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eine > die inen wartet werben von oen «I» , ä. d. äio Llasodins virä im vorLommvuäoa k'allo uuoutxoltliost v«».t.u.. S»rl Lisodofs^voräu, — (Die Seeschlacht von TscheSme.) Jetzt, wo das rauchlose Pulver und die Repetir- gewehre die Kriege der Zukunft zu fürchterlichen Menschenschlächtcreien gestalten dürften, wird die ' geschichtliche Thatsache von Interesse sein, daß die berühmte Seeschlacht von Tschesme am 5. Juni 1770 — bei welcher die ganze türkische Flotte vernichtet wurde — durch ein Karlsbader Gewehr entschieden worden ist. Der russische Admiral Graf Orloff, dem infolge des Sieges von Tschesme von der Kaiserin Katharina der Zweiten der Beiname „TschesmenSky" ver liehen wurde, hat, wie er selbst versicherte, mit einem in Karlsbad gekauften Stutzen den Steuer mann vom türkischen Admiralsschiffe herab geschossen. Die Karlsbader Bürger pflegen nämlich schon seit dem sechzehnten Jahrhundert das Scheibenschießen und die Karlsbader Büchsen macher waren weit und breit berühmt. Graf Orloff war ein öfterer Besucher der Sprudel stadt und der dortigen Schießstätte. Im Jahre 1780 überbrachte er den Karlsbader Schützen eine silberne Denkmünze mit dem Bildnisse der Kaiserin Katharina und einer Ansicht der See schlacht. Die Kaiserin sandte diese Denkmünze nebst dreien ihrer Ordensbänder den Karlsbader Schützen, welche diese denkwürdigen Erinnerungen noch heute in Ehren halten, gemeinsam mit vielen anderen werthvollen Reliquien. Die Karlsbader haben seit der Wasserkatastrophe ihre Schieß übungen eingestellt, aber schon im Mai wird die Schießstätte wieder reges Leben zeigen, denn bi» zur Saisoneröffnung wird der Kurort alle Er innerungen an das große Wasserunglück getilgt haben und die Saison 1891 wird alle Spuren davon verwischt sehen. Die Schießstätte der Karlsbader Schützen aber wird, wie seit Jahr- Hunderten, alle hervorragenden illustrer, Schützen freunde als ihre Gäste ausnehmen, wenn sie auch I nicht mehr zur Entscheidung einer.Schlacht bei- j zutragen vermag. — Livorno. Durch da» nunmehr einae- treten« Fallissement de» hochangesrhenen Hause» Rodocanacci, dessen Passiven Millionen und Aktivekr 2Vi Millionen betragen, erfährt die Handelskrisis eine akute Verschärfung. — Moskau, 8. April. Wie au» Odessa gemeldet wird, dauert die südrussisch« Juden- auSwanderung in massenhafter Weise fort. 1500 Juden zogen in der vergangenen Woche nach England und Amerika. — In einem hölzernen Wohn Hause in Rochester (Pennsylvanien, Brr. Staat.) brach Feuer auS; vier Mitglieder einer italienischen Familie sind verbrannt. Sech» Personen werden vermißt. — (Der ausgedehnteste Fernsprecher.) Zwischen London und Marseille am Mittellän dischen Meere haben Versuche mit einer Fern sprechverbindung stattgefunden, die recht befrie digende Resultate ergeben haben soll. — Ueber die Lebensschicksale zweier nach Amerika ausgewanderten früher wohlbekannter Sozialdemokraten berichtet der sozialdemokratische „Vorwärts": Fritzsche hat seit etwa 3 Jahren seine Birrwirthschaft in Philadelphia aufgegrben — die Schankberechtigung wurde Mäßigkeitsfanatikern an immer schwierigere Be dingungen geknüpft — sodaß Fritzsche, der dieser scheinheiligen Gesellschaft natürlich ein Greuel war, keine Aussicht mehr hatte, sich auf die Dauer behaupten zu können. Er lebt jetzt in Baltimore und ist „Custos" — d. h. Verwalter — des dortigen Labour-Lyceum (Arbeiterschule) und zugleich Präsident des Vereins, welcher das Lyceum gegründet hat. — Paul Grottkau hat die Journalistik, in der er verschiedentlich« Haare gefunden hat, an de» Nagel gehängt, und sich in Chikago als Photograph etablirt. Ob er es in diesem Geschäft zu solcher Tüchtigkeit und solchem Erfolg bringen wird, wie der früher wenigstens glühend von ihm gehaßte Vahlteich, der sich ebenfalls in Chikago, der riesigen „Gartenstadt", niedergelassen hat, muß abge- Vermischtes. — Hannover, 7. April. In der Deister straße ist Nachmittags 5 Uhr ein großer Neubau eingestürzt. Vier Personen wurden verschüttet, zwei blieben am Leben, zwei sind tobt. — Schwiebus, 6. April. Das Konkurs verfahren über das Vermögen des Rittmeisters a. D. und Rittergutsbesitzer Job Freiherrn von Manteuffel zu Topper, zweiten Sohn des ver storbenen Generalfeldmarschalls und Statthalters von Elsaß-Lothringen, ist vom hiesigen Amts gericht wieder aufgehoben worden, weil „eine zur Vertheilung an die Gläubiger geeignete Masse nicht ermittelt ist." — In einem Nebengebäude des Domes zu Magdeburg ist eine Feuersbrunst auSgebrochen. Die städtische Kunstsammlung ist dadurch voll ständig vernichtet worden. — Prag, 7. April. Gestern haben viele von den streikenden Maurergehilfen die Arbeit wieder ausgenommen. In Prag wurde bei den meisten Bauten wieder gearbeitet. In der Stadt Weinberge streikten gestern noch 39 Maurer gehilfen. --Wien, 7. April. Eine von 6000 Bäckergehilfen besuchte Versammlung beschloß einstimmig zu striken. Der Ausstand wird bereits in den nächsten Togen beginnen, da manche Bäckereien eine ein- bis dreitägige, die Mehrzahl achttägige und nur die Minorität vierzehntägige Kündigungsfrist hat. Auch wurde vielen Meistern bereits früher gekündigt. — Genua. Das Bankhaus Paulo Pontre- moli hat die Zahlungen eingestellt. Die Passiven betragen 1^/, Millionen. Dresden. Ecke der Heinrich, und Haupt straße sprang am Dienstag Mittag ein kleine« Mädchen, welche« mit anderen Kindern spielte, .in dem Augenblicke vom Trottoir herab, als ein Straßenbahnwagen vorüberfuhr. Da» Kind kam unter das Pferd zu liegen. Durch da- energische Bremsen des Kutschers kam der schwere Wagen sofort zum Stehen, wodurch das Kind, welche» im Gesicht, an den Armen und Beinen Haut« Abschürfungen erlitten hatte, vor dem Uebrr- sahrenwerden gerettet wurde. Glauchau, 7. April. Das bisherige Re gulativ über Erhebung der städtischen Anlagen ist nunmehr erloschen und damit die neue Steuer ordnung mit dem Titel: „Ordnung für die städtische Einkommensteuer" in Kraft getreten, nachdem dieselbe von der kgl. Kreishauptmann schaft, sowie dem KreisauSschusse zu Zwickau genehmigt worden ist. Die neue Steuerordnung wird namentlich den weniger Bemittelten zugute kommen, da bei den niederen Klassen eine wün- schenSwerthe Ermäßigung, bei den oberen Klassen dagegen eine Steigerung der Einheitssätze einge treten ist. Wieviel Steuersätze aus da« Jahr erhoben werden sollen, wird alljährlich von den städtischen Kollegien bei Berathung des HauS- haltplanes beschlossen. Im lausenden Jahre sollen 25 Einheitsstenersätze erhoben werden und wird demnach, da der Einheitssatz der 1. Klasse — 300—400 Mk. Einkommen — 3 Pf. beträgt, 75 Pf. auf's ganze Jahr zu entrichten sein, während im vorigen Jahre nach dem alten Re gulative für dieses Einkommen über 3 Mark zu bezahlen waren. Die Steuertermine werden all jährlich vom Stadtrathe festgesetzt. Festes Dienst einkommen an Gehalt, Wartegeld, Pension wird nur zu in Ansatz gebracht, ebenso solches Einkommen, welches durch Lohnlisten nachge wiesen wird. Ganz befreit von Zahlung der städtischen Einkommensteuer sind Personen, deren Einkommen 300 Mark oder weniger beträgt, so weit nicht dieses Einkommen vom Vermögen an Kapital oder Grundbesitz stammt und diejenigen, welche öffentliche Armenunterstützung erhalten. Bei der Bismarckfeier im Kaufmännischen Verein zu Leipzig hat Professor vr. Mauren brecher in nachstehender Form sich über den Altreichskanzler Fürsten Bismarck ausgelassen: „Je eingehender wir die Geschichte der Reichsgründung studiren, desto Heller strahlt uns das Verdienst unseres großen Staatsmannes entgegen. Das deutsche Reich ist Bismarcks Schöpfung; das deutsche Kaiserthum ist ein Kind seines Geistes. Wenn heute König Wilhelm von Preußen zu gleich deutscher Kaiser ist, so verdankt er diese Weltstellung nichts anderem als der Thatkrast und der staatsmännischen Weisheit des Fürsten Bismarck. Gewiß hat Bismarck Mithelfer, mit arbeitende Faktoren neben sich gehabt — man kann den König nennen, man kann auf die Wucht des deutschen Heeres Hinweisen — aber die Hauptsache ist eben die Leistung des Staats mannes Bismarck: die Frucht seines überragenden Genius ist das deutsche Reich. Es schulden da her der Kaiser und das Volk dem Schöpfer des Reiches Dank, unendlichen, niemals verlöschenden Dank. Das müssen wir laut und eindringlich in die Welt Hinausrusen; das muß das deutsche Volk hören, das muß immer wieder auch unser jugendfrischer, reichbegabter, thatenlustiger Kaiser licher Herr hören. Ich halte es ganz besonders für eine sittliche und patriotische Pflicht des akademischen Lehrers der Geschichte, dies dem deutsche» Kaiser zu sagen und immer wieder zu sagen: „Was Du bist, bist Du durch das Werk Bismarcks; das deutsche Reich, das deutsche Kaiserthum ist em Geschöpf, ein Produkt der Bismarck'schen Staatskunst". Sayda (Erzgeb.), 7. April. Bei einer hiesigen öffentlichen Kasse wurde heute ein falsches Zweimarkstück angehalten. Dasselbe mit dem Bildniß Wilhelm I. ist grüßtentheils aus Blei, hat dgS Münzzeichen L und trägt die Prägezahl 1883, wiegt auch 4 Gramm weniger als ein echtes. Plauen, 7. April. Al» gestern früh die von der Firma Siemens L Halske angenommenen norddeutschen Arbeiter zwischen Ullitz und Hof in Abständen von 5 m aufgestellt waren und die Beschäftigung an der Weiterlegung des Tele graphenkabels wieder ausgenommen hatten, kamen etwa 700 süddeutsche Arbeiter und verlangten gleichfalls Beschäftigung, die ihnen aber nicht gewährt werden konnte, da nicht einmal alle auS Schlesien und Ostpreußen angekommenen Arbeiter, 1000—1100, Arbeit finden konnten. Die Ab gewiesenen faßten mit dieser Erklärung aber keine Beruhigung, sondern sie erwiderten, daß, wenn sie nicht arbeiten dürsten, die Norddeutschen auch nicht arbeiten sollen. Sie griffen darauf die in langer Kette auseinandergezogenen norddeutschen Arbeiter in Massen mit Schaufeln an und schlugen letztere in die Flucht. Ein von den Kabellegearbeitern in Ullitz bewohntes Hau» wurde von den Süddeutschen halb zerstört und von dem Hauke aus mit Steinen, GlaSstücken und dergleichen auf die Norddeutschen geworfen. Die Zahl der Verwundeten beträgt über 30. Mit Zug Nr. 17 kamen gestern Abend circa 250 preußische KabellegungSarbeiter hierher zurück. Dieselben wurden auf dem oberen Bahnhofe von der Polizei in Empfang ge nommen und nach dem alten städtischen Krankenhause geführt, wo sie auf Stroh unter gebracht und verpflegt wurden. Zu diesen 250 Mann kamen noch etwa 25 Mann, welche von Hof aus Plauen zu Fuße aufgesucht hatten. Auch diese bezogen im hiesigen alten Kranken house Massenquartier. 8 Mann von den hier untergebrachten Mannschaften waren verwundet; sie wurden heute in der neuen städtischen Kranken anstalt verbunden. Heute erschien hier ein bei den Kabellegungsarbeiten beschäftigter Ingenieur auS Hof und theilte den Leuten mit, daß affe diejenigen in und bei Hof an der Kabellegung Arbeit erhalte» sollten, welche mittels Karte von der Firma Siemens u. Halske selbst angenommen worden waren. Die übrigen werden auf Kosten der betheiligten Gemeinden nach ihrer in Preußen gelegenen Heimath zurückbefördert. Die bairischen Behörden haben zur Aufrechterhaltung der Ordnung eine Compagnie Militär erbeten.