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Chorsänger, Sakristane u. s. w., insofern deren Jahreseinkommen 2000 Mk. nicht übersteigt, dem Alters« und Jnvalidengesetz unterliegen. — Der starke Nebel, welcher Dienstag und Mittwoch in den frühesten Morgenstunden unsere Gegend bedeckte, wird besonders von den Land leuten beachtet worden sein, da derselbe nach alten „unfehlbaren" Ueberlieferungen in 100 Tagen bestimmt wiederkommt, und zwar als Gewitter. Nach genauester Berechnung würde sich also dieses Gewitter am 24. Juni entladen. Je stärker der Märzennebel war, desto stärker wird das Gewitter werden. *** Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 20. März. Durch Feuer wurden vernichtet: die Feldscheune des RittcrgntspachterS Rehschuh zu Pietschwitz. Hierbei gingen 170 Schock unausgedroschene« Ge treide und ca. 800 Ctr. Kleeheu zu Grunde; die Ge bäude der Werner-Günther'schen Hutsabrik zu Luckenwalde (der Schaden wird auf 110,000 Mk. ge schätzt); durch einen Waldbrand wurde am Löbauer Berge ein halber Scheffel Schonung zu Grunde gerichtet. — Einen plötzlichen Tod fand die Frau des Gemeindeoorstands Matschke in Nixdorf. — In Haida ertrank beim großen Wasser der 8jährige Sohn des Lehrers Baum auf dem Heimwege von der Schule. - Im Walde von Lohmen wurde ein ca. SOjähriger Mann erschossen ausgefunden. — Ein Bierschröter aus Reichenau wurde vom Wagen geschleudert, überfahren und schwer verletzt. — Im December 1890 waren Diebe in's Kasienzimmer des Ge- richtSamtes Liebenwerda ciugebrochen, aber gestört worden. Ein Einbrecher, der bei der Flucht ein Bein gebrochen, ist jetzt in Leipzig entdeckt und iestgenommen worden. — Auf Entdeckung eines Baumsrevlers, der zu wiederholten Malen zwischen Großdehsa und Oelsa bei Löbau Bäume zerstört, ist eine Belohnung von 25 Mark ausgesetzt. — 1893 werden es 100 Jahre, daß die Kirche zu Cunewalde vollendet worden; doch war der Thurm dem Gotteshause nicht angepaßt. Dies soll nun bis zum 100jährigen Kirchenjubiläum geschehen. 1050 Mk. hat man dazu gesammelt; weiter floß diesem Grundkapital der Reinertrag einer theatralischen Aufführung von „Ein' feste Burg rc." zu, die von 900 Personen besucht war und die Ostern wiederholt werden soll. — Herr Sattlermeister Numburger aus Stolpen rettete in Helmsdorf mit eigener Lebensgefahr einen Knaben vom Tode des Ertrinkens, und zwar aus der angeschwollenen Wesenitz. — Die Herberge zur Heimath in Neustadt haben 1890 1903 Fremde besucht, von denen 1412 dort ge nächtigt haben. - - Der Parochialverein dort hat beschlossen, eine Kinderbewahranstalt zu errichten. 620 Mk. sind dazu bereits zugesagt worden; der Verein zählt 187 Mitglieder. Dort ist auch eine Parochialvolksbibliothek errichtet und Herrn Kirchner Häutzschel unterstellt worden. Bautzen. Am 17. d. M., Nachm. 3 Uhr, fand im hiesigen Landständischen Seminar die Entlassung der 23 Abiturienten statt, welche in den vorausgehenden Wochen ihre Prüfung ge habt und sämmtlich die Schulamtskandidatur erlangt hatten. Die 23 Kandidaten sind von der obersten Schulbehörde sämmtlich zu sofortigem Schuldienst berufen worden. Die sächsischen Handelskammern werden dem König!, sächsischen Ministerium und dem sächsischen Landtage eine Eingabe überreichen, in der um zeitgemäße Abänderung der für die Wahlen zu den Handelskammern gütigen Bestimmungen gebeten wird. Zur Vorberathung der geplanten Abänderungsvorschläge wird in Dresden in nächster Zeit eine Zusammenkunft der sächsischen Handclskammersekretäre stattfinden. Der städtische Zuschuß für die Unterhaltung der Realschule zu Löbau beläuft sich für das verflossene Jahr auf 11,024 Mk. 69 Pf. Hohnstein. Freitag, den 13. d. M. fand sich das Eisenbahnkomitee für Hohnstein und Umgegend zu einer Besprechung zusammen. Nachdem der Herr Bürgermeister Kriebel über die Angelegenheit ausführlich berichtet hatte, kam es zu einer längeren Debatte über die nächste Eisenbahnpetition. Man beschloß, weder um das frühere, noch das Thalbahnprojekt zu petitioniren, sondern die hohe Staatsregierung zu ersuchen, thunlichst bald Erörterungen anzustcllen, wie unsere Gegend am Besten an das Bahnnetz angeschlossen werde. Königstein. Morgen Sonntag werden sich die Vertreter der Turnvereine des Meißner Hochlands hier versammeln, um den diesjährigen Gauturntag abzuhalten. ES wird derselbe Nach mittags V,1 Uhr im Schützenhause beginnen. Auf der reichhaltigen Tagesordnung steht auch Lie Wahl eine» Abgeordneten zum deutschen Turntage, der Ende Juli in Hannover statt finden soll. Dresden. Am Mittwoch Abend in der zehnten Stunde hat die Ehefrau eines auf der Mathildenstraße 34 im Erdgeschoß wohnhaften Stadtgendarmen, während ihr Mann auf Posten stand, ein schweres Unglück betroffen. Durch Um fallen einer Petroleumlampe wurden die Kleider der Frau, welche das Feuer zu ersticken suchte, in Brand gesetzt. In ihrer Angst rannte die Frau mit brennenden Kleidern nach der HauSthür und als sie dieselbe verschlossen fand, in den ersten Stock. Da aber auf ihr Klingeln und Geschrei Niemand erschien, stürzte sie wieder nach der Hausflur, dann nochmals in den ersten Stock und brach schließlich in der Hausflur zusammen. Inzwischen war das Nothgeschrei nach außen vernommen worden. Durch Einschlagen eines Fensters der Wohnung verschaffte sich ein Nach bar den Eintritt. Die schwerverletzte Frau mußte in das Krankenhaus geschafft werden. Das Tagesgespräch bildet in Meißen die Aufhebung einer Spielergesellschaft in einem dortigen Gasthof. Schon seit Langem bedrückte ein ängstliches Gefühl alle Diejenigen, welche dem Spiel nicht abhold sind, welche damit auf hören wollen, aber nicht können und welche schließlich ihr Elend, ihren Ruin vor Augen sahen. Man erinnert sich der vielen Konkurse, besonders unter den Landwirthen der Umgegend, man weiß ja genau, welche Familien durch das Spiel un glücklich gemacht und welche durch dasselbe bis an den Rand des Abgrundes gebracht worden sind. Seit Montag ist gleichsam em Alp von Vielen ge nommen worden, denn eine Spielbank von Meißen ist nun für unabsehbare Zeit unschädlich gemacht. Man wies auf die Vertreter dieser Spielbank schon lange mit Fingern, allein wo der Kläger fehlt, giebt es auch keinen Richter. Die Schutz mannschaft konnte in dieser Sache nichts thun, jeder Beamte ist bekannt und man sah sich in ihrer Gegenwart natürlich vor, Glücksspiele zu betreiben. Auf Veranlassung der Stadtbehörde Meißen wurden daher vom kgl. Ministerium des Innern Dresdner Kriminalbeamte zur Verfolgung der gewerbsmäßigen Spieler beauftragt, welche auch alsbald zur Aufhebung der Gesellschaft, bez. zur Verhaftung zweier Spieler führte. — Hierzu erfährt der „Dr. Anz" von kompetentester Seite folgendes: Die Behauptung in einem Be richte, daß einer der Dresdner Polizeibeamten sich an dem Hazardspiel betheiligt habe und dann plötzlich mitten im Spiel aufgestanden sei, sich als Kriminalbeamter zu erkennen gegeben habe und nunmehr amtlich eingeschritten sei, ist.voll ständig der Wahrheit zuwider. Die beiden von hier aus nach Meißen entsendeten Beamten haben, so lange sie in Meißen thätig gewesen sind, keine Spielkarten in die Hände genommen und sich insbesondere an dem fraglichen Hazardspiel in keiner Weise betheiligt. Sie sind, da die Haupt- thür des Gesellschaftszimmers, in welchem gespielt wurde, von innen verschlossen, durch ein Fremden zimmer und von da aus durch eine in das Spiel zimmer führende Seitenthür eingedrungen und zwar erst in dem Augenblick, als sie zur Aus hebung der Spielgesellschast verschritten. An dem Hazardspiel war Niemand betheiligt, der direkt oder indirekt mit den betreffenden Polizei beamten in Verbindung gestanden hätte. Die Beamten sanden auf dem Spieltische über 1200 Mark Geld vor, welches natürlich beschlagnahmt wurde. Inwieweit den Wirth des fraglichen Gasthauses ein Verschulden trifft, wird ja die cingeleitete Untersuchung ergeben. 8 Zu Falkenstein wird die Familie des seit 6 Wochen kranken Arbeiters Oettel schwer heim gesucht. Binnen 8 Tagen starben 3 von 6 er krankten Kindern, wovon auch das vierte dem Tode nahe ist. — Der 21jährige Sohn des Gutsbesitzers Glänzel in Mitteldorf bei Stollberg fiel beim Strohladen vom Wagen und fand den Tod. — Bei Kesselsdorf auf Steinbacher Flur wurde ein von Krähen stark beschädigter Kinder leichnam aufgefunden. — Im Stadtwalde bei Annaberg wurde das Skelett des am 10. August v. I. verschwundenen Kommis Grund aus Buch holz ausgefunden. — Bei Moritzburg fand man eine Frau auf, die ei» neugeborenes, erfrorenes Kind in der Schürze hatte. — Durch Feuer wurden vernichtet: da« Wohnhaus des Fabrik arbeiters Bauer in Unter-Wiesenthal; dieRichter- sche Scheune zu Ehrenfriedersdorf; das Köhler- sche Hau« bei Stolzenfels; die Gebäude des Fabrikanten Lorenz in Johanngeorgenstadt. — Der Deutsche Schulverein hielt in Dresden seine 9. Jahresversammlung ab. Vertreten waren 17 Ortsgruppen mit 124 Stimmen. Die Einnahmen betrugen 11,748 Mk. 76 Pf., die Ausgaben 11,277 Mk. Für 1891 wurde der Haushalt plan mit 10,500 Mk. beziffert. — Die im Lehrer seminar zu Annaberg abgegangenen 28 Schul- amtSkandldatrn sind bereit» alle mit Stellen be dacht.—Der Drechsler Herr Handrag in Wurzen seierte das 50jährige Bürgerjubiläum. — Bei Strehla wurde die Leiche eines 50jährigen Un bekannten aus der Elbe gezogen. — Zu Plauen i. B. hat der 37jährige Zimmermann Schneider aus Haselbrunn seine 22jährige Stieftochter, vrr« ehel. Hoffmann, beinahe erwürgt und schwer ver letzt. — Die 9jährige Tochter des Tischlers Schurig zu Gröditz bei Großenhain hat ihre jüngere Schwester beim Holzhacken so verletzt, daß sie um ein Auge kam. — Bei Grimma wurde ein Leichnam aus der Mulde gezogen. ES ist jedenfalls einer der im Januar Verun glückten. Die Grundsteinlegung für die Kaiser Wilhelm-Gedächtnißkirche wird am Palm sonntag, 22. März, zugleich dem Geburtstage des Heimgegangenen Kaisers, Nachmittags 3 Uhr durch den Kaiser feierlich vollzogen werden. Berlin, 17. März. Dem heutigen feier lichen Requiem in der Hedwigskirche zum Ge dächtnisse WindthorstS wohnte eine zahlreiche Versammlung bei; als Vertreter Ihrer Maje stäten des Kaisers und der Kaiserin die Grafen Mirbach und Wedell, der Reichskanzler v. Caprivi, die Staasminister v. Bötticher, Miquel, v. Goß- ler, der Hausminister v. Wedell und viele Ab geordnete. Der mit Kränzen, darunter denen Sr. Majestät des Kaisers , Sr. königl. Hoheit des Prinzregenten von Baiern, sowie des Wahl kreises des Verstorbenen reich bedeckte Sarg war aus einem Katafalk vor dem Hochaltar aufge bahrt; der Geistliche Kopp celebrirte das Hoch amt und schloß daran eine Gedächtnißrede, worin er die Eigenschaften des Entschlafenen als Menschen, Politikers und gläubigen Christen feierte. Hierauf wurde der Sarg in feierlichem Zuge unter Begleitung studentischer, kauf männischer und anderer Vereine, sowie zahl reicher Abgeordneter und Leidtragender, nament lich der Geistlichkeit nach dem Bahnhofe überführt. Hinter dem vierspännigen Leichenwagen schritt die Zentrumsfraktion; an ihrer Spitze wurden die Orden des Entschlafenen getragen. Hannover, 19. März. Die meisten Mit- gieder des Zentrums statteten gestern nach der Beisetzung Windthorst's der Wittwe und der Tochter Beileidsbesuche ab. Der Vorstand der Fraktion überreichte die Adresse. Auch eine Deputation der westphälischen Bergleute war mit Fahnen vor dem Trauerhaufe erschienen und drückte den Hinterbliebenen ihr Beileid aus. Der Krcisdirektor von Thann im Elsaß gestattete den französischen Geschäftsleuten von Massevaux, ohne Paß nach dem Elsaß zu kommen und die gewohnten Märkte zu besuchen. In Paris sieht man dieses Zugeständnis welches ohne Aufsehen gemacht wurde, als ein Vorzeichen weiterer Erleichterungen beim Paßzwange an. O e st e r r e i ch. Der am Dienstag Nachmittag verstorbene General der Kavallerie Graf Eduard Elam- El al las war bereits seit langen Jahren schwer leidend. Sein Tod weckt die Erinnerung an die Kämpfe von 1866, in denen Graf Clam-Gallas eine höchst unglückliche Rolle spielte. Er kom- mandirte im Kriege von 1866 das 1. Armee korps. Auf Grund der Meldungen des Kom mandos der Nordarmee, daß der Zustand dieses Armeekorps nach dem Gefechte bei Gitschin zur Einstellung der Operationen der Hauptarmee zwinge, mußte über die Führung des Generals Clam-Gallas eine Untersuchung eingeleitet und derselbe von der Armee obberufe» werden. Die Erhebungen konstatirten indeß den Mangel eines ihn gravircnden Thatbestandes, und als der General dennoch um die kriegsrechtliche Unter suchung bat, erkannte das in allen Instanzen bestätigte kriegsrechtliche Urtheil seine Schuld losigkeit an. Am 23. Oktober desselben Jahres wurde der General auf seine Bitte in den super- numerären Stand versetzt, und im März 1868 quittirte er mit Beibehalt seines Militärcharakters. Italien. Der Tod des Prinzen Jürome Napoleon trat am Dienstag Abend 7 Uhr 10 Min. ein. Anwesend waren Baron Brunct und Herr Beto- land. Abbö Pujol traf in dem Augenblicke ein, al« der Kranke verschied; wenige Minuten später kamen die Prinzessin Lätitia und die Prinzen Viktor und Roland Bonaparte, die vom Hotel de LondreS herbeieilten. Der König und die Königin wurden alsbald von dem Hinscheiden des Prinzen in Kenntniß gesetzt. — Dem Drp.- Bür. Herold wird hierzu noch au» Rom tele-