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Sachsen. — Die alten rothen sächsischen Drei- Pfennig »Briefmarken aus dem Ende der 40er Jahre sind bekanntlich von den Sammlern sehr gesucht, da sie sehr rar sind, und werden, wie die „Dresdner Nachrichten" schreiben, in gut erhaltenen Exemplaren gern bis mit 50 Mk. pro Stück bezahlt. Sie werden aber auch ihres hohen WertheS wegen öfters gefälscht. In dielen Tagen ist, wie da» genannte Blatt des Weiteren meldet, in Dresden plötzlich eine ziemliche Anzahl solcher Marken, und zwar echte, in den Handel ge» kommen. Ein daselbst wohnhafter Rentier, rin älterer Herr, hatte kürzlich seine Gattin durch den Tod verloren. Beim Ordnen ihrer Hinter» lassenschaft fand er u. A. auch eine große An zahl alter Briese, die er al» Makulatur ver- werthen wollte. Die Briefe waren bereits zu diesem Zwecke verpackt, als er von einem Be kannten noch rechtzeitig veranlaßt wurde, die selben doch noch einmal wegen etwa darauf be findlicher Briefmarken durchzusehen. Er that dies und fand nach und nach einige dreißig Stück jener werthvollen Dreipfennigmarken vor, die zusammen einen Werth von ca. 1500 Mark repräsentiren. Solche Marken dürften sich noch in manchem Familien-Archiv vorfinden, allein es kommt nur zu oft vor, daß sie mit auf die Seite geworfen werden, weil man ihren Werth nicht kennt. Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 24. März. Durch Feuer wurde vernichtet: das Wohnhaus des Händler» Nowak zu Deutschbaselitz. — Erheblich an der Hand verletzt wurde in der Fabrik von Strohbach »u Sebnitz der Gehilfe Fischer aus HertigSwalde. — In der Papierfabrik zu Hütten wurde ein Arbeiter durch einen herabgestürzten Ballen schwer ver» letzt. Er erlitt u. A. «inen Armbruch. — Die 26 Sparkassen der Lausitz hatten bei dem letztem MonatSschlusse 1,684,484 Mark Einzahlungen und 1M8.526 Mk. Rückzahlungen. Bischofs werda hqtte 06,772 Mk. Einzahlungen und 44,615 Mk. Rückzahlungen, Bauden 251,002 Mk. Einzahlungen und 182,771 Mk. Rückzahlungen. — Die landstnrthschaftliche Schule in Bautzen (mit Einschluß der Gartenbauschule) hatte im im gleichen Aitrditm de» Vvrjahrr^ also ein« Zuwachs von über 10 «/, zu verzeichnen. Da bei waren, abgesehen von den drei größten Städten de- Lande», am stärksten die Amt»- Hauptmannschaften Großenhain (und zwar mit über 30,000 ML), Oschatz (mit über 20,000 Mk.) und Freiberg (mit über 10,000 ML) betheiligt. (König!. Gächs. StaatSbechnem) Gut Februar betrug nach vorläufiger Feststellung die Betriebseinnahme 6,345,739 Mk. upd war gegen über dem Vorjahre um 206,386 Mk. geringer. Der Personenverkehr erbrachte 1,524^78 Mk. (mehr 111,083 Mk.), der Güterverkehr dagegen bei 4,446,015 Mk. Erträgniß eine Mindereinnahme von 325,442 Mk. Seit 1. Januar sind ver einnahmt 12,887,702 Mk., weniger 356,571 Mk. Der Personenverkehr hatte bisher 152,000 Mk. Mehreinnahme, der Güterverkehr dagegen 516,000 Mk. Mindereinnahme. Im Vordergründe de- Interesses, welche» däs Publikum den öffentlichen Angelegenheiten in den letzten Jahren entgegenbringt, stehen die BersicherungSgesetze, welche zum Wohle der arbeitenden Klasse des Volkes geschaffen wurden. Kaum etwas ist einschneidender gewesen, als diese Gesetze, und nicht wenig, so hofft man zuver sichtlich, werden dieselben dazu beitragen, die socialen Gegensätze ausgleichen zu helfen. Denn was früher nur für einen geringen Theil der Arbeiter bestand, wurde allgemein ailtig. Der Arbeiter erwarb sich durch seine Versicherung rin Recht auf Unterstützung in Fällen von Krank heit, Invalidität und Tod. War nun für diese Klasse der Bevölkerung Fürsorge getroffen, so blieb ein anderer Theil der Bevölkerung, dessen Existenz auch wie bei dem Arbeiter auf dem un mittelbaren Ertrage seiner Berufsthätigkeit beruht, ungeschützt. Für die Handwerksmeister, selb» ständigen Gewerbtreibenden, Kaufleute, Beamten, Lehrer, Offiziere, Künstler, Ingenieure, Architekten, Techniker, Rechtsanwälte, Aerzte, Gelehrten u. s. w. bestand bisher keine Versicherungsanstalt, welche dieselben in Krankheitsfällen ohne Rücksicht auf deren Entstehung, also einschließlich der Unfälle, gegen feste Prämien und ohne Nachschußverbind- lichkeit für den eintretenden Erwerbsverlust und Mehraufwand (Kurkosten u. s. w.) standesgemäß entschädigt. ES ist deshalb mit Freuden zu begrüßen, daß jetzt die Aktiengesellschaft Urania in Dresden, welche soeben den Betrieb eröffnet, diesen Zweig ausgenommen hat und in einer den Bedürfnissen und berechtigten Ansprüchen entsprechenden Weise obengenannte Stände gegen die Gefahr innerer Krankheiten versichert. Wir behalten uns vor, demnächst näher darauf zurückzukommen. 8 Ein Fortbildungsschüler in Reichenbach wurde von seinen Mitschülern so barbarisch miß handelt, daß er TagS darauf noch ohne Besin nung war. 4 Betheiligte wurden verhaftet. — Der Maurer Gnauck auS Lauterbach wurde in Hartmannsdorf von einem zusammrnaestürzten Gebäude erschlagen. — Durch Explosion einer Spiritusflasche wurde ein Arbeiter in Dresden am Arme stark verbrannt. — Der 50jährige Maurer Beyer in Eibenstock wurde beim Holz» rücken an einen Baum gedrückt und getödtet. — DaS 5jährige Töchterchen des Webers Braun in Dölau bei Greiz wurde von einem Lastwagen überfahren und getödtet. — Ein Schulmädchen in Dresden wurde überfahren und verletzt. —- Die 12jähriae Helene Dölz zu Zeulenrode verlor durch eine Verletzung ihr Leben. — Ein Mann in Dresden fiel auf einen Zaun und wurde schwer verletzt. — Der 3jährige Sohn des Zeugarbeiters Bauer in Zwönitz ist ertrunken. — Ein ca. 20jährigeS Mädchen wurde bei Keil busch aus dem Wasser gezogen. — Abgebrannt sind: die Scheune des Gutsbesitzers Döhnert in Bockwen bei Meißen; daS Riedel'sche Wohnhaus zu Wolfer»grün; das Armenhaus in Deuben. — Die Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden gewährt 28 »/<> Dividende. — Die landwirth- schaftliche Schule zu Meißen hatte nach dem 12. Jahresberichte im Wintersemester 1890/91 90 Schüler. — Ausgezeichnet wurden die Herren: Postdirektor Großmann in Leipzig durch da» Ritterkreuz I. Klasse vom Verdienstorden; Lehrer om. Schiller in Elsterberg durch da» Albrecht»- kceuz; Bezirksschulinspektor Eckart in Grimma durch das Ritterkreuz I. Klasse vom Verdienst orden; Fabrikzimmermann Bräutigam und Fa brikarbeiter Schneider in Chemnitz durch die große silberne Medaille „Für Treue in der Ar beit." — Der Beteran Josef Krause in Wierau ist, 96 V, Jahr, am 18. Mär- gestorben. — La« älteste Gymnasium m Schleswig-Holstein, zu Maldorf, gedenkt den 3. Juli 1891 da» 350jährige Jubiläum zu begehen^ Die» sLchfische Gr-EhleL Wette letzten Semester 177 Schüler. Der Stipendien fond ist auf 2245 Mk. 35 Pfg. (Vorjahr 2107 Mk. 28 Pfg.) und die Professor vr. Heidenstiftung auf 1004 Mk. 60 Pfg. an- gewachsen. — Da« Bautznrr Gymnasium hatte im Schuljahre 1890—1891 243 Schüler, 21 Lehrer und 17 Abgehende. — Die Lehrerwitttven- und Waisenkasse daselbst ist auf 8820 Mk. 98 Pfg. gestiegen. — Die Realschule zu Bautzen hatte 174 Schüler, 12 Lehrer und 15 Abgehende. — Der vormalige Pastor in LangwolmSdorf, Herr Kühne, ist infolge einer Operation zu Allhau in Ungarn gestorben. — In Zittau wurde ein der Tollwuth verdächtiges Pferd erschossen. — Die Familie de» Bahnhofsnachtwächter« Richter in Wilthen wurde durch Drillinge (3 Knaben) ver mehrt. — DaS 5jährige Söhnchen eine» Wald arbeiters zu Seeligstadt wurde durch einen Mann auS RöhrSdorf vom Tode des Ertrinkens ge rettet. — Im Gewerbeverein zu Weißenberg hielt Herr k. prim. vr. Katzer au- Löbau einen hochinteressanten Vortrag über: „Sozialdemokratie und Christenthum." — Zum Bürgermeister von Weißenberg wurde Herr Baumeister Kilian er wählt. — Der Vorstand des konservative« Ver eins im 2. sächsischen ReichStagS-Wahlkreise hielt in Löbau seine Jahresversammlung ab. Er hatte 1128 Mk. Einnahmen und 1011 Mk. 91 Pfg. Ausgaben. — Der Geologe vr. Hazarz aus Leipzig hat in der Löbauer Gegend bei Groß-Schweidnitz einen Gletscherschliff entdeckt. Herr Bürgermeister Müklisch in Löbau hat ihn für den Humboldtverein aus 30 Jahre gepachtet, um dessen Erhaltung zu sichern. — Die General versammlung der Kunstmühle zu Bautzen war mit 272 Stimmen vertreten und bestätigte eine Dividende von 8 °/<>. — Die goldene Hochzeit feierte der 77iähriae Arbeiter Sieber aus Jeß nitz. — Bei den Prüfungen an den Schiffer schulen zu Pirna, Königstein, Wehlen und Schandau nahmen 20 Schüler theil. - - Für die Parochien Purschwitz und Klein-Bautzen wurde ein Vaterländischer Verein begründet, dem 87 Mitglieder beitraten. — Der Steinarbeiter Petschel aus Gräfenhain, der seit 1848 in dem Ehrig'schen Steinbruche thätig, erhielt die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit." — Die Anstalt für verwahrloste Mädchen in Berthelsdorf hatte 1890 17 Mädchen zu ver sorgen. Die Einnahmen betrugen 1516 und die Ausgaben 2473 Mk. 60 Pfg. — Die 36. Ver sammlung der Sächsischen Forstmänner soll den 21.—24. Juni in Schandau stattfinden. T Dresden, 23. März. Durch mannig fache Umständlichkeiten rc., welche sich durch das derzeitige Bäcker-Gesellen-Verkehrswesen heraus gestellt haben, ist die z. Zt. etwa 400 Meister umfassende hiesige Bäcker-Innung — circa 350 Meister befinden sich in Dresden, die übrigen in den amtshauptmannschaftlichen Landbezirken — dahin gekommen, ein eigenes JnnungshauS an zukaufen. Durch Beauftragte sind Vorverkaufs verhandlungen eingeleitet worden und in der heute Nachmittag abgehaltenen außerordentlichen JnnungSversammlung wurde der Ankauf eines wohlgelegenen Hauses an der JacobSgasse für JnnungSzwecke mit Einhelligkeit beschlossen. Der benöthigte mobile Kaufpreis soll durch Antheil- scheine aufgebracht werden und haben zu diesem Behufe sofort ansehnliche Summen Zusage er halten. Die Betheiligung soll durch Zirkular jedem Jnnungsmeister freistehen. Sichere Hypo theken beschloß man vorläufig stehen zu lassen. In das anzukaufende Haus soll die Herbergs- wirthschaft eingelegt werden und sollen ein Paar Sitzungslokale Herstellung finden. Auch die Frage einer besonderen JnnungSfachschule für Bäcker lehrlinge ist in Erwägung gezogen worden, da deren Freizeit bez. Schulzeit dann eher den Bäckerverhältnissen ««gepaßt werden kann. In der heutigen Sitzung beschloß die Innung ferner mit"/« Majorität die Errichtung einer besonderen Begräbnißkasse. Die Stimmen zu diesem Be schlüsse sind durch besondere Umfrage eingeholt worden. — Wie man vernimmt, wird an zwei hiesigen Tagesblättern dieser Tage ein Personal wechsel bei den Redaktionen eintreten. Der al- tüchtiger Musikkritiker und kenptnißreicher Feuille tonist bekannte Ludwig Hartmann hat dem Ver nehmen nach einen Ruf an eine größere aus wärtige Zeitung erhalten und wird daher seine Stellung bei der „Dresdner Zeitung" aufaeben. Ein Redaktionsmitglied de- „Dresdner Tage blattes" beabsichtigt bei der „Dresdner Zeitung" einzutretrn, ein andere- Redaktionsmitglied wurde zum Militärdienst eingezogen. In den Monaten Januar und Februar d. I. hatte die Königliche Alter-rentenbank in Dresden (Landhau-straße 16) «inen Einlage« kapitalbetrag von 324M6 ML gegen 994,312 ML de» Firmenverzei^niss^ .und stellt die Festsetzung de» dadurch bedingten höheren Preise» de» Der« zeichoissr» dem. Präsidium anheim. Punkt 5 derTageSordnung: Antrag de» Kammermitgliedes Kommerzienrath Röscher auf Verwendung der, Kammer zur Herbeiführung einer direkten telephonischen Verbindung der Lausitz mit Dresden, referirt der Antragsteller. Lik guf'tz neue von Bantzner Interessenten an- gevHte Angelegenheit läge zur Zeit nicht un günstig. Bereit« schwebten diesbezügliche Ver handlungen mit der Oberpostdirektion zu Dresden. Deshalb bitte er die Kammer, daS Präsidium W ermächtigen, zur geeigneten Zeit für das Projekt einzutreten. Kammermitglied Hempel erinnert an die Verwendung der Kammer zu Gunsten der westnördlichen Lausitz und weist auf die von der Oberpostdirektion erfolgte Aufforde rung zur Hrrbcibringung von statistischen Nach weisungen über den Telegraphen- und Telephon verkehr -wischen Dresden und der westnördlichen Lausitz hin. Er beantragt, auch diese befürwor tend seitens des Präsidiums zum direkten An schlüsse mit Dresden zu empfehlen. Kammer- Hitglied Kpbe unterstützt diesen Antrag. Ent schieden würde beim Wegfall der Verzögerungen uch» Störungen die Benutzung des Telephon- ge steigert werden. Deshalb dürfe auch der Monat Februar bei der jetzt bestehenden indirekten rein illusorischen Verbindung nicht, wie e« die Ober- postdirektion beabsichtige, als Versuchsmonat ge nommen werden. ES würden sich dadurch nur falsche Zahlen ergeben. Plenum nimmt die An träge der Kammermitglieder Kommerzienrath Roscher und Hempel hierauf einstimmig an. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Nach Schluß derselben theilt Kammermitglied Kommerzienrath Roscher dem Plenum noch mit, daß ein mternationälrS Uebereinkommen im Eisen bahnwesen, einheitliche Frachtbriefe, festbestimmte Lieferfristen auch mit dem Auslande, Zollverhält nisse und Entschädigungen betr., getroffen worden sei. Plenum nimmt davon Kenntniß. Nach Schluß der öffentlichen Sitzung findet eine nichtöffentliche Sitzung statt, in welcher neben anderen Fragen insbesondere die Regelung der zollpolitischen Verhältnisse zwischen Deutsch land und Oesterreich-Ungarn und Deutschland und Rumänien Gegenstand der Berathungen war. Schluß der Sitzungen gegen ^/,4Uhr Nach mittags.