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Sachsen. Umschau in der sächs.-vreuß. Lausitz und dem Meißner Hochland. 30. Januar. Der Pachter der Pfarrscheune zu Ulbersdorf fiel -urch'S Balkenloch auf die Tenne und zog sich »einen Schädelbruch zu. — Der 25jähr. Schiffs» mann Otto Mutze aus Schöna bei Krippen ist in Hamburg vom Schiffer Grätzschel aus Mittel» gründ erschlagen und beraubt worden. Der Thäter ist verhaftet. - Einem 70 jähr. Manne zu Spreedors wurde durch einen Windmühlen flügel das Nasenbein zerschlagen. — Die Masern krankheit grassirt nicht bloS in Oderwitz, sondern auch in Kemnitz bei Bernstadt. — Der Schul knabe Wolf, geb. 1877 in Ebersbach, wurde wegen Entleerung der Kirchensammelbüchsen und anderweiten Diebstahls zu 1 Jahr 1 Mon. Ge- fängniß verurtheilt. — Die-Wittwen und Waisen zu Schmilka wurden durch Herrn Kommerzien- rath Grumbt, wie schon früher mehrmals, in diesem Winter reichlich unterstützt. — Der Ge werbeverein zu Cunewalde will sich mit der Bitte an die Generaldirection wenden, daß auf der -artigen Linie ein 5. Zug eingelegt werde; auch wünscht Aehnliches die Bewohnerschaft an der Bautzen-KönigSwarthaer Linie. — Herrn Kantor Schwiebus zu Kottmarsdorf wurde bei Gelegen heit des 60. Geburtstages von früheren und jetzigen Schülern, Gemeindemitgliedern und Corpo- rationen erfreuende Ovationen dargebracht. — Den 30. Januar feiert Herr Bürgermeister einer. Hetze in Hohenstein sein 50 jähr. Bürger jubiläum; Herr Ortsdiener Hesse in Krumherms dorf das 30jähr. Ortsdienerjubiläum. — Herr Privatus Zwölsmeier in Schandau feierte das goldene Ehejubiläum. — Der landwirthschaft- liche Verein zu Lohmen, der 202 Mitglieder zählt, hatte im vorigen Jahre 606 Mk. 71. Pf. Einnahmen und 509 Mk. 65 Pf. Ausgaben. — Der Humboldtverein zu Seifhennersdorf feierte sein Stiftungsfest und vollendete das 20. Jahr. Er zählt 349 Mitglieder, hatte 1085 Mk. 71 Pf. Einnahmen und 683 Mk. 85 Pf. Ausgaben. Das Vermögen beträgt 14L6Mk. 37Ps. Der Werth -er Sammlungen beträgt 4000 Mk. — Im Gewerbeverein zu Schandau hielt Herr vr. pM. Suchardt-Dresden einen sehr interessanten Vor trag über seine Reise in Ostafrika. Er beleuch tete Land, Leute und politische Verhältnisse in sehr eingehender Weise und nach allen möglichen Gesichtspunkten. — In Wendischsähre wurde ein Sparverein (zur Bestreitung von Weihnachts ausgaben) begründet. — In Schönfeld bei Pill nitz soll im Gebiete des landwirthschaftlichen Vereins eine „Ortsviehkasse" in's Leben gerufen werden. Von Veränderungen in den beiden Lausitzer Regimentern sind folgende zu bemerken: Die Beförderung des Majors L I» suIta des 3.Jnf.-Reg. Nr. 102 und Vorstand des Festungsgesängnisses zu Dresden Blumstengel zum Oberstlieutenant; die Versetzung des Sekondelieutenants Edler von Querfurth im 3. Jnf.-Reg. Nr. 102 zum 6. Jnf.-Reg. Nr. 105; die Beförderung der Portepeefähnriche Fischer im 3. Jnf.-Reg. Nr. 102 und Lindemann im 4. Jnf.-Reg. Nr. 103 zu Sekondelieutenants. (Oberlausitzer Webschule zu Groß- Schönau i. S.) Anläßlich der Jubiläumsfeier des 25jährigen Bestehens der Oberlausiher Web schule zu Groß-Schönau findet die diesjährige Schülerarbeiten-Ausstcllung dieOsterfciertage über, d. i. am 29., 30. und 31. März a. o., in den Räumen der hiesigen Turnhalle statt, zu deren Besichtigung alle Interessenten ergeben« einge» laden werden. Außer den zahlreichen schriftlichen Arbeiten der theoretischen Weberei und der kauf männischen Fächer, sowie der nannigfaltigen Zeichnungen, wurden in diesem Schuljahr im Praktischen: Leinwand, Jnlet, baumwollen Bett» zeug, baumwollen Hosenzeug, Orleans, Kleiderstoff, Brillantine, Unterrockstoff, Rockstoff, Marquisen- stoff, Matratzrnstoff, Staubtücher, Schürzen, Ab fallbeutel, Kammgarnstoffe, Cheviotstoffe, Damen» und Herrenpaletotstoffe, Buckskin, Bltragrnstoff, carb. Kammgarn-Kleiderstoff«; Jaauard-Bettzeug, — Kleiderbarchent, — Matratzenstoff. Verschiedene Sorten Piqud; Tapetenstoff, Juteläufer, Juteplüsch. Bunte Waffel, Flanell- und Gartend-cken. Gewöhnliche, Frottir- und Paradehandtücher. Servietten, Damastdecken in Leinen und Seide. 4farbige Sophadecken, 5farbige Tischdecken, 6farbige Salonteppiche u. A. m. auf Hand- und mechani schen Stühlen hergestellt. Der Schulbesuch ist im laufenden Schuljahr eist recht erfreulicher, zumal viele ältere Schüler andemselben theilnehmen. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die Oberlausitzer Webschulc von der hohen königl. Staatsregierung das Recht zusteht, fortbildung-schulpflichtigen Schülern, die mit Erfolg ven Tageskursus der Webschule absolvirt haben, von dem weiteren Besuch der Fortbildungsschule zu entbinden. Das Schulgeld beträgt für Sachsen 60, für Richt- Sachsen 150 Mk. pro Kursus, das in 2 Raten pränumerando zu zahlen ist. Der neue Kursus beginnt mit Rücksicht auf die 25jährige Jubiläums feier erst am 13. April a. o. und haben die An meldungen hierzu bis dahin zu erfolgen. O Dresden, 28. Januar. Der gestern und vorgestern erfolgte Einsturz einer 5 Meter hohen — über dem Elbspicgel von jetzt 64 om. unter Null — Ufermaner in Länge von 35 Metern hat einen Absturz von rund 140 bis 150 mMeter Mauerwerk, auf dem rin Eisen bahnschienenstrang vom Packhofe nach der Kohlen bahn hinführte, verursacht, weil nur dieser eine, linkSufrige Strombogen der Marien- (Eisenbahn-) Brücke, der am wenigsten vom Eis gesperrt war, zum Durchlaß des strömenden Wassers offen war, und die Eisschollen an die Ufermauer an schlugen. Die Einfallstrecke ist heute durch Mannschaften der Generaldirektion der Staats bahnen mit 400 bis 500 Sandsäcken ausgesetzt, und sind vor diese gleich Schrägballisaden, gegen 200 Stück 5 bis 6 Meter lange Eisenbahnschienen, gelegt und abgestcist worden. Die Untersuchung der mächtigen Ufermauer hat heute durch das königl. Wasserbauamt stattgefunden und hat sich hierbei die Schadhaftigkeit weiterer 35 laufender Meter Ufermauer ergeben. Morgen erfolgt die Prüfung der Pfeilergründungen und heute hat man, so wie gestern, durch Aussprengen und Aushacken des Eises den zweiten Strombogen gänzlich, den dritten theilweise vom vorlagernden Eise befreit. 48 Mann vom Pionierbataillon (unter Hauptmann Koldevey), von der Fischer innung und vom Wasserbauhof (unter Leitung des Inspektors Grosch) sind mit 8 Kähnen an der Freilegung beschäftigt. Die vom Militär ausgesührten Sprengarbeiten sind interessant genug, um etwas näher beschrieben zu werden. Es werden, da zu wenig Gegendruck nach unten hin vorhanden ist, in die Eisstücke nur mit Pulver geladene Wasserpatroncn — wie man hört, mit prismatischem Pulver gefüllt — eingelegt, gut gedeckt und beschwert und mittelst Zündschnüre entzündet. Ein leichter Rauch steigt auf, die Mannschaften treten 40 bis 50 Meter abseits und nach kurzer Dauer wirst eine von dumpfem Knall begleitete Explosion, je nach Wirksamkeit des Sprengschusses, viel oder wenig Eisstücke empor, spaltet auch bisweilen das Eis auf größere Strecken. Dynamit kann leider des wenigen Widerstandes wegen nicht Verwendung finden. Hunderte von Zuschauern stehen stetig auf der Marienbrücke, um das Fortschreiten der interessanten AnseisungSarbeit zu sehen. Die »I« MmitNMsM s. MWn in Langebrvck i. S. 'beginnt ihren VIII Kursus Ostern 1891. Anmeldungen rechtzeitig erbeten, weil Aufnahme im neuen Anstaltsgebäude (unmittelbar am Wälde gelegen) beschrankt. Alle Examinanden bestanden Hie Prüfung. Für aus der Volksschule austretende Schüler ««bedingt 2jähriger^Kursus. Aufsichtsbehörde: Ministerium de» Kultus und öffentlichen Unterrichts. Systematischer Unterricht Keine Preffe Der Besuch der Anstalt empfiehlt sich auch anderen jungen Leuten, da sie in sicherer Weise für daS praktische Leben vorbereitet. Prospekte und Auskunft gratis durch Alfred Pache, Pf. a. D., «Station der Dresd.-Görl. Eisenbahn. Direktor. Wafferarbeiten und heute vorgenommene Strom- Peilungen geschahen durch Strommeister Stroh, bach und Lootsenmeister Schreiber unter persön licher Oberleitung des kgl. Wasserbaudirektor» Oberbaurath Schmidt. Dieselben ergaben die AuSwühlung verschiedener Löcher in dem Strom, bett durch die treibenden Eisschollen. Gefahr vor Hochwasser ist bei der waltenden kühle« Witterung nicht vorhanden und sind, soweit be kannt, die Stromlagen in Böhmen ebenfalls günstige. Zwischen dem Personen- und Güterbahnhof in Pirna ist am Dienstag Mittag gegen 1 Uhr der Weichensteller Gelfert tödtlich verunglückt. Derselbe wurde von einer Maschine ersaßt, wobei ihm der Aschekasten die Brust eindrückte. Nach etwa einer Stunde erlag der Unglückliche den erlittenen Verletzungen. Nach dem Stande am Ende 1890 beträgt die Länge unserer sächsischen Staatseisendahnen 2594,65 Kilometer. Von dieser Gesammtlänge dienen 2554,29 Kilometer dem Personen- und Güterverkehr, 40,36 nur dem Güterverkehr. Normalspurig sind 2359,10 Kilometer; davon im Bollbetrieb 1730,99 Kilometer, im Sekundär- betrieb 628,11 Kilometer. Schmalspurig sind 235,55 Kilometer. In der vor einiger Zeit zu Leipzig abge haltenen Delegirten - Versammlung des „Allge meinen Sächsischen Lehrervereins" wurde u. A. auch interessantes statistisches Material bekannt gegeben. An den sächsischen Schulen sind un gefähr 7500 Lehrkräfte, und zwar 249 Direk toren, 5520 ständige Lehrer, 136 ständige Lehrer innen, über 1100 Hilfslehrer, 48 HilfSlehrer- innen und 75 Vikare thätig. 4593 Lehrer sind verheirathet. Die Gehalte der Hilfslehrer schwanken zwischen 700 und 1200, die der stän digen Lehrer zwischen 1000 und 3000, der Direktoren zwischen 2100 und 4500. Das Ein kommen vom Kirchendienste der etwa 1500 Kirch schullehrer beträgt bei 440 unter 300, bei 533 über 600 Mark. 8 In Berthelsdorf bei Lunzenau wurden einem Knechte durch die Heckselmaschine 3 Finger abgeschnitten. — Im Karolaschacht zu Weitzig wurde die Ehefrau des Bergarbeiters Grafe vom Schreck getödtet, al- sie erfuhr, daß ihr Mann im Schacht lebensgefährlich verletzt worden. - Anna Terschel, verheirathet und Mutter von 6 unerzogenen Kindern in Oelsnitz, kam durch einen Hunt (Bergwerksfuhrwerk) um's Leben. - - Der 36 jährige Franz Sperling auS Freiberg ist in Amerika von einem Mexikaner aus Rache erschlagen worden. — Der auf der Jagd verletzte Gutsbesitzer Käßner aus Nieder- Steinbach ist gestorben. — Ein am 17. Januar in Chemnitz vermißter Fabrikant ist todt auf dem Kirchhofe ausgesunden worden. — In der Oppel- vorstadt zu Dresden fiel ein kleines Kind aus dem Fenster und wurde schwer verletzt. — Der Bergarbeiter Breitschuh in Hinterneudörfel bei Zwickau wurde durch einen Pistolenschuß gefähr lich verwundet und zwar geschah es durch Un vorsichtigkeit eines Mitarbeiters. — Der Güter bodenarbeiter Bobe in Freiberg kam durch einen Fall auf der Gasse ums Leben und der Schlosser Schöbel dort erlitt schwere Brandwunden, weil er mit einem Arm beim Fall in einen Coaksofen kam. — Dem Tischler Hehl in Borna wurde am 50 jährigen Handwerksjubisäum das allge meine Ehrenzeichen verliehen. — Herr Oberst v. Hammerstein erhielt das Cvmthurkreuz II. Kl. des Weimarischen Ordens der Wachsamkeit. — Die Glaserei und Glashandlung der Gebrüder Liebert in Dresden feierte daS 50jährige Ge schäftsjubiläum. — Die neue Paulikirche zu Dresden (auf dem Königsbrücker Platze) soll den 4. Februar die Weihe empfangen. — Im Jahre 1890 gab eS in Sachsen 529 Kurpfuscher. Vom Schien auf der Weltausstellung in Paris prämiirten und ärztlich verordneten Mayer'fchenBrustsakt aus BreSla«, sicheres Hausmittel bei Katarrh, Huste», Heiserkeit, Keuchhusten, Hals- und Brustbeschwerden hält Lager in Fl. L 1*/, ML und 80 Pf. - C. Meißner in Bischofswerda. Otto Hugert in Bautzen. Die Robert Süßmilch'sch« Kieirmsöl- Po mm ade, L Büchse 5OVfg., hält allein Niederlage für Bischofswerda u. Umgegend Kriedrich May. Leen Büchsen kaust zurück d. Obg.