von Ihnen bin. Wenn Sie nun hervorgehoben haben, daß ich bestrebt ge- I wesen, dem Lande den Frieden zu erhalten, so I kann ich nur hoffen, daß man die Segnungen I meiner Bestrebungen spürt. Ob die Industrie Nutzen davon hat, dafür vermag gerade Ihr Gcwerbezwcig Zeugniß abzulegen, denn wenn es einem gut geht, dann wird ihm der Rock leicht zu eng, und er läßt sich einen ncnen machen. So ist es auch mit den Häusern, dann wird ge baut und dazu braucht man Ziegel und Kalk. Aus diesem Grunde ist mir das Zieglcrgcwerbe immer ein Barometer gewesen für den Wohlstand aller anderen Industrien. Wenn die Ziegel gut verkauft wurden und die Ziegler sich wohl fühlten, dann war mir das gewissermaßen die Quittung darüber, daß meine Friedensbestrebungen Erfolg hatten. Uebrigens bin ich auch Kalkbrennen So bin ich auch nach dieser Richtung hin Ihr Kollege. Nun, ich will hoffen, daß Sic auch weiterhin Veranlassung haben znfrieden zu sein, dann habe ich auch die Gewährleistung für daS Gedeihen der übrigen Gewerbe, deshalb wünsche ich Ihnen, daß daS Barometer nicht sinkt nnd möchte die Ehre, die Sie mir erwiesen haben, dadurch erwidern, daß ich ein Hoch auSbringe auf die deutschen Ziegler- und Kalkbrcuncr: Der „Ziegler- und Kalkbrenner-Verein" lebe hoch, hoch, hoch!" — Freudig stimmten die Ver sammelten ein in das ausgebrachte Hoch, und der Fürst reichte darauf dem Vorredner, ihm noch besonders dankend, die Hand. Die Theil- nehmer, die bis dahin lautlos und bescheiden zur Seite gestanden, drängten sich nun heran, ein Jeder wollte einen Händedruck, ein Wort, einen Blick des Fürsten erhaschen oder ihn auch nur in nächster Nähe sehen. Nachdem die Ver sammelten daS Lied „Deutschland über AllcS" gesungen und nochmals ein dreifach donnerndes Hoch auf den Fürsten Bismarck ausgebracht, verließen sie völlig befriedigt von dem Erfolg ihrer Reise die historische Stätte in Friedrichsruh. Wie der „Hamb. Korrcsp." meldet, hat sich Fürst Bismarck, welcher kürzlich an der In fluenza gelitten und auch einen sog. Hexenschuß gehabt hatte, so weit wieder erholt, daß er seine gewohnten Spaziergänge wieder aufnehmen konnte! Es verlautet, daß die Fertigstellung einer Reichsarzneitaxe in nicht zu ferner Zeit zu er warten ist und somit auch in dieser Beziehung 4ine Einheitlichkeit in den deutschen Bundesstaaten erzielt wird. Der Bochumer Steuerprozeß veranlaßt die russische Presse bereit- zu Warnungen vor den Direktion der Jura-Simplon-Bahn zugestellt worden seien, aus diesem Grunde treffe ihn auch keine Verantwortung für den Einsturz der Brücke. Der Berner „Bund", welcher daraufhin Erkundi gungen von der Direktion der Jura-Simplon- Bahn einzog, konstatirt nunmehr, Eiffel habe für . die Brücke eigene Pläne angefertigt, die Brücke über die BirS sei also im vollen Umfange als eine Eiffel'fche Brücke anzusehen. (Zur Eisenbahn-Katastrophe von Mönchenstein.) Die „Rhein. Wests. Zta." bringt ein Privatschreiben aus Basel zum Ab druck, in dem es heißt: Das Mönchensteiner Unglück ist viel größer, als man in Deutschland und in der übrigen Welt ahnt; es sind über 200 Todte, aber es wird Alles gethan, die Sache zu vertuschen. Es ist z. B. auch ein Wagen voll fremder Touristen und etwa 50 italienischer Arbeiter dabei, diese werden aber — „da sie doch schon todt sind", einfach todt ge schwiegen. Die Bergung der Leichen ging ent setzlich langsam vor sich, da die ersten 3 bis 4 Tage ohne Ordnung und mit unzulänglichen Hilfsmitteln gearbeitet wurde. Frankreich. Ein Pariser Journalist hat die Taktlosigkeit besessen, die sich gegenwärtig aus der Durchreise in Paris aufhaltende Kaiserin Eugenie zu inter viewen. Die unglückliche Frau, die völlig zur Greisin geworden ist, beklagte sich bitter, daß . man sie nirgends in Ruhe lasse, beantwortete aber dann doch einige Fragen. Von größerem Interesse ist nur die Antwort auf die Frage, ob sie an die Wiederaufrichtung des Kaiserreiches glaube. Eugenie erwiderte lebhaft und wohl auch zutreffend, daß mit ihrem Sohne das Kaiserreich gestorben sei. Paris, 25. Juni. Der Senat genehmigte die Vorlage, betreffend die Herabsetzung der Getreidezölle, in der Fassung der Deputirtenkammer. Die Vorlage tritt am 10. Juli in Kraft. Paris, 25. Juni. DaS Zuchtpolizeigericht verurtheilte heute nach der Verhandlung hinter geschlossenen Thürcn den Deutschen Namens Schneider wegen photographischer Aufnahme der Pariser Forts zu 5 Jahren Gefängniß und 3000 Franks Geldbuße. Rußland. Die russische Militärverwaltung hat eine Ordre vorbereitet, nach welcher fortan nur noch griechisch-katholischen Soldaten der russischen Armee besondere Vergünstigungen (hinsichtlich der Verkürzung der Dienstzeit rc.) gewährt werden sollen. England. London, 24. Juni. „Daily Telegraph" er läßt an die Armeeleitung die Aufforderung, bei der geplante» Revue des Freiwilligenkorps durch den Kaiser Wilhelm zu zeigen, was England in militärischer Hinsicht zu leisten vermöge. London, 25. Juni. Der Herzog von Cambridge befahl, daß die Truppenrevue in Gegenwart deS deutschen Kaisers am 11. Juli in Wimbledon abgehalten wird. ES werden an ihr 20,000 Mann und ein großer Theil der Freiwilligen Londons theilnchmen. Die Königin wird vom Prinzen von Wales und den übrigen Mitgliedern der königlichen Familie begleitet sein. „City preß" bemerkt, eS sei wahrscheinlich, daß sämmtliche Mitglieder der königlichen Familie den Kaiser nach Gnildhall begleiten werden. Türkei. Konstantinopel, 24. Juni. Auf die Vor stellungen des deutschen Botschafters von Rado witz hat sich die Pforte entschlossen, die Garnison von Adrianopel von 7000 auf 15,000 Mann Linientruppen zu erhöhen. Von diesen soll der dritte Theilandauernd zu NekognoSzirungSübungen verwandt werden, so lange noch Räuberbanden die Gegend unsicher machen. Konstantinopel, 25. Juni. (Agcnce Constantinople.) Bei Odunluk, eine Stunde von Brussa, wurden zwei Notabcln aus Brussa von Räubern weggeführt. Die Gendarmerie verfolgt die Räuber. Einzelheiten fehlen noch. — An Stelle Hakki Paschas, des Generalgouverneurs von Demen und des Kommandeurs des siebenten (Urmenschen) Armeekorps, wurde Hassan Ediph Pascha ernannt. A m e r i k a. Chicago, 24. Juni. Der russische Kouriec mit Briefen des Czarewitsch an den Czaren ist auf der Strecke von San Francisco nach New- Uork verschwunden. Angeblich soll derselbe von Nihilisten aufgehoben worden sein. Vermischtes. — Ueber einen Raubmord meldet die Staatsanwaltschaft Görlitz Folgendes: Am