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hung meines Vermischtes. — (Der Kaiser sieht Alles.) In der nächsten Umgebung des Kaisers, besonders aber unter der Dienerschaft weiß man sehr gut, daß der Kaiser auf das geringste achtet, was in seiner Nähe passirt, jeden Fehler sofort bemerkt und dann rügt. Dieser Aufmerksamkeit des Monarchen haben es jetzt die Beamten der Ber liner Schutzmannschait wohl zu danken, daß sie endlich von dem namentlich in heißen Sommer tagen lästigen Tragen de« Helms mit herunter geschlagenen Schupprnketten befreit sind. Wie diese dienstliche Erleichterung, die allseits mit großer Freude begrüßt worden ist, durch die Aufmerksamkeit des Kaisers herbrigeführt worden ist, darüber erzählt man sich Folgendes: Im Monat December, als der König von Sachsen zum Besuche am hiesigen Hofe weilte, bemerkte der Kaiser auf Bahnhof Friedrichstraße einen Schutzmann, der nut „Schuppenketten unterm Kinn" aus dem Perron stand. Der Kaiser musterte den in strammer Haltung dastehenden Beamten, richtete die Frage an ihn, ob er im Dienst stet« die Schupprnketten heruntergeichlagen trage, und erhielt die Antwort, daß dies dienst lich befohlen sei. Der Kaiser erwiderte nicht weiter und bestieg den Salonwagen. Ganz un erwartet ist jetzt die Anordnung erlassen worden, daß die Schuppenketten hochgetragen werden können. — Berlin, 28. Januar. Heute vormittag fand «ine große Versammlung Arbeitsloser statt, vor etwa 2000 Personen berichtete der sozial demokratische Stadtverordnete Zubsik über da» gemästet und bl gemästet au» dem A»«lande bezogen. 63 Schweine waren einige Tage bi» zu 3 Monaten, SO dagegen länger als 3 Monate tm Jnlande. Nach der Herkunft, der Dauer de» Aufenthaltes der. Schweine im Jnlande und dem Alter der Trichinen zu urtheilen, waren al« im Jnlande inftzirt bb, dagegen 88 als bereit« mit Trichinen behaftet importirt anzusehen. Bei 4 trichinösen Schweinen wird erwähnt, daß bereits früher trichinöse Schweine in den betreffenden Stallungen vorgefunden worden sind; m 21 Ställen, aus denen trichinöse Schweine stammten, waren Ratten zu Hause. Thierische Abfälle waren nur in 4 Fällen gefüttert worden. Dresden. Aus der unter Verwaltung de» Kultusministeriums stehenden „Mende-Stiftung" sind nach Maßgabe der vorhandenen Mittel im vorigen Jahre rund 170,481 M. verwendet worden. Die von der Stifterin ausgesetzten Jahresvermächtnisse, die Einkommensteuer und die statutengemäß zum Reservefonds zu leistenden Abgaben haben von obiger Summe den Betrag von 33,906 M., ferner die nach dem Testament der Stifterin für die Relikten von Beamten, Geistlichen und Lehrern bestimmten Unterstützungen den Betrag von 30,000 M. absorbirt. Vom Rest entfallen 34,050 M. auf lausende Benesizien an Wittwen und nachgelassene Töchter aus ge bildeten Ständen. Die Summe von 42,400 M. ist durch die Kreishauptmannschaften in besonderen Nothsällen an einzelne Personen vertheilt und der Rest von 30,125 M. sonst zu gemeinnützigen Zwecken, zum Theil unter Unterstützung von Vereinen und Anstalten verwendet worden. Der Reservefonds ist Ende vorigen Jahres bis auf rund 111,800 M. angewachsen. Der 430 Mitglieder zählende Militärverein zu Frankenberg wird im August d. I. das Jubiläum seines 50jährigen Bestehens feiern. Glauchau, 27. Januar. DaS Kaiser Wil- Helm-Denkmal soll am 1. September d. I. ent hüllt werden. — Beim Ablagern der Mauern des vor mehreren Tagen abgebrannten Gold- schmidt'schen Gutes im unweit gelegenen Wüsten brand stieß man auf einen 3^/, Pfund schweren Tops mit alten Silbermünzen. Ein recht bedauerliches Unglück hat sich am Montag Nachmittag beim Abeisen des Wehres in der Mulde der Mühle und Pappensabrik zu Klosterbruch ereignet. Der Zimmermann und Wirthschaftsbesitzer Wilhelm Hensel aus Groß weitzschen, der Fabrikarbeiter Ehregott Arnhold aus Naundorf und der Pappenmeister Franz Trinks aus Bärenstein bei Annaberg hatten sich infolge des eingetretenen Thauwetters mit dem Abeisen und Ziehen des Wehraufsatzes gedachter Mühle beschäftigt. Bei dieser Arbeit löste sich eine Eisscholle, aus welcher sich vorgenannte Ar beiter und ein Buchhalter der Fabrik befanden, und ging mit denselben über das Wehr hinab. Erstere drei Genannten verschwanden unter dem Eise, während Letzterer sich durch einen Sprung auf eine andere Eisscholle rettete. Hensel hinter läßt 1 Wittwe und 5 Kinder, Arnhold und Trinks hinterlassen je 1 Wittwe und 1 Kind. Trotz Suchens wurden die Leichname der Ver unglückten bis jetzt nicht gefunden. Zadel, 26. Jan. In schweres Leid wurden am Freitag Nachmittag die Angehörigen von fünf hiesigen Steinbrechern versetzt. In einem Bruche von May und Fliegner - Hamburg, welcher am rechten Elbufer auf Zadeler Flur liegt, fanden zwei Personen ihren Tod und drei wurden schwer verletzt. Infolge der Witterung hatte sich eine Steinwand losgelöst. In unmittelbarer Nähe -er Wand befanden sich der 46 Jahre alte Stein brecher Glasse aus Zadel und sein 13'/, Jahre alter Sohn, der eben da» Vesperbrot brachte. Er beauftragte seinen Sohn, einen Bohrer zu holen; der Knabe holte ihn und war schon im Begriff, seinem Vater das Instrument zu reichen, als mit furchtbarem Getöse die Steinwand ein stürzte und beide, Vater und Sohn, zermalmte. Glasse, der zwei Feldzüge mitgemacht, hinterläßt «och einen Sohn. Drei in der Nähe arbeitende Steinbrecher wurden schwer verletzt. Festesfreude „beigetragen haben, zu " innigem die ganze E?de verdient gemaH" Danke verpflichtet. Bei tstr Unmöglichkeit, kommt zurück auf den Vertrag tu meinen Dank den freundlichen Spendern im Einzelnen auszudrücken, veranlasse ich Sie, diesen Erlaß zur allgemeikien Kenntmß zu bringen. An den Reichskanzler. WUbek« § L. Bei der am Montag im Berliner Schlosse stattgehabten Taufe hat der jüngste Sohn de» KaiserS die Namen Joachim Franz Humbert er halten. Der erste und Rufname ist ein alter Name des Hauses Hohenzollern, den auch zwei Kurfürsten von Brandenburg getragen haben. Joachim I., bekannt als strenger Widersacher der Reformation, war doch rin kraftvoller Fürst, der seinen Landen unendlichen Segen bereitet hat. Joachim II., der die Reformation in der Mark Brandenburg einsührte, war ein ziemlich schwacher Fürst, der sehr glänzend lebte und sich leicht beeinflussen ließ. Sein Berhältniß zu dem Münzmeister Lippold ist bekannt. Die beiden Namen Franz und Humbert de» jüngsten Kaiser« sohneS sind auf die beiden hohen Pathen zurück- zukühren, welche durch den Erzherzog Eugen von Oesterreich und den Prinzen Thomas von Italien, Herzog von Genua, vertreten waren. Fürst Bismarck, der nach Allem, was man aus Friedrichsruh hört, bei vortrefflicher Laune ist, hat an den Kaiser zu dessen Geburtstag ein Gratulationstelegramm nach Berlin gesandt. Wie aus Friedrichsruh unterm 29. d. gemeldet wird, fand beim Fürsten v. Bismarck zu Ehren des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers ein Diner statt, zu dem alle Beamten des Fürsten und verschiedene Gäste geladen waren. Der Fürst erschien in großer Generals uniform, mit dem Schwarzen Adlerorden und dem Orden xour Io wörito und brachte den Toast aus Se. Majestät in warmen und herz lichen Worten aus. Berlin, 29. Januar. Dem Vernehmen nach wird der Chef des Generalstabes Graf Walder« see als Nachfolger des Generals der Infanterie v. Leszcynski das Kommando des 9. Armee- Korps übernehmen. Berlin, 28. Januar. Der Reichstag be schäftigte sich heute mit der zweiten Lesung des Etats. Die Anträge Richter (Erhöhung der Pensionszulagen für die Unterklassen der Militär personen, welche durch Krieg invalid sind) und Douglas Vorlegung eines Gesetzentwurfs zur Beseitigung der Härten des MilitärpensionS- gesetzeS gegenüber den Staats- und Gemeinde beamten) wurden an die Budgetkommission ver wiesen, nachdem der Schatzsekretär v. Maltzahn erklärt hatte, rS fänden gegenwärtig zwischen den betheiligten Ressorts Verhandlungen über die ganze Frage statt. Der Etat des Reichsinvaliden fonds ward bewilligt. Beim Postetat wünscht Abg. Funk di« Ermäßigung der Telephonkosten. Der Abg. Wilisch tritt wiederholt für die Er mäßigung der Gebühren für die Zeitungsdepeschen ein. Abg. Singer spricht gegen die Begünstig ung einzelner Kreise, er beschwert sich über die Schaffung einer „neuen Klasse von Beamten auf Widerruf", welche erfolgte, um die Ver sicherungspflicht für dieselben zu umgehen. Staats sekretär v. Stephan erklärt, zur Zeit sei die Er mäßigung der Telephonkosten nicht angänglich. In allen anderen Ländern sei die Gebühr theil- wcise erheblich höher. ES wäre Leichtsinn, die Gebühren schon jetzt weiter herabzusetzen. Auf die Bürgschaft bei neuen Verbindungen verschie dener Städte könne ebenfalls nicht verzichtet werden. Noch eigenthümlicher erscheine ihm der Antrag meist freisinniger Zeitungen auf Ermä ßigung der Gebühren von ZeitnngStelearammen. Die vielen unwesentlichen Zeitungstelegramme sprächen gewiß für die Billigkeit der Gebühren. Schulen, Universitäten und WohlthätigkeitSzwecke, auch die Börse als großer Kunde, könnten mit größerem Recht Ermäßigungen verlangen. Die Zeitungen verlangten hier Ausnahmetarife, die sie bei andern bekäurpften. Staatssekretär vr. v. Stephan erklärt, da» Wolff'sche Bureau genieße keinerlei finanzielle Begünstigung. Jeder Staat brauche ein Institut, wie das Wolff'sche Bureau. Wenn er Nachrichten habe, so gebe er sie dem Bureau zur Verbreitung in alle Welt. Er spricht sich gegen die Ermäßigung der Zeitung»- telegramme au». Der Abg. Bachem erklärt den Zustand gegenüber dem Wolff'schen Bureau für unhaltbar. Er befürwortet dringend die Petitton der Zeitungen. Berlin, 2S. Januar. (Reichstag.) Zur Tagesordnung steht der Postetat. Staatssekretär ». Stephan stellte die Herabsetzung der Bestell gebühren für Telegramme von 40 auf 20 Pfg. m Aussicht. Abg. Hartmann erklärte,». Stephan Den folgenden Dank de- Kaiser» veröffent- ckicht der „Reich-anzeiger" in der Ausgabe vom 728. Januar: Auch zu meinem diesjährigen Geburtstage, den ich Dank Gottes gnädiger Fügung mit be sonderer Freud« über da» mir zu Theil gewordene Familienglück verleben konnte, sind mir tele graphische und schriftliche Glückwünsche von nah und fern in reicher Anzahl zugegangen. Aufrichtig beglückt durch diese Beweist liebe- »oller Theilnahme, fühle ich mich Allen, welche in dieser Weist zur Danke verpflichtet. "Bei' tstr Unmöglich^ meinen Dank den freundlichen Spendern im hab« sich nicht nur um Deuts kommt zurück auf den Vertrag de» Reich» mit Wolff» Bureau, wenn die Regierungein Interesse an dem Bureau habe, müßte da» Bureau auch öffentlich al» ReaierungSorgan dastehen, wie der Reichsanzeiger. Redner beantragt, den Reichs kanzler zu ersuchen, den Vertrag zur Kenntniß- nähme de» Hause» mitzutheilen. v. Stephan erklärte, die Angelegenheit berühre nicht den Post etat, sondern das Reichsamt de» Innern. Nach längerer Debatte wird der Antrag de» Abg. Richter gegen die Stimmen der Konservativen und der Reichspartei angenommen. Dem Reichstag wird, wie gemeldet wird, in den nächsten Tagen ein Nachtrag zum Etat des Auswärtigen Amt» zugehen. ES ist die Errichtung einer selbstständigen Gesandtschaft in Luxemburg geplant, wofür 30,000 Mk. auSgeworfen werden. Die sozialdemokratische Fraktion des Reichs tages entschied, nachdem „Vorwärts", hinsichtlich der Maifeier, daß den Genossen empfohlen werden soll, die Feier auf den ersten Sonntag im Mai zu verlegen. Ein Aufruf werde die Gründe für diesen Beschluß darlegen. Berlin, 28. Januar. Bei dem Verlassen des Abgeordnetenhauses stürzte der Abgeordnete vr. Windthorst gestern Abend einige Treppenstufen herab und zog sich mehrere Hautabschürfungen besonders im Gesichte zu, doch ist das Allgemein befinden des greisen Herrn heute sehr befriedigend. Hamburg, 28. Januar. Nach einem offen bar aus Friedrichsruh stammenden Artikel der „Hamb. Nachr." wird die Reise des Erzherzogs Franz Ferdinand nach Petersburg als Beweis an gesehen, daß Oesterreich die Möglichkeit eines fried lichen Einvernehmens mit Rußland nicht für aus geschlossen hält. Oe st erreich. Der böhmische Landtag ist am Mittwoch geschlossen worden. In überschwänglichen Worten dankten der Statthalter und der Oberstlandmar schall dem Landtage für seine ersprießliche Tä tigkeit bei der Förderung des Ausgleichswerkes: eS ist nur schade, daß den volltönenden offiziellen Phrasen die Wirklichkeit so wenig entspricht. England. London, 28. Januar. Aus Chile wird ge meldet, daß die Insurgenten von der Rhede von Eoquimbo aus die Stadt bombardiren. Reguläre Truppen aus Valparaiso besetzten das Hospital und die Schulen von La Serena. Die Insurgenten blockiren Tongoi und TorboralliS. Ein Kampf hat in der Nähe von Tongoi stattgefunden, wohin die Regierung 3000 Mann Truppen geschickt hat. Die Insurgenten eroberten Limache Alto, bemächtigten sich der nationalen Faktoreien, vertrieben den Ver walter, einen Freund des Präsidenten Balmaceda und besetzten Quillota. Eigenthum der Ausländer ist bedeutend geschädigt worden. Die fremden Ge sandten drohen, sich einzuschiffen, falls die Insur rektion fortdauere. Balmaceda bat sie, ihre Abreise um wenige Tage aufzuschieben, da er hoffe, die Rebellion niederzuwerfen.