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----- — — Mark eingeganprn. — Die Fachschule des All gemeinen Arbeitervereins zu Dresden hat 540 Schüler, die von 29 Lehrkräften unterrichtet werden. — Der Dresdner Sterbekassrnverein sächsischer Lehrer hat 300 Mitglieder. — Abge brannt sind: 3 Gehöfte in Thum; die Winkler- sche Gartennahrung in Hermsdorf; die Fichtner'sche Wirtschaft zu Gersdorf bei Hainichen; das Schüppel'sche Gehöfte in Klaffenbach. (3 Brandbriefe haben das Dorf aufs Neue in Schrecken gesetzt.) Dir „B. B. Ztg." schreibt: Unsere jüngste Mittheilung, daß zwischen unserem Kaiser und dem Fürsten Bismarck eine Annäherung statt gefunden habe, die zu einem freundlichen Gedanken austausch führte, wird von der „Köln. Ztg." als der Wahrheit entsprechend bezeichnet, welche Be stätigung, so glcichgiltig sie an sich ist, da unsere Quelle eine überaus zuverlässige genannt zu werden verdient, dvch darum erwähnenswert!) ist, um den Gegensatz zu kennzeichnen, der sich auch bei dieser Gelegenheit wieder in der freisinnigen Presse geltend macht. Dort wird nämlich, ohne den geringsten Anhalt, einfach aus SensationS- bedürfniß erzählt, Fürst Bismarck habe Annähe rungsversuche gemacht, die beim Kaiser keines wegs Entgegenkommen gefnnden hätten. Auf solche Weise wird die Nation selbst über Ange legenheiten, die doch wahrlich nur von einem und zwar deutschnationalcn Gesichtspunkt zu betrachten wären, im Jrrthum erhalten — denn Richtig stellungen sind in jenem Lager nicht beliebt — nur, damit sic den Mitbegründer des deutschen Reiches als einen kleinlichen, „pcnsionirtcn, fort geschickten Beamten" betrachte, der seine Sache schlecht gemacht hat und darum entlassen wurde und nun wieder gern die hohe Gönnerschaft von früher erzielen möchte. Das Beginnen wäre kindisch zu nennen, wenn wir wirklich so viele politisch denksähige Köpfe besähen, als — Zei tungsleser. Es steckt aber noch eine andere Absicht dahinter. Das; man dem größten Staats mann des Jahrhunderts, am 23. Mürz, dem Tage seines Rücktritts, sowie am 1. April, seinem Geburtstage, Beweise von Ergebenheit und Dank huldigend darbringen werde, ist dvch zweifellos. Es ist dies um so mehr am Platze, als der Umschwung der Anschauungen, der an maßgeben der Stelle Platz gegriffen hat, zum alten Bismarck- schen Kurs zurückführt, so das; sich die Entlassung des Fürsten als keineswegs so dringend n öthig heraus stellt, als ob er hätte gehen müssen, um neuen, erweiterten Ideen Platz zur Bcthätigung zu bieten. Das ist's, was man im freisinnigen Lager befürchtet, das ist's, was nicht zum Be wußtsein der freisinnigen Leser kommen darf, welchen cingercdet wurde, mit Bismarck's Rück tritt könnten die freisinnigen Ideen erst ihre Regierungsfähigkeit bezeugen. Daß die Dinge so rasch schon eine solche Wendung nehmen würden, hat man nicht erwartet und nun hilft man sich mit falschen Meldungen und gehässigen Erfindungen. Berlin, 11. März. Der Reichstag erledigte Petitionen. Zur Petition, betreffend die Zu lassung von Frauen zum Studium, führt der Abg. Schrader aus, die Regierung habe die Pflicht, den Frauen die ärztliche Praxis durch Zulassung zum ärztlichen Studium zu ermög lichen. Abg. Harmcuing erklärt, die Universität Jena sei bereit, Frauen znzulasscn. Abg. Orterer ist gegen die Zulassung. Rußland habe die Er fahrung gemacht, daß ans den Studentinnen um stürzlerische Elemente hervvrgchcn. Abg. Bebel unterstützt die Petition; die Anwesenheit der Frauen an der Universität werde die Sittlichkeit fördern. Abg. Hultzsch tritt gegen die Petition ein, Abg. Rickert dafür. Das Haus geht zur Tagesordnung über. Berlin, 12. März. Reichstag. Zn dem Beschlüsse der Budgetkommission, betreffend die zwei Panzerschiffe, erklärt Minister von Boetticher, die verbündeten Negierungen hätten noch nicht Stellung dazu genommen, aber die preußische Negierung wolle den Kommissionsbeschluß im Bundesrathe vertreten, und cs scheine Aussicht vorhanden, daß sich die verbündeten Negierungen anschließen. Abg. Sperlich erklärt, nunmehr sei das Zentrum für die Bewilligung. Abg. Rickert empfiehlt ebenfalls die Annahme. Abg. Richter ist dagegen. Der Titel wird gegen die Stimmen der Socialdcmokratcn und Freisinnigen ange nommen. Der Rest des Etats und die Anleihe gesetze werden ohne Debatte erledigt. — In zweiter Berathung wird das Patcutgesetz vn dien? angenommen. Zum Schlüsse hielt Präsident v. Lcvetzow eine Ansprache, worin er die Theil- nahme des Reichstags an dem 70. Geburtstage des Prinzregenten von Baiern ausdrückt und die ' »er sächsische Erzähler. Seite 4. Ermächtigung zu einem telegraphischen Glück wünsche verlangt. Berlin, 12. März. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht, daß Minister von Goßler auf sein Ansuchen von dem Amte entbunden worden ist und zwar unter Belassung des Titels und Ranges als Staatsminister und unter Verleihung des Sterns der Großcomthure des Hohenzollernschen Hausordens; ferner veröffentlicht der „Reichs anzeiger" die Ernennung des Grafen Zedlitz- Trützschler zum Kultusminister und die Ernenn ung des Landraths von Wilamowitz-Möllendorf zum Oberpräsidenten von Posen. Berlin, 12. März. vr. Windthorst ist an einer Lungenentzündung ernstlich erkrankt, im Be finden desselben trat heute gegen Morgen gelinde Besserung ein; eine ernste Gefahr ist jedoch leider nicht ausgeschlossen. Se. Mas. der Kaiser fuhr Vormittags bei Windthorst vor und erkundigte sich persönlich nach dem Befinden des greisen Patienten. Hamburg, 12. März. Den „Hamburger Nachrichten" zufolge machte Graf Waldersee gestern dem Fürsten Bismarck einen Besuch; Fürst Bismarck empfing den Grasen auf dem Bahnhof. Später unternahmen die beiden Herren eine gemeinsame Fahrt nach dem Sachscnwalde. Graf Waldersee kehrte Abends um 9 Uhr nach Altona zurück. München. 11. März. Sc. Kgl. Hoheit der Prinzregcnt richtete heute Nachmittag an den Ministerpräsidenten Crailsheim ein Dankschreiben für die ihm aus Anlaß seines 70. Geburtstages von dem Gcsammtmiuisterium überreichte Glück- wnnschadressc, in welchem cs heißt, er nehme mit Befriedigung wahr, daß dem Ministerium, gemäß seinen landesväterlichcu Absichten, die Wahrung aller ideellen und materiellen Interessen des bairischen Volkes am Herzen liege. An den Anfgabcn des Reiches nehme Baiern mit auf richtiger Buudestrcue stets den regsten Anthcil. Die freundschaftlichen Beziehungen zu den aus wärtigen Staaten seien fest begründet. Im Lande mehrt sich der innere Friede». Was zur Ausgleichung der sozialen Gegensätze geschehen könne, werde vom Staate gern vorgekehrt und unterstützt. Die Kirche walte, von der Ver fassung geschützt, ihres heiligen Amtes, die Parität werde gewahrt. Die Wissenschaft,' die Künste, die Rechtssprechung, das Verkehrswesen, die Landwirthschaft, die Industrie, das Hand werk, das Kunsthandwerk, die finanzielle Lage, das Heer seien in befriedigendstem Zustande und in steter Weiterentwickelung. Er wünsche, die Grundsätze, die zu dem Allen geführt, von der Negiernng auch ferner beibehalten zu scheu, habe volles Vertrauen zu der gesummten Staats verwaltung und wolle solches veröffentlicht wissen. Bei dem Mittags stattgehabtcn Empfange der bairischen Standcsherren wurde der Statthalter vo» Elsaß-Lvthringen, Fürst von Hohenlohe, vom Prinzrcgcntcn besonders ausgezeichnet. Der heute Abend von fämmtlicheu Musikkorps der Garnison ansgeführte Zapfenstreich verlief bei großem Mcnschenandrang glänzend. München, 12. März. Der Landcsfestzug anläßlich des 70. Geburtstages des Prinz regenten verlief ans das glänzendste. Au dem selben nahmen etwa 4000 Personen thcil mit fast 400 Fahnen. Im Zuge befanden sich außer dem 100 reich verzierte Egnipagcn und 20 Musikkvrps, sowie ebcnsoviele mit landwirthschaft- lichen Emblemen malerisch ausgestattctc Wagen mit Hunderten der originellsten Volkstrachten aus dem gesammtcn Lande. Viele Tausende bildeten in den Straßen, welche der Zug passirte, Spalier und begrüßten den Zug mit jubelnden Zurufen. Die Landesdeputationen und Vertreter der Städte begaben sich in das Residenzschloß, um ihre Glückwünsche und Geschenke darzubriugcn, welche der Prinzregent auf das huldvollste cntgegennahm. Für den Wißmann-Dampfcr aus dem Victoria Nhanza werden jetzt die Sammlungen wieder energisch betrieben. Bisher sind für denselben 205,000 Mk. cingcgangcn. Es fehlen aber, so heißt es, noch weitere 200,000 Mk., um den Dampfer von der Küste bis an den Victoria Nhanza schaffen zu können. Hierzu gehören ca. 4000 Träger, nicht eingerechnet den Mitzug von Frauen und Kindern. Der Trägerlohn allein wird auf 240,000 Mk. berechnet. Ohne die Kosten der nothwendigen europäischen Begleitung von Hamburg nach Ostasrika und von dort wieder zum VictoriaNhanzawird aber durchdieBcrechnung des ComitceS selbst der Voranschlag schon um 40,000 Mk. überschritten, so daß man also auch nut noch weiteren 200,000 Mk. den Dampfer nicht bis au den See wird schaffen können. Der letztere ist übrigens bereits soweit fertiggestellt, daß er am 29. April in Hamburg nach Saadani verladen werden soll. Der Dampfer wird au--- einandergenommen und für den KarawanentranS--- port verpackt. Oe st erreich. Wien, 12. März. Voraussichtliche Zu sammensetzung des Abgeordnetenhauses: 110 Deutsch-Liberale, 18 Deutsch-Nationale, 57 Polen, 8 Ruthenen, 36 Jungczechen, 13 mährische und andere Czechen, 31 Katholisch-Konservative, 23 Slavoncn und Serbo-Kroaten, 8 Mitglieder des Coronini-Klubs, 18 Konservative (böhmischer Adel), 5 Mitglieder der mährische» Mittelpartei, 9 Italiener, 2 Deutsch-Konservative, 13 Antise miten, und 2 Rumänen. Noch ausitehend sind die Wahlen in Dalmatien und vier Stichwahlen in Böhmen. Italien. Lugano, 9. März. Heute Morgen wurde hier Karabinier-Lieutenant Livraghi, der wegen seiner Greuelthatcn in Massaua von den italieni schen Behörden gesucht war, im Keller eines Hauses aufgefunden und verhaftet. Nom, 11. März. In der heutigen Kammer sitzung kam es zu einer sehr aufregenden Szene. Als der Irredentist Barzilei, welcher von der Regierung Erklärungen über angebliche österreichi sche Willkürakte gegen Italien gefordert hatte^ von Nudini ganz in CrispiS Manier abgesertigt wurde, rief Jmbriani: „Ihr seid Knechte Oester reichs!" Bei diesen Worten erhob sich Crispi und die Faust gegen die Bank der Irredentisten erhebend, rief er denselben zu: „Ihr seid nichts als vernunftlose Hanswurste!" Frankreich. Der „National-Zeitung" wurde am 10. d. aus Paris gemeldet: Das hiesige russische Generalkonsulat verweigert den französischen Ausstellern auf der Moskauer Ausstellung, welche keinen Taufschein bcibringen können, das Paßvisa. Die französischen Journale protestiren bereits gegen diese Maßnahme. England. London. Nach der „Truth" schreibt Kaiser Wilhelm ein zweibändiges Werk, das die Geschichte Kaiser Wilhelms I. behandelt. Das Werk, welches in 200 Exemplaren erscheinen soll, wird au die europäischen Monarchen, an die Mitglieder der Hohcnzolleru'schen Familien und au die bcdcuteiidsten Staatsbibliotheken ab gegeben werden. Vermischtes. — Posen, 12. März. Die Ucberschwemm- ung steigt in den Straßen der Stadt derartig, daß schon gestern weitere 36 Familien ihre Wohnung räumen mußten; im Ganzen sind bis jetzt 150 Familien obdachlos und einstweilen in der Wallischcischule und der Domschule untcrge- bracht. Die Höhe der Warthe beträgt hier 4,84 Meter, in Popvrcclize 5,05 Meter, so daß immer noch ein weiteres Ausbreiten der Ueber- schwemmung zu erwarten ist. — Krakau. Die Weichsel hat mehrere Dämme durchbrochen und 8 Ortschaften überschwemmt. — (Großer Brand.) Aus Brünn wird gemeldet: Laut hierher gelangter amtlicher Meldung brannten in Prussinowitz 33 kleinere und 2 größere Häuser fammt Vorräthen, Kleidern und Einrichtung der Bewohner ab. Der Schaden ist sehr bedeutend,.da die Abgebrannten mit ganz geringen Summen versichert und der größten Noth preisgegeben sind. — London, 12. März. Am Montag sind zwei Schiffe bei Dartmouth zu Grunde gegangen, sechs Personen werden vermißt. In derselben Gegend bei Startpoint scheiterte die von Liver pool nach Valparaiso gehende Bark „Dryad",. deren ganze Besatzung, 24 Mann, ertrunken ist. Jnsgesammt dürften gegen 60 Personen infolge der Stürme an verschiedenen Orten zu Grunde gegangen sein. Auch viele Fischerfahrzeuge werden vermißt. — (Für's Haus.) Maccaroni. Nachdem bei dem starken Frost alle Gemüse erfroren sind, hat man sich nach Ersatz für dieselben umzusehen, hierzu eignen sich u. A. die Maccaroni. Man stellt ein Liter Bouillon aus Licbig's Fleisch extrakt aufs Feuer, giebt beim ersten Aufwallen die Maccaroni mit etwas Pfeffer hinein und läßt sie zugedeckt an mäßigem Feuer kochen. Sind sie gar und haben sie alle Bouillon auf gesaugt, so giebt man 300 Gramm guten zer riebenen Schweizer- und 100 Gramm Parmesan käse nebst einem Stich Butter daran, schmort sie, um alles zu mischen, und servirt.