Volltext Seite (XML)
„Weserzeitung" meldet, da» Gerücht, Bennigsen sei zum Nachfolger des Herrn Boetticher bestimmt, nehme feste Gestalt an. Wiesbaden, 24. Mai. Der König von Dänemark ist zu einem dreiwöchigen Kurgebrauch hier eingetroffen. Wien, 25. Mai. Australien ist dem Welt« Der sächsische «-tyShlev. «Ät- ». so viel Verdruß und Aufregung in Serbien hervorgerufen hat, ist es schließlich gelungen, durch ihre thörichte Hartnäckigkeit in der serbischen Hauptstadt einen Skandal zu erregen, in welchem eS sowohl auf Seiten des demonstrirenden Publikums wie deS einschreitenden Militärs Todte und Verwundete gab. Aus den auSführ- ichen Belgrader Meldungen scheint hervorzugehen, >aß die Regierung einen so energischen Wider« tand nicht erwartet hat, sonst würde sie wohl üne stärkere Truppenmacht aufgeboten haben, um >ie Ausführung ihres Beschlusses, die Ex-Königin Natalie aus Serbien zu entfernen, zu sichern. Dieser Beschluß ist bekanntlich die Folge eines Uebereinkommens zwischen der Regierung und rem früheren König Milan. So lange Letztere n Serbien weilte, mußten die Regentschaft und die Regierung stets eine ungebührliche Einfluß nahme des mit dem jungen Könige beständig verkehrenden Vaters desselben auf die Staats geschäfte, wenn nicht gar einen Staatsstreich be fürchten. ES konnte daher nur für die Aufrecht erhaltung der Ruhe in Serbien dienlich sein, wenn Milan wieder das Land verließ, wozu dieser schon wegen seiner persönlichen Liebhabereien geneigt war. Nur verlangte er, abgesehen von gewissen finanziellen Entschädigungen, daß auch seine geschiedene Gemahlin, die Mutter deS Königs, ihren Wohnsitz außerhalb Serbiens nehme. Die Königin lehnte dies jedoch rundweg ab. Auf alle Bitten und Beschwörungen des Ministerpräsidenten Pasitsch und des Ministers Gjaja, eingedenk ihrer Würde als Königin die Dinge nicht weiter zu treiben, sondern nach der Einhändigung des schriftlichen Ausweisungsbefehls abzureisen, wiederholte Natalie nur ihr „Nein!" und fügte hinzu: „Eure Gendarmen sollen mich fassen und fortzerren, freiwillig gehe ich nicht!" Minister Gjaja selbst schilderte die tragikomische Art, wir der Polizeipräfekt durch Natalie gefoppt und hingehalten wurde, bis ihre Anhänger durch ausgesandte Boten alarmirt worden waren. Natalie bediente sich des Vorwandes, sie müsse erst Toilette machen, sie müsse sich auch Geld holen lassen u. s. w-, bis endlich die Vorbereitungen zu den Demonstrationen fertig waren, bei welchen von Zivilpersonen 2 todt geblieben, 1 Person schwer, 5 leicht verwundet wurden; ferner wurden 26 Gendarmen, 11 Kavalleristen, 3 Offiziere durch Steinwürfe verwundet. Erreicht wurde wenigstens, daß die Ex-Königin außer Landes gebracht wurde. Trotzdem ist die Lage der Regentschaft (Ristisch, Protitsch und Belimarko- witsch) durch das ungeschickte Vorgehen der Regierungsorgane bei der Ausweisung eine schwierige, allein man darf hoffen, daß Ristitsch sich der Lage gewachsen zeigen wird. Zu Be fürchtungen, die über die serbischen Grenzen hinauSreichcn, ist vorerst kein Anlaß. Der halb amtliche Telegraph hat bereit- dieser in Berlin herrschenden Auffassung Ausdruck gegeben. Er begründet sie damit, daß die Regierung Serbiens im besten Einvernehmen mit Rußland stehe und die Königin Natalie von dieser Seite keine Unterstützung zu erwarten habe. Eine Bestätigung fand diese Annahme durch eine Auslassung des amtlichen Blattes der russischen Regierung, welche in den folgenden Sätzen gipfelte: In Rußland könne man diese Ereignisse nur beklagen, wenn man auch gleichzeitig wünsche, daß sie das Ende einer seit Jahren beunruhigten Lage bedeuten. Die herzlichsten Wünsche hege man für die Befestigung deS Thrones des jungen Königs und dafür, daß Serbien nun nach einer schmerzlichen Epoche von Schwierigkeiten und Agitationen in eine Aera der Ruhe und der gedeihlichen Entwickelung eintreten möge. Berlin, 22. Mai. Der „Reichs-Anzeiger" veröffentlicht die Novelle zum Strafgesetzbuch, betr. den Schutz der Telegraphenaulagen, sowie das Gesetz, betr. die Prüfung der Läufe und Verschlüsse der Handfeuerwaffen; ferner eine Be kanntmachung, nach welcher die Insel Helgoland dem 5. Wahlkreise der preußischen Provinz Schleswig-Holstein zugetheilt wird. — Nach Be schluß des BuudeSrathS vom 16. April d. I. wird die durch den Bundesrathsbeschluß vom 7. Dezember 1871 angeordnete Veröffentlichung statistischer Jahresübersichten über die Einnahmen an Wechselstempelsteuer vom laufenden Jahre ab unterbleiben. — Die Rückkehr des Kaisers nach Berlin wird am 29. d. M. erwartet.— Die „Weserzeitung" meldet, das Gerücht, Herr von von Hat die ganze verflossene Woche auf Eisenbahnen zugebracht, und zwar, von den Ministern Con- AanS und Bourgeois begleitet, auf einer Rund reise durch die südwestlichen Departements. Der Extrazug, den die OrlöanS-Eisenbahn-Gesellschaft dem Präsidenten der Republik zur Verfügung gestellt hat, bestand aus fünf Salonwagen, dem Wagen des Präsidenten, dem Wägen der den Staatschef begleitenden Minister, dem Wagen, in welchem die Senatoren und Depntirten der Departements Platz nahmen, welche der Präsident auf seiner Reise berührte, dem Wagen deS Militärstabes und des Zivilkabinets des Staats chefs, der Wagen der Presse, worin 20 Bericht erstatter der Pariser Journale Platz nahmen, sodann folgte ein Wagen für die Dienerschaft und schließlich ein Restaurantwagen, dessen „Be nutzung" sämmtlichen Mitreisenden unentgeltlich gestattet ist. Dazu muß noch bemerkt werden, daß die französischen Eisenbahngesellschaften es sich zur Ehre rechnen, die sämmtlichen Kosten der Eisenbahnsahrten des Präsidenten und seiner zahlreichen Begleitung zu tragen. Die ganze Reise war sicherlich für den Präsidenten eine höchst ermüdende. Seine Beschäftigungen waren nicht Stunde für Stunde, sondern Minute für Minute vorgesehen; er hatte in diesen acht Tagen ungefähr sechzig offizielle Empfänge abzuhalten, 1500 Ansprachen anzuhören und auf einen guten Theil derselben zu antworten. Gegen 50,000 Personen im Frack zogen an ihm vorüber und unzählige Händedrücke mußte er austauschen. An 30 offiziellen Frühstücken, Lunchs, Diners und Banketten hatte er Theil zu nehmen und alle möglichen Museen, Krankenhäuser, Tabaksmanu« fakturen und sonstige öffentlichen Anstalten zu besuchen. Statuen hat er enthüllt, Schulen ein- geweiht und Boulevards eröffnet, bei Wettrennen, Turnfesten und lokalen Spielen hatte er den Vorsitz zu führen. Seine Nachtruhe wird sich auf drei bis vier Stunden beschränkt haben; kurz, es hat in dieser Woche in ganz Frankreich keinen geplagteren Mann gegeben. Zum Oesteren hat Carnot gezeigt, daß er diese Strapazen, die das Amt des Staatsoberhauptes nach seiner Ueberzeugung unvermeidlich macht, mit lächelnder Gemüthsruhe zu ertragen versteht. Nicht um sonst hat sich Herr Carnot den Beinamen eines sympathischen StaatschesS erworben. Der gegen wärtige Präsident der Republik hat gelegentlich seines öffentliche« Auftretens in Paris und auf seinen häufigen Rundreisen in den Departements es meisterhaft verstanden, durch sein taktvolles Benehmen und durch ein Wort zu rechter Zeit sich die allgemeinen Sympathien zu erwerben. Auch auf der jetzigen Reise durch Südfrankreich setzte Herr Carnot sein Werben für die Republik mit Erfolg fort. Die erste politische Folge des finanziellen Krachs ist in Portugal bereits cingelreten: eine Ministerkrisis ist auSgcbrochen. Veranlassung dazu gab der Amtsverzicht des Finanzministers, und dieser wurde hervorgerufen durch den Finanz krach. Die Nachrichten sind etwas unklar. Es schien sich um zwei Möglichkeiten zu handeln, die eine war die Wiedereinstcllung des früheren Ministeriums unter General Chrysostomo d'Abreu e Souza, die andere die Berufung eines konser vativen Kabinets. Das Letztere wäre das den Verhältnissen Entsprechendere, da die Konser vativen in beiden Kammern die Mehrheit haben. Der Führer der Konservativen, Serpa Pimente!, hat jedoch die Bildung eines Ministeriums ab gelehnt, worauf der König wieder mit d'Abreu e Souza verhandelte und diesen zur Uebernahme der Ministerpräsidentschaft bestimmte. Das Pro gramm deS neuen Kabinets wird dem Vernehmen nach Strafmilderung für die wegen politischer Vergehen Verurtheilten, Freiheit der Presse, eine große Herabsetzung der Ausgaben für Kolonien, Heer und öffentliche Arbeiten, Ersparnisse in der Verwaltung, Verringerung des Bestandes der Staatsbeamten und den Abschluß von Handels verträgen in Aussicht stellen. Die wichtigste Aufgabe wird zweifellos dem Finanzminister Mariano Carvalho zufallen. Er soll das schwierige Kunststück fertig bringen, Geld zu schaffen und zugleich das Vertrauen des Geld marktes in die vollständig zerrütteten portu giesischen Finanzen neu zu beleben. Wie die Dinge liegen, darf man freilich nicht erwarten, daß mit der Zusammenstellung der Namen des neuen Kabinets die Krisis gelöst ist. Das Uebel sitzt tief, und neben der politischen dauert auch die finanzielle und wirthschaftliche Krisis fort. T>ie Aussichten für Handel und Gewerbe sind in hohem Grad entmuthigend, es herrscht in ganz Portugal eine vollständige Geschäft-stille. Der ränkesüchtigen Frau, die schon seit dre Zähren durch ihren Streit mit ihrem Gemahl Pastverein Seigetreten; in der heutigen Plenar* sitzung des Postkongresses wurde die Berathung aus Grund des Bericht- der für diese Frage eingesetzt gewesenen Kommission beendet; die Vertreter von New-Südwale-, Viktoria, Queens land, Westaustralien, Südaustralien, Tasmanien und Neuseeland erklärten, daß ihre Staaten zum 1. Oktober d. I. dem Welt-Postverein beitreten. Der Präsident gab unter allgemeinem Beifall der Versammlung der lebhaften Befriedigung über dieses freudige Ergebniß Ausdruck. Wien, 25. Mai. Die Delegirten zum Welt postkongreß haben zum 30. d. M. eine Einladung zur kaiserlichen Tafel erhalten. Prag, 25. Mai. Ein hier erscheinendes czechisch-antisemitisches Blatt ist gestern konfiszirt worden, weil es den angeblichen Mädchenmord in Korfu als unbestreitbare Thatsache hinstellte. Petersburg. Ein großes englisches Kon sortium hat der russischen Regierung einen Vor schlag unterbreitet, laut welchem denselben die Ausbeutung aller natürlichen Reichthümer des Kaukasus für 99 Jahre überlassen werden sollte gegen eine jährliche Baarzahlung von 50 Mill. Pfund Sterling. Die Regierung hat den Vor schlag rundweg abgelehnt. Sachsen. Bei Ihren Majestäten dem König und der Königin in Sibyllenort sand am Sonntag eine größere Tafel statt, zu welcher Fürst Hatzfeld und Gemahlin, sowie mehrere höhere Offiziere Einladungen erhalten hatten. Voraussichtlich trifft Mittwoch, am 27. d. M., nur Se. Majestät der König in Dresden ein, um andern Tags am Frohnleichnamsfeste in der katholischen Hoskirche theilzunehmen. Se. Majestät reist nach der Feier wieder nach Sybillenort zurück. Dresden. Wegen erfolgten Ablebens der Prinzessin Elisabeth von Baden wird am Kgl. Hofe die Trauer auf eine Woche, vom 21. bis mit 27. d. M., angelegt. Bischofswerda, 25. Mai. Laut amtlicher Bekanntmachung ist der in der That kunstvoll auSgcführte Ehrenbürgerbrief für Se. Durchlaucht den Fürsten Bismarck nächsten Donnerstag in der Zeit von Vorm. 10 bis Nachm. 1 Uhr auf hiesigem Rathhause zur Ansicht auSgelegt. — Nicht oft genug kann man die Warnung ergehen lassen, „kein Petroleum beim Feueran zünden zu verwenden." Erst vorige Woche kam allhier ein derartiger Unglückssall vor und erhielt dadurch eine Frau Brandwunden im Ge sicht. — Von dem gestern Nachmittag in hiesiger Gegend ausgebrochenen schweren Gewitter ist namentlich die Gegend von Demitz, Cossern, Göda und weiter durch Schloßenschlag schwer betroffen worden und dürfte den Wintersaaten und Obstbäumen beträchtlicher Schaden zugefügt worden sein. Ein Blitzstrahl fuhr in das Stall gebäude des Gutsbesitzers Mutze in Großdrebnitz, ohne zu zünden, es wurde aber demselben ein Pferd erschlagen und 4 Pferde^ betäubt. — Die gestern vom hiesigen Gebirgsverein unternommene Frühjahrspartie war vom Wetter sehr begünstigt und betheiligten sich an derselben gegen 70 Personen. Die ausgezeichnete Bewirthung auf dem Balten berge, sowie in der Hohwaldschänke verdient rühmend hervorgehoben zu werden, es ist dieselbe gut und billig. Der Valtenberg hat sich infolge der höchst soliden Bewirthschastung einer immer größeren Frequenz zu erfreuen. Nächsten Sonn tag wird die Bogenschützengesellschaft zu Dresden dem Valtenberg einen Besuch abstatten. — Im hiesigen städtischen Forstrevier „Butterberg" wurde vor einigen Tagen eine ganze Fuchssamilie, 9 junge Füchse, eine selten große Anzahl, in einem einzigen Baue ausge graben und getödtet. — Die vor einiger Zeit in einem Stalle deS Gasthofe» zum „schlesischen Hof" ausgebrochene Maul- und Klauenseuche ist wieder erloschen. — In die Collection der Dresdner Pferdelotterie von Friedrich May all hier fiel außer werthvollen Decken auf Nr. 11748 ein sehr schönes Pferd; der glückliche Gewinner ist der Kutscher Ernst Winkler allhier. — Etwaige Steuerrestanten wollen wir hierdurch aufmerksam machen, daß die Abführung der Staats- und der städtischen Steuern nunmehr ungesäumt zu er folgen hat, widrigenfalls gegen die Restanten das Zwangsverfahren eingeleitet wird. — Die totale Mondfinsterniß konnte am Sonnabend von Abend nach 8 Uhr an hier sehr gut beobachtet werden; wenn auch der Anfang derselben nicht zu sehen war, so konnte doch der mittlere Verlauf ,und das Ende derselben bei vollkommen schöner Witterung sehr bequem verfolgt werden. — Mit dem 21. Mai begann die Zeit der immerwähren« den Dämmerung, welche bis zum 20. Juli anhält. Der nördliche Horizont wird auch nach Unter-