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ZK 2-8 3 L 8k 3 3 S, 8 2 r Z 's' - k ' 3 -8A tz-Z- «Z- es 3> § -»3 3 .. u: i? j-Z Z 9»-- S' -S» s» ZSZ ZK L«' -Sl^ vr»>L^ 3. ,8.2 'H Z -»8 KS- j s Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet einschließlich der Sonnabends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljiihrlich t Matt 50 Pf. Einzelne Nummer 10 Pf. Politische Weltschau. An Ereignissen hat cs in der letzten Woche 'wahrlich nicht gefehlt. Die Enthebung des Grafen Waldersce von seinem Posten als Chef Des großen Generalstabs, der Sturz des italieni schen Ministerpräsidenten Crispi, die Demission -Des österreichischen Finanzministers polnischer 'Nationalität, Dunajewski, die republikanische Erhebung in Portugal und die Meuterei belgi scher Reservisten — alles Ereignisse „erster Güte". Dazu kommen für uns Deutsche noch die wichtigen Kolonialdcbatten im Reichstag, die hochinteressanten Berichte über die Expedition Emin Paschas, einige Ministerkrisengerüchte, die -Verhandlungen des deutschen Landwirthschafts- rathes und einiges Andere, um die verflossene Woche zu einer ereignißschweren zu machen. Im Vordergrund des Interesses aber steht die Ent lassung des Generalstabschefs. Wir waren gewohnt, nachdem Graf Moltke dieses verant wortungsreiche Amt zwei Jahrzehnte lang ver- waltet, die Stellung des Chefs des deutschen Generalstabs fast als rin Amt zu betrachten, das «inen Wechsel seines Inhabers nur aus Gründen erfahren könnte, die außerhalb des Kreises menschlicher Bestimmung liegen. Wir blickten mit dem Gefühle eines gewissen Bedauerns auf die zerfahrenen Verhältnisse des französischen .Heeres, dessen Führer und Organisatoren rascher wechselten als die Moden, bis endlich mit der Ernennung eines Zivilisten zum Kriegsminister «ine größere Stetigkeit in die Heeresleitung gekommen zu sein scheint. In Deutschland brauchen wir derartige ungesunde Verhältnisse nicht zu befürchten. Nichtsdestoweniger mahnt uns die Entlassung des Grasen Waldersee daran, daß wir uns nicht mehr in der Zeit be schaulichen Ausruhens befinden, sondern mitten in dem unruhigen Getriebe einer Periode der Wandlung. Wir hatten uns, während Fürst BiSmarck und Graf Moltke für die politischen und militärischen Verhältnisse des Reiches be stimmend waren, so tief in das Gefühl ruhiger Sicherheit gewiegt, daß wir die Fratze gar nicht aufkommen ließen: „Was wird dereinst werden, wenn diese Beiden nicht mehr sind?" Eher als wir dachten, ist diese Frage aktuell geworden. Die kurze Spanne weniger Monde und Jahre svird die Antwort nicht geben können. Sie ist eine Periode des Bangens und Hoffens. Daß der Wechsel in der höchsten Stelle der Heeres leitung nicht zur Befestigung des Gefühl» der Sicherheit beigetragen hat, ist leider nicht zu bestreiten. Zweifellos sind er zwingende Gründe gewesen, die Kaiser Wilhelm bestimmt haben, seine Genehmigung zu diesem Wechsel zu geben. Das Bekanntgeben derselben würde freilich mehr zur Beruhigung der Gemüther beitragen, als wenn man das Terrain allein der geschwätzigen Fama überläßt. „Dem Soldaten geziemt e» nicht, nach den Gründen zu forschen," damit hat sich Graf Waldersee selbst beschieden — die über Ostafrika ist hervorzuheben, daß die Regie rung keineswegs beabsichtige, eine Dreitheilung des Landes in eine Kronkolonie an der Küste, das dahinter liegende „Schutzgebiet" der deutsch ostafrikanischen Gesellschaft und die noch weiter landeinwärts gelegene „Jnteressen-Sphäre" vor« zunehmcn, sondern daß das ganze Gebiet als einheitliche Kronkolonie verwaltet werden soll. Staatssekretär v. Marschall führte dafür insbe sondere an, daß eine solche Dreitheilung sich schon geographisch kaum würde durchführen *nfffrn. In längerer Rede entwickelte am 5. d. der Reichskanzler selbst die Kolonialpolitik der gegenwärtigen Regierung unter Berufung auf die Anschauungen des Fürsten BiSmarck: die Verwandlung Deutjch-Ostafrikas in eine direkt unter Rcichsverwaltung stehende Kolonie, die beabsichtigte Einsetzung deS Gouverneurs, . die Beibehaltung der bisherigen Schutztruppe als einer künftig kaiserlichen, der Vertrag mit der deutsch-ostasrika irischen Gesellschaft, welcher unklaren Verhältnissen ein Ende gemacht und dieser Ge sellschaft die Mittel zu positiver kolonialer Thätigkeit verschafft hat — dies waren die Hauptgesichtspunkte seiner Darlegungen, die zwar nicht gerade enthusiastische Gefühle erwecken konnten, aber vom Standpunkte einer nüchternen Politik auch kaum einen Einwand erduldeten. Zur Einleitung der Verhandlung, vor der Rede des Reichskanzlers, hatte der Abg. Oechelhäuser auch der deutsch - ostafrikanifchen Gesellschaft, welche nun in die bescheidene Stellung eine» Erwerbs-UnternehmenS zurücktritt, sowie dem eigentlichen Urheber deutscher Kolonialpolitik in Ostafrika, dem vr. Peters, Gerechtigkeit wider fahren lassen. Nach dem Kanzler sprach Herr Richter. Er erklärte, daß er und seine Partei genossen die Regierung in der Einschränkung der Kolonialpolitik „unterstützen". Diese Unter stützung darf aber bei Leibe nicht etwa so auf gefaßt werden, daß die Deutschfrrisinnigen für die eingeschränkte Kolonialpolitik das erforder liche Geld bewilligen; das verweigern sie viel mehr nach wie vor; die „Unterstützung" besteht darin, daß sie der Regierung zu verstehen geben, diese würde aus zustimmende Reden der Partei rechnen können, falls sie die Kolonialpolitik so lange immer weiter „rinschränkte", bis nichts davon übrig bliebe. Sogar aus der Mitte der Socialdemokraten wurde, von dem Abg. von Bollmar, «ine etwas sympathischere Stellung nahme zu der Kolonialpolitik, wie sie jetzt ist, bekundet. Mit großem Interesse hat man die Berichte Emin Pascha« verfolgt. Begreift, man auch, daß der Herr Reichskanzler seine» Kommissar für Ostafrika, Herrn Major von Aißsnann, im Hinblick aus dessen unbestreitbaren großen Ber« dienst« um die Beruhigung de» Lande«, in Schutz nahm, so geht doch au« , den sachlichen Berichten Emin« Kar hervor, daß die Thätig- leit desselben eiqe in jeder Richtung erfolgreich« gewesen, und daß Herr von Wißmann seine An- er sächsische Lrzähler Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt dcr Kgl. Amtshmiptmannschiift, der Kgl. Schiilinstztction u. des Kgl. HmiMcucmnucs zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtralhes zu Bischosswerda. Inserat«, welche in diesem Blatte die weiteste Berbrrtttmg finden, werden bis Dienstag und Freitag früh » Uhr angenommen und kostet die drrigrspaltene SorpuSzrilr 10 Pf., unter „Eingesandt" 20 Ps. Geringster Jnseraienbetrag 2d Pf. Bestellungen werden bei allen Postanstalten des deutschen Reiches, siir Bischofswerda und Umgegend in der Expedition dieses BlatieS angenommen. Donnerstag,^en 12. Februar lk Vormittags 1L Uhr, loll im Hofe de« hiesigen Königlichen Amtsgericht« ein schwarzes Pferd, Stute, 12 Jahr alt, Hegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werde». Bischofswerda, am 9. Februar 1891. Dcr Gerichts-Vollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. Taupe Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, de« 11 Februar 18V1, Abends « Uhr. 1) Mitvollziehung der Haushaltpläne für die Käminerci-, Schul- und Armenkasse. — 2) Vortrag der HauShaltpläne für die Kirche. — Z) Antrag des StadtratheS, die Abtretung eines Streifen Areal an der Bischofstraße von Herrn Heinrich Francke an die Stadtgemeinde betreffend. — -4) Antwort des StadtratheS auf de» diesseitigen Antrag, den Preis des Gases herabzusetzen. — 5) Bericht über das StadtkrankenhauS für 1890. — B) Bericht über die Thätigkeit der Freiwilligen Feuerwehr für 1890. — Hierauf geheime Sitzung. Gräfe Vorsteher, übernehmen. ^uS sic verlangt nach Gründen. Zum Nachfolger ' des Grasen Waldersee ist der älteste Oberquartier- mrister Generallieutenanr Graf Schlieffen ernannt worden. Der Grund für die in politischen Kreise» herrschende Unsicherheit sind die.in den letzten Tagen mehrfach ausgetauchten Gerüchte über Veränderungen in den höchsten Staatsstellen. So hält die „Münch. Allg. Zeit." an ihrer Mrldung fest, daß der Finanzminister Miquel zum preußischen Minister-Präsidenten ausersehen sei. Von anderer Seite verlautet, der Posten de- Bize-KanzlsEwelcher^fchvir einmal für den jetzigen Oberstkämmerer Grasen Otto zu Stolberg- Wernigerode geschaffen worden, solle für Miquel erneuert werden. Zu erwähnen ist auch eine Lesart, wonach die Stellung des Kultusministers kaum noch auf längere Zeit haltbar sein dürfte, der Reichskanzler von Caprivi aber, der sich entschieden für Herrn v. Goßler eingesetzt habe, durch den Rücktritt des Letzteren als Mi nister-Präsident in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Auch dcr Rücktritt des Reichsschatzsekretärs von Maltzahn wird als nahe bevorstehend bezeichnet, und die „Köln. Ztg." weiß zu berichten, daß der Eisenbahnminister von Maybach vor etwa vier Wochen dem Kaiser sein Abschieds gesuch eingereicht, daß aber der Kaiser es abge lehnt und dem Minister von Maybach anheim gestellt hat, zur Wiederherstellung seiner Gesundheit einen mehrmonatlichen Urlaub zu nehmen. In Eiscnbahnkreisen nimmt man an, daß der Minister gleich nach Erledigung seines Etats im Abgeord netenhause diesen Urlaub nehmen, daß er aber nicht mehr auf seinen Posten zurückkehren wird. Schließlich sind alle diese Mittheilungen haltlose Gerüchte — aber sie sind bezeichnend. Das parlamentarische Hauptstück in vergangener Woche bildete die Kolonialpolitik des Reiches. Die beim Etat de« Auswärtigen Amtes im Reichstag begonnene lang erwartete Auseinander setzung zwischen Regierung und Parteien bewegte sich auf breitester Grundlage. Es ist unmöglich, hier noch einmal die Einzelheiten der Verhand lungen zu rekapituliren. Bemerkenswerth war die Kühle, mit welcher Herr von Caprivi sich über die südwestafrikanische Kolonie auSließ, die ihm von allen Kolonien die meisten Sorgen bereite und der er von Anfang an kühl gegenüber ge standen habe. Da« bevorstehende Jahr werde von der Regierung gewissermaßen als Versuchs- jahr angesehen. Der gegenwärtige Zustand fei nicht haltbar, und nach einem Jahre werde man sich die Frage, waS nun werden solle, besser beantworten können. DaS klang sehr skeptisch. Allerdings fügte Herr von Caprivi auch hinzu, daß man jetzt noch keinen Anlaß habe, an der Zukunft dieser Schutzländer zu verzweifeln, und gleich im Eingang seiner Red« hatte er die Meldung bestätigt, daß Verhandlungen mit einer deutschen Vesellschast schwebten, dir mit dem nöthigen Kapital ausgestattet, gewillt sei, einen Lheil der Unternehmungen der südwestafrikanischen